deine Schwester zur Bibliothek gegangen sind, um nach dem Ding zu fragen, das ihr gesucht habt.

Und dann auf der Pier, an dem Abend, als du aus den Staaten zuruckgekommen bist.“

„Hast du versucht, meinen Blechkoffer aufzubrechen?“

„Nein. Ich habe an dem Tag etwas anderes versucht. Dein Vater hat eine Menge gesagt, als er sich an dem Koffer verletzte.“

„Sag mal, Andre“, wandte Maeta sich jetzt an den Jungen, „spionierst du allen Leuten nach, oder ist etwas an Bob und Jenny und mir, das dich besonders interessiert?“

„Ich lausche immer, wenn ich kann. Wenn es keinen Spa? macht, hore ich auf. Bei euch hat es eine Menge Spa? gemacht.“

„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Bob bitter.

„Was macht bei uns denn so besonderen Spa??“

„Die grunen Dinger.“ Das Gesicht des Kindes war noch immer ausdruckslos. „Die grunen Dinger, die dafur sorgen, da? du nicht verletzt werden kannst. Eins von ihnen hat deinen Vater davor bewahrt, verbrannt zu werden, als ich noch sehr klein war.“ Das, uberlegte der Jager, war eine interessante Interpretation dieses Ereignisses; er fragte sich, ob diese Formulierung von Andre stammte, oder von jemand anders. Zum erstenmal begann er sich zu uberlegen, ob Seevers Verdacht, der Kriminelle sei damals doch nicht getotet worden, vielleicht nicht ganz grundlos war. Andre fuhr fort: „Ich wollte eins fur meinen Vater haben, weil Mutter gestorben war. Und dann, als die anderen Kinder mich schlugen, wollte ich eins fur mich.“

„Du hast also damals, vor vielen Jahren, geglaubt, da? es grune Dinger gibt, die verhindern, da? Menschen verletzt werden konnen?“ Bob wollte ganz sicher gehen.

„Naturlich. Ich habe dich doch mit so einem grunen Ding in dem Feuer gesehen. Ich habe mich damals gefragt, wie du es bekommen hast, und habe eine ganze Zeit herauszufinden versucht, wer sie hat. Aber ich war mir niemals ganz sicher, bis vor ein paar Tagen, als ich eins teilweise aus deiner Hand kommen sah, wahrend du am anderen Ende der Insel schliefst. Ich bin dann ein Stuck mit dir gegangen und wollte dich fragen, aber ich dachte mir, da? du es mir nicht sagen wurdest, und ich wollte sicher sein. Sie haben mir gesagt, da? du dich nicht verletzt hast, als du vor der Bibliothek vom Rad gefallen bist. Ich bin nicht dageblieben, weil ich nicht glaubte, da? es funktionieren wurde.

Es war ohnehin nur ein Experiment. Auf eurer Zufahrt habe ich dann einen richtigen Versuch gemacht, und danach wu?te ich Bescheid.“

„Das glaube ich gerne.“ Bob wu?te im Moment nicht, was er sagen sollte. Maeta reagierte sofort, wie immer.

„Andre“, sagte sie, „hast du dir gar keine Gedanken daruber gemacht, was fur Folgen es gehabt hatte, wenn du dich wegen dieses… grunen Dinges geirrt haben solltest?“

„Okay, dann hatte ich mich eben geirrt. Aber ich habe recht gehabt!“ Zum erstenmal sahen sie einen Ausdruck in dem rundlichen Gesicht — einen Ausdruck des Triumphes. Bob und Maeta blickten einander an; dann wandte sich das Madchen wieder dem Jungen zu.

„Und wie war es mit Jennys Fu??“ fragte sie.

„Hast du auch bei ihr angenommen, da? sie eins hat?“

„Ware doch moglich gewesen. Sie war standig mit Bob zusammen, und sie sind Freunde. Einem Freund wurde er es schon gegeben haben.“

„Und jetzt wei?t du, da? sie keins hat. Tut es dir nun nicht leid?“

„Sie kommt schon wieder in Ordnung.“

Bob fiel etwas ein. „Bevor du noch mehr Experimente durchfuhrst, Andre: Maeta hat keines, und alle anderen Menschen hier auch nicht.“

Maeta trat zu ihrem Auslegerboot. „Es ist wohl besser, wenn du mitkommst, Andre. Du hast in dieser Angelegenheit nur teilweise recht, und wir mussen dir einiges erklaren, bevor etwas wirklich Schlimmes passiert.“

„Werdet ihr mir helfen, eins zu finden?“

„Wir suchen sie, aber wir konnen dir keins geben.

Es sind keine ›Dinge‹, sondern Lebewesen wie wir, und wenn du mochtest, da? eins von ihnen mit dir. zusammenlebt, mu?t du dafur sorgen, da? es dich mag. Komm jetzt, Bobs Arm ist immer noch nicht brauchbar, weil sein Freund gebrochene Knochen nicht schneller heilen kann, als sie von Natur aus heilen. Eigentlich wollten wir ein paar andere Leute holen, um uns beim Paddeln zu helfen, aber du bist uns auch recht.“

„Ich will eigentlich gar nicht mitfahren. Ich wei?, ich habe darum gebeten, aber ich war sicher, da? ihr mich abweisen wurdet. Der Wind ist zu stark, und ich habe Angst.“

„Wir bringen eine wichtige Nachricht — eine sehr, sehr wichtige Nachricht — zu den grunen Leuten.

