»Sirius?«sprach Harry erneut, aber viel leiser jetzt wo er naher dran war.
Er hatte das merkwurdige Gefuhl, da? dort jemand rechts hinter dem Schleier auf der anderen Seite des Torbogens stand. Er umklammerte seinen Zauberstab sehr fest und umrandete die Plattform, aber dort war niemand; alles was zu sehen war, war die andere Seite von dem zerrissenen schwarzen Schleier
»La? uns gehen,«rief Hermine von der Mitte der steinernen Stufen.»Das ist nicht richtig Harry, komm, la? uns gehen.«
Sie klang angstlich, viel angstlicher als sie in dem Raum mit den schwimmenden Gehirnen war, doch Harry dachte, da? der Torbogen etwas schones an sich hatte, obwohl er alt war. Der leicht flatternde Schleier irritierte ihn; er spurte ein sehr starkes Verlangen, das Podest hochzuklettern und durch ihn durch zu gehen.
»Harry, la? uns gehen, OK?«sagte Hermine noch bestimmter.
»OK,«sagte er, aber er bewegte sich nicht. Er hatte gerade etwas gehort. Schwach flusternde, murmelnde Gerausche kamen von der anderen Seite des Schleiers.
»Was sagst Du?«sagte er sehr laut, so da? seine Worte uberall in den Steinbanken widerhallten.
»Da spricht niemand, Harry!«sagte Hermine, die sich nun zu ihm hin bewegte.
»Jemand flustert dort hinter,«sagte er und bewegte sich ausserhalb ihrer Reichweite und untersuchte weiterhin den Schleier.»Bist Du das, Ron?«
»Ich bin hier, Kumpel,«sagte Ron, und erschien auf der Seite des Torbogens.
»Kann das niemand anderes horen?«fragte Harry, denn das Flustern und Gemurmel wurde lauter; ohne es gemerkt zu haben, fand er seinen Fu? auf dem Podest wieder.
»Ich kann sie ebenfalls horen,«flusterte Luna, ging um den Torbogen herum und starrte auf den flatternden Schleier.
»Dort sind Leute drin!«
»Was meinst Du damit,»dort drin«?«fragte Hermine und sprang von der obersten Stufe und klang noch wutender,»da ist niemand»dort drin,«das ist nur ein Torbogen, da ist kein Platz fur irgendjemanden um dort zu sein. Harry, la? es, komm weg -«
Sie packte seinen Arm und zog, aber er wehrte sich.
»Harry, wir sollten hier sein um Sirius zu helfen!«sagte sie in einer hohen, schrillen Stimme.
»Sirius,«wiederholte Harry und starrte weiterhin den immer noch flatternden Schleier an.»Jaaa…«
Ein Gedanke machte sich in seinem Gehirn breit; Sirius, gefangen genommen und gefoltert, und er starrt diesen Torbogen an…
Er ging einige Schritte vom Torbogen weg und wand seinen Blick weg vom Schleier.
»La? uns gehen,«sagte er…»Das versuche ich die ganze Zeit zu sagen – also gut, kommt jetzt!«sagte Hermine und sie ging den Weg zuruck ums Podest. Auf der anderen Seite starrten Ginny und Neville ebenfalls wie in Trance auf den Schleier. Ohne zu sprechen, nahm sie Ginnys Arm, Ron griff Nevilles Arm, und sie marschierten zuruck zu der untersten Steinbank und kletterten den ganzen Weg zuruck hoch zur Tur.
»Was meinst Du, was dieser Torbogen war?«fragte Harry Hermine als sie wieder den dunklen kreisformigen Raum betraten.
»Ich wei? es nicht, aber was immer es war, es war gefahrlich,«sagte sie bestimmt, und wieder markierte sie die Tur mit einem brennenden Kreuz.
Einmal mehr bewegte sich die Mauer und erneut kam sie zum Stillstand. Harry naherte sich zufallig einer anderen Tur und druckte sie. Sie ruhrte sich nicht.
»Was ist los?«sagte Hermine.
»Sie ist… verschlossen…«sagte Harry und schmiss sich mit seinem Gewicht gegen die Tur, aber sie bewegte sich nicht.
»Die ist es, nicht wahr?«sagte Ron aufgeregt, und ging zu Harry um ihm zu helfen die Tur gewaltsam zu offnen.
»Jede Wette!!«
»Geht aus dem weg!«sagte Hermine scharf. Sie zeigte mit ihrem Zauberstab auf den Platz, wo bei einer normalen Tur das Schloss ware und sagte,»Alohomora!«
Nichts passierte.
