wurde.

Es gab einen zweiten harten Sto?, durch den, wie sie spater feststellten, der Junge in den Bug des Bootes geschleudert wurde. Die drei Korper wurden in die Luft geworfen, vollfuhrten einen halben Salto und fanden sich entweder unter Wasser oder in einer Gischt, die so dicht war, da? sie kaum Luft holen konnten, und dann fuhlten sie noch einen harten Sto?. Sie lagen nebeneinander auf durchna?tem Sand, und Gischt wehte uber sie hinweg.

Bob war bei Bewu?tsein und nicht schwer verletzt. Der Jager hatte sich automatisch um ein paar kleine Wunden gekummert, die ihm die Korallen gerissen hatten; Bobs Sturze waren gro?tenteils durch die beiden anderen Korper abgefangen worden. Keinem von ihnen ging es sehr gut.

13

Rekonstruktion

Andre war bewu?tlos, hatte jedoch nur geringe au?ere Verletzungen erlitten. Obwohl dies eine gunstige Gelegenheit gewesen ware, nach der Prasenz eines Symbionten zu suchen, beachtete Bob den Jungen kaum, da der Zustand Maetas erheblich ernster war. Sie hatte zuunterst gelegen, als sie auf die Korallen geschleudert worden war. Tiefe Schnitte hatten Rucken und Lenden aufgerissen, und von ihrem rechten Bein war ein gro?es Fleischstuck weggerissen worden. Blut spritzte aus den Wunden in den Sand und wurde sofort von der Gischt verdunnt.

Bob und sein Partner erkannten die Lage sofort und reagierten innerhalb von Sekunden. Das menschliche Mitglied des Teams umfa?te das verletzte Bein dicht oberhalb des Knies, pre?te seine Handflache auf die starkste Blutung und befahl seinem Partner: „Scher dich hinein und verdiene dein Brot! Ich halte die Wunde so lange verschlossen, bis ich sicher bin, da? du drin bist, aber zwicke mich in die Hand oder so etwas, zehn Sekunden, bevor du mich vollig verla?t.“

Der Jager wollte im ersten Moment widersprechen, da er sich vor allem fur Bob verantwortlich fuhlte und der ebenfalls verletzt war, doch er begann sofort, von Bob in den Korper des Madchens uberzuwechseln, da er Bobs Antwort zu kennen glaubte. Und er hatte recht.

„Nun mach schon! Keiner dieser Kratzer wird mich verbluten lassen, auch wenn die Gerinnungsfahigkeit meines Blutes nicht ganz in Ordnung sein sollte, und Maeta ist innerhalb von funf Minuten tot, wenn du dich nicht sofort um sie kummerst. Ich kann all diese Blutungen nicht stoppen, dazu habe ich nicht genug Hande. Ich nehme an, da? du dich bereits um die Bakterien gekummert hast, die in meinen Korper eingedrungen sind, und wenn nicht, kannst du spater zuruckkommen und es nachholen.

Und verschwende gefalligst keine Zeit, nur durch meine Hand zu gehen — ich wei?, wie du aussiehst; du kannst mich also nicht mehr schockieren. Beeil dich!“

Der Jager gehorchte, und innerhalb einer halben Minute hatte er die schlimmsten Blutungen des Madchens gestillt. Es dauerte weitere vier oder funf Minuten, um seine ganze Substanz in den Korper Maetas zu transferieren, vor allem, weil es ihm schwerfiel, sich von den Korperregionen Bobs zu losen, in denen es Verletzungen gab. Es kostete ihn eine erhebliche Anstrengung, bis Intelligenz uber Gewohnheit siegte; auf eine gewisse Weise war er von Bob ebenfalls abhangig.

Er war erleichtert, wenn auch nicht sehr erstaunt, als er feststellte, da? Maeta keine Knochen gebrochen hatte, doch waren bei dem Aufprall mehrere Korallenstucke abgebrochen und tief in die Muskeln ihrer verletzten Beine eingedrungen. Ihre Bewu?tlosigkeit war allein auf den Blutverlust zuruckzufuhren, und er mu?te sich schnellstens darum kummern, die Schockwirkung abzubauen.

Was sie am dringlichsten brauchte, war Ersatz fur verlorene Korpersubstanz: Nahrung. Der einfachste und schnellste Weg ware naturlich gewesen, irgend etwas zu investieren und Aminosauren in ihren Kreislauf abzugeben. Wenn ein toter Fisch oder eine Krabbe neben ihr gelegen hatte, wurde er dieses Problem sofort gelost haben. Aber es lag nichts neben ihr, und da die winzige Insel nach wie vor von Wind und Gischt gepeitscht wurde, wurde es Bob sicher unmoglich sein, irgendeine Nahrung zu beschaffen, selbst wenn er von der Notwendigkeit gewu?t hatte.

