vergleichen. Sie mag eine gute Priesterin sein, und vielleicht besitzt sie sogar magische Krafte, aber eine Heilkundige ist sie mit Sicherheit nicht. Solche Dinge erfordern eine lange Ausbildung und viel Erfahrung.«

»Versuche uns nicht zu tauschen, Grieche! Wir riechen eine Intrige, noch bevor andere sich daruber im klaren sind, da? sie uberhaupt existiert. Was glaubst du, wie wir so lange herrschen konnten, obwohl jeder romische Proconsul in Syrien gierig auf die Reichtumer Agyptens starrt. Trotzdem gefallt uns dein Plan. Wir werden daruber nachdenken. Vielleicht werden wir dich in Zukunft auch in ein oder zwei andere Probleme einweihen. Womoglich kannst du uns ja noch anders als nur als Arzt zu Diensten sein. Doch genug geredet. Wir werden uns nun an einen Ort zuruckziehen, an dem wir deiner Begleitung nicht weiter bedurfen. Schick uns Potheinos herein.«

Philippos verneigte sich ergeben, obwohl er am liebsten einen Luftsprung gemacht hatte. Der Konig erwog, ihn in den Kreis seiner Berater aufzunehmen! Im Geiste sah der Arzt sich schon in einem eigenen Palast im fernen Alexandria leben und die Staatsgeschafte des Herrschers manipulieren.

Die letzten Tone der Harfe waren verklungen, und allein das Rauschen des Meeres storte die Stille der Nacht. Erwartungsvoll blickten die Flotenspielerin und die Harfnerin zu Samu. Mehr als eine Stunde hatten die beiden fur die Priesterin und Kleopatra musiziert. Samu hatte entschieden, welche Lieder gespielt werden sollten. Doch statt sie zu trosten, hatten die altvertrauten Melodien die Priesterin noch trauriger gestimmt. Noch immer hatte sie nicht die Kraft gefunden, Kleopatra zu sagen, was der Pharao entschieden hatte.

Samu blickte zum Osirisauge am Himmel. Es war rund und sah ein wenig aus wie eine alte Silbermunze, die schon durch so viele Hande gegangen war, da? man das Pragebild nicht mehr erkennen konnte. Das Licht des Osirisauges brach sich in Tausenden von tanzenden Lichtpunkten auf der weiten See.

Das Meer war ruhig in dieser Nacht, die Dunung sanft, und es schien, als wolle die Gottin ihr eine sichere Reise versprechen.

Endlich ri? sich die Priesterin vom Anblick der See los und drehte sich wieder zu Kleopatra und den beiden Musikerinnen um. Sie hatten einige Decken und Kissen zum Strand mitgenommen und auch etwas Wein, Brot und Kase. Es sollte ein schoner Abend werden! Ein Abschied, an den sie sich in der Fremde gerne erinnern wurde, wenn die Einsamkeit mit eisigen Fingern nach ihrem Herzen griff.

»La?t mich jetzt mit der Prinzessin allein.« Die Musi-kantinnen verbeugten sich kurz und zogen sich schweigend zuruck.

»Was ist mit dir, Samu? Du bist so seltsam heute abend.«

Mit einem Seufzer lie? die Priesterin sich auf der Decke nieder. Sie wu?te nicht, wie sie anfangen sollte. Mit der flachen Hand strich sie uber den hellen Sand, so als sei er etwas Lebendiges. »Ich habe dir heute mittag gesagt, da? ich noch uber ein paar Dinge mit dir reden mu?te, Kleopatra ... Nun ist die Zeit gekommen. Schneller, als ich es erwartet hatte.«

»Wie meinst du das?«

»Es geht um Eskander und all die anderen Manner, die du noch kennenlernen wirst. Du mu?t wissen, wie du dich vor Unannehmlichkeiten schutzen kannst, ohne deshalb auf gewisse Freuden der Liebe verzichten zu mussen.«

Kleopatra lachelte. »Du willst mir erklaren, was geschieht, wenn ich zum ersten Mal in den Armen eines Mannes liegen werde? Das hat Thais mir schon langst verraten. Sie war noch junger als ich, als sie die Liebe kennenlernte. Von ihr wei? ich, was die Manner von einem Madchen wollen und welche Macht man uber sie erlangen kann. Ja, sie hat mir sogar erklart, wie man vortauschen kann, noch eine Jungfrau zu sein, falls dies aus irgendeinem Grund jemals erforderlich werden sollte.«

Samu schluckte. Da? die Hetaire und die Prinzessin so vertraut miteinander waren, hatte sie nicht geahnt.

