umspult wurden. Der Jager streckte einen Teil seiner Substanz durch ihre Haut und versuchte, sich daran zu erinnern, was er uber Entsalzungstechniken gelernt hatte.

Es war ein schwieriges Unternehmen. Seine chemischen Sinne reagierten hauptsachlich auf Gro?molekule, wie Proteine und Polysaccharide; diese konnte er durch eine Methode identifizieren und voneinander unterscheiden, die fast dem menschlichen Tastsinn entsprach. Ihm war intuitiv klar, warum viele von ihnen sich im menschlichen Organismus — oder dem jedes anderen lebenden Wesens — so verhielten, wie sie es taten, so wie die Funktion einer einfachen Spielzeugeisenbahn fast jedem Menschen auf einen Blick klar wird. Doch derselbe Mensch, der sich plotzlich und ohne grundliche Ausbildung der Aufgabe gegenubersahe, einen achtundzwanzig- Zylinder-Flugzeugmotor zu reparieren, wurde sich etwa in der gleichen Lage befinden, in der sich der Jager sah, als er versuchte, einen lebenden Organismus von einem Planeten aufrechtzuerhalten, den seine Leute noch nie zuvor besucht hatten.

Das Entsalzungsproblem sah etwas einfacher aus, fuhrte jedoch in ein vollig anderes Feld. Es war etwa so, als ob man einem Mechaniker, der an Flugzeugmotoren ausgebildet worden war, die Aufgabe stellen wurde, ein Fernsehgerat zu reparieren. Die Natrium- und Chlorid-Ionen und auch Magnesium und andere Salze des Meerwassers waren vollig anders strukturiert als Proteine — erheblich kleiner und mit zu uniformen elektrischen Ladungen, um von den meisten der Sinnes- und Manipulationskraften des Alien erfa?bar zu sein. Er wu?te, da? alle lebenden Zellen durch die Art ihrer chemischen Struktur eine selektive Durchlassigkeit fur die verschiedenen Substanzen aufwiesen. Er kannte auch einige der Methoden, durch die es erreicht wurde, doch bei weitem nicht alle; selbst fur ihn war eine Korperzelle eine au?erst komplexe Konstruktion. Wenn man sich ein Wassermolekul in der Gro?e einer Erbse vorstellt, hatte ein rotes Blutkorperchen des Menschen einen Durchmesser von uber einer halben Meile, und es weist eine solche Menge von Detail-Strukturen auf, da? gro?es Wissen und viel Erfahrung notwendig waren, wenn man den Versuch unternehmen wollte, es zu reparieren oder strukturell zu verandern.

Es gab viele Angehorige der Spezies des Jagers, fur die die Konstruktion einer wirksamen Entsalzungsdruse eine Kleinigkeit gewesen ware, doch der erfahrene Detektiv gehorte nicht zu ihnen.

Er versuchte es immer wieder, doch seine gelegentlichen Fragen an Maeta, wie sie sich fuhle, waren uberflussig. Er wu?te, da? er nur verschwindend geringe Mengen deionisierten Wassers durch ihre Haut brachte.

Bob versorgte ihn und das Madchen laufend mit Nahrung, und naturlich enthielt auch sie eine gewisse Flussigkeitsmenge, die jedoch nicht ausreichte, um dem Madchen das brennende Durstgefuhl zu nehmen. Der Jager konnte — und tat es auch — die Nerven blockieren, die die sonst unertraglichen Schmerzempfindungen von ihren Wunden zum Gehirn geleitet hatten, doch die Ursachen der Durstgefuhle waren weitaus vielschichtiger und komplexer, so da? er nichts gegen sie unternehmen konnte.

Maeta beklagte sich nicht, doch hin und wieder entschlupfte ihr eine Beme rkung, die den anderen sagte, wie sie sich fuhlte. Sie machte weder dem Jager noch jemand anders irgendwelche Vorwurfe, nur einmal erwahnte sie, da? es ihre Schuld sei, da? sie alle sich jetzt in dieser Lage befanden, da sie gegen jede Vernunft beschlossen habe, bei dem starken Wind hinauszufahren. Fur den Detektiv stand jedoch fest, da? er die Schuld daran trug. Er wunschte, Maeta wurde nicht so viel reden, mo glichst uberhaupt nichts mehr sagen, doch brachte er es nicht ubers Herz, sie darum zu bitten.

Glucklicherweise, wie sich bald darauf herausstellte. Es war eine ihrer Bemerkungen, die ihm den wichtigsten Mosaikstein des Puzzles lieferte. Die Bemerkung war fur ihn recht schmerzhaft, so sehr, da? er es sich nicht versagen konnte, mit Maeta daruber zu diskutieren, erwies sich jedoch als uberaus nutzlich.

