und daß ich schon vierzehn Tage still liegen mußte. Ja ich fragte mich, ob nicht vielleicht noch Monate vergehen würden, ehe ich meine Mannschaft vervollständigen könnte, und unter solchen Verhältnissen. ja, da nimmt man eben, was zu haben ist.
- Und entledigt sich dessen, was man gefunden hatte, sobald es möglich ist, meinte Hawkins.
- Gewiß, Hawkins. Das hätte ich, wenn es die Umstände erlaubten, schon hier in Wellington getan, in Hobart-Town wird es aber jedenfalls geschehen.
- Daran zu denken, ist ja noch Zeit genug übrig, bemerkte Nat Gibson. Die Brigg wird doch so wie so dann einige Monate aufliegen, nicht wahr, Herr Hawkins? Und diese Zeit werden wir im Familienkreise verleben, bis ich wieder nach Wellington zurückkehre.
- Natürlich, mein junger Freund!« antwortete der Reeder.
Hawkins, Gibson und sein Sohn verließen nun das Kontor,
begaben sich nach dem Kai hinunter und riefen eines der Boote an, die für den Hafendienst bestimmt sind, um sich an Bord der Brigg rudern zu lassen.
Hier empfing sie der immer zuvorkommende und diensteifrige Bootsmann, den Hawkins, durch die Versicherungen des Kapitäns beruhigt, sehr freundlich begrüßte.
»Ich sehe mit Vergnügen, daß Sie ja recht wohlauf sind, Herr Hawkins, sagte Flig Balt.
- Gott sei Dank, ganz wohlauf. ich danke Ihnen,« erwiderte der Reeder.
Die drei Matrosen, Hobbes, Wickley und Burnes, die schon mehrere Jahre mit dem »James-Cook« fuhren, ohne zu Beschwerden Veranlassung gegeben zu haben, wurden von Hawkins mit einem warmen Glückwunsche begrüßt.
Den Schiffsjungen Jim umarmte der Reeder und küßte ihn auf beide Wangen, und der junge Bursche erwies sich hoch erfreut, den väterlichen Freund wiederzusehen.
»Ich bringe auch gute Nachrichten von deiner Mutter, sagte Hawkins, sie hofft übrigens, daß der Kapitän mit dir zufrieden sei.
- Vollständig zufrieden, bestätigte Gibson.
- Ich danke Ihnen, Herr Hawkins, sagte Jim, Sie haben mir eine große Freude bereitet!
- Nun. und ich? fragte Nat Gibson. Für mich hast du wohl gar nichts übrig?
- O, doch, Herr Nat, antwortete Jim und warf sich dem jungen Manne in die Arme.
- Wie vortrefflich du aussiehst! fuhr dieser fort. Wie würde sich deine brave Mutter freuen, wenn sie dich jetzt sähe! Nun, ich werde vor der Abfahrt noch ein Bild von dir aufnehmen, Jim.
- Ein recht gut getroffenes, Herr Nat?.
- Gewiß, wenn du ordentlich still hältst.
- Ich werde still halten, Herr Nat, werde mich gewiß nicht rühren!«
Nachdem Hawkins dann Hobbes, Wickley und Burnes einiges von ihren in Hobart- Town wohnenden Familien berichtet hatte, wendete er sich auch an Vin Mod. Dieser zeigte sich für diese Aufmerksamkeit recht empfänglich. Der Reeder kannte ihn weit weniger, als seine Kameraden, denn es war Mods erste Reise an Bord des »James-Cook«.
Den Neuangeworbenen sagte Hawkins einfach, aber freundlich nur Guten Tag.
