Einstellung des Spezialisten, der den jungen Mann lediglich als ein interessantes Studienobjekt betrachtete, nicht als personlichen Freund. Als er einmal nahe daran kam, etwas, das der Jager getan hatte, zu billigen, wurde das mehr als deutlich.
Die beiden Aliens standen in direktem Kontakt miteinander, wobei ihre Vielzweck-›Zellen‹ als Nerven funktionieren und Gedanken weitaus schneller transmittieren konnten, als es bei einer sprachlichen Verstandigung moglich gewesen ware. Der Jager befand sich im Sessel im Kellerraum der Bibliothek; Bob sa? in dem Sessel, um die Kommunikation zu ermoglichen, und hielt beide Arme reglos auf den Lehnen.
„Ich mu? zugeben“, sagte der Xenobiologe, „da? deine Dummheit wenigstens ein gutes Resultat hervorgebracht hat. Durch das, was du diesem Exemplar angeta n hast, ist es mir gelungen, innerhalb weniger Monate erheblich mehr uber seine Spezies festzustellen, als ich im Lauf einer mehrjahrigen Forschung herausfinden konnte. Es ist durchaus moglich, da? es mir gelingen wird, in zwei oder drei Jahren entsprechende Techniken zu entwickeln, die es uns erlauben, standig mit diesen Wesen zu leben.“
„Dann wird Bob also wieder vollig geheilt werden? Du erwartest, da? du ihn jahrelang studieren kannst?“
„Naturlich. Habe ich das nicht deutlich genug gesagt? Du la?t dich standig von klaren, zusammenhangenden Gedankengangen ablenken.“
„Warum hast du mir das nicht schon fruher gesagt?“
„Weil es nicht wichtig ist“, sagte Xeno, wie Bob ihn genannt hatte.
„Mir ist es aber wichtig“, sagte der Jager. „Du sprichst wie einer dieser irrealen Wissenschaftler in den Romanen, die Bob liest. Wei?t du, was ein Freund ist?“
„Selbstverstandlich. Ich habe selbst eine Anzahl von Freunden; aber die Herstellung einer nahen Verbindung zu einem Mitglied dieser Spezies war ziemlich voreilig. Auf jeden Fall wird es mehrere Jahre dauern, bis ich dir erlauben kann, deine Symbiose mit diesem Exemplar fortzusetzen. Falls du vorhaben solltest, auf der Erde zu bleiben, solltest du dich daran gewohnen, mit anderen menschlichen Wesen zu leben. Ich kann dir die Genehmigung dazu geben, aber du wirst auf keinen Fall langer als ein halbes Erdenjahr mit einem Individuum zusammenleben. Ich hoffe, du wirst dich auf diejenigen beschranken, die durch deine Inkomp etenz bereits von uns wissen.“
„Das ware auf jeden Fall besser, als standig in dieser Bibliothek zu leben, selbst wenn wir jetzt regelma?ig Nahrung bekommen — du mu?t zugeben, da? es ein Fortschritt ist gegenuber den Asseln und den Krumeln von den Sandwiches der Bibliothekarinnen.“
„Es ist angenehmer, mu? ich zugeben. Ich hoffe aber, da? du nicht diese hochst subjektive Einstellung entwickelst, die die Menschen „Geschmack“
nennen. Nahrung ist Brennstoff; so lange sie in ausreichender Menge zur Ve rfugung steht, gibt es keinerlei Grund zur Klage.“
Der Jager brach den Kontakt ab, und Xeno informierte Bob, da? die Konversation beendet sei — der Alien hatte in Verbindung mit seiner Arbeit in der Bibliothek englisch gelernt —, und der Detektiv hatte wahrend der nachsten Tage keine weiteren Kontakte mit dem Spezialisten.
Er verbrachte einige Zeit mit Maeta, deren Verletzungen inzwischen vollig ausgeheilt waren, und berichtete ihr von seinem Gesprach mit Xeno.
„Dann wird Bob also wirklich wieder ganz gesund?“ fragte sie. „Er sieht so viel glucklicher aus, und diese Schwacheanfalle und die Gelenkschmerzen sind vollig abgeklungen, aber ich war bis jetzt nicht sicher, ob Xeno die Ursachen dafur erkannt hat.“
„Die kannte er von Anfang an“, gab der Jager zu.
„Das Problem lag darin, da? es durch mein Verschulden zu so gro?en Schaden gekommen war und er lange Zeit nicht sicher war, ob er sie wurde reparieren konnen. Ich glaubte, dir das schon einmal gesagt zu haben.“
„Das hast du“, sagte das Madchen, „doch ich hoffte, du hattest es vergessen. Du hast die ganze Zeit deswegen ein sehr schlechtes Gewissen gehabt, und es war doch wirklich nicht deine Schuld.
Du hattest doch nichts anderes tun ko nnen.“
„Zu Anfang nicht“, stimmte der Jager zu, „spater jedoch hatte ich zu einem anderen Gastgeber ubergehen konnen. Schlie?lich gab es Bobs Eltern und den Arzt, die von mir wu?ten.“
„Hattest du so viele gebraucht? Ware es nicht ausreichend gewesen, wenn du zwischen zwei Menschen hin und her gewechselt hattest?“
„Wahrscheinlich, aber ich bin nicht sicher. Ich konnte Xeno einmal danach fragen. Aber jetzt ist es ja ohnehin nur noch eine akademische Frage, nicht wahr?“
„Nicht ganz“, sagte Maeta. „Stelle es bitte fest — und finde auch heraus, wann dieser fischblutige Molekulmanipulator mit Bob fertig sein wird, wenn du schon dabei bist. Ich denke, ich kann Bobs Hand so lange halten, bis ihr beide diese Fragen geklart habt. Und jetzt kannst du die Biochemielektionen rekapitulieren, die Xeno dir aufgegeben hat. Ich mu? noch ein paar Bucherlisten zusammenstellen.“