In der ersten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts begannen einige eurer Wissenschaftler diese Dinge zu erforschen. Sie wu?ten es nicht, aber sie spielten mit dem Deckel der Buchse der Pandora. Die Krafte, die sie hatten entfesseln konnen, uberstiegen alle Gefahren, die das Atom hatte bringen konnen. Denn die Physiker hatten nur die Erde zerstoren konnen, die Paraphysiker hatten die Katastrophe auf die Sterne ausgedehnt.
Das durfte nicht zugelassen werden. Ich kann die ganze Beschaffenheit der Gefahr, die ihr darstelltet, nicht erklaren. Fur uns ware es keine Bedrohung gewesen, daher verstehen wir es nicht. Sagen wir, ihr hattet ein telepathisches Krebsgeschwur werden konnen, eine bosartige Geistesveranlagung, die in ihrer unvermeidlichen Auflosung andere und gro?ere Geister vergiftet hatte.
Und deshalb kamen wir zur Erde — wir wurden geschickt. Wir unterbrachen eure Entwicklung auf allen kulturellen Gebieten, be sonders aber verhinderten wir jede ernsthafte Arbeit auf dem Gebiet der ubernaturlichen Erscheinungen. Ich bin mir der Tatsache bewu?t, da? wir durch den Gegensatz zwischen unsern Zivilisationen auch alle Formen schopferischer Leistungen unterbunden haben. Aber das war eine Nebenwirkung und ist nicht von Bedeutung.
Jetzt mu? ich euch etwas sagen, was ihr vielleicht sehr uberraschend, ja, fast unglaublich finden werdet. Alle diese Moglichkeiten, diese ruhenden Krafte, besitzen wir nicht und verstehen wir auch nicht. Unser Intellekt ist weit machtiger als der eure, aber in eurem Geist ist irgend etwas, was uns immer gefehlt hat. Seit wir zur Erde gekommen sind, haben wir euch studiert. Wir haben sehr viel gelernt, und werden noch mehr lernen, aber ich bezweifle, da? wir je die ganze Wahrheit entdecken werden.
Unsere Rassen haben vieles gemeinsam — deshalb wurden wir fur diese Aufgabe ausgewahlt. Aber in anderer Hinsicht stellen wir die Enden von zwei verschiedenen Entwicklungen dar. Unsere Geister haben das Ende ihrer Entwicklung erreicht, ebenso die euren in ihrer jetzigen Form. Aber ihr konnt den Sprung zur nachsten Stufe machen, und darin liegt der Unterschied zwischen uns. Unsere Moglichkeiten sind erschopft, die euren aber sind noch ungenutzt. Sie sind in einer Art, die wir nicht verstehen, mit den von mir erwahnten Kraften verknupft, den Kraften, die jetzt auf eurer Welt erwachen.
Wir haben die Uhr angehalten, wir lie?en euch Zeit, wahrend diese Krafte sich entwickelten, bis sie in die fur sie vorbereiteten Kanale stromen konnten. Was wir getan haben, um euren Planeten zu verbessern, um euren Lebensstandard zu heben, um Gerechtigkeit und Frieden zu bringen, dies alles hatten wir auf jeden Fall getan, nachdem wir einmal gezwungen worden waren, uns in eure Angelegenheiten einzumischen. Aber all diese riesigen Umwandlungen lenkten euch von der Wahrheit ab und dienten daher unserm Zweck.
Wir sind eure Wachter, nichts weiter. Oft mogt ihr auch gefragt haben, welche Stellung meine Rasse in der Hierarchie des Universums einnimmt. Wie wir uber euch stehen, so steht irgend etwas uber uns und benutzt uns fur seine eigenen Zwecke. Wir haben nie entdeckt, was es ist, obwohl wir seit langen Zeiten seine Werkzeuge sind und ihm nicht ungehorsam zu sein wagen. Wieder und im mer wieder haben wir unsere Befehle bekommen, haben uns zu irgendeiner Welt in der fruhen Blute der Zivilisation begeben und haben sie den Weg gefuhrt, den wir nie verfolgen konnen, den Weg, den ihr jetzt gehen werdet.
