Harry und Ron hatten es langst aufgegeben, sie zu fragen, wie sie es schaffte, mehrere Facher gleichzeitig zu belegen, doch als sie ihre Liste mit den Prufungsterminen sahen, konnten sie sich nicht mehr zuruckhalten. In der ersten Spalte hie? es:

Montag

9 Uhr Arithmantik

9 Uhr Verwandlung

Mittagessen

13 Uhr Zauberkunst

13 Uhr Alte Runen

»Hermine?«, sagte Ron behutsam, weil sie in den vergangenen Tagen gern explodierte, wenn man sie unterbrach»Ahm – bist du sicher, da? du diese Prufungszeiten richtig abgeschrieben hast?«

»Was?«, fauchte Hermine, nahm ihren Plan zur Hand und warf einen Blick darauf»Ja, stimmt doch alles.«

»Hat es irgendeinen Sinn dich zu fragen, wie du in zwei Prufungen zugleich sitzen willst?«, fragte Harry.

»Nein«, sagte Hermine knapp.»Hat einer von euch mein Numerologie und Grammatica rumliegen sehen?«

»Ach ja, ich wollte im Bett noch ein wenig lesen und hab's mir ausgeliehen«, sagte Ron, wenn auch recht leise Hermine kramte unter ihren vielen Pergamentstapeln nach dem Buch. In diesem Moment raschelte es am Fenster und Hedwig flatterte mit einer Nachricht im Schnabel herein.

»Von Hagrid«, sagte Harry und ri? den Umschlag auf.»Die Berufungsverhandlung von Seidenschnabel – findet am achten Juni statt.«

»Das ist doch unser letzter Prufungstag«, sagte Hermine, wahrend sie immer noch nach ihrem Arithmantikbuch stoberte.

»Sie kommen dafur eigens hierher«, sagte Harry und las weiter aus dem Brief vor,» jemand vom Zaubereiministerium und… und ein Henker.«

Hermine blickte verdutzt auf

»Sie bringen den Henker mit zur Berufung! Das klingt doch, als hatten sie schon alles entschieden!«

»Ja, allerdings«, sagte Harry langsam.

»Das konnen sie nicht machen!«, heulte Ron,»ich hab Ewigkeiten gebraucht, um fur Hagrid diese Walzer durchzuarbeiten, das konnen sie nicht einfach abtun!«

Doch Harry hatte das schreckliche Gefuhl, da? der Ausschu? fur die Beseitigung gefahrlicher Geschopfe die Sache bereits entschieden hatte, ganz so, wie Mr Malfoy es wollte. Draco, seit dem Triumph der Gryffindors im Quidditch auffallend kleinlaut, schien in den folgenden Tagen wieder ganz das alte Gro?maul zu werden. Nach hamischen Bemerkungen zu schlie?en, die Harry mithorte, war sich Malfoy sicher, da? Seidenschnabel hingerichtet wurde, und er war offenbar hochst zufrieden mit sich, weil er selbst alles angezettelt hatte. Bei solchen Gelegenheiten konnte sich Harry nur mit Muhe davon abhalten, es Hermine nachzutun und Malfoy ein paar Ohrfeigen zu verpassen. Und das Schlimmste war, da? sie weder Zeit noch Gelegenheit hatten, Hagrid zu besuchen, denn die strengen neuen Sicherheitsregeln waren nicht aufgehoben worden, und Harry traute sich nicht, seinen Tarnumhang aus dem Geheimgang unter der einaugigen Hexe zu holen.

Die Prufungswoche begann, und eine unnaturliche Stille breitete sich im Schlo? aus. Montag um die Mittagszeit kamen die Drittkla?ler aus Verwandlung. Ausgelaugt und mit bleichen Gesichtern verglichen sie ihre Ergebnisse und klagten, wie schwer die Aufgaben diesmal gewesen seien. Zum Beispiel mu?ten sie eine Teekanne in eine Schildkrote verwandeln. Hermine argerte sie alle, weil sie sich daruber aufregte, da? ihre Schildkrote eher wie eine Krote ausgesehen habe, woruber die andern mehr als froh gewesen waren.

