Geschichten. Wir haben die ganze Zeit unten auf der Stra?e gestanden. Dein Grieche ist hier hereingekommen und hat das Zimmer nicht mehr verlassen. Also sag mir jetzt, wo er steckt, oder ich werde mit meinem Dolch die Wahrheit aus dir herauskitzeln, horst .«

Philippos gab der Tur einen Tritt. Es gab ein dumpfes Krachen und einen kurzen Aufschrei, als sie in den Raum hineinschwang und einem der beiden Soldaten in den Rucken schlug.

Mit einem Satz war der Arzt aus seinem Versteck. Der zweite Krieger hatte die Hand schon auf dem Griff seines Gladius liegen, als Philippos ihn mit einem Faustschlag niederstreckte.

Sein Kumpan, der Neaira geschlagen hatte, lag noch halb benommen am Boden und versuchte, sich wieder aufzurappeln.

»Komm, wir mussen hier fort!« Der Arzt streckte der Hetaire die Hand entgegen. »Die beiden werden gleich wieder auf den Beinen sein.«

»Ich kann nicht.« Neaira standen die Tranen in den Augen. »Wo sollte ich hingehen? Man wird mich am Hof deines Konigs nur verspotten.«

»Das ist nicht wahr. Niemand wurde es wagen, uber mein Weib schlecht zu reden und .«

»Rette dich, mein Freund. Es war schon mit dir zusammen zu traumen. Mit dir leben konnte ich nicht. Jetzt beeile dich. Ich werde versuchen, die zwei noch ein wenig hinzuhalten.«

»Ich kann dich doch jetzt nicht alleine lassen!«

»Und wie willst du mir helfen? Indem du dich von den Stadtwachen ergreifen la?t? Du kannst nichts mehr fur mich tun. Ich habe fur dich gelogen. Sie werden mich bestrafen. Aber das werde ich schon durchstehen. Ich kenne einen Tetrarchen der Wache. Er wird mich schutzen, aber dir wird er keinen Gefallen tun. Also nimm deine Sachen und lauf ...«

Ein Gerausch lie? Philippos herumfahren. Der bartige Wortfuhrer der beiden Wachen hatte sich halb aufgerichtet und einen Dolch gezogen. Der Arzt warf ihm seine Kleider entgegen, und in dem Moment, in dem der Soldat die Arme hochri?, versetzte der Grieche ihm einen Tritt. Die Wucht des Treffers ri? den Krieger zuruck, so da? er mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Philippos setzte nach und trat dem zusammengesunkenen Wachter wieder und wieder in den Leib. Am liebsten hatte er den Mann in Stucke gerissen. Es war, als hatten die Furien seinen Geist verwirrt. Dieser Mistkerl und sein Kumpan hatten sein Gluck zerstort! Wieder verpa?te Philippos dem Krieger einen Tritt. Ihretwegen mu?te er fliehen, und nur ihretwegen wurde Neaira leiden! Was hatte er getan, da? ihm die Gotter einen so grausamen Streich spielten!

»Hor auf!« Die Hetaire packte den Arzt beim Arm und zog ihn zuruck. Auf der Treppe, die zu den Kammern der Huren fuhrte, waren schwere Tritte zu horen. »Lauf endlich, mein Liebster, und vergi? mich nicht. Das ist das einzige, was ich mir von dir wunsche .« Neaira druckte ihm sein Kleiderbundel in die Hand und schob ihn zur Ture hinaus. Direkt vor dem Griechen loste sich der Schatten eines gro?gewachsenen Kriegers aus dem Dunkel der Nacht. Der Mann streckte die Arme nach ihm aus. Philippos sprang vor und rammte dem Hunen seinen Kopf in den Leib. Im gleichen Augenblick schlossen sich die Hande des Kriegers wie eiserne Fesseln um die Arme des Arztes. Einen Moment lang taumelte der Soldat . Dann sturzte er nach hinten. Krachend zerbarst das holzerne Gelander der Galerie, an der die Zimmer der Huren lagen.

Schreiend sturzten die beiden in die Tiefe. Der Aufschlag auf dem Pflaster der Hafenstra?e trieb dem Griechen die Luft aus den Lungen. Einen Moment lang hatte er das Gefuhl, keinen Atem mehr schopfen zu konnen. Benommen rollte er sich vom Leib des Kriegers. Der Soldat ruhrte sich nicht mehr.

Lang verdrangte Bilder von den Kampfen in Hispania ulterior kamen Philippos wieder in den Sinn. Jene Nacht, in der die Rebellen des Sertorius seine Centurie in einem kleinen Bergdorf in eine Falle gelockt hatten. Der Arzt horte uber sich Rufe und Waffenklirren. Seine Hande tasteten nach dem Gladius des Hunen, der noch immer reglos neben ihm lag.

Es war genau wie damals in dem Dorf. Seine Kameraden waren tot. Er war auf sich allein gestellt. Das kurze Schwert in seiner Hand war der letzte Freund, der ihm noch geblieben war.

Vor Schmerzen stohnend, kam Philippos auf die Beine. Er hatte sich ein Knie aufgeschlagen, und die Knochel seiner rechten Hand waren von dem Faustschlag blutig, den er dem Krieger oben in der Kammer versetzt hatte. Jetzt wunschte er, den gro?en, schweren Holzschild bei sich zu haben, den er als Legionar so oft verflucht hatte.

