«Grüße mir einstweilen den Hades!» rief er.

* Prokop, Gotenkrieg I. 17. 18. setzt hier aus Verwechslung den Tiber statt den Anio.

Siebentes Kapitel

«Verfluchtes Omen!» knirschte Calpurnius. Und er eilte zu Belisar: «Befehl den Rückzug, rasch, Magister Militum.» -«Warum, Vortrefflicher?» - «Es ist der Gotenkönig selbst.» -«Und ich bin Belisar selbst», sagte dieser, den prachtvollen Helm mit dem weißen Roßschweif aufsetzend. «Wie konntest du deinen Posten im Vordertreffen verlassen?» - «Herr, um dir das zu melden.» - «Das konnte wohl kein Bote? Höre, Römer, ihr seid nicht wert, daß man euch befreit. Du zitterst ja, Mann des Schreckens. Zurück mit dir ins Vordertreffen.

Du führst unsre Reiter zum ersten Angriff: ihr, meine Leibwächter Antallas und Kuturgur, nehmt ihn in die Mitte: Er muß tapfer sein, hört ihr? Weicht er - nieder mit ihm! So lehrt man Römer Mut.

Der Lagerrufer sagte eben die letzte Stunde der Nacht an. In einer Stunde geht die Sonne auf. Sie muß unser ganzes Heer auf

jenen Hügeln finden.

Auf! Ambazuch, Bessas, Constantinus, Demetrius, das ganze Lager bricht auf, dem Feind entgegen.»

«Feldherr, es ist, wie sie sagen», meldete Maxentius, der treueste der Leibwächter, «zahllose Goten rücken an.»

«Sie sind zwei Heere gegen uns», meldete Salomo, Belisars Hypaspisten- Führer.

«Ich rechne Belisar ein ganzes Heer.»

«Und der Schlachtplan?» fragte Bessas.

«Im Angesicht des Feindes entwerf' ich ihn, während des Calpurnius Reiter ihn aufhalten. Vorwärts, gebt die Zeichen, führt Phalion vor.» Und er schritt aus dem Zelte; nach allen Seiten stoben die Heerführer, die Hypaspisten, Prätorianer, Protektoren und Doryphoren auseinander, Befehle gebend, verteilend, empfangend.

In einer Viertelstunde war alles in Bewegung gegen die Hügel! Man nahm sich nicht Zeit, das Lager abzubrechen. Aber der plötzliche Aufbruch brachte vielfache Verwirrung. Fußvolk und Reiter gerieten in der dunkeln, mondlosen Nacht untereinander. Auch hatte die Kunde von der Übermacht der vordringenden Barbaren Mutlosigkeit verbreitet.

Es waren nur zwei nicht sehr breite Straßen, die gegen die Hügel führten: so gab es manche Stockung und Hemmung. Viel später, als Belisar gerechnet, langte das Heer im Angesicht der Hügel an: und als die ersten Sonnenstrahlen sie beleuchteten, sah Calpurnius, der den Vortrab führte, von allen Seiten gotische Waffen blitzen.

Die Barbaren waren Belisar zuvorgekommen. Erschrocken machte Calpurnius halt und sandte Belisar Nachricht.

Dieser sah ein, daß Calpurnius mit seinen Reitern nicht die Berge stürmen könne. Er schickte Ambazuch und Bessas mit dem Kern des armenischen Fußvolks ab, um auf der breiten

Straße zu stürmen. Den linken und den rechten Flügel führten Constantinus und Demetrius, er selbst brachte im Mitteltreffen seine Leibwachen als Rückhalt heran. Calpurnius, froh des Wechsels im Plan, stellte seine Reiter unter den steilsten Abfall der Hügel, links seitab der Straße, wo kein Angriff zu befürchten schien, den Erfolg von Ambazuchs und Bessas Sturm abzuwarten und die fliehenden Goten zu verfolgen oder die weichenden Armenier aufzunehmen.

