Shesmet und Kohl.

»Was ist das fur ein Gift, von dem du sprichst?« Kleo-patra kampfte mit den Tranen. »Wer will mich denn toten?«

Samu strich dem Madchen beruhigend uber die Haare. Dann entfernte sie vorsichtig die letzten Reste der Schminke. »Niemand will dich ermorden. Es ist ein Unfall. Die Schminke, die Buphagos besessen hat, war vergiftet. Ihn wollte man toten, nicht dich. Thais ist nur deshalb gestorben, weil sie die Schminke des Mundschenks benutzt hat. Genauso ware es dir ergangen. Aber jetzt wird alles wieder gut! Das Schminktopfchen, das der kauernde Nubier tragt ... Darin ist das Gift. Die Katze hat davon genascht. Sie ist tot. Daher wu?te ich, da? Gift in der Augenschminke ist.«

»Das Topfchen mit dem Nubier?« Kleopatra blickte die Priesterin verwundert an. Dann begann sie, hysterisch zu lachen. »Es ist nichts passiert! Mir ist nichts geschehen!«

»Was .«

»Ich habe die Schminke nicht benutzt.« Die Prinzessin griff nach der holzernen Skulptur und offnete den Deckel des Schminktopfchens. »Sieh dir das Kohl doch an! Die Farbe. Sie stimmt nicht! Es ist zu dunkel und zu kornig. Das ist Schminke fur Manner. Ich habe das auch erst bemerkt, als ich schon etwas davon auf dem Elfenbeinstift hatte. Statt der Schminke von Buphagos, habe ich dann mein eigenes Kohl benutzt. Sieh her!« Die Prinzessin nahm ein Flaschchen aus dunklem Serpentin und stie? einen Holzspachtel hinein, um ein wenig von der Augenschminke herauszuholen. »Es ist feinkorniger und hat einen leicht silbergrauen Schimmer.«

»Die Herrin Isis hat ihre schutzende Hand uber dich gehalten, meine Kleine.« Samu schlo? die Prinzessin in die Arme und pre?te sie fest gegen ihre Brust. Sie war uberzeugt, da? es kein glucklicher Zufall, sondern eine Fugung der Gottin war, da? Kleopatra noch lebte. 

7. KAPITEL

Was fur ein Tag, dachte Philippos, wahrend er sorgfaltig das gekrummte Kupferrohr mit Fett einrieb. 

Samu, gestern noch geachtet und verachtet, war zur Heldin geworden. Die Priesterin hatte Kleopatra das Leben gerettet. Der erste Eunuch hatte einem Hund von der Schminke zu fressen gegeben, um zu uberprufen, ob die Behauptung der Priesterin stimmte, da? die Augenschminke, die Buphagos von Geschenken fur den Konig unterschlagen hatte, tatsachlich vergiftet war. Der Hund war innerhalb einer halben Stunde jammerlich verreckt!

Die Erkenntnis, da? die Schminke, die den Mundschenk und Thais das Leben gekostet hatte, eigentlich fur ihn bestimmt gewesen war, hatte Ptolemaios einigerma?en aus der Fassung gebracht. Der Konig hatte sein Treffen mit dem Megabyzos kurzfristig absagen lassen. Den ganzen Abend uber hatte er sich mit Potheinos beraten, und heute morgen schlie?lich ging es ihm so schlecht, da? er nicht einmal Einwande erhoben hatte, als Philippos vorschlug, ihm einen Katheder zu legen, um auf radikale Art gegen seine Verstopfung vorzugehen.

Der Arzt schuttelte den Kopf. Ein Mann, der sich freiwillig darauf einlie?, da? man ihm ein Metallrohr in den Anus schob, mu?te schon ziemlich verzweifelt sein! Er war mit Ptolemaios allein in seinem Schlafgemach. Der Herrscher hatte es vorgezogen, bei dieser Behandlung keine weiteren Zeugen um sich zu haben.

»Wird es lange dauern?« Die Stimme des Konigs klang gefa?t.

»Nicht sehr. Entscheidend ist, da? die Tinktur, die ich in Euere Innereien leiten werde, dort moglichst lange bleibt, um ihre volle Wirkung entfalten zu konnen. Nur so ist gewahrleistet, da? Ihr von Euren Leiden erlost werdet, Eure gottliche Majestat.«

»Du willst mir damit sagen, ich soll nicht sofort zu dem Eimer dort druben laufen, wenn ich das Gefuhl habe, da? ich mich erleichtern konnte?«

»So ist es, Erhabenster.« Philippos fand die Vorstellung, da? der Mann, den er behandelte, in Agypten als ein Gott galt, geradezu grotesk. Gotter hatten keine Leibkrampfe! Er mu?te sich bemuhen, den notigen Ernst und Respekt gegenuber dem Herrscher zu bewahren, denn soviel war gewi?, auch wenn Ptolemaios kein Gott war, so konnte es sehr unangenehm werden, sich seinen Zorn zuzuziehen.