»Sirius«Messer!«sagte Harry. Er holte es aus dem innern seines Umhangs und schob es in den Sprung zwischen Tur und Mauer. Die anderen sahen gespannt zu wie er es von oben nach unten fuhrte, es zurucknahm und dann seine Schulter erneut gegen die Tur rammte. Sie blieb genauso fest verschlossen wie zuvor. Ausserdem sah Harry, als er auf das Messer schaute, da? die Klinge geschmolzen war.
Also schon, wir verlassen diesen Raum,«sagte Hermine entschieden.
»Aber was wenn es genau dieser ist?«sagte Ron und starrte auf ihn mit einer Mischung aus Furcht und Sehnsucht.
»Er kann es nicht sein, Harry konnte in seinem Traum durch alle Turen hindurchgehen,«sagte Hermine und markierte die Tur mit einem weiteren brennenden Kreuz, wahrend Harry das jetzt unbrauchbare Messer von Sirius in seine Tasche steckte.
»Wei?t Du was dort drin sein konnte?«sagte Luna begeistert, als die Mauer erneut anfing sich zu drehen.
»Etwas geheimnisvolles, kein Zweifel,«sagte Hermine flusternd und Neville gab ein kurzes nervoses Lachen von sich.
Die Mauer hielt an und Harry offnete mit einem Gefuhl der zunehmenden Verzweiflung die nachste Tur.
»Das ist es!«
Ein winzigkleines, strahlendhelles Ei trieb in diesem funkelnden Luftstrom herum. Als es aus der Glasglocke aufstieg, sprang es auf und ein Kolibri erschien, welcher zum obersten Rand des Topfes hinaufgetragen wurde, doch als es mit dem Luftstrom herabsank, wurden seine Federn wieder durchnasst und feucht, und, wahrend es zuruck auf den Boden der Glasglocke getragen worden war, war es wieder in sein Ei eingeschlossen worden.
»Geh weiter!,«sagte Harry scharf, weil Ginny scheinbar stehen bleiben wollte und sich den Progress der Umwandlung des Eis zuruck in einen Vogel zusehen wollte.»Du hast genug im alten Torbogen getrodelt!,«sagte sie verargert, folgte ihm jedoch vorbei an der Glasglocke zur einzigen Tur hinter dahinter.
»Das ist es!,«sagte Harry wieder, und sein Herz schlug so hart und schnell, da? er dachte, es musste ihm beim Reden hindern,»es ist direkt hier durch-«
Er schaute sich nach allen um; sie hatten ihre Zauberstabe herausgeholt und sahen plotzlich ernst und besorgt drein. Er sah zuruck zur Tur und stie? sie an. Sie schwang auf.
Sie waren da, sie hatten den Ort gefunden: hoch wie eine Kirche und mit nichts gefullt au?er geturmten Regalen bedeckt mit kleinen, staubigen Kugeln.
Sie schimmerten stumpf in dem Licht der Kerzenhalter, die in den Zwischenraumen entlang der Regale gestellt worden waren.
Wie in dem runden Raum hinter ihnen, waren ihre Flammen blau. Der Raum war sehr kalt.
Harry schob sich vorwarts und blickte prufend in die schattigen Gange zwischen jeweils zwei Regalreihen…Er konnte nichts horen oder die geringste Bewegung oder einen Hinweis sehen.
»Du sagtest, es war Reihe siebenundneunzig,«wisperte Hermine.
»Ja,«hauchte Harry, zum Ende der nachsten Reihe schauend. Neben der Gruppe Kerzenhaltern, die dort herausragte, schimmerte die silberne Zahl dreiundfunfzig.
»Ich glaube, wir mussen nach rechts gehen,«wisperte Hermine, zur nachsten Reihe schielend.»Ja… das ist vierundfunfzig…«
»Haltet eure Zauberstabe bereit!, sagte Harry weich.
Sie schlichen vorwarts und sahen sich um, wenn sie weiter durch die langen Gassen der Regale gingen, die fernen Enden dieser waren in fast volliger Dunkelheit. Winzige, gelbe Aufkleber waren neben jede Glaskugel auf den Regalen geklebt. Einige von ihnen hatten einen eigenartiges, flussiges Leuchten; andere waren stumpf und dunkel wie aufgeblasene Gluhbirnen.
Sie gingen an Reihe vierundachtzig. funfundachtzig…vorbei. Harry lauschte muhsam nach auch dem kleinsten Gerausch einer Bewegung, doch Sirius wahr wohl schon geknebelt, oder sogar bewusstlos… oder, sagte eine ungebetene Stimme in seinem Kopf, er ist schon tot…
Ich hatte das gefuhlt, sagte er sich selber, sein Herz hammerte nun gegen seinen Adamsapfel. Ich hatte das schon gewusst…
»Siebenundneunzig!,«wisperte Hermine.