das Schiff antrieben, mu?ten mit hervorragender Genauigkeit ausgeglichen sein.

Und dann hatten sich die drei Overlords gleichzeitig von ihren Sitzen erhoben, und er wu?te, da? die Reise voruber war. Sie sprachen nicht mit ihrem Passagier oder miteinander, und als einer ihm winkte, ihm zu folgen, fiel Jan etwas ein, woran er fruher hatte denken mussen. Vielleicht war hier, an diesem Ende der ungeheuer langen Nachschublinie Karellens, niemand, der ein Wort Englisch sprach.

Sie beobachteten ihn ernst, wahrend die gro?en Turen sich vor seinen begierigen Augen offneten. Dies war der gro?te Augenblick seines Lebens; jetzt wurde er der erste Mensch sein, der jemals eine von einer anderen Sonne erleuchtete Welt erblickte. Das rotliche Licht von NGS 549.672 stromte in das Schiff, und vor ihm lag der Planet der Overlords.

Was er erwartet hatte? Das wu?te er nicht genau. Riesige Gebaude, Stadte, deren Turme sich in den Wolken verloren, unvorstellbare Maschinen — das alles hatte ihn nicht uberrascht. Aber was er sah, war eine fast einformige Ebene, die sich bis zu einem unnaturlich nahen Horizont erstreckte und nur von drei weiteren Overlordschiffen, wenige Kilometer entfernt, unterbrochen war.

Einen Augenblick empfand Jan eine aufsteigende Enttauschung. Dann zuckte er die Schultern und sagte sich, da? man wohl in einer so entlegenen und unbewohnten Region wie dieser hier einen Luftschiffhafen erwarten konnte.

Es war kalt, aber nicht unangenehm kalt. Das Licht der gro?en roten Sonne tief am Horizont war fur menschliche Augen ausreichend, aber Jan fragte sich, wie lange es dauern wurde, bis er sich nach grunem und blauem Licht sehnte. Dann sah er jene ungeheure, oblatendunne Sichel aufsteigen, bis sie wie ein gro?er Bogen neben der Sonne stand. Er sah sie lange an, ehe er begriff, da? seine Reise noch nicht ganz beendet war. Das dort war die Welt der Overlords! Und dies hier mu?te ihr Satellit sein, lediglich der Stutzpunkt, von dem aus ihre Schiffe verkehrten.

Sie hatten ihn in ein Schiff gebracht, das nicht gro?er war als ein irdisches Verkehrsflugzeug. Er kam sich wie ein Zwerg vor, als er auf einen der gro?en Sitze kletterte, um den Versuch zu machen, durch die Beobachtungsfenster etwas von dem sich nahernden Planeten zu sehen.

Die Fahrt ging so schnell, da? er nur sehr wenige Einzelheiten auf der sich unter ihm ausdehnenden Himmelskugel sehen konnte. Selbst so nahe ihrer Heimat schienen die Overlords eine Abart des Sonnenantriebs zu benutzen, denn in wenigen Minuten durchdrangen sie eine tiefe, mit Wolken gefleckte Atmosphare. Als die Turen des Flugzeugs sich offneten, trat man in eine gewolbte Kammer mit einem Dach, das sich schnell hinter ihnen geschlossen haben mu?te, denn uber ihnen war keine Spur einer Offnung zu sehen.

Erst nach zwei Tagen verlie? Jan dieses Gebaude. Er war eine unerwartete Fracht gewesen, und sie hatten keinen Aufenthaltsraum fur ihn. Um die Sache noch schlimmer zu machen, konnte keiner der Overlords Englisch. Eine Verstandigung war praktisch unmoglich, und Jan sah voller Bitterkeit ein, da? es nicht so leicht war, wie es oft in Romanen geschildert wurde, sich mit einer fremden Rasse in Verbindung zu setzen. Die Zeichensprache erwies sich als besonders nutzlos, denn sie hing zu sehr von bestimmten Bewegungen, Mienen und Haltungen ab, die den Overlords und der Menschheit nicht gemeinsam waren.

Es ware mehr als enttauschend, dachte Jan, wenn die einzigen Overlords, die seine Sprache beherrschten, alle auf der Erde waren. Er konnte nur warten und das Beste hoffen. Sicherlich wurde irgendein Gelehrter, ein Sachverstandiger fur fremde Rassen, sich seiner annehmen. Oder war er so unwichtig, da? man niemanden bemuhen konnte?

Es gab keine Moglichkeit, aus dem Gebaude herauszukommen, da die gro?en Turen keine sichtbaren Klinken hatten. Wenn ein Overlord sich ihnen naherte, offneten sie sich einfach. Jan hatte es auf die gleiche Weise versucht, hatte hoch in der Luft Gegenstande bewegt, um irgendeinen auslosenden Lichtstrahl zu unterbrechen, hatte alles probiert, was er sich ausdenken konnte, aber ohne jeden Erfolg. Er sagte sich, da? ein Mann aus der Steinzeit sich in einem modernen Hause und in einer modernen Stadt genauso hilflos fuhlen wurde. Einmal hatte er versucht, hinauszugehen, als einer der Overlords den Raum verlie?, war aber sanft zuruckgeschoben worden. Da er sehr darauf bedacht war, seine Gastgeber nicht zu erzurnen, hatte er sich gefugt.

Vindarten kam, bevor Jan in Verzweiflung geraten war. Dieser Overlord sprach sehr schlecht Englisch und viel zu rasch, lernte aber erstaunlich schnell eine Menge zu. Nach wenigen Tagen konnten sie sich mit geringer Muhe uber alle Themen unterhalten, die nicht besondere Fachausdrucke erforderten.

