»Wer ist denn das?«, sagte Fred.
»Keine Ahnung«, log Harry und legte einen Spurt ein, um moglichst weit von Colin wegzukommen.
»Was geht da vor?«, sagte Wood stirnrunzelnd und kam zu ihnen herubergeglitten.»Warum macht dieser Erstklassler Fotos? Ich mag das nicht. Womoglich ist er ein Spion der Slytherins, der unser neues Trainingsprogramm auskundschaften will.«
»Er ist ein Gryffindor«, sagte Harry rasch.
»Und die Slytherins brauchen keinen Spion, Oliver«, sagte George.
»Wieso«, fragte Wood gereizt.
»Weil sie selbst hier sind«, sagte George und deutete auf die Erde.
Mehrere Gestalten in grunen Umhangen und mit Besen in den Handen schritten auf das Feld zu.
»Ist doch nicht zu fassen!«, zischte Wood emport.»Ich hab das Feld fur heute gebucht! Das werden wir ja sehen«
Wood scho? zur Erde und schlug in seinem Zorn doch etwas harter auf als beabsichtigt. Mit zitternden Knien stieg er vom Besen. Harry, Fred und George folgten ihm.
»Flint!«, bellte Wood den Kapitan der Slytherins an,»das ist unsere Trainingszeit! Wir sind extra fruh aufgestanden! Ihr konnt gleich wieder Leine ziehen!«
Marcus Flint war sogar noch gro?er als Wood. Mit trollhaft durchtriebener Miene antwortete er:»Ist doch Platz genug fur uns alle da, Wood.«
Auch Angelina, Alicia und Katie kamen heruber. Madchen gab es keine im Team der Slytherins; allesamt grinsend standen sie jetzt Schulter an Schulter vor den Gryffindors.
»Aber ich hab das Feld gebucht«, sagte Wood, jetzt buchstablich spuckend vor Wut.»Ich hab's gebucht!«
»Aah«, sagte Flint.»Ich habe hier allerdings eine von Professor Snape personlich unterzeichnete Erklarung: >Ich, Professor S. Snape, erteile dem Slytherin-Team die Erlaubnis, am heutigen Tage auf dem Quidditch-Feld zu trainieren aufgrund der Notwendigkeit, ihren neuen Sucher auszubilden.<«
»Ihr habt einen neuen Sucher?«, sagte Wood verwirrt.»Wen?«
Und hinter den sechs stammigen Gestalten vor ihnen kam ein siebter, kleinerer Junge zum Vorschein, uber das ganze bleiche, spitze Gesicht feixend. Es war Draco Malfoy.
»Bist du nicht der Sohn von Lucius Malfoy?«, fragte Fred und musterte Malfoy geringschatzig.
»Komisch, da? du Dracos Vater erwahnst«, sagte Flint, und die Slytherin- Mannschaft setzte ein noch breiteres Grinsen auf.»Seht mal her, was fur ein gro?zugiges Geschenk er dem Slytherin-Team gemacht hat.«
Alle sieben hielten ihre Besen in die Hohe. Sieben auf Hochglanz polierte, brandneue Besenstiele und siebenmal die Aufschrift in gediegenen Goldlettern, die unter den Nasen der Gryffindors in der fruhen Morgensonne schimmerten:»Nimbus Zweitausendeins«.
»Das allerneueste Modell. Kam erst letzten Monat raus«, sagte Flint lassig und blies ein Staubkorn von der Spitze seines Besenstiels.»Ich glaube, er schlagt den alten Zweitausender um Langen. Und was die alten Sauberwischs angeht«- gehassig lachelte er Fred und George an, die ihre Sauberwischs Funf in Handen hielten -»damit konnt ihr die Tafel wischen.«
Die Gryffindors waren fur den Moment vollkommen sprachlos. Malfoy feixte so breit, da? seine Augen sich zu Schlitzen verengten.
»Oh, sieh mal«, sagte Flint,»was fur ein Ansturm.«
Ron und Hermine kamen uber den Rasen, um nachzusehen, was da passierte.
»Was ist los?«, fragte Ron Harry,»warum spielt ihr nicht? Und was macht eigentlich der hier?«
Das galt Malfoy, der sich gerade den Quidditch-Umhang der Slytherins uberwarf.
