abweisend und erschopft aus.
»Neville?«, wiederholte er stirnrunzelnd.»Das ist Harry Potter.«
»Ich hab's doch gewu?t«, rief Stan schadenfroh.»Ern! Ern! Rat mal, wer Neville ist, Ern! 's ist Harry Potter! Ich kann seine Narbe sehen!«
»Ja«, sagte Fudge unwirsch.»Nun, ich bin sehr froh, da? der Fahrende Ritter Harry aufgelesen hat. Wir beide gehen jetzt rein in den Tropfenden Kessel -«
Fudge verstarkte den Druck seiner Hand auf Harrys Schulter und Harry mu?te sich von ihm in den Pub bugsieren lassen. Eine gebeugte Gestalt mit einer Laterne kam durch die Tur hinter der Bar. Es war Tom, der in Weisheit ergraute zahnlose Wirt.
»Sie haben ihn, Herr Minister!«, sagte Tom.»Wunschen Sie etwas? Bier? Cognac?«
»Vielleicht eine Kanne Tee«, sagte Fudge, der Harry immer noch fest im Griff hielt.
Hinter ihnen horten sie ein lautes Kratzen und Keuchen und dann erschienen Stan und Ern mit Harrys Koffer und Hedwigs Kafig. Sie sahen sich verwirrt um.
»Wieso haste uns denn nicht gesagt, wer du bist, he, Neville?«, sagte Stan und strahlte Harry an, wahrend Ernies eulenhaftes Gesicht interessiert uber Stans Schulter lugte.
»Und einen Raum, wo wir ungestort sein konnen, bitte, Tom«, sagte Fudge ungeduldig.
»Tschau«, sagte Harry bedruckt zu Stan und Ern, wahrend Tom den Minister zum Durchgang hinter der Bar wies.
»Tschau, Neville«, rief Stan.
Tom ging mit erhobener Laterne voran, und Fudge geleitete Harry durch den schmalen Gang in ein kleines Hinterzimmer. Tom schnippte mit den Fingern, ein kleines Feuer entflammte im Kamin und mit einer Verbeugung ging er hinaus.
»Setz dich, Harry«, sagte Fudge und wies auf einen Stuhl neben dem Kamin.
Harry setzte sich; trotz des warmenden Feuers kroch ihm eine Gansehaut die Arme empor. Fudge zog seinen Nadelstreifenumhang aus und warf ihn beiseite, dann krempelte er die Hosenbeine seines flaschengrunen Anzugs hoch und setzte sich Harry gegenuber.
»Ich bin Cornelius Fudge, Harry. Der Zaubereiminister.«
Das wu?te Harry naturlich; er hatte Fudge schon einmal gesehen, doch damals hatte er den Tarnumhang seines Vaters getragen und Fudge erfuhr besser nichts von dieser Geschichte.
Tom, der Wirt, tauchte wieder auf, mit einer Schurze uber seinem Nachthemd und einem Tablett mit Tee und kleinen Brotchen. Er stellte das Tablett auf den Tisch zwischen Fudge und Harry, ging hinaus und schlo? die Tur hinter sich.
»Nun, Harry«, sagte Fudge und schenkte ihnen Tee ein,»du hast uns ganz schon in die Bredouille gebracht, das will ich dir offen sagen. Erst dieses Schlamassel im Haus deiner Verwandten anrichten und dann davonlaufen! Ich furchtete schon… aber du bist in Sicherheit, und das ist alles, was zahlt.«
Fudge butterte eine Brotchenhalfte und schob den Teller Harry zu.
»I?, Harry, du siehst ganz schon mitgenommen aus. Nun denn…
Es wird dich sicher freuen zu horen, da? wir die bedauernswerte Sache mit der aufgeblasenen Miss Magdalene Dursley bereinigt haben. Zwei Mitarbeiter der Abteilung fur die Umkehr verungluckter Zauberei wurden vor ein paar Stunden in den Ligusterweg beordert. Miss Dursley wurde aufgestochen und ihr Gedachtnis ein klein wenig verandert. Sie hat keinerlei Erinnerung an den Vorfall. Es ist also nichts passiert, und die Sache ist erledigt.«
Fudge lachelte Harry uber den Rand seiner Teetasse hinweg an, ganz wie ein guter Onkel, der seinem Lieblingsneffen ein hubsches Geschenk gemacht hat. Harry, der seinen Ohren nicht trauen wollte, offnete den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er hatte sagen konnen, und er klappte ihn wieder zu.