Bob machte sich im Moment mehr Sorge um den Jungen. Er untersuchte den reglos am Boden liegenden Korper so grundlich, wie es ihm unter den Umstanden moglich war, stellte fest, da? zumindest keine der gro?eren Knochen gebrochen waren und streckte ihn ein wenig bequemer aus. Der Junge blutete aus mehreren unbedeutenden Kratzern und Abschurfungen, doch die Blutungen kamen bereits zum Stehen. Bobs Verletzungen bluteten noch immer, doch machte er sich keine Gedanken daruber.

Sein gebrochener Arm machte ihm nicht mehr Schwierigkeiten als vorher.

Wahrend er uberlegte, was er tun sollte, erstreckte sich der Schatten des Tanks uber das ganze Atoll.

Selbst Bob, der an die Temperaturen von New England gewohnt war, begann in seiner durchna?ten Kleidung zu frosteln und sah ein, da? er vor Anbruch der Nacht irgend etwas unternehmen mu?te, damit die beiden Verletzten nicht an Unterkuhlung starben. Das tropische Meer und die Luft des Pazifik sind nicht wirklich kalt, doch liegt ihre Temp eratur unter der des menschlichen Korpers und entzieht ihm die Warme rascher, als er sie ersetzen kann.

Um die beiden Verletzten warm zu halten, fiel Bob nichts anderes ein, als ein gro?es Loch in den Sand zu graben. Er schaufelte mit den Handen ein Loch, das gro? genug war, um sie alle drei aufzunehmen. Er zog Maeta und Andre hinein, legte sich zu ihnen und schaufelte Sand uber sich und die beiden anderen. Der Sand war naturlich von der Gischt durchna?t, aber wenn er von ihrer Korpertemperatur erwarmt worden war, blieb er warm.

Der Warmeverlust der drei Korper wurde so weit gedampft, da? ihr Stoffwechsel — der des Jagers war zu gering, um zu zahlen — damit fertig werden konnte.

Der Jager nutzte die Gelegenheit, um ein Pseudopod in Bobs Ohr zu schicken und ihm zu sagen, da? Maeta dringend Nahrung brauche. Es war ein etwas riskantes Unternehmen, doch hatte er die geringfugige Substanz verschmerzen konnen, falls Bob sich zur unrechten Zeit bewegt hatte. Wahrscheinlich hatte er sie sogar wiederbeschaffen ko nnen.

Mit sehr viel weniger Risiko untersuchte er den bewu?tlosen Andre und stellte fest, da? sich kein Symbiont im Korper des Jungen befand; Andre war von Natur aus so dick. Au?erdem stellte der Jager ein gebrochenes Schlusselbein fest, das Bob ubersehen hatte, doch fur diese Verletzung konnte auch der Jager nichts tun. Es ging weit uber seine Krafte, Knochen in die richtige Lage zu bringen.

Wahrend der Nacht erwachte der Junge aus seiner Bewu?tlosigkeit. Seine Selbstbeherrschung war inzwischen verlorengegangen; er weinte laut und fast ununterbrochen, teils vor Schmerzen, teils aus Angst. Zum erstenmal seit dem Feuer-Zwischenfall, den Jenny als Lektion gedacht hatte, erkannte er, da? ihm etwas wirklich Ernsthaftes geschehen konnte, etwas Schlimmeres als ein kleiner Schmerz, den ihm eins der ›grunen Dinger‹ nehmen konnte. Bob, der wegen seiner eigenen Schmerzen hellwach war, hatte Mitleid mit Andre, hoffte jedoch gleichzeitig, da? dieses Erlebnis ihm eine Lehre sein wurde.

Die Nacht wurde selbst dem Jager sehr lang. Er brauchte mehrere Stunden, um die Korallenfragmente aus Maetas Fleisch zu pressen, ohne noch gro?ere Schaden anzurichten. Er konnte nichts tun, um die Neubildung von Blut oder Korpergewebe zu beschleunigen, bevor keine Nahrung aufgetrieben worden war, doch er hielt das zerfetzte Fleisch in der richtigen Lage, so da? der Heilproze? nicht zu gro?erer Narbenbildung fuhrte. Solange das Madchen bewu?tlos war, brauchte er sich nicht um Schmerzen zu kummern, und nach dem gro?en Blutverlust wurde sie noch mehrere Stunden bewu?tlos bleiben. Falls sie jedoch fruher erwachen sollte, war der Alien bereit, sofort die notigen Ma?nahmen zu ergreifen.

Er hatte allen Grund, mit sich zufrieden zu sein.

Ohne ihn ware sie durch den Blutverlust innerhalb von Minuten gestorben; und wenn nicht, dann nach einer oder zwei Stunden am Schock. Wenn er einige Tage bei ihr bleiben konnte, wurden nicht einmal Narben zuruckbleiben, was das Madchen sicher zu scha tzen wissen wurde, und auch sein Gastgeber wurde ihm dafur, wie er zu wissen glaubte, sicher sehr dankbar sein.

Er begann, sich wieder Sorgen um Bob zu machen, in dessen unverschlossene Wunden sicher eine Menge Infektionserreger eingedrungen waren.

Der Jager hatte zwar die meisten Organismen, die Bob gleich zu Beginn aufgefangen ha tte, beseitigt, doch

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