Wir werden sie nie finden, wenn wir die Nachricht nicht dorthin bringen, wo sie nach unserer Meinung sein werden.“

„Sind sie im Ozean?“

„Manchmal. Komm jetzt.“ Der Junge hatte noch immer keine Lust, doch Maetas starke Personlichkeit lie? ihm keine Wahl, und so war der Jager keineswegs uberrascht, als der Junge half, das Boot ins Wasser zu schieben. Und auch Bob nicht. Beide machten sich dagegen Sorgen uber den scheinbar feststehenden Entschlu? des Madchens, mit nur zwei Paddlern hinauszufahren, von denen einer nicht sehr kraftig war und wahrscheinlich uberhaupt keine Erfahrung besa?.

Da sie in Anwesenheit des Jungen keine Fragen stellen wollten — weder Bob noch der Jager wollten einen Plan verderben, den sie haben mochte —, konnten sie nicht wissen, da? Maeta sich in eine Ecke manovriert hatte. Sie wollte die Flasche unbedingt zu dem Raumschiff bringen; sie betrachtete die Nachricht fur Bob als lebenswichtig. Au?erdem hatte auch sie den Verdacht, da? Andre irgend etwas mit ihrem Boot angestellt haben mochte, und wollte die Versicherung, ihn in dem Boot sitzen zu sehen. Nichts anderes konnte sie davon uberze ugen, da? er nicht doch irgend etwas getan hatte, und bis zu dem Augenblick, als sie in See stachen, erwartete sie, da? er im letzten Augenblick noch irgendeine lahme Ausrede erfinden wurde, um zuruckzubleiben.

Der Jager hatte in der gleichen Richtung gedacht, dann jedoch war ihm etwas anderes eingefallen: Sollte sein Gegner tatsachlich in dem Jungen stecken und ihn zu all diesen Streichen angestiftet haben, war es durchaus moglich, da? alle Me nschen in dem Boot ertrinken wurden. Der andere hatte kein wirkliches Interesse am Wohlergehen seines Gastgebers und wurde den Tod des Jungen als gerechtfertigt ansehen, wenn er dadurch dem Jager seinen Gastgeber und einen Helfer nehmen konnte. Die Aliens wurden keinen Schaden; ne hmen, wenn das Boot auf dem Riff zerschellen sollte. Sie konnten nicht ertrinken; und die Situation ware wieder genauso, wie vor fast acht Jahren, als die beiden Reprasentanten des Guten und des Bosen aus Castors Zivilisation die Erde erreicht hatten. Es wurde genauso sein wie damals, nur wurde der andere diesmal keinen der Fehler begehen, durch die der Jager ihn damals finden konnte.

Der Jager fragte sich, auf welche Weise das Boot sabotiert sein mochte, und wann sich dieser Schaden bemerkbar machen wurde.

Der Wind wehte aus Sudosten und frischte immer mehr auf. Bob und sein Symbiont wurden zunehmend unruhiger, und selbst Maetas Nerven waren angespannt. Sie fragte sich, ob ihr Verstand nicht fur wenige Augenblicke an Kurzsichtigkeit gelitten hatte. Uber ihr Boot hatte sie sich keine Gedanken mehr gemacht, seit sie tiefes Wasser erreicht hatten und Andre noch immer an Bord war. Genau wie Bob und der Jager wahrend der letzten Wochen kam auch sie sich jetzt reichlich albern vor; wie der Jager machte sie sich jetzt Sorgen darum, welche Folgen ihre Fehler fur andere Leute haben mochten.

Trotz des Windes und ihrer ablenkenden Gedanken fand sie die Markierungsboje uber dem Schiff sofort. Trotz Wind und Wellengang war sie klar auszumachen, und die Tanks in der Lagune, die ihr als Richtungshilfe dienten, waren deutlich zu erkennen. Sie richtete den Bug des Auslegerbootes in den Wind und zog ihr Paddel ein.

„Andre, versuche, es ohne meine Hilfe eine Minute lang hier zu halten. Du siehst doch die Boje dort; du mu?t versuchen, in dieser Position zu ihr zu bleiben.“

Bob brauchte einige Zeit, bis er begriff, was hinter diesen Worten lag, und als er sich dann nach ihr umwandte, hatte sie bereits Jeans und Hemd ausgezogen, die sie uber ihrem Badeanzug trug, und lie? sich uber Bord gleiten, die kleine Flasche in der linken Hand. Selbst der Jager ware jetzt einverstanden gewesen, die Nachricht einfach uber Bord zu werfen, und Bob war zutiefst schockiert; doch Maeta lie? ihm nicht die Zeit, seine Gefuhle auszudrucken. Bob konnte nur ein paar Worte herausbringen, bevor sie untertauchte.

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