Nachdem Vindarten sich seiner angenommen hatte, machte sich Jan keine Sorgen mehr. Er hatte keine Gelegenheit, die Dinge zu tun, die er gern getan hatte, denn fast seine ganze Zeit war damit ausgefullt, mit Wissenschaftlern zusammenzutreffen, die mit komplizierten Geraten unverstandliche Tests vorzunehmen bemuht waren. Jan stand diesen Apparaten sehr bedenklich gegenuber, und nach einer Sitzung mit einer Art Hypnose hatte er mehrere Stunden lang furchtbare Kopfschmerzen. Er war durchaus bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wu?te aber nicht recht, ob seine Prufer sich uber seine Begrenzungen in geistiger und korperlicher Hinsicht klar waren. Es dauerte jedenfalls lange, bis er sie davon uberzeugen konnte, da? er in regelma?igen Zwischenraumen schlafen mu?te.

Zwischen diesen Untersuchungen sah er zuweilen etwas von der Stadt und erkannte, wie schwierig — und gefahrlich — es fur ihn sein wurde, sich dort zu bewegen. Stra?en gab es eigentlich nicht, und es schien auch keinen oberirdischen Verkehr zu geben. Dies war die Heimat von Geschopfen, die fliegen konnten und keine Angst vor der Schwerkraft hatten. Ohne weiteres konnte man vor einem schwindelnden Abgrund von mehreren hundert Metern stehen oder feststellen, da? sich der einzige Eingang zu einem Raum hoch oben in der Wand befand. Jan begann einzusehen, da? die Psychologie einer mit Flugeln versehenen Rasse grundlegend anders sein mu?te als die erdgebundener Geschopfe.

Es war ein seltsames Bild, die Overlords wie gro?e Vogel zwischen den Turmen ihrer Stadt umherfliegen zu sehen, wobei sie ihre Flugel mit langsamen, kraftvollen Schlagen bewegten. Und hier gab es ein wissenschaftliches Problem. Dies war ein gro?er Planet, gro?er als die Erde, aber seine Schwerkraft war niedrig, und Jan fragte sich, warum er so eine dichte Atmosphare habe. Er fragte Vindarten danach und erfuhr, wie er halbwegs erwartet hatte, da? dies nicht der ursprungliche Planet der Overlords sei. Sie hatten sich auf einem viel kleineren Planeten entwickelt und dann diesen erobert, wobei sie nicht nur seine Atmosphare, sondern auch seine Schwerkraft verandert hatten. Die Architektur der Overlords war traurig nuchtern. Jan sah keine Verzierungen, nichts, was nicht einem Zweck diente, auch wenn dieser Zweck oft fur ihn nicht verstandlich war. Wenn ein Mensch aus dem Mittelalter diese rotbeleuchtete Stadt und die sich darin bewegenden Wesen gesehen hatte, wurde er sich bestimmt in der Holle geglaubt haben. Selbst Jan fand sich trotz all seiner Wi?begier und wissenschaftlichen Abstraktionen bisweilen am Rande eines unvernunftigen Grauens. Das Fehlen eines einzigen vertrauten Anhaltspunktes kann auch fur den kuhlsten und klarsten Geist au?erst entmutigend sein.

Und da war so vieles, was er nicht verstand, und was Vindarten nicht erklaren konnte oder wollte. Was waren diese zuckenden Lichter und sich verandernden Formen, diese Dinger, die sich so schnell durch die Luft bewegten, da? er nie sicher sein konnte, da? sie uberhaupt vorhanden waren? Sie konnten etwas Furchtbares und Erschreckendes sein, oder auch nur irgendeine alltagliche Erscheinung wie die Neonlichter auf einem altmodischen Broadway.

Jan spurte auch, da? die Welt der Overlords voll von Tonen war, die er nicht horen konnte. Gelegentlich fing er rhythmische Tonfolgen auf, die im Horspektrum auf- und niederglitten, um an der obersten oder untersten Horgrenze zu verschwinden. Vindarten schien nicht zu begreifen, was Jan unter Musik verstand, er konnte dieses Problem also nie zu seiner Zufriedenheit losen.

Die Stadt war nicht sehr gro?. Sie war bestimmt viel kleiner, als London oder New York in ihrer Blutezeit gewesen waren. Nach Vindartens Aussage waren mehrere tausend solcher Stadte auf dem Planeten verstreut, von denen jede einzelne einem bestimmten Zweck diente. Auf der Erde ware diese Stadt am ehesten mit einer Universitatsstadt zu vergleichen gewesen, au?er da? der Grad der Spezialisierung viel weiter ging. Diese ganze Stadt war, wie Jan bald entdeckte, dem Studium fremder Kulturen gewidmet.

Bei einem ihrer ersten Ausfluge aus der kahlen Zelle, in der Jan lebte, hatte Vindarten ihn zum Museum gefuhrt. Es hatte Jan eine sehr notige seelische Starkung gegeben, sich an einem Ort zu befinden, dessen Zweck er vollig verstehen konnte. Abgesehen von den Ausma?en, in denen es gebaut war, hatte es gut auf der Erde stehen konnen. Sie hatten lange gebraucht, hinzukommen, wobei sie sich auf einer standig sinkenden gro?en Plattform befunden hatten, die sich wie ein Kolben in einem senkrechten Zylinder von unbekannter Lange bewegte. Es gab keine sichtbaren Schalter, und das Gefuhl der Beschleunigung am Anfang und Ende des Abstiegs war durchaus bemerkbar. Wahrscheinlich verschwendeten die Overlords ihre Kompensationsfeldmethoden nicht fur den Hausgebrauch. Jan uberlegte, ob wohl das ganze Innere dieser Welt von Hohlen durchlochert ware und

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