Gryffindors, von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, war um sein Bett versammelt. Auch Ron und Hermine waren da und sahen aus, als kamen sie gerade aus einem Schwimmbecken.
»Harry!«, sagte Fred, der unter all dem Schlamm kasebleich aussah,»wie geht's dir?«
Es war, als wurde Harrys Gedachtnis schnell zuruckgespult. Die Blitze – der Grimm – der Schnatz – und die Dementoren -
»Was ist passiert?«, fragte er und setzte sich so plotzlich auf, da? sie die Munder aufrissen.
»Du bist abgesturzt«, sagte Fred.»Mussen. wohl – ungefahr – funfzehn Meter gewesen sein.«
»Wir dachten, du seist tot«, sagte Alicia, die es am ganzen Leib schuttelte.
Von Hermine kam ein leises Schluchzen. Das Wei?e ihrer Augen war blutunterlaufen.
»Aber das Spiel«, sagte Harry.»Was ist damit? Wird es wiederholt?«
Keiner sagte ein Wort. Die schreckliche Wahrheit drang in Harry ein wie ein Stein.
»Wir haben – verloren?«
»Diggory hat den Schnatz gefangen«, sagte George.»Kurz nach deinem Absturz. Er hatte nicht gesehen, was passiert war. Als er sich umsah und dich auf dem Boden liegen sah, wollte er seinen Fang fur ungultig erklaren und ein Wiederholungsspiel ansetzen lassen. Aber im Grunde haben sie verdient gewonnen… selbst Wood gibt es zu.«
»Wo ist Wood?«, fragte Harry, dem plotzlich auffiel, da? er fehlte.
»Noch unter der Dusche«, sagte Fred.»Wir glauben, er versucht sich zu ertranken.«
Harry legte das Gesicht auf die Knie und raufte sich die Haare. Fred packte ihn an der Schulter und schuttelte ihn grob.
»Komm schon, Harry, du hast doch sonst immer den Schnatz geschnappt.«
»Einmal mu?te er dir ja durch die Lappen gehen«, sagte George.
»Noch ist nicht aller Tage Abend«, sagte Fred.»Wir haben hundert Punkte verloren, na und? Wenn Hufflepuff gegen Ravenclaw verliert und wir Ravenclaw und Slytherin schlagen -«
»Hufflepuff mu? mit mindestens zweihundert Punkten Ruckstand verlieren«, sagte George.
»Aber wenn sie Ravenclaw schlagen -«
»Unmoglich, Ravenclaw ist zu gut. Aber wenn Slytherin gegen Hufflepuff verliert…«
»Das hangt alles vom Punktekonto ab – jedenfalls braucht es immer hundert Punkte Ruckstand -«
Harry lag da und sagte kein Wort. Sie hatten verloren – zum ersten Mal hatte er ein Quidditch-Spiel verloren.
Nach gut zehn Minuten kam Madam Pomfrey herein und wies sie an, ihn jetzt in Ruhe zu lassen.
»Wir kommen spater wieder«, versicherte Fred.»Mach dich nicht selber fertig, Harry, du bist immer noch der beste Sucher, den wir je hatten.«
Das Team marschierte hinaus und lie? nur eine Schlammspur zuruck. Mit mi?billigendem Blick schlo? Madam Pomfrey die Tur hinter ihnen. Ron und Hermine traten naher an Harrys Bett.
»Dumbledore war wirklich wutend«, sagte Hermine mit bebender Stimme.»So hab ich ihn noch nie erlebt. Wahrend du fielst, rannte er aufs Spielfeld und wedelte mit seinem Zauberstab, und irgendwie wurdest du langsamer, bevor du aufgeschlagen bist. Dann hat er mit dem Zauberstab zu den Dementoren hinubergefuchtelt und silbernes Zeugs gegen sie abgeschossen. Sie sind sofort abgehauen… er war stinksauer, weil sie ins Stadion gekommen sind, wir haben ihn schimpfen gehort -«
»Dann hat er dich auf eine Trage gezaubert«, sagte Ron,»und ist mit dir neben sich schwebend hoch zur Schule gegangen. Alle dachten, du seist…«
Seine Stimme erstarb, doch Harry horte ohnehin kaum zu. Er dachte daruber nach, was die Dementoren ihm angetan hatten… er dachte an die Schreie. Er blickte auf und Ron und Hermine sahen ihn so gespannt an, da? er sich rasch uberlegte, was er sagen konnte.
