vergangenen Nacht in die hochsten Hohen gehoben zu werden, sein Leben neu beginnen zu durfen -.
»Ich setze gro?e Hoffnungen in Sie, Temple«, sagte Clifton Lawrence. »Es reizt mich, Ihre Karriere aufzubauen. Ich habe beschlossen, als Agent fur Sie tatig zu werden.«
Das Gefuhl uberma?iger Freude drohte Toby fast zu zerrei?en. Am liebsten ware er aufgestanden und hatte laut geschrieen. Clifton Lawrence wurde sein Agent sein!
»… mich unter einer Bedingung mit Ihnen beschaftigen«, sagte Clifton Lawrence. »Dass Sie genau tun, was ich Ihnen sage. Ich dulde keine Launen. Wenn Sie nur einmal aus dem Tritt kommen, ist Schluss. Verstanden?«
Toby nickte schnell. »Ja, Sir. Ich habe verstanden.«
»Dazu gehort, dass Sie sich selbst gegenuber ganz ehrlich sind.« Er lachelte Toby an und sagte: »Ihre Nummer ist grauenvoll. Allerunterste Schublade.«
Es traf Toby wie ein Schlag in die Magengrube. Clifton Lawrence hatte ihn herzitiert, um ihn fur diesen damlichen Telefonanruf zu bestrafen; er wurde ihn nicht annehmen.
Der kleine Agent aber fuhr fort: »Die Auffuhrung gestern abend war eine Veranstaltung von Amateuren, und genau das sind Sie – ein Amateur.« Clifton Lawrence stand auf und lief hin und her. »Ich werde Ihnen sagen, was in Ihnen steckt, und ich werde Ihnen auch sagen, was Sie brauchen, um ein Star zu werden.«
Toby sa? stumm da.
»Fangen wir bei Ihren Witzen an«, sagte Clifton. »Die konnen Sie getrost vergessen.«
»Nun ja, manche sind vielleicht ein wenig abgedroschen, aber -«
»Als nachstes: Sie haben keinen Stil.«
Toby ballte innerlich die Fauste. »Das Publikum schien -«
»Als nachstes: Sie konnen sich nicht bewegen.«
Toby nahm es schweigend zur Kenntnis.
Der kleine Agent trat zu ihm, blickte auf ihn herunter und sagte, als konnte er Tobys Gedanken lesen: »Wenn Sie so schlecht sind, was tun Sie dann hier? Nun, Sie sind hier, weil Sie etwas haben, das man nicht mit Geld kaufen kann. Wenn Sie auf der Buhne stehen, mochte das Publikum Sie am liebsten auffressen. Die lieben Sie. Haben Sie eine Ahnung, wieviel das wert ist?«
Toby holte tief Atem und setzte sich zuruck. »Sagen Sie's mir.«
»Mehr, als Sie sich je ertraumen konnten. Mit dem richtigen Text und der richtiger1! Prasentation konnen Sie ein Star werden.«
Toby sa? da und sonnte sich im Glanz dieser Worte, und es war, als hatte sein ganzes bisheriges Leben nur zu diesem einen Augenblick hingefuhrt, als ware er bereits ein Star und als hatte sich alles erfullt. Wie seine Mutter es vorhergesagt hatte.
»Der Schlussel zum Erfolg eines Entertainers ist seine Personlichkeit«, sagte Clifton Lawrence. »Man kann sie nicht kaufen, und man kann sie nicht vortauschen. Man muss mit ihr geboren werden. Sie sind einer der Glucklichen, mein Lieber.« Er blickte auf die goldene Piaget-Uhr an seinem Handgelenk. »Ich habe fur Sie fur zwei Uhr eine Verabredung mit O'Hanlon und Rainger getroffen. Sie sind die besten Autoren in der Branche. Sie arbeiten fur alle Spitzenkomiker.«
Toby sagte beunruhigt: »Ich furchte, ich habe nicht genug Geld -«
Clifton Lawrence ging mit einer Handbewegung daruber hinweg. »Keine Sorge, mein Junge. Sie werden es mir spater zuruckzahlen.«
Lange, nachdem Toby Temple gegangen war, sa? Clifton Lawrence da und uberlegte, lachelte in sich hinein, wenn er an dieses gro?augige Unschuldsgesicht und die vertrauensvollen, treuherzigen blauen Augen dachte. Es war schon viele Jahre her, dass Clifton sich fur einen Unbekannten eingesetzt hatte. Alle seine Klienten waren bedeutende
Stars, und die Studios unternahmen die gro?ten Anstrengungen, um sie fur sich zu gewinnen. So etwas wie Spannung hatte es fur ihn schon lange nicht mehr gegeben. Fruher hatte es mehr Spa? gemacht, war es reizvoller gewesen. Es ware eine erneute Herausforderung, sich dieses unerfahrenen Jungen anzunehmen, ihn zu fordern und ihn zu einem Superstar aufzubauen. Clifton hatte das Gefuhl, dass er an dieser Erfahrung wirklich Freude haben wurde. Er mochte den Jungen. Er mochte ihn tatsachlich sehr.
