Die Frau lachelte, als sie die anderen sah, und winkte.

»Hallo!«rief sie mit angenehmer Sopranstimme.»Kommt herauf! Ich hatte euch fast schon aufgegeben!«

Vistaru erwiderte erstaunt:»Sind Sie unser Fuhrer aus Dillia?«

Die Dillianerin war noch ein Madchen, vielleicht funfzehn, sechzehn Jahre alt.

Sie nickte.

»Ich bin Tael. Kommt herein, ich mache ein kleines Feuer an.«

Sie betraten die Hutte. Tael warf einen verwunderten Blick auf Mavra, sagte aber nichts. Doma wartete drau?en und tat sich an Gras gutlich.

Die Hutte war fur Dillianer gebaut — es gab stallahnliche Boxen fur vier von ihnen, am Boden Stroh und auf Ziegelsteinen einen kleinen Ofen. Tael zundete ein Feuer an.

Dillianer setzten sich nie; ihre Korper konnten das nicht aushalten. Die anderen lie?en sich auf dem Stroh nieder, und Mavra lehnte sich auf die Seite. Platz gab es genug.

»Ah, entschuldigen Sie, Tael«, sagte Renard nach den ersten Bemerkungen,»aber sind Sie nicht ein bi?chen jung fur das alles?«

»Ich gebe zu, da? ich erst funfzehn bin, aber ich bin im Gebirge von Dillia geboren. Meine Familie hat seit langer Zeit auf beiden Seiten der Grenze gejagt und Fallen gestellt. Ich kenne jede Fahrte und jeden Weg hier.«

»Und die Gedemondas?«fragte Mavra.

»Sie haben mir nie etwas getan«, entgegnete Tael achselzuckend.»Ab und zu sieht man sie — gro?e, wei?e Gestalten vor dem Schnee. Nie aus der Nahe. Wenn man hinkommt, sind sie immer fort. Manchmal hort man sie auch knurren und brullen und alle moglichen seltsamen Laute erzeugen, die von den Bergen widerhallen.«

»Ist das ihre Sprache?«fragte Vistaru.

»Das glaube ich nicht. Ich habe es fruher auch gedacht, aber man hat mir einen Ubersetzer-Kristall eingesetzt, und ich kann keinen Unterschied feststellen. Ich frage mich manchmal, ob sie uberhaupt eine Sprache haben, so wie wir das verstehen.«

»Das konnte schlecht sein«, meinte Renard.»Wie kann man mit jemandem reden, der nicht zu antworten vermag?«

Tael nickte.

»Ich bin immer noch ganz aufgeregt. Wir haben immer wieder versucht, mit ihnen in Verbindung zu treten, und ich mochte dabeisein, wenn es gelingt.«

»Falls es gelingt«, sagte Hosuru pessimistisch.

»Ich mache mir Sorgen wegen dem Rauch aus dem Ofen«, bemerkte Mavra.»Nicht die Gedemondas angstigen mich, sondern die Kriegfuhrenden. Sie mussen in der Nahe sein.«

»Ich habe sie schon gesehen«, erklarte Tael,»aber sie haben mich nur scharf beobachtet und sind weitergezogen. Ein paar fliegende Pferde wie das Ihre, und sehr seltsame, schone Wesen mit drei Meter langen Schmetterlingsflugeln. Gelandet ist niemand.«

»Yaxa und Agitar«, sagte Vistaru besorgt.»Spaher. Wir konnen nicht lange hierbleiben.«

»Nein«, meinte auch Tael.»Wenn es hell wird, steigen wir den Bergweg hinter der Hutte hinauf. Mit etwas Gluck erreichen wir am fruhen Nachmittag Lager 43, und von dort kommen wir in den Schnee — und die Luft wird dunn.«

»Wie hoch liegt das Lager?«fragte Renard.

»1562 Meter«, erwiderte Tael.»Aber ihr seid schon fast vierhundert Meter hoch. Man sieht es der Ebene nicht an, da? sie ansteigt.«

»So weit konnten wir hinauf fliegen«, sagte Vistaru.»Wir kommen bis auf etwa achtzehnhundert Meter hinauf, und Doma schafft das auch, glaube ich.«

»Das hilft aber unserer Fuhrerin hier nicht. Sie hat keine Flugel«, gab Renard zu bedenken.

Tael lachte.

