sagte Hermine kuhl.

»Professor Trelawney hat gesagt, du hast nicht die richtige Aura! Zur Abwechslung bist du mal 'ne richtige Lusche in einem Fach, und das gefallt dir nicht!«

Er hatte einen empfindlichen Nerv getroffen. Hermine klatschte ihr Arithmantikbuch so hart auf den Tisch, da? uberall Fleisch- und Karottenstuckchen umherflogen.

»Wenn gut sein in Wahrsagen hei?t, da? ich so tun mu?, als wurde ich Todesomen in einem Haufen Teeblatter erkennen, dann wei? ich nicht, ob ich das Zeug uberhaupt lernen soll! Dieser Unterricht war im Vergleich zu meiner Arithmantikstunde einfach haarstraubender Unfug!«

Sie packte ihre Tasche und schritt stolz von dannen.

Stirnrunzelnd sah ihr Ron nach.

»Wovon redet sie eigentlich?«, sagte er zu Harry.»Sie war doch noch gar nicht in Arithmantik.«

Harry war froh, nach dem Mittagessen nach drau?en zu kommen. Der Regen von gestern hatte sich verzogen; der Himmel war klar und blassgrau; das feuchte Gras unter ihren Fu?en federte, als sie zu ihrer ersten Stunde Pflege magischer Geschopfe gingen.

Ron und Hermine schwiegen sich an. Harry ging ebenfalls schweigend neben ihnen her, uber den sanft abfallenden Rasen hinuber zu Hagrids Hutte am Rande des Verbotenen Waldes. Erst als er drei nur zu bekannte Rucken vor sich sah, wurde ihm klar, da? sie zusammen mit den Slytherins Unterricht hatten. Malfoy redete lebhaft auf Crabbe und Goyle ein, die gackernd lachten. Harry ahnte wohl, woruber sie sprachen.

Hagrid wartete an der Tur seiner Hutte auf die Klasse. Da stand er in seinem Umhang aus Maulwurffell, Fang, den Sauruden, an den Fersen, und schien kaum erwarten zu konnen, endlich anzufangen.

»Kommt, bewegt euch!«, rief er den naher kommenden Schulern zu.»Hab 'ne kleine Uberraschung fur euch! Wird 'ne tolle Stunde! Sind alle da? Schon, dann folgt mir!«

Einen qualenden Moment lang dachte Harry, Hagrid wurde sie in den Wald fuhren; dort hatte Harry genug Schreckliches erlebt, um fur den Rest des Lebens die Nase voll zu haben. Doch Hagrid ging um einen Auslaufer des Waldes herum und funf Minuten spater standen sie am Rand einer Art Pferdekoppel. Sie war leer.

»Stellt euch dort druben am Zaun auf!«, rief er.«Sehr schon – pa?t auf, da? alle etwas sehen konnen – und jetzt schlagt erst mal eure Bucher auf -«

»Wie denn?«, ertonte das kalte Schnarren Malfoys.

»Was denn?«, sagte Hagrid.

»Wie sollen wir unsere Bucher offnen?«, sagte Malfoy. Er nahm sein Monsterbuch der Monster heraus, das er mit einem langen Seil zugebunden hatte. Auch die anderen zogen ihre Bucher hervor; manche, wie Harry, hatten es mit einem Gurtel zugeschnurt; andere hatten sie in enge Taschen gestopft oder sie mit gro?en Wascheklammern gezahmt.

»Hat denn… hat denn kein Einziger sein Buch offnen konnen?«, fragte Hagrid ganz verdattert.

Die Schuler schuttelten die Kopfe.

»Ihr mu?t sie streicheln«, sagte Hagrid, als ware es ganz selbstverstandlich.»Seht mal -«

Er nahm Hermines Buch und ri? das Zauberband herunter. Das Buch versuchte zu bei?en, doch Hagrid fuhr mit seinem riesigen Zeigefinger an seinem Rucken entlang und das Buch fing an zu zittern, klappte auf und blieb ruhig in seiner Hand liegen.

»Oh, wie dumm wir doch alle waren!«, hohnte Malfoy.»Wir hatten sie streicheln sollen! Da hatten wir doch von allein draufkommen konnen!«

»Ich – ich dachte, sie sind ganz lustige Dinger«, sagte Hagrid unsicher zu Hermine.