»Aah, du machst dir Sorgen, wie Tante und Onkel reagieren?«, sagte Fudge.»Nun, ich will nicht bestreiten, da? sie Au?erst wutend sind, Harry, aber sie sind bereit, dich nachsten Sommer wieder aufzunehmen, solange du uber Weihnachten und Ostern in Hogwarts bleibst.«
Harry rausperte sich.
»In den Weihnachtsferien und den Osterferien bleibe ich immer in Hogwarts«, sagte er,»und in den Ligusterweg will ich nie wieder zuruck.«
»Schon gut, schon gut, Harry, wenn du dich erst einmal beruhigt hast, denkst du sicher anders daruber«, sagte Fudge in besorgtem Ton.»Es ist schlie?lich deine Familie, und ich bin sicher, ihr mogt euch alle miteinander – ahm – tief im Grunde eurer Herzen.«
Harry hatte keine Lust, Fudge eines Besseren zu belehren. Er wartete immer noch darauf zu horen, was jetzt mit ihm passieren wurde.
»Also mussen wir nur noch klaren«, sagte Fudge und butterte sich sein zweites Brotchen,»wo du die letzten beiden Ferienwochen verbringst. Ich schlage vor, du nimmst hier im Tropfenden Kessel ein Zimmer und -«
»Moment mal«, brach es aus Harry hervor,»was ist mit meiner Bestrafung?«
Fudge zwinkerte.»Bestrafung?«
»Ich hab das Gesetz gebrochen!«, sagte Harry.»Die Verordnung zur Beschrankung der Zauberei Minderjahriger!«
»O mein lieber Junge, wir werden dich doch wegen einer, solchen Lappalie nicht bestrafen!«, rief Fudge und fuchtelte mit der Brotchenhalfte in der Hand ungeduldig durch die Luft.»Es war ein Unfall! Wir schicken doch nicht Leute nach Askaban, nur weil sie ihre Tante aufgeblasen haben!«
Das pa?te nun uberhaupt nicht zu Harrys fruheren Erfahrungen mit dem Zaubereiministerium.
»Letztes Jahr habe ich eine offizielle Verwarnung gekriegt, nur weil ein Hauself einen Teller mit Nachtisch im Haus meines Onkels zerdeppert hat!«, erklarte er Fudge mit gerunzelter Stirn.»Das Zaubereiministerium sagte, wenn dort noch einmal gezaubert wird, werfen sie mich aus Hogwarts raus.«
Wenn Harrys Augen ihn nicht trogen, sah Fudge plotzlich verlegen aus.
»Die Dinge andern sich, Harry… unter den heutigen Umstanden… mussen wir dies und jenes berucksichtigen… du willst doch nicht etwa rausgeworfen werden?«
»Naturlich nicht«, sagte Harry.
»Schon, und warum dann die ganze Aufregung?«, lachte Fudge.»Hier, nimm dir ein Brotchen, Harry, wahrend ich vorne nachfrage, ob Tom noch ein Zimmer fur dich frei hat.«
Fudge verlie? das Hinterzimmer; Harry starrte ihm nach. Etwas au?erst Merkwurdiges ging, hier vor. Warum hatte Fudge ausgerechnet im Tropfenden Kessel auf ihn gewartet, wenn nicht um ihn zu bestrafen? Und nun, da Harry daruber nachdachte, war es doch ungewohnlich, da? der Zaubereiminister sich personlich mit der Zauberei Minderjahriger abgab?
Fudge kam mit Tom zuruck.
»Zimmer elf ist frei, Harry«, sagte Fudge.»Ich bin sicher, du wirst dich hier sehr wohl fuhlen. Nur noch eins, und das wirst du gewi? verstehen… Ich mochte nicht, da? du dich im London der Muggel herumtreibst, klar? Bleib in der Winkelgasse. Und jeden Abend, bevor es dunkel wird, kommst du hierher zuruck. Das verstehst du sicher. Tom wird dich ein wenig im Auge behalten.«
»Gut«, sagte Harry langsam,»aber warum -?«
»Wir wollen dich doch nicht wieder verlieren, nicht wahr?«, sagte Fudge und lachte herzhaft.»Nein, nein… besser, wir wissen, wo du bist… ich meine…«
Fudge rausperte sich laut und griff nach seinem Nadelstreifenumhang.
»Nun, ich mu? gehen, viel zu tun, wei?t du…«
»Haben Sie schon eine Spur von diesem Black?«, fragte Harry.
Fudges Finger rutschten fahrig uber die silbernen Verschlusse seines