Beruhrung konnte ich nicht feststellen, ob es Metall war oder etwas anderes.“
„Du hast die Flasche hinterlegt.“ Bobs Mutter formulierte es nicht als Frage.
„Naturlich. Direkt auf der Mitte des Schiffsrumpfes, und der Teil mit dem Papier ragt aus der Schlammschicht hervor. Wenn sie uberhaupt suchen, oder auch nur einigerma?en sorgfaltig umhertasten, mussen sie sie finden.“
„Du hattest das Schiff nicht beruhren sollen“, sagte Mrs. Kinnaird. „Darin hat Bob recht gehabt.
Du hattest einen elektrischen Schlag bekommen konnen oder so etwas, wie es dem Jager anscheinend geschehen ist. Meinst du, da? es so passiert sein konnte, Ben?“
Der Arzt zuckte die Schultern. „Das kann ich nicht feststellen, bevor er wieder bei Bewu?tsein ist und es uns sagt. Ich wei? nicht, wie Elektrizitat auf ihn wirkt; ich kann nicht einmal sagen, ob sein Korpergewebe dem unseren gleicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob er von Elektrizitat ausgeknockt werden ka nn. Ein Mensch halt einen Schock aus, der ein Pferd toten wurde. Hat er. mit dir jemals uber diese Frage gesprochen, Bob?“
Die einzige Antwort war ein unzusammenha ngendes Murmeln. Mrs. Kinnaird stie? einen kleinen, erschrockenen Schrei aus, hielt jedoch ihr Paddel fest in den Handen.
Sekunden spater lag Bob ausgestreckt auf dem Boden des Bootes, und Seever untersuchte ihn, so gut es unter den beengten Verhaltnissen moglich war. Er konnte nur eine heftige Rotung des Gesichts und einen rasenden Puls feststellen, was auf eine ganze Reihe von Ursachen zuruckzufuhren sein mochte. Die Frauen paddelten bereits mit aller Kraft, um so schnell wie moglich nach North Beach zuruckzukommen. Nachdem der Arzt eingesehen hatte, da? er Bob nicht helfen konnte, nahm auch er sein Paddel wieder auf.
Als sie das Ufer erreicht hatten, ubernahm er sofort das Kommando.
„Wir konnen ihn nicht den ganzen Weg zu meinem Haus tragen. Anette, lauf nach Hause und sieh, ob Arthur dort ist. Wenn ja, soll er sofort einen Wagen besorgen — er kann fast immer einen finden.
Maeta, du fahrst ins Dorf und versucht ebenfalls, ihn zu finden — oder einen Wagen auf zutreiben.
Versuche es zuerst bei den Entsalzungsanlagen, dann in der Raffinerie. Halte dich nicht mit Erklarungen auf, sage nur, da? du eine n Wagen brauchst, und zwar SOFORT. Wenn du bei meinem Haus vorbeikommst, sage Ev, sie soll meine Tasche herbringen. Ich hatte so klug sein sollen, nicht ohne meine Instrumente hinauszufahren.“
Als die beiden Frauen fort waren, wandte Seever sich wieder seinem Patienten zu. Sie hatten ihn in den Schatten getragen, und jetzt war es auch ohne Thermometer klar erkennbar, da? er hohes Fieber hatte. Sein Gesicht war stark gerotet und schwei?bedeckt. Seever zog Bob das Hemd aus und auch das eigene, trankte beide mit Seewasser, und breitete eins davon uber die Brust des jungen Mannes.
Mit dem anderen wickelte er ihm eine Art Turban.
Die Sonne stand schon dicht uber dem Horizont, als ein Jeep mit hoher Geschwindigkeit uber den Strand fuhr. Arthur Kinnaird sa? hinter dem Steuer, seine Tochter neben ihm und Maeta auf dem Rucksitz. Dicht neben Bob stoppte Arthur Kinnaird den Wagen.
„Ihre Frau war nicht zu Hause“, sagte Maeta, bevor Seever eine Frage stellen konnte. „Ich habe ihm alles berichtet.“
„Okay. Arthur, bring uns so schnell wie moglich zu meinem Haus. Ich setze mich zu Bob auf den Rucksitz. Daphne, du quetschst dich vorne neben Maeta, bis wir dich bei eurem Haus absetzen ko nnen.“
„Nein! Ich bleibe bei euch. Bob ist krank.“
Seever nahm sich nicht einmal die Zeit, die Schultern zu zucken, und schon gar nicht, um mit ihr zu diskutieren. Maeta hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt und das Kind auf ihren Scho? genommen; Sekunden spater fuhren sie zur Stra?e zuruck. Bobs Vater sagte kein Wort, als sie sein Haus erreichten, und er ging auch nicht mit der Geschwindigkeit herunter; das Kind war noch bei ihnen, als sie das Haus des Arztes erreichten. Daphne wollte unbedingt helfen, Bob ins Sprechzimmer zu tragen; dann brachte Maeta sie hinaus. Arthur Ki nnaird blieb bei Bob, als Seever sich an die Arbeit machte.