Einen Moment lang betrachtete Philippos zogernd das rosige Hinterteil des Monarchen. Ptolemaios hatte sich nackt auf seiner Kline ausgestreckt und wartete geduldig darauf, da? er begann. Wenn der Konig sich falsch verhielt, konnte der Eingriff durchaus schmerzhaft werden. »Wollt Ihr nicht noch einen Becher Wein zu Euch nehmen, Eure gottliche Majestat? Es ist wichtig, da? Ihr ganz entspannt seid, wenn ich beginne.«

»Hast du etwa Angst vor dem, was du zu tun gedenkst?«

In der Stimme des Monarchen schwang mehr als nur ein Hauch von Mi?trauen.

Philippos rausperte sich. »Ich habe diesen Eingriff schon hunderte Male durchgefuhrt. Es besteht uberhaupt kein Anla? zur Beunruhigung, Eure Erhabenheit. In dem Moment, in dem ich das Rohr einfuhre, solltet Ihr am besten pressen, so als wolltet Ihr ...«

»Man nennt uns nicht ohne Grund den Neuen Dionysos, Arzt! So wie der Gott lieben auch wir Feste und Ausschweifungen jeder Art. Es ist nicht das erste Mal, da? man uns etwas in den Hintern schiebt. Also fangt jetzt endlich an!«

»Jawohl, Eure Majestat!« Philippos rieb das Hinterteil des Herrschers sorgfaltig mit feinem Lammfett ein und griff dann nach dem Kupferrohr. »Wenn Ihr jetzt, bitte .«

»Ja!«

Ptolemaios stohnte leicht, als der Ansatz des Metallrohrs in seinem rosigen Hinterteil verschwand. Aus Angst, den Darm des Herrschers zu verletzen, wagte der Arzt es nicht, das Rohr allzu weit einzufuhren. Dann griff er nach dem Krug, in dem sich die vorbereitete Tinktur aus Salzen und Gerbsauren befand. Ein Mittel, das unfehlbar helfen wurde! Mit Hilfe eines Trichters fullte er die Flussigkeit langsam in das Rohr.

»Verdammter Mist! Das fuhlt sich ja schrecklich an«, lamentierte der Herrscher. »Hattest    du    das Zeug nicht wenigstens anwarmen konnen. Das ist ja kalt wie der Tod!«

»Nur so vermag es seine volle Wirkung zu entfalten, Eure Erhabenheit. Ich werde nun das Rohr entfernen. Bitte bemuht Euch, die Tinktur jetzt so lange wie.«

»Ja, wir haben es begriffen. Wir    mussen sagen, die Methoden der Isis-Priesterin,    unsere    Verstopfung    zu behandeln, waren wesentlich angenehmer. Wenn sie nur nicht so ein aufsassiges Wesen hatte . Eigentlich wollten wir sie wegen ihrer Impertinenz vom Hof entfernen. Doch nun, wo sie unserer Tochter das Leben gerettet hat, konnen wir uns schlecht als undankbar erweisen.«

»Und wenn Ihr Euch als dankbar erweisen wurdet, Eure allergottlichste Vollkommenheit?«

»Wie meint er das?« Ptolemaios drehte sich grunzend zur Seite und musterte Philippos mit seinen kleinen, braunen Schweinsauglein. »Will er sich etwa uber uns lustig machen?

»Nichts lage mir ferner, Neuer Dionysos«, entgegnete der Arzt hastig. »Was ich meine, ist, wenn Ihr die Priesterin belohnt, dann konnte dies doch auch zur Folge haben, da? sie den Hof verlassen mu?. Schickt sie nach Tyros! Von dort kamen die Geschenke und das Gift. La?t Ihr die Ehre zuteil werden herauszufinden, wer Euch vergiften wollte, gottliche Majestat. Sie hat ein besonderes Talent in diesen Dingen. Ihr erinnert Euch doch gewi? noch, wie geschickt sie die Hintergrunde um die Morde an den agyptischen Gesandten aufgedeckt hat. Es wurde Euch gleich auf zweifache Weise zum Vorteil gereichen, wenn Ihr sie mit dieser wichtigen Aufgabe betraut. Zum einen konntet Ihr mit Samus Hilfe herausfinden, wer Euch nach dem Leben trachtet, und zum anderen mu?t Ihr diese impertinente Person nicht langer in Eurer Nahe dulden.«

»Ein feiner Plan«, brummelte der Konig. »Wenn du gestattest, werden wir uns jetzt erheben und .«

»Bitte, Eure Majestat! Wartet noch ein wenig. Es ist besser fur Euch.«

»Wir haben aber das Gefuhl, da? es uns gleich zerrei?en wird. Das kann doch nicht gesund sein!«

»Vertraut mir, Majestat. Es ist besser.«

»In dir steckt das Zeug zu einem trefflichen Intriganten, Arzt. Wenn wir die Dinge richtig einschatzen, dann ist es doch auch dir ganz recht, wenn die Priesterin den Hof wieder verla?t. Immerhin ist sie eine begabte Heilerin und konnte dir deine Stellung streitig machen.«

Philippos lachte leise. »Aber, Majestat! Ihr wollt doch nicht dieses Krauterweib mit einem erfahrenen Arzt

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