»Oh – total lustig!«, sagte Malfoy.»Unglaublich witzig, uns Bucher zu geben, die uns die Hande abrei?en wollen!«

»Halt den Mund, Malfoy«, sagte Harry leise. Hagrid wirkte bedruckt und Harry wollte, da? seine erste Stunde ein Erfolg wurde.

»Na denn«, sagte Hagrid, der den Faden verloren zu haben schien,»also – ihr habt jetzt eure Bucher – und – jetzt braucht ihr die magischen Tiere. ja. Also geh ich sie mal holen. Wartet mal…«

Er ging in Richtung Wald davon und verschwand.

»Mein Gott, diese Schule geht noch vor die Hunde«, sagte Malfoy laut.»Dieser Hornochse gibt auch noch Unterricht, mein Vater kriegt 'nen Anfall, wenn ich ihm das erzahle.«

»Halt den Mund, Malfoy«, sagte Harry noch einmal.

»Pa? auf, Potter, hinter dir steht ein Dementor!«

»Uuuuuuh!«, kreischte Lavender Brown und deutete auf die andere Seite der Koppel.

Ein Dutzend der wunderlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte, trotteten auf sie zu. Sie hatten die Korper, Hinterbeine und Schwanze von Pferden, doch die Vorderbeine, Flugel und Kopfe waren die riesiger Adler mit grausamen, stahlfarbenen Schnabeln und gro?en, leuchtend orangeroten Augen. Die Krallen an ihren Vorderbeinen waren lang wie Hande und sahen todbringend aus. Jedes der Biester hatte einen dicken Lederkragen um den Hals, an dem eine lange Kette befestigt war, und alle Ketten liefen in den Pranken Hagrids zusammen, der hinter den Wesen in die Koppel gelaufen kam.

»Uuiii, hoch da!«, brullte er mit den Ketten klirrend und trieb die Biester an die Stelle des Zauns, wo die Klasse stand. Alle wichen ein wenig zuruck, als Hagrid naher kam und die Geschopfe an den Zaun band.

»Hippogreife«, donnerte Hagrid gluckselig und winkte Ihnen zu.»Herrlich, nicht wahr?«

Harry sah durchaus, was Hagrid meinte. Wenn man einmal den ersten Schreck angesichts einer Kreatur uberwunden hatte, die halb Pferd, halb Vogel war, lernte man den Anblick der Hippogreife zu schatzen, deren schimmerndes Gefieder allmahlich in Fell uberging. Sie waren alle von ganz unterschiedlicher Farbe: sturmgrau, bronze, rostrot, schimmernd kastanienbraun und tintenschwarz.

Hagrid rieb sich die Hande und strahlte in die Runde.»So«, sagte er,»wollt ihr nicht ein wenig naher kommen?«

Keiner schien sich darum zu rei?en. Harry, Ron und Hermine jedoch naherten sich vorsichtig dem Zaun.

»Nun, als Erstes mu?t ihr wissen, da? Hippogreife stolz sind«, sagte Hagrid.»Sind leicht beleidigt, diese Hippogreife. Beleidigt nie keinen, denn das konnte eure letzte Tat gewesen sein.«

Malfoy, Crabbe und Goyle horten nicht zu; sie unterhielten sich gedampft und Harry hatte das unangenehme Gefuhl, da? sie ausheckten, wie sie den Unterricht am besten storen konnten.

»Ihr mu?t immer abwarten, bis der Hippogreif den ersten Schritt macht«, fuhr Hagrid fort.»Das ist hoflich, versteht ihr? Ihr geht auf ihn zu und verbeugt euch und wartet. Wenn er sich auch verbeugt, durft ihr ihn beruhren. Wenn er's nicht tut, dann macht euch schleunigst davon, denn diese Krallen tun weh.

Also, wer will als Erster?«

Die meisten wichen noch weiter zuruck. Auch Harry, Ron und Hermine war nicht wohl zumute. Die Hippogreife warfen ihre grimmigen Kopfe in die Luft und spannten ihre machtigen Flugel; offenbar konnten sie es nicht leiden, angezaunt zu sein.

»Keiner?«, sagte Hagrid mit flehendem Blick.

»Ich mach's«, sagte Harry.

Hinter sich horte er ein lautes Aufatmen und Lavender und Parvati flusterten:»Ooooo nein, Harry, denk an deine Teeblatter!«

Harry achtete nicht auf sie. Er kletterte uber den Zaun der Koppel.

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