»Das macht nichts. Ich sagte schon, da? ich im Gebirge aufgewachsen bin. Es ist sogar noch besser, wenn wir einen Vorsprung bekommen, doch nach Lager 43 wird es mit dem Fliegen schwierig. Ich kann heute abend losgehen und euch am Morgen dort treffen.«Sie sah Mavra an.»Aber Sie werden sich ganz anders anziehen mussen. Ihr alle. Erfrierungen sind die gro?e Gefahr.«

»Wir haben Wintersachen«, erwiderte Hosuru.»Und Sie sollten, wurde uns gesagt, auch etwas mitbringen.«

Tael nickte, ging zu einer Box und zog schwere Sacke heraus, ohne sich anstrengen zu mussen. Sie brachte die Sachen zum Vorschein: Warmeanzuge, eigens fur die Lata angefertigt, mit durchsichtigen, aber festen und starren Schutzverkleidungen fur die Flugel, einen dicken Mantel und Handschuhe fur Renard.

»Das werden Sie auch brauchen konnen«, sagte sie und warf ihm kleine Gegenstande hin, die sich als Umkleidungen fur seine Hufe erwiesen, mit einer flachen, scheibenformigen Dornensohle, damit er sich in Schnee und Eis besser halten konnte. Sie holte noch mehr Kleidung heraus, gro?ere und ohne Flugelschutz. Sie blickte ein wenig betroffen. Diese Stucke waren offenkundig fur Zweibeiner mit Handen und Fu?en vorgesehen.

Mavra erklarte hastig, was geschehen war. Das Madchen nickte mitfuhlend.

»Ich wu?te aber nicht, wie man nun die Sachen verwenden konnte«, sagte sie.»Mit den Fu?en mu?ten Sie, wie ich, im Schnee zurechtkommen, aber Sie brauchen etwas um den Korper, weil Sie nicht meine schutzende Hautschicht und Behaarung haben.«

»Wir werden tun, was wir konnen«, erwiderte Mavra.»Renard wird Doma fuhren mussen, wenn wir oben sind. Ich reite auf ihr, solange es geht. Das sollte uns helfen.«

Renard ging zur Tur und schaute zum Himmel hinauf. Keine Spur von fremden oder feindseligen Wesen, ein paar trage Vogel, das war alles. Aber er fragte sich, wie weit die Armeen entfernt sein mochten.

An der Grenze von Palim und Gedemondas

Der Yaxa landete mit flatternden Flugeln, sah die gro?e Zahl der Bodentruppen und das viele Nachschubmaterial an der Grenze. Es sah gut aus.

Die Reise war lang und fast todlich gewesen. Das Wesen beruhrte den Boden und ging auf allen acht Tentakeln zu dem gro?en Kommandozelt, das sich gerade noch in Palim befand. Es betrat das Zelt:»Marker zur Stelle, Sektionsfuhrer.«

Der Offizier nickte.

»Gut, Sie wiederzusehen, Marker. Wir dachten schon, der Feind hatte Sie erwischt.«

»Ums Haar«, entgegnete der Spaher.»Die verdammten kleinen blauen Manner mit ihrer Elektrizitat und den fliegenden Pferden. Die Cebu sind zu schwerfallig und kaum eine Gefahr, aber vor den anderen mu? man sich huten.«

»Wie weit sind sie entfernt?«

»Auf der anderen Seite«, erwiderte Marker.

Das bedeutete mindestens dreihundert Kilometer, eine gute Entfernung, und die Ebene, das naturliche Lager fur den letzten Angriff, lag nur hundert Kilometer sudlich von ihnen. Sie wurden die ersten sein.

»Mit der Luftbrucke uber Alestol geht es auch langsam. Sie mussen schlie?lich alles, was sie brauchen, ohne Zwischenstation eine weite Strecke befordern — weiter, als die fliegenden Pferde oder Cebu normalerweise kommen. Viele sind schon erschopft, und diejenigen, welche landen, werden von den gro?en, dicken Pflanzen in Schlaf versetzt und verzehrt. Man darf die Alestoli auch nicht unterschatzen — sie haben Ubersetzer-Kristalle und ein Hypnosegas dazu. Wenn einer mit einem Ubersetzer einen Agitar oder Cebu erwischt, wird der gegen seine eigenen Leute losgeschickt.«

»Das glaube ich gern. Man hat viel dafur bezahlt, ihnen die Ubersetzer zu beschaffen. Ich freue mich, da? sich das gelohnt hat. Wann werden sie stark genug sein, um marschieren zu konnen?«

»Es dauert gewi? noch zwei oder drei Tage. Und vielleicht noch einmal zwei, bis sie die Ebene erreichen. Insgesamt funf Tage.«

»Sind Sie sicher? Wie Sie wissen, geht es bei uns heute nachmittag los. Wir sollten morgen abend auf der

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