Boden sa?. Harry hob seinen Zauberstab auf und rappelte sich hoch. Von nahem sah er, da? Stan Shunpike nur ein paar Jahre alter war als er; achtzehn oder neunzehn hochstens, mit gro?en, abstehenden Ohren und einer hubschen Portion Pickel.

»Was hast du denn da unten gesucht?«, fragte Stan, jetzt ganz ohne seinen beruflichen Ernst.

»Bin hingefallen«, sagte Harry.

»Wozu das denn?«, kicherte Stan.

»War keine Absicht«, sagte Harry genervt. Seine Jeans war an einem Knie aufgerissen und die Hand, die er ausgestreckt hatte, um sich abzufangen, blutete. Plotzlich fiel ihm ein, warum er gesturzt war, drehte sich auf den Fersen um und starrte auf den Durchgang zwischen dem Zaun und der Garage. Die Scheinwerfer des Fahrenden Ritters uberfluteten ihn mit Licht – und nichts war zu sehen.

»Wen suchste denn?«, fragte Stan.

»Da war etwas Gro?es und Schwarzes«, sagte Harry und deutete unsicher auf den Durchgang.»Wie ein Hund… aber riesig.«

Er drehte sich zu Stan um, dessen Mund halb offen stand. Harry war mulmig zumute, als er Stans Augen zu der Narbe auf seiner Stirn wandern sah.

»Was'n das auf deinem Kopf?«, sagte Stan abrupt.

»Nichts«, sagte Harry schnell und patschte sich die Haare auf seine Narbe. Wenn das Zaubereiministerium nach ihm suchte, wollte er es ihnen nicht zu einfach machen.

»Wie hei?t'n du?«, bohrte Stan nach.

»Neville Longbottom.«Das war der erstbeste Name, der ihm einfiel.»Also – also dieser Bus«, fuhr er rasch fort in der Hoffnung, Stan ablenken zu konnen,»du sagst, er fahrt uberallhin?«

»Jep«, sagte Stan stolz,»wo immer du hinwillst, solange es auf Land ist. Unter Wasser geht's nicht.«Wieder sah er Harry mi?trauisch an.»Hor mal, du hast uns doch gewinkt, oder? Hast deinen Zauberstab ausgestreckt, nicht wahr?«

»Ja«, sagte Harry rasch.»Hor mal, wie viel wurde es nach London kosten?«

»Elf Sickel«, sagte Stan,»aber fur dreizehn kriegst du hei?e Schokolade und fur funfzehn eine Flasche warmes Wasser und eine Zahnburste in der Farbe deiner Wahl.«

Wieder kramte Harry in seinem Koffer, zog seinen Geldbeutel heraus und zahlte etwas Silber in Stans Hand. Dann hoben sie gemeinsam den Koffer und Hedwigs Kafig die Stufen des Busses empor.

Es gab keine Sitze; ein halbes Dutzend Messingbetten stand entlang der vorhangbezogenen Fenster. Neben jedem Bett brannten Kerzen in Haltern und beleuchteten die holzgetafelten Wande. Hinten im Bus nuschelte ein winziger Zauberer mit Nachtmutze:»Nicht jetzt, danke, ich pokle gerade ein paar Schnecken«, drehte sich um und schlief weiter.

»Das ist deins«, flusterte Stan und schob Harrys Koffer unter das Bett gleich hinter dem Fahrer, der in einem Lehnstuhl vor dem Steuer sa?.»Das ist unser Fahrer, Ernie Prang. Ern, das ist Neville Longbottom.«

Ernie Prang, ein alterer Zauberer mit dicken Brillenglasern, nickte Harry zu, der noch einmal nervos die Haare auf die Stirn klatschte und sich auf sein Bett setzte.

»Leg los, Ern«, sagte Stan und setzte sich in den Sessel neben Ernie.

Es gab einen weiteren gewaltigen Knall und im nachsten Moment lag Harry flach auf dem Bett, hingeworfen durch die Beschleunigung des Fahrenden Ritters. Er rappelte sich hoch, starrte aus dem Fenster und sah, da? sie nun eine ganz andere Stra?e entlangrollten. Stan musterte Harrys verdutztes Gesicht mit gro?em Vergnugen.

»Hier waren wir, bevor du uns runtergewinkt hast«, sagte er.»Wo sind wir, Ern? Irgendwo in Wales?«

»Hmm«, sagte Ernie.

»Wie kommt es, da? die Muggel den Bus nicht horen?«, fragte Harry.