Sein Kopf summte. Etwas Warmes lief ihm die Schlafe hinab. Er wurde das Kleiderbundel wie einen Schild benutzen!

Zitternd vor Schwache lief er auf eine Gasse zu, die dunkel zwischen den hohen Hausern der Hafenstra?e klaffte. Hinter sich horte er Schritte. Befehle wurden in die Nacht gerufen.

Etwas schlug dicht neben ihm klirrend gegen eine Hauswand.

Ein Speer! Sie wollten ihn umbringen!

Philippos beschleunigte sein Tempo. Die Barbaren wurden keine Gnade walten lassen. Er kannte diese Iberer. Elendes Pack! Sie hatten alle seine Kameraden ermordet. Auf den Dachern der Hauser waren sie verborgen gewesen. Mit Karren hatten sie die engen Stra?en des Dorfes versperrt, und dann begann das Massaker. Aber er wurde ihnen entkommen. Es gab immer einen Weg!

Keuchend pre?te sich Philippos in einen Hauseingang. Die Tur gab nach. Vielleicht fand er hier ein Versteck? Geduckt schlich er durch den Eingang, immer dicht an der Wand vorbei. Silbernes Mondlicht leuchtete das kleine, unscheinbare Atrium aus. Der Boden zeigte ein Mosaik mit einem schlichten, geometrischen Muster. Noch immer gegen die Wand gepre?t, umrundete Philippos den Innenhof. Er war ihnen entkommen! Hier wurden sie ihn nicht mehr finden. Drau?en auf der Stra?e konnte er lautes Rufen und die Gerausche genagelter Soldatenstiefel auf dem Pflaster horen. Warum trugen die Iberer Caligae? Hatten sie seinen toten Kameraden etwa schon die Stiefel gestohlen?

Philippos pre?te sich die Hande gegen den Kopf. Ein stechender Schmerz pochte hinter seinen Schlafen. Ihm war ubel. Das geometrische Muster auf dem Boden verschwamm zu tanzenden Linien. Nicht jetzt! Er bi? sich auf die Lippen.

Irgend etwas stimmte hier nicht. Er durfte der Schwache jetzt noch nicht nachgeben! In diesem Hof war er noch nicht sicher.

Der Arzt mu?te sich jetzt mit einer Hand an der Wand abstutzen. Daphne! Er wurde sie nicht mehr wiedersehen. Er hatte nicht in die Legion gehen durfen! Wer wurde uber sie wachen, wenn ihrem fetten, alten Ehemann etwas geschah?

Philippos betrat einen schmalen Gang, der tiefer in das Haus fuhrte. Der Iberer mu?te ein reicher Mann sein. Das Gebaude sah fast aus wie die Villa eines romischen Patriziers. Der Gang machte eine Biegung. Die Wande waren mit einer dunklen Farbe gestrichen, auf die man hier und dort falsche Saulen aufgemalt hatte. Irgendwo war Larm. Das Rufen klang entfernt! Er hatte seine Verfolger abgeschuttelt!

Der Grieche stand vor einer Treppe. Es ware eine gute Idee, das Erdgescho? zu verlassen. Hinter einem Fenster verborgen konnte er dann beobachten, was auf der Stra?e vor sich ging.

Oder sollte er zuruck zu seinen Kameraden? Vielleicht konnte er jemanden retten? Nein! Es war aussichtslos. Drau?en lebte bestimmt keiner mehr. Jetzt war sich jeder selbst der Nachste. Wenn nur diese Kopfschmerzen nicht waren! Philippos pre?te sich erneut die Hande auf die Schlafen und stolperte. Das Kurzschwert glitt ihm aus der Hand und fiel polternd ein paar der holzernen Stufen hinab. Der Arzt kauerte sich in den Schatten des Gelanders und fluchte leise. Das hatte nicht passieren durfen! Er wurde die Bewohner toten mussen, wenn sie ihn bemerkten. Er durfte die Sicherheit seines Verstecks nicht aufgeben.

Irgendwo uber ihm offnete sich knarrend eine Tur. »Ist dort jemand?«

Philippos lachelte. Der Kerl versuchte, ihn hereinzulegen. Er sprach griechisch und noch dazu mit einem starken ionischen Akzent. Aber von einem Iberer wurde er sich nicht tauschen lassen. Philippos beugte sich vor und griff nach dem Gladius.

Der Stimme nach zu urteilen, war der Kerl dort oben nicht mehr der jungste. Vielleicht wurde er ihn doch nicht toten mussen. Der Arzt umklammerte den Griff der Waffe fester. Er sollte ihn sich packen, bevor er noch weiter herumkrakeelte.

Mit drei gro?en Satzen war er die Treppe hinauf. Er hatte recht gehabt. Vor einem der Zimmer stand ein Mann, dessen Haar wei? im Mondlicht glanzte. »Sei still, dann wird dir nichts geschehen!« Die Sprache der Romer ging Philippos noch immer schwer uber die Lippen. Ihr fehlte die Eleganz ... der schone Klang. Es war die Sprache eines Bauern- und Soldatenvolkes.

Der Mann trat erschrocken einen Schritt zuruck. Philippos setzte ihm nach und stie? ihn in das Zimmer, aus

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