»Verstanden«, erwidert Brian und greift nach dem Schloss.

Philip steht direkt hinter ihm.

Brian offnet das Schloss.

Das Kratzen hort abrupt auf.

Philip hebt die Axt, als Brian den Deckel aufklappt.

Philip sieht lediglich den Schatten einer Bewegung. Zwei undeutliche Schemen huschen rasend schnell in die Dunkelheit. Dann hort er das Rascheln und sieht Fell, wahrend der Baseballschlager durch die Luft schwingt.

Es dauert eine Weile, ehe er einen der Schemen als Tier erkennt: eine Ratte! Sie hastet aus dem Strahl der Taschenlampe und saust in Windeseile uber den Kasten aus Glasfaser auf ein Loch in einer Ecke zu.

Kurz darauf trifft der Baseballschlager auf die Sonnenbank. Er hat den dicken grauen Nager um Langen verpasst.

Der Einschlag zerfetzt die Apparatur der Sonnenbank ebenso wie einige alte Spielsachen, die unmittelbar daneben liegen. Brian atmet erleichtert auf. Er tritt einen Schritt zuruck und glotzt der Ratte hinterher, wie sie in ihrem Loch verschwindet. Die andere ist langst weg.

Philip stohnt und senkt die Axt. Er will gerade etwas sagen, als er plotzlich eine leise metallisch klingende Melodie hort, die aus dem Schatten neben ihm zu kommen scheint. Brian blickt auf den Boden und halt die Luft an.

Infolge des Schlags ist eine kleine Kiste heruntergefallen.

Von ihr stammt die blecherne Musik. Sie spielt noch einige Tone eines Wiegenlieds, ehe sie verstummt.

Dann offnet sie sich, und heraus kommt eine kleine Clownsfigur.

»Buh«, macht Philip erschopft. Seine Stimme klingt alles andere als amusiert.

Ihre Laune ist am nachsten Morgen nach einem gro?en Fruhstuck mit Ruhreiern, Schinkenspeck, Hafergrutze und Eierkuchen mit frischen Pfirsichen und su?em Tee etwas besser. Der Duft von Kaffee zieht durch das Haus und wird durch den des gebratenen Fleisches und des Zimts fur die Eierkuchen erganzt. Nick bereitet zum Schinkenspeck sogar seine spezielle So?e, was Bobby in den siebten Himmel katapultiert.

Im Elternschlafzimmer entdeckt Brian ein paar Medikamente gegen seinen Husten. Nachdem er ein paar Pillen geschluckt hat, fuhlt er sich besser.

Nach dem Fruhstuck erkunden sie die unmittelbare Umgebung des Hauses, und zwar einen Block entlang der Green Briar Lane. Dabei finden sie verschiedene Dinge, die ihnen nutzlich erscheinen. Nach einer Weile haben sie eine gute Sammlung zusammengetragen: Unmengen von Brennholz, Dielenbretter, diverse Lebensmittel in den Kuhlschranken der Nachbarn, volle Gasflaschen in der einen oder anderen Garage, Winterjacken und Stiefel, Kartons voller Nagel, Gasbrenner, Wasserflaschen, ein Kurzwellenradio, einen Laptop, einen Generator und einen Haufen DVDs. In einem Keller sto?en sie sogar auf ein Waffenkabinett mit einer Anzahl von Gewehren und reichlich Munition.

Schalldampfer finden sie zwar nicht, aber beschweren konnen sie sich auch nicht.

Selbst was die Untoten betrifft, sieht es relativ rosig aus. Die angrenzenden Hauser stehen beide leer. Ihre Bewohner waren offensichtlich rechtzeitig gefluchtet, ehe die Katastrophe hereinbrach. Zwei Hauser weiter stie?en Philip und Nick auf ein alteres Ehepaar, das es nicht mehr geschafft hatte. Aber die beiden waren einfach, schnell und vor allem leise mit einigen gut platzierten Axthieben zu beseitigen.

