Stakendee helfen beim Abtransport des Bohrgerats.

Wer zuerst an Bord geht, richtet Kervenser aus, er moge die Maschinen in Bereitschaft halten und sich darauf einstellen, den Bug in Windrichtung zu drehen, sobald alle wieder im Fahrzeug sind.“

Dondragmer wu?te, wahrend er den Befehl erteilte, da? er sich moglicherweise als undurchfuhrbar erwies. Hochstwahrscheinlich hatte die Generalinspektion gegenwartig eine Stufe erreicht, die das Anwerfen der Maschinen verbot. Er dachte nicht langer daran, nachdem er die Anweisung gegeben hatte. Falls moglich, wurde man sie befolgen, und seine Aufmerksamkeit wurde anderweitig beansprucht. Die Bohrausrustung besa? absoluten Vorrang; sie diente jenen Forschungszwecken, die der Anla? fur den Aufenthalt der Meskliniten auf Dhrawn waren.

Selbst Dondragmer, der menschlichen Intentionen und Motiven verhaltnisma?ig starker vertraute als viele Meskliniten, vermutete, da? ein durchschnittlicher menschlicher Wissenschaftler die Bohrausrustung weitaus hoher bewertet hatte als das Leben von zwei oder drei mesklinitischen Matrosen.

Das Forschungspersonal hatte die Bohrspitze bereits eingeholt und schickte sich an, sie an Bord zu schaffen, als er sich dazu gesellte. Die Kurbelwelle und der Getriebekasten folgten, so da? lediglich der Stutzrahmen und das Turmgesta nge zuruckblieben. Dies waren weniger kritische Objekte, da sie ohne menschliche Unterstutzung ersetzt werden konnten, aber weil der Wind sich nicht verstarkte, brachten der Captain und seine drei Helfer sie ebenfalls in Sicherheit. Als sie das erledigt hatten, waren die anderen bereits ins Fahrzeugi nnere verschwunden, und auf der Brucke war Kervenser gewi? schon ungeduldig.

Zufrieden fuhrte Dondragmer die Gruppe die Rampe hinauf und durch die au?ere Schleusentur, die er hinter sich schlo?. Sie standen nun auf einem meterbreiten Vorsprung, der an ein ebenso breites Becken voll flussigen Ammoniaks grenzte, das die einwartige Halfte der Schleusenkammer bildete.

Die am schwersten beladenen Mitglieder der Gruppe kletterten uber Klammereisen, die denen au?en auf der Hulle glichen, in die Flussigkeit; die anderen und der Captain sprangen einfach hinein.

Unter dem Ammoniakspiegel reichte die jenseitige Schleusenwand bis in etwa achtzig Zentimeter Tiefe. Zwischen dem Boden des Tanks und der Unterkante der inneren Schleusenwand lag ein Zwische nraum von knapp sechzig Zentimeter.

Indem sie diesen Spalt vorsichtig durchquerten, gelangten sie auf einen zweiten, gleichartigen Vorsprung. Von dort aus gewahrte ihnen die innere Schleusenpforte Zutritt in den Mittelabschnitt der Kwembly.

Ein schwacher Geruch von Sauerstoff haftete ihnen an. Ein paar Blasen der Au?enatmosphare pflegten stets alles zu begleiten, das durch die Schleuse ging, aber der allgegenwartige Ammoniakdunst und die zahlreichen im Rumpfinnern angebrachten Katalysatorflachen hatten sich schon lange als ausreichend erwiesen, dieses Argernis auszugleichen. Die Mehrheit der Meskliniten hatte gelernt, sich an dem Geruch nicht mehr sonderlich zu storen, zumal jeder wu?te, da? sehr kleine Spuren dieses Gases harmlos waren.

Die Forscher streiften ihre Schutzanzuge ab und entfernten sich mit ihren Apparaturen und den Behaltern, in die sie die Bodenproben zum Schutz gegen das flussige Ammoniak getan hatten.

Dondragmer entlie? die anderen auf ihre Stationen und kletterte zur Brucke hinauf. Kervenser machte Anstalten, die Kommandostation zu raumen, als der Captain in der Klappe erschien, doch Dondragmer winkte ihn zuruck und begab sich auf die Steuerbordseite des Aufbaus. Auf dem Deck gab es mehrere Transparentflachen. Die menschlichen Konstrukteure hatten ursprunglich die gesamte Brucke aus transparentem Material konstruieren wollen, doch dabei hatten sie die mesklinitische Psyche nicht in Rechnung gestellt. Auf der Hulle umherzukriechen, empfanden die Meskliniten als schlimm genug, aber in rund sechs Meter Hohe auf einer Transparentflache zu stehen, das hielten sie fur jenseits aller Vernunft. Der Captain verharrte am Rand einer der Scheiben und blickte vorsichtig hinab.

Die fahle Oberflache rings um das machtige Fahrzeug ha tte sich nicht verandert; der Wind, der die Hulle schuttelte, vermochte anscheinend den Schnee, den eine vierzigfache Erdgravitation verhartet hatte (und niemand wu?te, wie lange schon), nicht zu lockern. Selbst die Wirbel, die am Rumpf der Kwembly entstanden, zeigten keinerlei Wirkungen, obwohl Dondragmer recht fest damit gerechnet hatte, da? sie zumindest zu Fu?en der Rader Schnee ausmulden wurden. Weiter entfernt, an der Grenze der Scheinwerferlichtkegel, gab es nichts zu erkennen au?er den zuruckgelassenen Bohrlochern und sich im Wind biegendes Gestrupp. Er beobachtete es mehrere Minuten lang, um zu sehen, ob der Wind es ausrei?en werde, aber schlie?lich wandte er seine Aufmerksamkeit zum Himmel.