»Ich bin der neue Sucher der Slytherins, Weasley«, sagte Malfoy mit blasierter Miene.»Wir sind gerade dabei, die Besen zu bewundern, die mein Vater unserer Mannschaft geschenkt hat.«
Ron starrte mit offenem Mund auf die sieben Superbesen vor ihm.
»Gut, nicht wahr?«, sagte Malfoy mit gleichmutiger Stimme.»Aber vielleicht schaffen es die Gryffindors ja, ein wenig Gold aufzutreiben und sich ebenfalls neue Besen zuzulegen. Ihr konntet eure Sauberwischs Funf verscheuern, vielleicht hat ein Museum Interesse dran.«
Die Slytherins brachen in johlendes Gelachter aus.
»Zumindest mu?te sich keiner von den Gryffindors in das Team einkaufen«, sagte Hermine mit schneidender Stimme.»Die sind namlich nur wegen ihres Konnens reingekommen.«
Malfoys blasiertes Gesicht begann zu flackern.
»Keiner hat dich nach deiner Meinung gefragt, du dreckiges kleines Schlammblut«, blaffte er sie an.
Harry spurte Sofort, da? Malfoy etwas ganz Schlimmes gesagt haben mu?te, denn er hatte den Mund noch nicht zugemacht, als auch schon ein Aufschrei zu horen war. Mit einem Hechtsprung stellte sich Flint vor Malfoy, damit Fred und George sich nicht auf ihn werfen konnten, und Alicia kreischte»Wie kannst du es wagen!«. Ron zog seinen Zauberstab aus dem Umhang und schrie:»Dafur wirst du bezahlen, Malfoy!«Wutentbrannt richtete er den Zauberstab auf Malfoys Gesicht, das unter Flints Armen hervorlugte.
Ein lauter Knall hallte im Stadion wider, ein gruner Lichtstrahl scho? aus dem falschen Ende von Rons Zauberstab heraus, traf ihn in den Magen und schleuderte ihn in hohem Bogen rucklings ins Gras.
»Ron, Ron! Alles in Ordnung mit dir?«, kreischte Hermine.
Ron offnete den Mund, um zu sprechen, doch er brachte kein Wort heraus. Stattdessen gab er einen drohnenden Rulpser von sich, und ein Dutzend Schnecken kullerten ihm aus dem Mund in den Scho?.
Die Slytherins krummten sich vor Lachen. Flint mu?te sich auf seinen neuen Besen stutzen, um nicht umzufallen. Malfoy lag auf allen Vieren und hammerte mit den Fausten auf den Boden. Die Gryffindors schlossen einen Kreis um Ron, der standig gro?e, glanzende Schnecken hervorwurgte. Keiner schien ihn beruhren zu wollen.
»Wir schaffen ihn am besten zu Hagrid, das ist am nachsten«, sagte Harry zu Hermine. Die nickte mutig und die beiden zogen Ron an den Armen in die Hohe.
»Was ist passiert, Harry? Was ist passiert? Ist er krank? Aber du kannst ihn doch gesund machen, oder?«Colin war von seinem Platz auf der Tribune heruntergerannt und tanzelte neben ihnen her, wahrend sie das Feld verlie?en. Ein heftiges Wurgen, und noch mehr Schnecken kullerten Ron den Bauch hinunter.
»Oooh«, sagte Colin fasziniert und hob die Kamera.»Kannst du ihn still halten, Harry?«
»Aus dem Weg jetzt, Colin«, sagte Harry unwirsch. Er und Hermine stutzten Ron auf dem Weg hinaus aus dem Stadion und uber die Felder zum Waldrand.
»Wir sind fast da, Ron«, sagte Hermine, als die Hutte des Wildhuters in Sicht kam.»Gleich geht's dir besser – ein paar Schritte noch -«
Sie waren sieben Meter vor Hagrids Hutte, als die Tur aufflog. Doch es war nicht Hagrid, der herauskam. Gilderoy Lockhart kam herausgeschritten, heute in einem hauchzart malvenfarben getonten Umhang.
»Schnell, da ruber«, zischte Harry und zerrte Ron hinter ein nahes Gebusch. Hermine folgte etwas widerstrebend.
»Es ist ganz einfach, wenn Sie wissen, was Sie zu tun haben«, sagte Lockhart mit lauter Stimme zu Hagrid,»Sie wissen, wo Sie mich finden, falls Sie Hilfe brauchen. Ich lass Ihnen mein Buch zukommen, es wundert mich, da? Sie es noch nicht haben. Ich signiere heute Abend eines und schick es ruber.