die Erfahrungen der letzten Zeit hatte ihm gezeigt, da? es nicht lange dauerte, bis Bob wieder in ernster Gefahr ware. Der Jager hoffte, nicht zwischen Bob und Maeta entscheiden zu mussen. Es gab naturlich fur ihn keinerlei Zweifel, wo seine Verantwortlichkeit lag, doch wenn er Bob rettete und das Madchen sterben lie?, wurde der ihm das Leben in nachster Zeit sicher sehr unerfreulich machen.

Der Wind war bei Sonnenaufgang erheblich abgeflaut, und eine Stunde spater wurden sie nicht mehr von der Gischt der Brecher durchna?t. Bob scha ufelte die Sandabdeckung zur Seite, damit die Sonne sie warmen konnte, sah nach seinen Kratzern, ohne dem Jager etwas davon zu sagen, und beugte sich dann uber Andre. Der Junge war eine ganze Weile ruhig gewesen, und Bob und der Jager hofften, da? er schliefe, doch er antwortete sofort, als Bob ihn fragte, wie er sich fuhle.

„Scheu?lich“, sagte er. „Meine Schulter tut mir weh, mir ist kalt, und ich habe Hunger.“

„Wahrscheinlich wird dir sehr viel warmer werden, wenn die Sonne hoher steigt. Es gibt keinen Schatten hier. Wir sollten ein paar Krabben oder Muscheln finden. Ich wei? nicht, was ich wegen deiner Schulter tun kann — la? mich doch mal sehen.“

Der Junge richtete sich auf und zuckte zusammen, als Bob seine Schulter beruhrte. „Hor auf. Das tut weh.“

„Okay“, sagte Bob. „Ich bin ohnehin kein Arzt, und du gibst mir auch keine Gelegenheit, dich etwas abzutasten, aber wir sollten sicherheitshalber von der Annahme ausgehen, da? etwas gebrochen ist, und du darfst dich moglichst nicht bewegen.“

Der Jager hatte Bob nicht von dem gebrochenen Schlusselbein unterrichtet. „Schmerzt es, wenn du den Arm bewegst?“

„Ja. Sehr sogar.“

„Dann werde ich mein Hemd ausziehen und dir daraus eine Schlinge machen, damit der Arm ruhiggestellt wird. Du mu?t dich entscheiden, ob du lieber einen kurzen Schmerz ertragen willst, wenn ich dir die Schlinge anlege, damit er nachher ertraglicher wird, oder nicht. Ich habe keine Zeit, lange mit dir zu diskutieren.“

„La? mich in Ruhe. Warum kann dein grunes Ding mir nicht helfen?“

„Er ist mit Maeta beschaftigt, die ihn sehr viel notiger braucht als du.“ Der Junge blickte Maeta zum erstenmal grundlich an, wurde sichtbar bleich und schwieg mehrere Sekunden lang. Dann blickte er auf seine Schulter, die inzwischen von einer blauschwarzen Schwellung bedeckt war. Er schien etwas sagen zu wollen, blickte dann wieder auf Maetas aufgerissenen Rucken und ihr zerfleischtes Bein und ging den Strand entlang.

„Suche ein paar Krabben!“ rief Bob ihm nach. Er bekam keine Antwort.

„Ich werde selbst etwas fur dich und Maeta finden, Jager“, sagte Bob und verdrangte Andre als minderes Problem aus seinen Gedanken. „Warte ein paar Minuten. Ich finde bestimmt etwas; du bist ja nicht besonders wahlerisch. Ich mu? schnell machen; diese Schnitte tun jetzt gemein weh; vielleicht mu? ich nachher eine Weile sehr still sitzen, damit du an uns beiden arbeiten kannst, falls du es kannst.“

Der Jager konnte nicht antworten. Er dachte sehr intensiv nach, als er Bob durch das improvisierte Auge, das er geformt hatte, nachblickte. Er folgte dem Jungen, stellte er fest, und uberlegte, da? es vielleicht besser gewesen ware, wenn er in die andere Richtung gegangen ware; doch es gab hier keine andere Richtung; sie befanden sich am Ende der winzigen Insel, direkt hinter der Passage durch das Riff. Die zwei- oder dreihundert Yards Sand im Nordwesten, die etwas weiter, auf das Riff zu, unter Korallen verschwanden, bildeten die ganze Insel. Es lagen noch weitere winzige Inseln in dem Atoll, und der Kultur-Tank nahm den gro?ten Teil der winzigen Lagune ein; doch das Boot war nirgends zu entdecken. Zwei von ihnen waren nicht in der Lage, zu schwimmen, und auch Bob konnte in seinem derzeitigen Zustand das Risiko nicht auf sich nehmen. Auch er wurde nach einigen Stunden nicht mehr in der Lage sein, sich uber Wasser zu halten.

Der Jager beschlo?, ein wenig von Maetas Blut zu verschwenden, damit es uber ihren Wunden gerinnen und sie schlie?en konnte.

Bob war knapp zwei Minuten spater wieder zuruck und brachte einen gro?en Fisch mit, den der Sturm anscheinend uber das Riff an den Strand geworfen hatte. Er sah sehr unappetitlich aus, war fur den Jager jedoch durchaus verwendungsfahig.

Bob setzte sich neben das noch immer bewu?tlose Madchen; der Jager streckte ein Pseudopod durch ihre Haut, umgab damit den Fisch und begann, Aminosauren und Kohlenstoffe aus dem Gewebe zu ziehen. Der Fisch wog zehn oder zwolf Pfund, und das reichte fur den unmittelbaren Bedarf. Der Jager hatte sich vollig auf seinen Job konzentriert, ohne dabei jedoch auch die beiden anderen Me nschen zu vergessen.