Oben auf den Höhen aber stellten sich die Goten in langer Ausdehnung in Schlachtordnung. Totilas Reiter waren zuerst eingetroffen. Ihm hatte sich Teja, zu Pferd, vor Kampfbegier fiebernd, angeschlossen: - sein beiltragendes Fußvolk war noch weit zurück: - er hatte sich ausgebeten, ohne Befehlführung, überall, wo es ihn reizte, ins Handgemenge zu greifen. Darauf war Hildebrand eingetroffen und hierauf der König mit der Hauptmacht gefolgt. Herzog Guntharis mit seinen und Tejas Leuten wurden noch erwartet.

Pfeilschnell war Teja zu Witichis zurückgeflogen.

«König», sagte er, «unter jenen Hügeln steht Belisar.

Er ist verloren beim Gott der Rache! Er hat den Wahnsinn gehabt, vorzurücken. Dulde nicht die Schmach, daß er uns zuvorkommt im Angriff.»

«Vorwärts!» rief König Witichis, «gotische Männer vor!» In wenigen Minuten hatte er den Rand der Hügel und übersah das Talgefild vor ihm. «Hildebad - den linken Flügel! Du, Totila, brichst mit deinen Reitern hier im Mitteltreffen, die Straße herunter, vor. Ich halte rechts seitab der Straße, bereit, dir zu folgen oder dich zu decken.»

«Das wird's nicht brauchen», sagte Totila, sein Schwert ziehend. «Ich bürge dir, sie halten meinen Ritt diesen Hügel herab nicht auf.»

«Wir werfen die Feinde in ihr Lager zurück», fuhr der König fort, «nehmen das Lager, werfen sie in den Bach, der dicht hinter dem Lager glänzt: was übrig ist, können eure Reiter, Totila und Teja, über die Ebene jagen bis Rom.»

«Ja, wenn wir erst den Paß gewonnen haben, dort in den Waldhügeln, hinter dem Fluß». sagte Teja, mit dem Schwert hinüberdeutend.

«Er ist noch unbesetzt, scheint's: ihr müßt ihn mit den Flüchtigen zugleich erreichen.»

Da tritt der Bannerträger, Graf Wisand von Vulsinii, der Bandalarius des Heeres, an den König heran. «Herr König, ihr habt mir eine Bitte zu erfüllen zugesagt.» - «Ja, weil du bei Salona den Magister Militum für Illyrien, Mundus, und seinen Sohn vom Roß gestochen.»

«Ich habe es nun einmal auf die Magistri Militum abgesehen. Ich möchte denselben Speer auch an Belisar erproben. Nimm mir, nur für heute, das Banner ab, und laß mich den Magister Belisar aufsuchen. Sein Roß, der Rotscheck Phalion oder Balian, wird so sehr gerühmt, und mein Hengst wird steif. Und du kennst das alte gotische Reiterrecht: wirf den Reiter und nimm sein Roß.'»

«Gut gotisch Recht!» raunte der alte Hildebrand.

«Ich muß die Bitte gewähren», sprach Witichis, das Banner aus der Hand Wisands nehmend. Dieser sprengte eilig hinweg. «Guntharis ist nicht zur Stelle, so trage du es heute, Totila.»

«Herr König», entgegnete dieser, «ich kann's nicht tragen, wenn ich meinen Reitern den Weg in die Feinde zeigen soll.» Witichis winkte Teja.

«Vergib», sagte dieser: «heut' denk' ich beide Arme sehr zu brauchen.» - «Nun, Hildebad.»

«Danke für die Ehre: ich hab's nicht schlechter vor als die andern!» - «Wie», sagte Witichis, fast zürnend, «muß ich mein eigner Bannerträger sein, will keiner meiner Freunde mein Vertrauen ehren?»

«So gib mir die Fahne Theoderichs», sprach der alte Hildebrand, den mächtigen Schaft ergreifend. «Mich lüstet weitern Kampfes nicht so sehr. Aber mich freut's, wie die Jungen nach Ruhme dürsten. Gib mir das Banner, ich will's heute wahren wie vor vierzig Sommern.» Und er ritt sofort an des Königs rechte Seite.

«Der Feinde Fußvolk rückt den Berg hinan», sprach Witichis, sich im Sattel hebend. «Es sind Hunnen und Armenier», sagte Teja, mit seinem Falkenauge spähend, «ich erkenne

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