»Meine hatte den Schnabel der Teekanne als Schwanz, ein Alptraum war das…«

»Sollten die Schildkroten eigentlich Dampf auspusten?«

»Meine hatte diese chinesische Porzellanmalerei auf dem Schild, glaubt ihr, sie ziehen mir dafur Punkte ab?«

Dann, nach einem hastigen Mittagessen, ging es gleich wieder nach oben zur Prufung in Zauberkunst. Hermine hatte Recht gehabt; Professor Flitwick prufte sie tatsachlich in Aufmunterungszaubern. Harry, nervos wie er war, trieb es ein wenig zu weit. Ron, sein Partner, fing aufgedreht an zu lachen und konnte sich nicht mehr einkriegen, so da? man ihn schlie?lich zum Abkuhlen in ein ruhiges Zimmer bringen mu?te, bevor er selbst die Prufung ablegen konnte. Nach dem Abendessen kehrten sie rasch zuruck in ihren Gemeinschaftsraum, nicht etwa, um sich zu entspannen, sondern um fur Pflege magischer Geschopfe, Zaubertranke und Astronomie zu buffeln.

Hagrid nahm die Prufung am nachsten Morgen mit ausgesprochen besorgter Miene ab; mit dem Herzen schien er ganz woanders zu sein. Er hatte fur die Klasse einen gro?en Zuber frischer Flubberwurmer vorbereitet und erklarte ihnen, wenn sie die Prufung bestehen wollten, mu?ten die Wurmer nach einer Stunde immer noch am Leben sein. Da Flubberwurmer am besten gediehen, wenn man sie vollkommen in Ruhe lie?, war das die leichteste Prufung ihres Lebens, und zudem hatten Harry, Ron und Hermine genug Zeit, um mit Hagrid zu sprechen.

»Schnabelchen ist ein wenig trubselig«, berichtete Hagrid, der sich tief gebuckt hatte und so tat, als schaue er nach, ob Harrys Flubberwurm noch lebte.»Ist jetzt schon so lange eingesperrt. Aber was soll man machen… ubermorgen wissen wir's – so oder so -«

Am selben Nachmittag hatten sie Zaubertranke, und das war schlichtweg eine Katastrophe. Harry konnte tun, was er wollte, er schaffte es einfach nicht, sein Verwirrungs-Elixier einzudicken. Snape beobachtete ihn mit heimtuckischem Vergnugen, und bevor er weiterging, machte er einen Kringel auf sein Blatt, der verdachtig wie eine Sechs aussah.

Um Mitternacht war Astronomie dran, oben auf dem hochsten Turm; Geschichte der Zauberei war Mittwochmorgen, und Harry kritzelte alles hin, was Florean Fortescue ihm je uber die mittelalterliche Hexenverfolgung erzahlt hatte, wahrend er sich in diesem stickigen Klassenzimmer nichts sehnlicher wunschte, als einen Becher von Fortescues Kokosnu?eis vor sich stehen zu haben. Mittwochnachmittag war die Prufung in Krauterkunde, in den Gewachshausern unter der gluhend hei?en Sonne; dann ging es mit sonnenverbrannten Nacken sofort zuruck in den Gemeinschaftsraum, wo sie sehnsuchtig schon an Freitagnachmittag dachten, wenn alles vorbei sein wurde.

Die vorletzte Prufung am Donnerstagmorgen war Verteidigung gegen die dunklen Kunste. Professor Lupin hatte die ungewohnlichste Aufgabe von allen vorbereitet, eine Art Hindernisrennen drau?en in der Sonne. Sie mu?ten durch einen tiefen Tumpel stapfen, in dem ein Grindeloh lauerte, eine Reihe von Erdlochern voller Rotkappen uberqueren, durch ein sumpfiges Feld waten und dabei die irrefuhrenden Wegangaben eines Hinkepanks mi?achten, und schlie?lich in einen alten Schrankkoffer klettern und sich mit einem neuen Irrwicht herumschlagen.

»Hervorragend, Harry«, murmelte Lupin, als Harry grinsend aus dem Koffer stieg.»Volle Punktzahl.«

Mit freudig geroteten Wangen blieb Harry noch eine Weile, um Ron und Hermine zuzusehen. Ron kam gut voran, bis er auf den Hinkepank traf, der es schaffte, ihn so zu verwirren, da? er hufthoch im Morast versank. Hermine gelang alles tadellos, bis sie zum Koffer mit dem Irrwicht kam. Nach einer Minute im Innern platzte sie schreiend heraus.

»Hermine!«, sagte Lupin verblufft,»was ist denn los?«

»P… Professor McGonagall!«, stammelte Hermine und deutete auf den Koffer.»S-sie sagt, ich sei uberall durchgerasselt!«

Es dauerte eine Welle, bis Hermine sich wieder gefangen hatte. Unterwegs zuruck zum Schlo? kicherte Ron immer noch ein wenig uber ihren Irrwicht, doch angesichts dessen, was sie oben am Portal erwartete, kam es nicht zum Streit.

Dort stand Cornelius Fudge, leicht schwitzend in seinem Nadelstreifenumhang, und spahte uber das Land. Er stutzte, als er Harry erkannte.

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