Bob fand genugend zu essen, um sich und den Jungen zu sattigen, obwohl er Krabben eigentlich nicht mochte; doch als der Tag fortschritt, erhob sich ein weitaus ernsteres Problem: Wasser.

Es gab auf der winzigen Insel weder eine Quelle noch einen Bach. Die wenigen Regenwasserlachen waren von der Gischt mit Seewasser versetzt worden und wurden ohnehin von der Sonne rasch ausgetrocknet. Bob fand es unter seiner Wurde, uber Durst zu klagen, das Kind kannte diese Hemmungen jedoch nicht, und sein Jammern wechselte mit standigen Fragen, wann man sie retten wurde.

Bob war da recht optimistisch. „Sie wissen, da? wir mit Maetas Boot unterwegs waren, oder sie haben es herausgefunden, spatestens, als wir nicht zum Abendessen nach Hause kamen. Sie konnen sich ausrechnen, in welche Richtung uns der Wind geweht hat. Die Catalina war in Tahiti, aber sie haben sie bestimmt heute morgen zuruckbeordert, und diese Insel ist die erste, auf der sie nach uns suchen werden. Wenn du zur Abwechslung etwas Nutzliches tun willst, male ein gro?es SOS am Strand — so gro?, wie es dir zwischen Korallen und Lagune moglich ist. Da es hier nichts gibt, das uns verbergen konnte, werden sie uns ohnehin leicht erkennen konnen, aber so wurde ihnen die Insel aus einer noch gro?eren Entfernung auffallen.“

Der Jager glaubte Bob aufs Wort, da seine Feststellung logisch klang, und machte sich keine Sorgen mehr um Wasser, so weit es Bob und den Jungen betraf; die wurden einen oder zwei Tage durchhalten. Maeta jedoch konnte das nicht; sie hatte zuviel Blut verloren. Gegen Mittag kam sie wieder zu sich, und der Symbiont erklarte ihr die Situation, indem er die Worte in ihr Mittelohr vibrierte, wie er es auch bei Bob tat. Sie blieb erstaunlich ruhig, doch ihre ersten Worte waren eine Bitte um Wasser. Der Jager mu?te zugeben, da? es keines gab.

„Bist du sicher, da? du nichts unternehmen kannst?“ fragte sie. „Ich will nicht jammern wie ein kleines Kind, aber ich kenne alle deine Fahigkeiten noch nicht. Ich wei?, da? du alles mogliche mit der Biochemie eines Menschen anstellen kannst, und frage mich deswegen, ob es dir nicht moglich ist, das Salz aus dem Seewasser herauszudestillieren, nachdem ich es getrunken habe, oder es herausfiltern kannst, bevor man es trinkt. Oder vielleicht braucht man nur einen Arm oder ein Bein ins Wasser zu legen, und du kannst das Wasser durch die Haut hereinbringen und das Salz drau?en lassen.“

Der Jager gab zu, da? ihm das vielleicht moglich sein wurde; auf seinem Planeten gab es Organismen, die Entsalzungsorgane besa?en, aber er wu?te nicht genau, wie diese Organe funktionierten.

„Auf jeden Fall wird es recht schwierig sein“, sagte der Jager. „Es ist ein Jammer, da? gerade du, die du das Wasser wegen deines Blutverlusts am notigsten brauchst, eine so geringe Nahrungsreserve besitzt. Ich habe dir zwar den gro?ten Teil des Fisches gefuttert, den Bob gebracht hat, aber die meisten der Nahrstoffe sind bereits verbraucht worden, um deinen Organismus zu reparieren und zerstortes Gewebe zu ersetzen. Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Entsalzungstrick durchfuhren kann, da ich so etwas noch nie getan habe, aber ich will es versuchen. Bitte Bob, dich zum Wasser zu tragen.“

„Selbst wenn es dir nicht gelingen sollte, ist es schon eine Hilfe, im Wasser zu liegen“, sagte sie.

„Ich habe vor Jahren einmal auf einer der RiffInseln vor Ell gearbeitet, und die Leute, die mich dort abholen sollten, hatten sich verspatet; ich hatte gro?en Durst und fuhlte mich sofort erheblich besser, als ich mich ins Uferwasser legte. Vielleicht dringt Wasser auch durch die Poren in den Organismus eines Menschen ein.“

Der Jager versicherte ihr, da? das nicht moglich sei, da? Wasser normalerweise, den Gesetzen der Osmose folgend, eher in umgekehrter Richtung flo?. Zu seiner Uberraschung wu?te sie, wovon er sprach und gab zu, da? er recht hatte — theoretisch zumindest.

„Aber dann hatte das Durstgefuhl an jenem Tag noch starker werden mussen und ich hatte mich nicht besser gefuhlt“, wandte sie ein. Der Jager, der bereit war, jedes sich bietende Diskussionsthema zu benutzen, um das Madchen von seinem berechtigten Durstgefuhl abzulenke n, erklarte ihr, da? die menschliche Spezies anscheinend durch Suggestion und Autosuggestion stark beeinflu?bar sei. Sie antwortete nicht darauf; Bob war zu ihnen getreten, und sie ubermittelte ihm die Bitte des Jagers, sie zum Rand des Wassers zu tragen. Bob kannte naturlich die Funktion der Osmose ebenfalls und zweifelte an der Weisheit ihres Vorhabens, beschlo? jedoch, sich nicht mit dem Jager daruber zu streiten. Das Wasser war glucklicherweise nur ein paar Schritte entfernt, und unter Mithilfe des Madchens gelang es ihm, sie bis zu einer Stelle zu ziehen, wo ihre Beine von den flachen Wellen

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