den bitteren Blattern des
»Warum erzahlst du mir das alles, Samu? Du hast mir doch heute mittag erst gesagt, ich sei zum Herrschen bestimmt und keine Zauberin. Ich habe doch dich, was mu? ich da uber Krauter und ihre magischen Krafte wissen!«
»Dein Vater hat mir bestimmt, den Hof zu verlassen. Schon morgen werde ich ein Schiff nehmen mussen, das mich nach Tyros bringen wird.«
Kleopatra schuttelte unglaubig den Kopf. »Das kann nicht sein! Wie kann mein Vater das tun? Du hast mein Leben gerettet, und er verbannt dich vom Hof .«
»Er verbannt mich nicht, er belohnt mich«, entgegnete Samu bitter. »Er will, da? ich nach Tyros reise, um herauszufinden, welche Handelsherren ihm das vergiftete
»Aber das ist nicht gerecht! Ich brauche dich, Samu! Du bist nicht nur meine Lehrerin, du bist mir auch eine Freundin ...«
»Der Lehrer deiner jungeren Bruder, Theodotos von Chios, wird dich in Zukunft unterrichten. Ich kann nicht sagen, da? ich diesen Mann mag. Er ist sicherlich klug und wird dich vieles lehren konnen, doch er ist nicht weise. Er strebt nach Macht. Bedenke das bei allem, was er dir sagt. Er will mehr als nur ein Lehrer sein. Ich bin sicher, da? er davon traumt, eines Tages, wenn du und dein Bruder herrschen, zu euren Beratern zu gehoren. Vergi? nicht, was ich dir beigebracht habe. Bete zu den Gottern Agyptens und ube dich zumindest manchmal in der alten Tempelschrift, die ich dich gelehrt habe. Befolgst du meinen Rat, so wird es dir leichtfallen, die Unterstutzung der Priester zu finden, wenn du dereinst herrschst. Du mu?t sie davon uberzeugen konnen, da? du wirklich die
»Aber du wirst doch wiederkommen, Samu!«
»Gewi?!« Die Priesterin strich der Prinzessin eine Locke aus der Stirn und lachelte zuversichtlich. In Wahrheit jedoch hatte sie Angst, denn die Verschworer in Tyros wurden sicher nicht zogern, sie toten zu lassen, wenn sie ahnten, warum sie in die alte Hafenstadt reiste.
Diesmal hatte Philippos es gewagt. Er hielt es einfach nicht mehr in der Villa aus. Heimlich hatte er sich in der Nacht davongestohlen und Neaira besucht. Er brauchte jemanden, mit dem er seinen Triumph feiern konnte. Der Konig hatte tatsachlich auf seinen Rat gehort! Schon morgen wurde Samu die Stadt verlassen! Sie wurde nach Tyros segeln, und er war wieder der einzige Heilkundige am Konigshof. Es war ein Festtag, und er hatte einen Schlauch voller Wein zu Neaira mitgebracht. Zufrieden lag er in den Armen der jungen
Es war, als hatte ihn
»Nicht einmal Eros konnte eine Frau glucklicher machen als du«, schmeichelte die
»Was haltst du davon, in Zukunft ganz auf die Gesellschaft anderer Manner zu verzichten? Ich werde reich und machtig sein. Mochtest du nicht als Weib an meiner Seite leben und meinen Ruhm mit mir teilen? Ich konnte dir jeden deiner Wunsche erfullen. Und wenn Ptolemaios erst einmal nach Alexandrien zuruckgekehrt ist, dann konntest du ein Leben wie eine Prinzessin fuhren.«
»Du meinst, du wurdest mir ein Haus einrichten und mir eine eigene Zofe schenken.« Neaira seufzte. »Deine Worte klingen besser als selbst meine kuhnsten Traume.«
»Was hei?t hier ein Haus? Du wurdest mit mir in einem Palast leben. Du bist zu bescheiden. Ganze Heerscharen von Sklaven werden wir unser eigen nennen. Und wenn du auf den Markt willst, dann wirst du von acht nubischen Sklaven in einer Sanfte getragen werden.« Der Arzt rakelte sich genu?lich und stellte sich vor, da? all diese Sklaven wie Batis aussahen. Jetzt, wo es ihm gelungen war, Samu zu verdrangen, wurde er vielleicht auch den nubischen Leibwachter um die Gunst des Konigs bringen. Eine kleine Verleumdung hier, eine Indiskretion da ... So lange Ptolemaios auf ihn horte, hatte er Macht, uberlegte der Arzt. Es ware leicht, alle alten Feinde vom Hof zu vertreiben. Nach Batis ware Potheinos an der Reihe. Der Eunuch ging uber Leichen. Ein Mann wie er durfte keine Macht mehr haben, wenn Philippos seine Position sichern wollte.
Jemand klopfte energisch mit der Faust gegen die Tur zur Kammer der
»Im Namen des
»Was wollen die hier?« zischte Philippos leise.
»Keine Ahnung.« Neaira erhob sich von der
Auch der Arzt war jetzt auf den Beinen. »Sie durfen mich hier auf gar keinen Fall finden. Wenn sie herausbekommen, da? ich trotz des Verbotes den Tempelbezirk verlassen habe, dann mogen mir die Gotter gnadig sein.«
»Aber was willst du denn tun? Es gibt keinen zweiten Ausgang. Du kannst nur durch die Tur!«
»La? mich. Es ist nicht das erste Mal, da? ich auf der Flucht bin. Die
»Moment noch! Ich kann euch doch nicht nackt wie die Schaumgeborene entgegentreten!«
Von drau?en ertonte Gelachter. »Wir hatten nichts dagegen!«
Neaira trat an die Tur und zog den holzernen Sperriegel zuruck. Philippos hatte seine
»Was wollt ihr
»Wir sind nicht gekommen, um mit dir ein Spielchen zu treiben, meine entzuckende
Philippos schluckte. Woher wu?ten die beiden von ihm? Er mu?te etwas unternehmen! Wahrscheinlich wurde Neaira ihn verraten. Sie mu?te hier in Ephesos ihr Auskommen finden.
Sie konnte es sich nicht leisten, die Soldaten des
»Der Grieche? Der ist schon wieder gegangen. Es tut mir leid, aber ihr seht doch, da? meine Kammer leer ist. Ihr habt ihn nur knapp verpa?t.«
Philippos traute seinen Ohren kaum. Sie ging tatsachlich das Risiko ein, fur ihn zu lugen! Sie meinte es wirklich ernst mit ihm!
»Erzahl keine Geschichten, Weib! Wir haben die ganze Zeit unten auf der Stra?e gestanden. Er kann uns nicht entwischt sein.«
»Wenn ich es mir recht uberlege, so ist schon ein wenig Zeit vergangen, seit mein Liebhaber mich verlassen hat. Ihr mu?t wissen, wir haben viel Wein getrunken. Die Stunden vergehen einem dann wie ihm Fluge und .«
»Die Decken sind noch warm«, ertonte eine zweite Mannerstimme.
»Ich habe auf der
Das Klatschen einer Ohrfeige war zu horen. »Mach uns nichts vor, Weib! Ich habe genug von deinen