Die Ursache von Bobs Zustand war jetzt klar erkennbar. Bob hatte tatsachlich hohes Fieber, und in der Haut seines gebrochenen Arms zeigten sich rote Streifen und Recken, die auf eine schwere Infektion hindeuteten. Seever nahm den Gips ab; die Haut darunter war dunkelrot verfarbt, stellenweise fast schwarz.
„Antibiotika?“ fragte Kinnaird.
„Vielleicht. Sie sind keine Allheilmittel, auch wenn manche Menschen sie als ›Wunderdroge‹ bezeichnen — das haben sie ein paar Jahre fruher bei den Sulfonamiden auch getan. Ich werde tun, was ich kann, aber vielleicht ist es mir nicht mo glich, den Arm zu retten.“
„Und ausgerechnet jetzt mu?te der Jager ausfallen.“
„Bestimmt besteht da ein unmittelbarer Zusammenhang“, erklarte Seever. „Wenn er aktiv ware, hatte es uberhaupt nicht dazu kommen konnen. Hor zu, Arthur, ich werde dem Jungen jetzt eine Injektion mit dem Mittel geben, das ich fur das beste halte — vorher will ich ein paar Tests durchfuhren —, und dann werde ich sechs Stunden warten, bevor ich etwas anderes tue. Naturlich kann ich mir nicht so viel Zeit nehmen, falls sich sein Zustand erheblich verschlechtern sollte. Dann mussen wir eine Entscheidung wegen des Arms treffen. — Und noch etwas will ich jetzt tun.“
Kinnaird nickte verstehend, als Seever einen kleinen Tisch neben den Untersuchungstisch schob, auf dem Bob lag, das Gefa?, in dem sich der Jager befand, auf den Tisch stellte und Bobs rechte Hand in das Gefa? legte. Sie sahen zu, als die Hand langsam in der grunen Gallertma sse versank. Dann stellte Seever sein Mikroskop auf und nahm Gewebeproben von der Haut des anderen Arms.
12
Der Scherzbold
So war die Situation, als der Jager aus seiner Bewu?tlosigkeit erwachte. Er brauchte eine Weile, um sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden, obwohl er sich genau daran erinnerte, was beim Schiff geschehen war. Offensichtlich war es von der Suchexpedition entdeckt und als das Schiff identifiziert worden, das der Kriminelle gestohlen hatte; daraufhin hatte man ihm eine Falle gelegt, fur den Fall, da? er zuruckkommen sollte. Der Alien erinnerte sich an Seevers Frage uber normale Polizeiroutine und ware rot angelaufen, wenn ihm das moglich gewesen ware. Das paralysierende Mittel, das seine Leute benutzt hatten, war ihm naturlich wohl bekannt, und wenn er einigerma?en wachsam gewesen ware, hatte ihm das nicht passieren ko nnen.
Er bemerkte das Gefa?, in dem er sich befand, und die Hand seines Gastgebers, die in seiner Substanz ruhte. Das war es wahrscheinlich, was ihn aufgeweckt hatte. Normalerweise hatte das Mittel ihn fur mehrere Monate bewu?tlos gehalten, denn er hatte es absorbiert, wahrend er vom Korper seines Gastgebers getrennt gewesen war; und seine vier Pfund Gewebe wurden schon von einer geringen Menge des Mittels gelahmt. Da es so zusammengestellt war, um von Geweben, die denen seiner ublichen Gastgeber-Spezies ahnlich waren, rasch absorbiert zu werden, und da Bob etwa funfunddrei?ig- bis vierzigmal so viel Korpermasse besa? wie sein Symbiont, war inzwischen so viel davon in Bobs Korper eingedrungen, da? kaum noch etwas in der Substanz des Jagers zuruckgeblieben war. Es schien ihm also sicher, in Bobs Korper zuruckzukehren, da die Konzentration des Mittels jetzt erheblich geringer war.
Ohne sich die Zeit zu nehmen, ein Auge zu formen, um seine Umgebung betrachten zu konnen, begann der Jager, durch die Poren von Bobs Hand in dessen Korper einzudringen und seine vier Pfund Korpermasse dort wie gewohnt zu verteilen. Er hatte diesen Vorgang etwa zu einem Viertel hinter sich gebracht, als er Arthur Kinnairds Stimme horte.
„Ben! Sieh doch! Der Spiegel im Gefa? des Jagers hat sich gesenkt. Er mu? wach sein!“
Der Alien bildete ein fingerformiges Pseudopod und winkte damit aus dem Gefa?, als Zeichen, da? er verstanden habe. Sofort meldete sich der Arzt.
„Jager, mach dich sofort an die Arbeit! Bob hat sich eine gefahrliche Infektion zugezogen, gegen die meine Medikamente unwirksam zu sein scheinen, und er braucht dich. Wir werden dich spater fragen, was mit ihm los ist. Zuerst die Arbeit.“
Der Jager winkte wieder. Er hatte bereits festgestellt, was bei Bob nicht in Ordnung war, und begonnen, die Schaden zu beheben.
Es wurde ein schweres Stuck Arbeit. Die Vertilgung der eingedrungenen Organismen, die die Infektion