Wieder und immer wieder haben wir den Proze? studiert, den wir hervorrufen sollen, und haben immer gehofft, unseren eigenen Begrenzungen zu entrinnen. Aber wir haben nur die verschwommenen Umrisse der Wahrheit gesehen. Ihr habt uns die Overlords genannt, ohne die Ironie dieses Titels zu ahnen. Wir wollen sagen, da? uber uns der Ubergeist steht, der uns benutzt, wie der Topfer seine Drehscheibe benutzt.
Und eure Rasse ist der Ton, der auf dieser Drehscheibe geformt wird.
Wir glauben — das ist nur eine Theorie — da? der Ubergeist versucht zu wachsen, seine Krafte und seine Kenntnis des Universums zu erweitern. Jetzt mu? er die Summe vieler Rassen sein, und vor langer Zeit hat er die Tyrannei der Materie hinter sich gelassen. Als er erfuhr, da? ihr fast bereit wart, schickte er uns hierher, um sein Gehei? auszufuhren und euch fur die Umwandlung vorzubereiten, die jetzt bevorsteht.
Alle fruheren Veranderungen, die eure Rasse erlebte, haben zahllose Zeitalter erfordert. Dieses aber ist eine Umwandlung des Geistes, nicht des Korpers. Gema? dem Stand der Entwicklung wird sie explosiv und unverzuglich sein. Ihr mu?t euch mit der Tatsache vertraut machen, da? die eure die letze Generation des Homo sapiens ist.
Uber die Art dieser Veranderung konnen wir euch sehr wenig sagen. Wir wissen nicht, wie sie erzeugt wird, welchen Hebel der Ubergeist anwendet, wenn er die Zeit fur reif erachtet. Alles, was wir entdeckt haben, ist, da? es mit einem Einzelwesen beginnt, immer einem Kind, und sich dann explosiv ausbreitet, gleich der Bildung von Kristallen um den ersten Kern einer gesattigten Losung. Erwachsene werden nicht betroffen, denn ihre Geister haben schon eine unveranderliche Form angenommen.
In wenigen Jahren wird alles vorbei sein, und die menschliche Rasse wird sich geteilt haben. Es gibt keinen Weg zuruck und keine Zukunft fur die Welt, die ihr kennt. Alle Hoffnungen und Traume eurer Rasse sind jetzt beendet. Ihr habt eure Nachfolger geboren, und es ist eure Tragik, da? ihr sie nie verstehen, da? ihr nie auch nur imstande sein werdet, euch mit ihrem Geist in Verbindung zu setzen. Tatsachlich werden sie keinen Geist haben, wie ihr ihn kennt. Sie werden eine einzige Einheit sein, wie ihr selbst die Summe eurer Myriaden Zellen seid. Ihr werdet sie nicht fur Menschen halten, und damit werdet ihr recht haben.
Ich habe euch diese Dinge gesagt, weil, ihr wissen sollt, was euch bevorsteht. In wenigen Stunden wird die Krise kommen. Meine Aufgabe und meine Pflicht liegt darin, diejenigen zu schutzen, zu deren Bewachung ich hergekommen bin. Trotz ihrer erwachenden Krafte konnten sie von den Massen um sie her vernichtet werden, ja sogar von ihren Eltern, wenn diese die Wahrheit begriffen. Ich mu? sie wegfuhren und absondern, zu ihrem Schutz und zu eurem eigenen. Morgen werden meine Schiffe die Umsiedlung beginnen. Ich werde euch nicht tadeln, wenn ihr dazwischenzutreten versucht, aber es wird nutzlos sein. Gro?ere Krafte als die meinen halten jetzt Wache; ich bin nur eines ihrer Werkzeuge.
