Bruder Jonas nickte. »Danke, und … moge Gott Sie behuten!«

»Ja, Sie auch«, entgegnete sie.

Der Monch wandte sich zum Gehen. Auf dem Vorplatz des Klosters kam ihm Tobias mit seinem Gepack entgegen. Die beiden wechselten noch ein paar Worte, dann ging Tobias weiter.

»Hast du Kater Brown irgendwo gesehen?«, fragte Alexandra bedruckt, als er zu ihr trat.

»Nein, tut mir leid«, antwortete er. »Ich habe auch noch im Krautergarten nach ihm gesucht, aber er ist verschwunden. Sei nicht traurig! Vermutlich mag er keine Abschiedsszenen.«

»Ja, vermutlich. Dabei wollte ich ihn doch von hier fortbringen …«

»Ihm droht ja keine Gefahr mehr.«

Sie nickte tapfer und befahl sich, nicht langer uber den kleinen schwarzen Kerl nachzudenken, weil ihr sonst noch die Tranen kommen wurden. Aber sie hatte sich wirklich gern von ihm verabschiedet …

»Und wie sollen wir jetzt mit unserem Artikel vorgehen?«, wollte Tobias wissen. Er hatte sein Gepack verstaut und trat seltsam verlegen von einem Bein aufs andere.

»Ich schlage vor, ich schreibe einfach mal eine Rohfassung, dann kannst du erganzen und uberarbeiten.«

Tobias nickte. »Ich hore mich derweil schon mal um, wer die Story haben will, doch ich glaube, die werden wir ziemlich schnell los.«

»Ja, das denke ich auch.« Alexandra schaute einen Moment in die Ferne, dann riss sie sich zusammen. »Okay, also dann … Ich rufe dich an, oder ich maile dir … Wenn wir uns nicht schon vorher im Verlag treffen.«

»Ja …« Er zogerte noch einen Augenblick und fuhr ihr sanft mit dem Finger uber die Wange. Dann wandte er sich um, stieg in seinen Wagen und fuhr kurz darauf davon.

Alexandra stand noch ein paar Minuten gedankenverloren da und betrachtete das Klosterhotel, das im letzten Licht des Tages dalag. Die Vogel in den Baumen sangen ihr Abendlied, Grillen zirpten, ansonsten war alles still. Beim Anblick dieses friedlichen Bildes ware wohl niemand auf die Idee gekommen, dass an diesem Ort drei Menschen brutal ermordet worden waren.

Kopfschuttelnd schloss sie die Beifahrertur, ging um den Wagen herum und stieg ein. So ungern sie auch in die anbrechende Nacht hineinfuhr, wollte sie diesen Ort nun endgultig hinter sich lassen. Vielleicht entdeckte sie ja unterwegs eine Pension, in der sie ubernachten konnte.

Als sie den Wagen wenig spater auf die Landstra?e lenkte und Gas gab, sah sie mit einem Gefuhl der Erleichterung, wie das Klosterhotel im Ruckspiegel immer kleiner wurde und schlie?lich ganz verschwand.

Epilog

Kater Brown offnete die Augen und blinzelte in die zunehmende Dunkelheit. Er gahnte zufrieden, streckte sich kurz und kuschelte sich gleich wieder in die flauschige Decke, die Alexandra zwischen Beifahrersitz und Ruckbank gestopft hatte. Da hatte er ja mal wieder ein ausgesprochen bequemes Platzchen gefunden!

Von hier aus musste er den Kopf nur ein Stuckchen nach links drehen, dann konnte er Alexandra sehen, die das Steuer in den Handen hielt und den Wagen uber die verlassenen Stra?en lenkte. Einen Moment uberlegte Kater Brown, ob er miauen sollte, um sie auf sich aufmerksam zu machen, doch dann beschloss er, damit noch ein wenig zu warten. Umso gro?er wurde ihre Uberraschung sein! Au?erdem wirkte das gleichma?ige Brummen des Motors so einschlafernd auf ihn, dass ihm schon wieder die Augen zufielen. Kein Wunder, die letzten Tage waren doch einigerma?en aufregend, aber auch erfolgreich gewesen, und er hatte sich ein kleines Nickerchen redlich verdient.

Alexandra wurde schon fruh genug merken, dass er sich in ihren Wagen geschlichen hatte. Wie wohl sein neues Zuhause bei ihr aussehen wurde?

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