»Wei?t du, Samu, viele haben Thais nicht gemocht, weil sie durch ihre Schonheit so schnell so viel Einflu? auf meinen Vater gewonnen hat. Sie konnte arrogant und abweisend sein, wenn Manner ihr nicht gefielen, und manchmal hat sie sich einen Spa? daraus gemacht, einer Hofdame ihren Liebsten abzujagen, nur um ihn nach einer Nacht wieder zu vergessen. Wenige haben um Thais getrauert, als sie gestorben ist. Zu mir ist die Gespielin meines Vaters immer wie eine Schwester gewesen. Ich konnte mit ihr uber alles reden, und sie hat mich vor allem viele Dinge uber die Liebe gelehrt. Ich vermisse sie.«

»Hat sie dich auch gelehrt, wie du verhinderst, die Frucht des Mannes zu empfangen? Du wei?t, so lange du nicht verheiratet bist, darfst du auf keinen Fall schwanger werden. Spater spielt es dann keine Rolle mehr, ob du deinem Gatten das Kind eines Liebhabers als sein eigenes verkaufst.«

Kleopatra lachelte verlegen. »Mein Vater mochte, da? ich meinen jungeren Bruder heirate. Er ist der Meinung, da? sich gottliches Blut nicht mit dem normaler Sterblicher vermischen sollte. Aber ich frage dich, was soll ich mit einem Siebenjahrigen anfangen?«

Auch Samu lachelte jetzt. »Er ist doch ein Gott. Zum einen wird sicher noch einige Zeit vergehen, bis dein Vater euch verheiratet, zum anderen . Wunder geschehen. Dein Bruder gilt als Gott, wenn er Pharao wird. Niemand wird in Frage stellen, da? er dazu in der Lage ist, auch in jungen Jahren schon ein Kind zu zeugen. Wahrscheinlicher jedoch ist, da? dein eigener Vater sich dieser Aufgabe widmen wird. Hat er schon einmal versucht, dich zu verfuhren?«

Kleopatra war schlagartig ernst geworden. »Einmal«, flusterte sie leise. »Doch war er zu betrunken, als da? etwas daraus geworden ware. Sein Phallos wollte nicht hart werden und schlie?lich . « Die Prinzessin stockte. Sie suchte nach Worten.

Samu beugte sich vor und schlo? Kleopatra in die Arme. »Es ist schon gut, meine Kleine.« Sie sa?en lange still und lauschten auf der Meeresbrandung, bis Kleopatra schlie?lich leise fragte. »Er wird es wieder tun, nicht wahr, Samu?«

Die Priesterin nickte.

»Es ist nicht so, da? ich ihn hasse. Er war immer gut zu mir. Er ist gro?zugig und . Aber er ist so alt . Sein Atem stinkt, und er ist so . Ich wei?, da? ich ihm nicht immer entgehen werde. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis . Aber ich mochte nicht gleich beim ersten Mal in seinen Armen liegen. Kannst du das verstehen? Ich mochte mich ihm nicht schenken. Es soll ein junger Mann sein. Jemand, der zartlich und leidenschaftlich ist. Ein Mann, der mich liebt und an mir nicht nur seine Lust befriedigen will.«

»Ich werde dir keine Vorhaltungen mehr machen, wenn du die Liebe eines anderen Mannes suchst. Doch Ptolemaios wird dich fragen, was geschehen ist. Er wird es bemerken, wenn du .«

»Thais hat mir gezeigt, was zu tun ist. Es gibt bei Fischen eine kleine Blase voller Blut. Wenn mein Vater mich rufen la?t, dann . In der Kuche ist eine alte Sklavin, die ich ins Vertrauen gezogen habe. Sie sorgt dafur, da? immer ein frischer Fisch bereit liegt. Ich mu? diese Blase in meine Kteis einfuhren. Es wird dann genauso aussehen, als hatte ich ihm meine Jungfraulichkeit geschenkt. Er wird nichts bemerken. Mein Vater ist ohnehin meistens betrunken, wenn er sich mit seinen Hofdamen und Hetairen vergnugt.«

»Was wirst du tun, wenn du keine Zeit mehr hast, in die Kuche zu gehen?«

Kleopatra zuckte mit den Schultern. »Das darf nicht geschehen. Ich mu? ihn hinhalten. Ich wurde ihm erzahlen, ich wolle noch einmal auf mein Zimmer, um meine Brustwarzen und meine Kteis mit Maulbeersaft zu bestreichen.«

»Du wei?t, da? es Krauter gibt, die die Kraft des Mannes vermehren. Andere Krauter hingegen nehmen ihm die Kraft zur Liebe und lassen seinen Phallos schlaff wie einen leeren Weinschlauch herabhangen, ganz egal, wie gro? seine Lust zur Liebe ist. Du mu?t ihm Samen von der Pflanze, die man das Blut des Ibis nennt, ins Essen geben. Doch sei dabei vorsichtig, er konnte sie an ihrem verraterischen Duft erkennen. Gibst du ihm ein wenig Ol von Systhamna-Samen zu trinken, dann wird er nicht zum Beischlaf kommen, weil es ihn immer wieder vom Lager treibt, um sich zu erleichtern. Sehr wirksam, wenn auch gefahrlich, ist das Apemphin. Zu viel davon ist ein todliches Gift. Du mu?t die Dolden der Pflanze abschneiden, bevor der Samen in ihnen getrocknet ist, den Saft aus ihnen herauspressen und im Licht des Horusauges eindik-ken lassen. Gibst du das Mittel zu oft, so werden die Hoden des Mannes verkummern. Mehr als ein Tropfen davon ist ein todliches Gift. Streichst du den Saft auf deine Bruste, so verhinderst du, da? sie weiter wachsen. Verwende diese Mittel mit Bedacht. Oft ist es leichter, die Kraft des Mannes durch Wein oder berauschende Krauter zu lahmen. Sollte es aber geschehen, da? du durch Unvorsichtigkeit ein Kind empfangst, so kannst du die Leibesfrucht absterben lassen, wenn du von

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