Ihre äußere Erscheinung machte auf ihn keinen besseren Eindruck, als es bei Gibson der Fall gewesen war. Übrigens hätte man sie hier getrost ans Land gehen lassen können; es wäre ihnen nicht eingefallen, nach der achtundvierzigstündigen Fahrt davonzulaufen, und sie hätten sich jedenfalls vor der Abfahrt der Brigg wieder eingestellt. Vin Mod hatte sie ja bearbeitet, und trotz der Anwesenheit des Reeders und Nat
Gibsons rechneten sie noch immer darauf, daß schon eine günstige Gelegenheit eintreten werde, die es ihnen ermöglichte, sich der Brigg zu bemächtigen. Die Sache wäre jetzt nur ein wenig schwieriger. Was erscheint aber Leuten ohne Treu und Glauben unmöglich, wenn sie einmal entschlossen sind, vor keinem Verbrechen zurückzuweichen?
Nach Verlauf einer Stunde, in der Hawkins und Gibson die Abrechnung von der Reise durchsahen, verkündigte der Kapitän, daß die Brigg am nächsten Morgen mit Tagesanbruch absegeln werde. Der Reeder und Nat Gibson würden noch am heutigen Abend wiederkommen und ihre Kabinen beziehen, wohin das Reisegepäck noch vorher befördert werden sollte.
Vor der Rückkehr nach dem Kai fragte Gibson den Bootsmann, ob er etwa Veranlassung habe, sich ans Land zu begeben.
»Nein, Kapitän, antwortete Flig Balt. Ich ziehe es vor, an Bord zu bleiben, das ist ratsamer. schon wegen der Überwachung der Mannschaft.
- Sie haben recht, Balt, sagte Gibson. Jedenfalls muß aber der Koch hinüberfahren, um noch Proviant zu besorgen.
- Ich werde ihn übersetzen lassen, Kapitän, und wenn nötig noch zwei Matrosen mitschicken.«
Nachdem in dieser Weise alles geordnet war, brachte das Boot, das den Reeder und seine Begleiter hierher befördert hatte, diese wieder nach dem Kai zurück. Von da aus begaben sie sich nach dem Kontor, mit dem Balfours Wohnung in Verbindung stand, und alle setzten sich bald zum Frühstück nieder.
Das Gespräch bei diesem betraf meist Geschäftsangelegenheiten. Bisher war die Rundfahrt des »James-Cook« ganz nach Wunsch verlaufen und versprach einen recht ansehnlichen Gewinn.
Die große Küstenfahrt entwickelte sich in dieser Gegend des Stillen Ozeans gerade jetzt immer mehr und mehr. Die Besitznahme der Inselgruppen in der Nachbarschaft Neuguineas durch Deutschland versprach die Eröffnung noch weiterer Absatzplätze, und nicht ohne Grund hatte Hawkins noch engere Beziehungen zu dem Herrn Zieger, seinem Korrespondenten in Neuirland - jetzt Neumecklenburg -angeknüpft. Das eben in Wellington zu gründende Kontor sollte sich vor allem des Geschäftes dahin annehmen und von Balfour und Nat Gibson geleitet werden, von denen der zweite sich nach wenigen Monaten hier niederzulassen gedachte.
Nach Beendigung des Frühstückes wollte sich Gibson mit der Verproviantierung der Brigg beschäftigen und dem Koch aufgeben, was er am Nachmittage holen sollte: Konserven, Geflügel, Pöckelfleisch, Mehl, trockene Gemüse, Käse, Bier, Gin und Sherry, Kaffee und Gewürze verschiedener Art.
»Ja, Vater, du wirst aber nicht von hier weggehen dürfen, ohne daß ich ein Bild von dir aufgenommen habe, erklärte da Nat.
- Wie?. Auch das noch?
- Laß dir sagen, lieber Freund, fiel Hawkins ein, daß wir beide von dem Dämon der Photographie angesteckt sind und den Leuten nicht eher Ruhe lassen, als bis sie uns vor dem Objektiv gesessen haben. Da mußt du dich schon wohl oder übel fügen.
- Ich habe ja aber schon zwei oder gar drei solche Bilder zu Hause in Hobart-Town!
- Nun, so bekommst du eben noch eines dazu, antwortete Nat Gibson, und da wir morgen auslaufen, wird Herr Balfour so freundlich sein, es meiner Mutter mit dem nächsten Postschiffe zu übersenden.
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