»Hat jemand meinen Nimbus mitgenommen?«
Ron und Hermine warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Ahm -«
»Was?«, sagte Harry und sah sie abwechselnd an.
»Nun ja… als du abgesturzt bist, wurde er weggeweht«, sagte Hermine zogernd.
»Und?«
»Und er ist – gegen – o Harry – gegen die Peitschende Weide gekracht.«
Harrys Inneres verkrampfte sich. Die Peitschende Weide war ein sehr jahzorniger Baum mitten auf dem Schlo?gelande.
»Und?«, sagte er, und vor der Antwort war ihm ganz bange.
»Tja, du kennst ja die Peitschende Weide«, sagte Ron.»Sie – ahm – mag nicht gern belastigt werden.«
»Professor Flitwick hat ihn geholt, kurz bevor du wieder zu dir gekommen bist«, sagte Hermine kaum vernehmlich.
Zogernd langte sie nach einer Tasche zu ihren Fu?en, stellte sie auf den Kopf und schuttelte ein Dutzend zersplitterte Holzstucke und angeknackstes Reisig auf das Bett, die letzten Uberreste von Harrys treuem, am Ende geschlagenem Besen.
Die Karte des Rumtreibers
Madam Pomfrey beschlo? resolut, Harry ubers Wochenende im Krankenflugel zu behalten. Er widersprach nicht und klagte auch nicht, doch sie durfte nichts von den klaglichen Uberbleibseln seines Nimbus Zweitausend fortwerfen. Das war albern, und er wu?te es, denn der Nimbus war nicht mehr zu retten, und doch konnte er einfach nicht anders: Er hatte das Gefuhl, einen guten Freund verloren zu haben.
Der Strom der Besucher ri? nicht ab, und alle kamen, um ihn aufzumuntern. Hagrid schickte ihm einen Strau? Ringelblumen, der wie ein gelber Kohlkopf aussah, und Ginny Weasley, puterrot angelaufen, tauchte mit einer selbst gebastelten Genesungskarte auf, die mit schriller Stimme zu singen begann, wenn Harry sie nicht unter einer schweren Obstschale zum Schweigen brachte. Das Team der Gryffindors tauchte am Sonntagmorgen wieder auf, und diesmal war auch Wood dabei. Er mache Harry nicht den geringsten Vorwurf, sagte er mit merkwurdig hohler, lebloser Stimme. Ron und Hermine wichen nur nachts von Harrys Bett. Doch was sie auch sagten oder taten, sie konnten Harry nicht aufheitern, denn sie wu?ten nur die Halfte von dem, was ihn wirklich beunruhigte.
Keinem hatte er von dem Grimm erzahlt, nicht einmal Ron und Hermine, denn wu?te, da? Ron panisch und Hermine spottisch reagieren wurde. Tatsache blieb jedoch, da? er jetzt schon zweimal erschienen war, und beiden Erscheinungen waren lebensgefahrliche Unfalle gefolgt. Beim ersten Mal war er beinahe vom Fahrenden Ritter uberrollt worden; beim zweiten Mal war er von seinem Besen funfzehn Meter in die Tiefe gesturzt. Wurde der Grimm ihn jagen, bis er wirklich starb? Sollte er fur den Rest seines Lebens unentwegt nach dem Untier Ausschau halten?
Und dann waren da noch die Dementoren. Immer, wenn Harry an sie dachte, wurde ihm schlecht und er fuhlte sich gedemutigt. Alle sagten, die Dementoren seien schrecklich, aber kein