mit dem Messer auf der Brust war so gut wie nichts wert… und keine Losung. Es mu?te einen Weg geben, beide Seiten zufriedenzustellen, sonst wurde das nachste Schiff von Morningside in dieselbe todliche Falle der Gier tappen wie ihres. Sie horte jemanden hinter sich und sah Shadow Jack und Bird Alyn, die friedlich, Hand in Hand, daherkamen.

„Was ist geschehen?“ Bird Alyn wischte sich ihr glattes, schwebendes Haar aus der Stirn und blinzelte zum Schirm.

Bertha wandte sich wieder dem Schirm zu. „Lansing wird das Handelszentrum werden! Sagen Sie das Ihren Leuten, MacWong und Nakamore. Das sind die Bedingungen Morningsides: Die Hilfsguter werden uber Lansing verteilt werden, dem Herzen von Himmels Gurtel. Keine Ihrer Regierungen wird den Vorzug erhalten, jeder wird gleich behandelt.“

Sie starrten sie an, irreale Bilder, sie sah Tiriki, der zum Leben erwachte, sah seinen Mund sich gerauschlos bewegen. „… ein Trick… bestehe darauf, da? dieses Schiff zerstort…“

Wadie lehnte sich an sie. „Lansing ist harmlos, Lije! Das Demarchy wird es akzeptieren, Sie wissen das.“

MacWong wurde an der Schulter gepackt und von Tiriki vom Schirm weggerissen. Bertha sah Tirikis Ha?. Sie sah zur Computerkonsole. „Das letzte Schiff wird in einer Entfernung von nur drei?ig Kilometern vorbeiziehen; sie konnen ohne Schwierigkeiten auf uns feuern. Wenn wir dieses Schiff nicht passieren sehen, werden wir zu Weltraumstaub.“

„Du meinst, wir werden tot sein“, sagte Shadow Jack ernst hinter ihr.

MacWong befreite sich aus Tirikis Griff. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, sondern erkannte nur, da? er in die Objektive der Kameras blickte und einen Befehl gab…

Nakamore begann zu lachen. „Danke, du Sohn des Chaos!“

Ein kaum sichtbarer violetter Streifen teilte die Dunkelheit auf dem Schirm vor ihnen einen Herzschlag lang, dann war er verschwunden. Das dritte Schiff war vorbeigezogen.

Ranger (Im Raum Lansing)

+ 3,15 Megasekunden

„Und wenn auch Sturme landwarts jagen, Tobt auch uber das Land der Wind…“

Clewell befestigte den Sicherheitsgurt des Navigatorsessels. Neue Kraft durchpulste seine muden Glieder. Er betrachtete die huschenden Lichter auf der Konsole, dann Shadow Jack, der Bird Alyn im Arm hatte, die ihrerseits die frei schwebende Katze streichelte.

„Gemeinsam konnen wir Schmerz ertragen…“

Die Reprasentanten von Himmels Gurtel… Clewell lachelte, als er sie sich viele Jahre alter und weiser vorstellte, viele Jahre in der Zukunft, bei einem erneuten Besuch Lansings. „Ich hatte nie gedacht, da? ich das einmal sagen konnte, aber ich glaube, ich mu? noch einmal sechzig Jahre leben.“

Bird Alyn stutzte sich mit den Fu?en an der Wand ab, um ihn anzusehen. „Ich glaube immer noch nicht, da? es Wirklichkeit ist, Pappy! Wie konnte das geschehen? Wie ist alles nur so gekommen?“ Shadow Jack ku?te ihre Wange, und sie kicherte.

Wadie stie? sich vom Bildschirm weg, wo Lansing jetzt wieder unter ihnen in der Finsternis lag: eine Blute, die darauf wartete, wieder zu erbluhen, einen neuen Lebenszyklus zu beginnen. „In den vergangenen zweieinhalb Milliarden Sekunden ist nichts in Himmelsgurtel so gelaufen, wie es hatte sein sollen, Bird Alyn. Dort drau?en sind hundert Millionen Leichen und Gott allein wei? wie viele Menschen, die durch die Holle gegangen sind…“ Bird Alyns Lacheln verschwand. Shadow Jack pre?te sie naher an sich, die Schatten der Vergangenheit verdunkelten ihre Augen.