Und was soll ich mit euch tun, den Uberlebenden, wenn euer Zweck erfullt ist? Es ware das einfachste und vielleicht barmherzigste, euch zu vernichten, wie ihr ein todlich verwundetes Tier toten wurdet, das ihr liebt. Aber das kann ich nicht tun. Ihr konnt eure Zukunft selber wahlen, in den Jahren, die euch bleiben. Meine Hoffnung ist, da? die Menschheit in Frieden in ihre Ruhe eingehen wird, in dem Bewu?tsein, nicht vergeblich gelebt zu haben.
Denn was ihr zur Welt gebracht habt, mag au?erst fern sein, es mag keine eurer Wunsche und Hoffnungen teilen, es mag eure gro?ten Leistungen als kindische Spielereien ansehen, aber es ist doch etwas Wundervolles, und ihr habt es geschaffen!
Wenn unsere Rasse vergessen ist, wird ein Teil der euren noch bestehen. Verurteilt uns daher nicht, weil wir das getan haben, was wir tun mu?ten. Und verge?t das eine nicht: Wir werden euch immer beneiden.“
Jean hatte vorher geweint, aber jetzt weinte sie nicht mehr. Die Insel lag golden in dem herz- und gefuhllosen Sonnenlicht, als das Schiff uber den Zwillingsgipfeln von Sparta langsam in Sicht kam. Auf jener felsigen Insel war vor nicht langer Zeit ihr Sohn dem Tode durch ein Wunder entronnen, das sie jetzt nur zu gut verstand. Bisweilen fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen ware, wenn die Overlords sich nicht eingemischt, sondern ihn sei nem Schicksal uberlassen hatten. Der Tod war etwas, dem sie ins Auge sehen konnte, wie sie es schon fruher getan hatte: Er gehorte zur naturlichen Ordnung der Dinge. Aber dies war seltsamer als der Tod — und endgultiger. Bis zu diesem Tage waren Menschen gestorben, aber die Rasse hatte weitergelebt.
Die Kinder gaben keinen Laut von sich und bewegten sich nicht. Sie standen in verstreuten Gruppen am Strande und schienen nicht mehr Interesse fureinander zu haben als fur das Heim, das sie fur immer verlie?en. Viele trugen Sauglinge, die zu klein waren, um zu gehen, oder die die Krafte, die das Gehen unnotig machten, nicht zu betatigen wunschten. Denn wenn sie leblose Gegenstande bewegen konnten, dachte George, konnten sie doch auch ihre eigenen Korper bewegen. Warum mu?ten uberhaupt die Schiffe der Overlords sie alle abholen?
Es war bedeutungslos. Sie gingen von dannen, und auf diese Weise sollte es eben geschehen. Und jetzt begriff George plotzlich, was sein Gedachtnis gemartert hatte. Irgendwo hatte er vor langer Zeit einen hundert Jahre alten Zeitungsbericht uber so eine Auswanderung gesehen. Es mu?te zu Beginn des Ersten oder Zweiten Weltkrieges gewesen sein. Da waren lange Reihen von Eisenbahnzugen gewesen, gedrangt voller Kinder, die langsam aus den bedrohten Stadten hinausfuhren und Eltern zurucklie?en, die so viele von ihnen nie wiedersehen wurden. Einige weinten, einige waren verwirrt und klammerten sich krampfhaft an ihre kleinen Habseligkeiten, die meisten aber schienen voller Eifer auf ein gro?es Abenteuer zu hoffen.
Und doch war der Vergleich falsch. Die Geschichte wiederholte sich nie. Die jetzt von hier aufbrachen, waren keine Kinder mehr, was immer sie auch sein mochten. Und diesmal wurde es keine Heimkehr geben.
Das Schiff war am Ufer gelandet und tief in den weichen Sand eingesunken. In volliger Gleichma?igkeit