Zwischen den Wolkenbanken begannen sich einige helle Sterne zu zeigen, doch das sudpolare Zwillingsgestirn war noch immer unsichtbar. Es stand nur wenige Grad uber dem sudlichen Horizont — teilweise ebenfalls ein Resultat der Refraktion — und war derzeit von Wolken verhangen. Anzeichen von Regen oder Schnee gab es noch nicht, und man konnte nicht sagen, zu welchem Niederschlag, falls uberhaupt, es kommen wurde. Die Au?entemperatur lag nach wie vor unter der Schmelztemperatur reinen Ammoniaks und weit unter der von Wasser, aber ein gemischter Niederschlag war sowieso am wahrscheinlichsten.

Welche Wirkung ein solcher Niederschlag auf das nahezu pure Wassereis der Oberflache haben mochte, wagte Dondragmer allerdings nicht vorauszusagen; er wu?te uber die gegenseitige Loslichkeit von Wasser und Ammoniak Bescheid, hatte jedoch nie versucht, sich Phasendiagramme oder Gefrierpunkttabellen der verschiedenen Mischungen einzupragen. Falls der Schnee schmolz, erhielt die Kwembly vielleicht eine Chance, ihre Schwimmfahigkeit unter Beweis zu stellen. Er war nicht begierig darauf, sie zu erproben.

Kervenser unterbrach seine Uberlegungen.

„Captain, wir sind in vier oder funf Minuten fahrbereit. Sollen wir die Maschinen anwerfen?“

„Noch nicht. Ich hatte befurchtet, der Wind konne den Schnee unter dem Fahrzeug losen und es ins Rutschen bringen, wie die Ruckspulung bei einem gestrandeten Schiff, und in diesem Fall wollte ich in der Lage sein, den Bug nach Bedarf auszurichten; aber anscheinend ist diese Gefahr vorerst nicht akut. Die Inspektionen sollen fortgesetzt werden, au?er an Einrichtungen, deren Kontrolle die Durchgabe eines Warnsignals verhinderte, sollte ein Notstart erforderlich sein.“

„Bereits veranla?t, Captain. Als vor ein paar Minuten dein Befehl ubermittelt wurde, habe ich entsprechend vorgesorgt.“

„Gut. Die Au?enscheinwerfer bleiben eingeschaltet. Wir werden die nahere Umgebung unter Beobachtung halten, bis die zehnstundige Frist abgelaufen ist oder der Wind aufhort, falls er sich nicht innerhalb dieser Frist legt.“

„Zu dumm, da? wir nicht wissen, wann das sein wird.“

„Sti mmt. Daheim dauert ein Sturm selten langer als einen Tag und wahrt niemals um mehr als eine Stunde uber einen Tag hinaus. Diese Welt rotiert so langsam, da? Sturmzonen die Gro?e eines Kontinents erreichen und mehrere hundert Stunden zu ihrer Auflosung brauchen konnen. Wir mussen warten, bis diese Sturmzone sich ausgetobt hat.“

„Du meinst, wir konnen nicht weiterfahren, bevor sich der Wind gelegt hat?“

„Ich bin nicht sicher. Eine Luftaufklarung ware zu riskant, aber ohne sie kommen wir nicht schnell genug vorwarts. Ob sich der Aufwand fur die Menschen lohnen wurde, wenn wir sie bemuhten?“

„Mir pa?t es nicht, so zu eilen. Man kann ein Gelande nicht richtig untersuchen, wenn man nicht fur eine Weile anhalt. Wir durften viel ubersehen, das diese komischen Menschen interessant fanden.“

„Mir scheint, da? sie genau wissen, wonach sie suchen — etwas, das ihnen zu entscheiden erlaubt, ob Dhrawn ein Planet ist oder ein Stern; und sie lassen es sich etwas kosten. Ich gestehe, da? es fur Leute, die mit nichts als Routine beschaftigt sind, allmahlich langweilig wird.“

Kervenser schluckte die Bemerkung ohne Kommentar, falls er sie uberhaupt erfa?te. Er wu?te, da? sein Kommandant ihn niemals absichtlich kranken wurde, nicht einmal nach der leichten Anzuglichkeit auf die Menschen. In dieser Beziehung unterschied sich Dondragmer deutlich von den meisten Mannschaftsmitgliedern, die die Uberzeugung hegten, da? die Fremden soviel mitnahmen, wie sie erwischen konnten, wie es jeder gute Handler hielt. Der Kommandant dagegen hatte me hr Zeit in enger Zusammenarbeit mit menschlichen, drommianischen und paneshkischen Wissenschaftlern zugebracht als nahezu jeder andere Mesklinit und war — da er eine ziemlich tolerante Einstellung hatte — zu einer Haltung gelangt, die viele der anderen Meskliniten nur aus Respekt vor den Fremden als >nachgiebig< bezeichneten.

Diskussionen um diese Problematik ergaben sich selten, und diesmal wurden sie durch Beetchermarlfs Erscheinen unterbunden. Er meldete die Beendigung der Generalinspektion.

Dondragmer entlie? ihn mit dem Befehl, die Ablosung fur das Steuer auf die Brucke zu schicken, und schwieg bis zu deren Eintreffen.

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