„Ich glaube, ich habe mich damals besser gefuhlt, als ich meinen Durst auf diese Weise zu bekampfen suchte“, sagte sie. „Wahrscheinlich klappt es diesmal nicht, weil ich so schwer verletzt bin. Bist du sicher, da? ich nicht verdursten werde?“

„Falls es nicht zwei oder drei Tage dauert, bis wir gefunden werden, bist du nicht in Gefahr“, versicherte ihr der Jager. „Solange du genug Nahrung bekommst, konnte ich dich auf ewig mit dem Wasser versorgen, das du zum Uberleben brauchst, wenn es auch nicht genuge nd ware, um dir das Durstgefuhl zu nehmen. Ich kriege auch etwas Wasser aus dem Meer durch deine Haut — auf jeden Fall mehr, als du ohne meine Hilfe aufnehmen wurdest.“

„Das glaube ich nicht“, sagte sie langsam und etwas verschlafen. „Damals, als ich auf dieser kleinen Riff- Insel war, habe ich uberhaupt keinen Durst verspurt; daran kann ich mich noch sehr genau erinnern.“ Der Jager war ein wenig irritiert durch diese Bemerkung, weil sie ihn erkennen lie?, da? er bei der Durchfuhrung einer Aufgabe, die die Menschen fur einfach hielten, versagte. Dieses Gefuhl klang auch in seiner Antwort durch.

„Vielleicht war das auf zusatzliche Reserven zuruckzufuhren, Maeta“, sagte er. „Aber ich denke, es ist nichts anderes, als die gewohnliche, menschliche gute-alte-Zeit-Reaktion. Es gibt keine Mo glichkeit, da? Wasser — auch nicht Seewasser — durch deine Haut dringen konnte, die ja dazu da ist, um Flussigkeit in deinem Korper festzuhalten. Und wenn Wasser eindringen konnte, wurde es nicht gegen deinen Durst helfen.“

„Hat es aber, daran erinnere mich sehr genau.

Zweimal.“

„Aber damals warst du nicht verletzt, und du warst nur wenige Stunden ohne Wasser und wu?test, da? du bald wieder wurdest trinken konnen.

Du hast dich sicher noch nie in einer Situation wie dieser befunden.“

„Ich war nicht verletzt, das ist richtig, und beim erstenmal war es nur funf oder sechs Stunden her, seit ich meine Feldflasche geleert hatte, ohne zu bedenken, da? ich vielleicht langer auf der Insel bleiben mu?te. Ich war in jener Zeit ein wenig leichtsinnig. Beim zweitenmal hatte ich innerhalb der ersten Stunde versehentlich meinen Wassereimer umgesto?en, und ich mu?te ziemlich schwer arbeiten und war wirklich durstig, als ich bemerkte, da? der Eimer umgefallen war. Das Boot, das mich abholen sollte, kam erst nach Einbruch der Dunkelheit. Es war ein sehr langer Tag fur mich. Aber ich habe mich ins Wasser der Lagune gelegt und keinen Durst bekommen.“

Ein Gedanke scho? durch das Bewu?tsein des Jagers, und er war so verbluffend, da? er mehrere Sekunden schwieg, um sich uber die Implikationen dieser Idee klarzuwerden.

Schlie?lich fragte er: „Wie lange liegt das zuruck? Ist es wahrend der letzten zwei Jahre geschehen oder erheblich fruher, als du noch ein Kind warst?“

„Es ist noch nicht sehr lange her“, antwortete Maeta ohne Zogern. „In beiden Fallen habe ich einige Stucke fur die Museum Exchange gesammelt — das ist eine Vereinigung, die einen weltweiten Austausch von Sammlerstucken vermi ttelt —, und mit der habe ich erst Verbindung aufgeno mmen, nachdem ich in der Bibliothek zu arbeiten begann. Bis dahin wu?te ich nicht einmal, da? es sie gab.“

„Also liegt es weniger als drei Jahre zuruck.“

„So ungefahr“, bestatigte sie.

Der Jager beschlo?, ihr keine Fragen uber die Leichtsinnigkeit zu stellen, die sie zu der Zeit an den Tag gelegt hatte. Sie war eine sehr intelligente Frau, hatte er erkannt, und er wollte vermeiden, da? sie auf denselben Gedankengang verfiel, auf den er gesto?en war. Und er war noch nicht sicher, ob diese Idee richtig war. Er ha?te es, voreilige Schlusse zu ziehen — vor allem vor anderen.

Er wu?te auch nicht, ob er sich uber die Zeitverschwendung bei ihrer Suche nach dem Raumschiff argern oder ob er uber die Erkenntnis erleichtert sein sollte, da? nun keine Notwendigkeit mehr bestand, weitere Nachrichten zu dem Schiff zu bringen.

14

Berufliches

Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang wasserte das Flugboot in der Lagune von Insel Acht und glitt langsam auf den Strand zu, wo die Schiffbruchigen warteten. Ein Gummiboot wurde zu Wasser gelassen, und Dr. Seever sprang hinein. Er paddelte los, ohne darauf zu warten, da? jemand ihn begleitete, und blickte zu den drei Menschen hinuber, die am Wasserrand standen und lagen. Er stie? einen leisen Pfiff aus, als er Maeta sah.

„Ladies first, so wie es hier aussieht“, bemerkte er, als er ins flache Wasser sprang und das Boot an den Strand zog. Er beugte sich uber Maeta, um sie genauer zu untersuchen, und war uberrascht, wie gelassen und munter sie war.

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