»Die!«, sagte Stan verachtlich.»Horn nicht richtig hin, nich wahr? Gucken auch nicht richtig. Merken nie nichts, nee.«

»Am besten, du weckst Madam Marsh auf, Stan«, sagte Ern.»Wir sind gleich in Abergavenny.«

Stan ging an Harrys Bett vorbei, stieg eine schmale Holztreppe hoch und verschwand. Harry sah immer noch aus (lern Fenster, zunehmend nervos. Ernie schien den Gebrauch eines Steuers noch nicht gemeistert zu haben. Der Fahrende Ritter holperte immer wieder uber Gehwege, doch nie krachte es. Reihenweise Laternenpfahle, Briefkasten und Mulleimer sprangen ihm aus dem Weg, wenn er sich naherte, und zuruck auf ihren Platz, wenn er vorbei war.

Stan kam wieder herunter, gefolgt von einer Hexe, die in einen Reiseumhang eingehullt war und ein bi?chen grun im Gesicht wirkte.

»Da sind wir, Madam Marsh«, sagte Stan glucklich, als Ern Auf die Bremse trat und die Betten ungefahr einen halben Meter in Richtung Fahrersitz schlitterten. Doch Madam Marsh druckte sich nur schnell ein Taschentuch gegen den Mund und wankte die Stufen hinunter. Stan warf ihr die Tasche hinterher und schlug die Tur zu. Wieder ertonte ein lauter Knall und sie donnerten eine schmale Allee entlang,.m deren Rand die Baume aus dem Weg sprangen.

Harry hatte ohnehin nicht schlafen konnen, selbst wenn er nicht in einem Bus gesessen hatte, der standig laut knallte und hundertfunfzig Kilometer auf einmal uberspringen konnte. Ihm drehte sich der Magen, als ihm wieder die Frage einfiel, was wohl mit ihm geschehen wurde und ob die Dursleys es schon geschafft hatten, Tante Magda von der Decke zu holen.

Stan hatte inzwischen eine Ausgabe des Tagespropheten aufgeschlagen und las mit der Zunge zwischen den Zahnen in dem Blatt. Ein gro?es Foto von einem Mann mit eingesunkenem Gesicht und langem, verfilztem Haar blickte Harry von der Titelseite entgegen. Es kam ihm merkwurdig bekannt vor.

»Der Mann da!«, sagte Harry und verga? fur eine Welle seine Sorgen,»er war in den Muggelnachrichten.«

Stanley blatterte zur Titelseite zuruck und kiekste.

»Sirius Black«, sagte er kopfnickend.»Naturlich war er in den Muggelnachrichten, Neville. Wo hast du eigentlich gesteckt?«

Beim Anblick von Harrys ratloser Miene kicherte er uberlegen, ri? die Titelseite heraus und gab sie Harry.

»Du solltest mehr Zeitung lesen, Neville.«

Harry hielt das Blatt ins Kerzenlicht und las:

Black immer noch auf freiem Fu?

Sirius Black, der wohl beruchtigste Gefangene, der je in der Festung von Askaban sa?, ist immer noch auf der Flucht, wie das Zaubereiministerium heute bestatigte.

»Wir tun alles, was wir konnen, um Black zu fassen«, sagte Zaubereiminister Cornelius Fudge heute Morgen,»und wir bitten alle Hexen und Zauberer, Ruhe zu bewahren.«

Fudge wurde von Mitgliedern der Internationalen Vereinigung von Zauberern kritisiert, weil er den Premierminister der Muggel von der Krise unterrichtet hatte.

»Nun, es blieb mir nichts anderes ubrig, wissen Sie«, sagte der verargert wirkende Fudge.»Black ist verruckt. Er ist eine Gefahr fur jeden, der ihm uber den Weg lauft, ob Magier oder Muggel. Der Premierminister hat mir versichert, da? er kein Wort daruber verlauten lassen wird, wer Black in Wahrheit ist. Und seien wir ehrlich – wer wurde ihm schon glauben?«

Wahrend die Muggel gewarnt wurden, da? Black mit einer Pistole bewaffnet ist (eine Art metallener Zauberstab, mit dem sich die Muggel gegenseitig umbringen), lebt die Zauberergemeinschaft in Furcht vor einem weiteren Massaker wie dem vor zwolf Jahren, als Black mit einem einzigen Fluch dreizehn Menschen totete.

Harry sah in die uberschatteten Augen von Sirius Black, die einzige Partie des eingesunkenen Gesichts, die lebendig schien. Harry hatte nie einen Vampir getroffen, doch er hatte Bilder von ihnen im Unterricht gesehen, in Verteidigung gegen die dunklen Kunste, und Black, mit seiner wachswei?en Haut,

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