Wadie schuttelte den Kopf. „Inzwischen mussen wir hundertfach fur unsere Fehler bezahlt haben. Verdammt, es wurde auch wirklich Zeit, da? wir einmal ein wenig Gluck haben. Hochste Zeit!“

Ihre Gesichter entspannten sich. Clewell sah Bertha von der Konsole aufblicken und Erinnerungen zuruckdrangen. „Ja, das war es. Pappy…“ — ihre Stimme war fest — „… alles klar, der Himmel ist frei. Du kannst unseren Kurs berechnen. Es ist Zeit heimzukehren.“ Wadie kam an ihre Seite zuruck. Clewell sah ihn die Hand heben, doch dann verharrte er unsicher. Er war schon seit Tagen nicht von ihrer Seite gewichen, hatte geholfen, gelernt… und hatte Bertha Torgussen mit einer Intensitat angesehen, die weit uber das technische Interesse an Raumschiffen hinausging. Der Mann, der eines Tages ein Held sein wurde, wenn ihr Schiff zuruckkehrte, hatte MacWong gesagt — der aber vorerst immer noch ein Verrater war… gleichzeitig aber der einzige Verhandlungsfuhrer, der sowohl dem Demarchy als auch der Gro?en Harmonie genehm war. Ein guter Mann, dachte Clewell. Der richtige Mann. Wie ein anderer guter Mann, der seine Frau geliebt hatte und sein Freund gewesen war.

Clewell spurte wieder Berthas Blick auf sich ruhen, blau wie Feldblumen, doch immer noch von Erinnerungen umwolkt. Zeit heilt alle Wunden… Und sie wurden nun jede Menge Zeit haben. Sie anderte das Bild auf dem Schirm. Es zeigte zahllose Sterne und unter den vielen Millionen einen kleinen roten Stern, der sie heimfuhren wurde.

Gelachter erfullte den Raum, als Bird Alyn und Shadow Jack unwissend und unbefangen die Vergangenheit fur immer hinter sich lie?en.

Rusty setzte sich auf seine Schulter und schnurrte in stiller Harmonie mit der Erinnerung an das Lied:

Gemeinsam konnen wir Schmerz ertragen, Denn nichts ist einfach, kleines Kind.

Er sah die Gesichter seiner anderen Kinder, fur die er hoffte, da? sie die bessere Welt noch erleben konnten, die soviel gekostet hatte und so lange auf sich warten lie?. „Rusty“, sagte er, „es ist hochste Zeit.“

Nachwort

Eine Reihe von jungen weiblichen Autoren sind in den letzten Jahren zur Science Fiction gesto?en. Joan D. Vinge durfte (neben Vonda N. McIntyre und vielleicht noch Marta Randall, die in letzter Zeit von sich reden macht) die erfolgreichste Vertreterin dieser Gruppe sein. Ihre Kurzgeschichte „Eyes of Amber“ gewann 1978 den HUGO, und ihr Roman The Snow Queen wurde ebenfalls fur den HUGO nominiert und durfte — nachdem er den ersten Platz nach einer Umfrage der Fachpublikation Locus bereits errungen hat — gute Aussichten bei der Endabstimmung haben.

Joan D. Vinge, die zum Teil indianischer Abstammung ist, wurde 1948 geboren und veroffentlichte 1974 ihre erste SF-Story „Tin Soldier“ und schrieb in der Folge eine Reihe von Stories, darunter ihre bislang vielleicht schonste Geschichte, „The Crystal Ship“ (1976). Mehrere Erzahlungen von ihr, darunter die beiden genannten, sind ubrigens auch in deutscher Sprache erschienen (so „Phoenix in the Ashes“, im Science Fiction Almanach 1981, Moewig-SF-Taschenbuch 3506, und „Fool’s Gold“, in Kopernikus 1,

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