Das Treffen fand in den Twentieth-Century-Fox-Studios am Pico Boulevard in West Los Angeles statt, wo O'Hanlon und Rainger ihr Buro hatten. Toby hatte etwas Umwerfendes in der Art der Suite von Clifton Lawrence erwartet, aber die Raume der Autoren in einem kleinen Holzbungalow wirkten duster und schabig.
Eine schlampige Sekretarin mittleren Alters in einer wollenen Strickjacke fuhrte Toby in das Buro. Die schmutzig-grunen Wande wiesen als einzigen Schmuck eine zerlocherte Zielscheibe und ein Schild »Planen Sie im voraus« auf. Eine kaputte Jalousie hielt nur zum Teil die Sonnenstrahlen ab, die auf einen abgetretenen, schmutzigen braunen Teppich fielen. Zwei verschrammte Schreibtische waren aneinandergeschoben und mit Papieren, Bleistiften und halbgeleerten Kaffeebechern bedeckt.
»Hallo, Toby«, begru?te ihn O'Hanlon. »Entschuldigen Sie die Unordnung. Das Dienstmadchen hat heute seinen freien Tag. – Ich bin O'Hanlon.« Er zeigte auf seinen Partner. »Das ist – ah?«
»Rainger.«
»Ah ja. Das ist Rainger.«
O'Hanlon war gro? und breit und trug eine Hornbrille. Rainger war klein und zart. Beide Manner waren Anfang Drei?ig und seit zehn Jahren ein erfolgreiches Autoren-Team. Solange Toby mit ihnen arbeitete, nannte er sie »die Jungs«.
Toby sagte: »Wie ich hore, werdet ihr Burschen einige neue Witze fur mich schreiben.«
O'Hanlon und Rainger wechselten einen Blick. Rainger sagte: »Cliff Lawrence meint, Sie konnten Amerikas neues Sex-Symbol werden. Wollen mal sehen, was Sie konnen. Haben Sie eine Nummer parat?«
»Klar«A erwiderte Toby. Ihm fielen Cliftons Bemerkungen ein, und plotzlich hatte er kein Selbstvertrauen mehr.
Die beiden Autoren setzten sich auf die Couch und verschrankten die Arme.
»Schie?en Sie los«, sagte O'Hanlon.
Toby sah sie an. »Einfach so?«
»Was hatten Sie denn gern?« fragte Rainger. »Eine Ouverture von einem Sechzig-Mann-Orchester?« Er wandte sich an O'Hanlon. »Ruf die Musikabteilung an.«
Du Schei?kerl dachte Toby. Ihr steht auf meiner Abschussliste, alle beide. Er wusste, was sie vorhatten. Sie versuchten, ihn kleinzukriegen, damit sie zu Clifton Lawrence gehen und ihm sagen konnten: Wir konnen ihm nicht helfen. Er ist ein Langweiler. Nun, so leicht wollte er es ihnen nicht machen. Er setzte ein Lacheln auf, das nicht echt war, und stieg in sein Abbott-und-Costello-Repertoire ein. »He, Lou, schamst du dich nicht? Du entwickelst dich zu einem richtigen Schnorrer. Warum gehst du nicht und suchst dir einen Job?«
»Ich habe einen Job.«
»Was fur einen?«
»Arbeitssuche.«
»Das nennst du einen Job?«
»Na klar. Er beschaftigt mich den ganzen Tag, ich habe eine geregelte Arbeitszeit und bin abends punktlich zum Essen zu Hause.«
Die beiden pruften Toby, wogen ihn ab, analysierten ihn, und mitten in seiner Darbietung fingen sie an zu reden, als ware er gar nicht im Zimmer.
»Er wei? nicht, wie er stehen soll.«
»Er rudert mit den Handen, als wurde er Holz hacken. Wir konnten eine Holzhacker-Nummer fur ihn schreiben.«
»Er druckt zu sehr auf die Tube.«
»Jesus, mit dem Text – was bleibt ihm anderes ubrig?«
Toby wurde zusehends aus der Fassung gebracht. Er hatte es nicht notig, sich von diesen beiden Verruckten beleidigen zu lassen. Ihre Einfalle waren vermutlich ohnehin miserabel.
Schlie?lich konnte er es nicht mehr ertragen. Er hielt inne, seine Stimme bebte vor Wut: »Ich brauche euch Schweinehunde nicht! Vielen Dank fur die Gastfreundschaft.« Er ging auf die Tur zu.
Rainger stand auf. Er schien ehrlich verblufft. »He! Was ist denn mit Ihnen los?«
Toby drehte sich wutend um. »Was zum Teufel glauben Sie, ist los? Sie – Sie -« Er war so enttauscht, dass