Am Nachmittag macht sich die Gruppe so leise wie moglich daran, die Barrikade zu errichten. Insgesamt wollen sie eine Spanne von gut funfzig Metern uberbrucken, um die Vorgarten ihres Hauses und der beiden angrenzenden Gebaude zu sichern und dann noch mal zwanzig Meter an jeder Seite. Nick und Bobby lasst schon die geplante Lange zuruckschrecken. Aber als sie drei Meter lange, vorgefertigte Zaunelemente unter der Veranda eines Nachbarn entdecken, geht die Arbeit uberraschend schnell voran. Um es sich noch einfacher zu machen, rei?en sie den gegenuberliegenden Zaun ab und bauen die Elemente in ihre Barrikade ein.

Bei Sonnenuntergang stellen Philip und Nick das letzte Teilstuck am nordlichen Ende auf.

»Ich habe sie den ganzen Tag uber nicht aus den Augen gelassen«, erklart Philip und presst die Nagelpistole gegen ein Eckteil. Er meint damit den Schwarm aus Zombies, der sich weiterhin auf dem Golfplatz tummelt. Nick nickt, wahrend er die beiden Quertrager dicht aneinanderdruckt.

Philip druckt ab, und die Nagelmaschine gibt ein gedampft klingendes Gerausch von sich – wie das Schnalzen einer Peitsche –, und bohrt einen funfzehn Zentimeter langen Nagel ins Holz. Die Nagelpistole ist mit Teilen einer Decke umhullt, die wiederum mit Isolierband angeklebt wurde, um den Gerauschpegel der Maschine zu dampfen.

»Keiner von ihnen hat sich in unsere Richtung bewegt«, flustert Philip und wischt sich den Schwei? von der Stirn, ehe er sich an das nachste Verbindungsstuck macht. Nick halt es waagerecht, und Philip setzt die Maschine erneut an.

FFFFFFUMP!

»Ich bin mir da nicht so sicher«, meint Nick, ehe er sich die nachste Strebe schnappt. Der Schwei? lasst seine Roadie-Jacke an seinem Korper kleben. »Ich glaube, dass es nicht eine Frage des Ob, sondern des Wann ist.«

FFFFFFUMP!

»Du machst dir zu viele Sorgen, Junge«, versucht Philip ihn zu beruhigen, ruckt zum nachsten Teil des Zauns und zieht ruckartig am Verlangerungskabel, an das die Nagelpistole angeschlossen ist. Es schlangelt sich bis zum Nachbarhaus. Philip hat sechs Kabel a zehn Meter aneinanderschlie?en mussen, damit sie die Maschine hier benutzen konnen. Er halt inne und wirft einen Blick uber seine Schulter.

Etwa funfzehn Meter von ihnen entfernt spielt Brian mit Penny im Garten. Sie sitzt auf einer Schaukel, die er immer wieder ansto?t. Es dauerte etwas, bis sich Philip mit der Tatsache abgefunden hatte, dass er seine Tochter seinem ungluckseligen Bruder anvertrauen musste. Aber momentan war er einfach das beste Kindermadchen, das Philip auftreiben konnte.

Die Spielplatzanlage samt Schaukel ist naturlich eine Luxusausgabe. Wohlhabende Leute lieben es offenbar, ihre Kinder mit solchen Sachen zu verwohnen. Und diese – sie muss wohl dem verschwundenen Jungen gehort haben – hat alles, was ein Kinderherz begehrt: ein Rutsche, ein Spielhaus, vier Schaukeln, eine Kletterwand, ein Klettergerust und einen Sandkasten.

»Das hier ist unsere Oase«, fahrt Philip fort, wahrend er sich wieder an die Arbeit macht. »Solange wir aufpassen, kann uns hier nichts passieren.«

Sie sind so sehr in die Arbeit vertieft, dass sie das verraterische Schlurfen zuerst nicht horen.

Die Schritte kommen von der gegenuberliegenden Stra?enseite. Philip nimmt sie nicht wahr, bis der Zombie nahe genug ist, um ihn zu riechen.

Nick steigt der Gestank zuerst in die Nase: Dieser schwarze, olige Mief von verrottendem Protein – als ob man menschliche Uberreste in Schweinefett anbraten wurde. Nick wird sofort aufmerksam. »Augenblick mal«, unterbricht er Philip bei der Arbeit, in der Hand eine Planke. »Riechst du das auch?«

»Ja. Riecht wie …«

Ein glitschig schmieriger Arm taucht auf einmal durch das Loch in der Barrikade und fasst nach Philips Jeanshemd.

Der Angreifer ist eine tote Frau mittleren Alters in einem Designer-Jogginganzug, der mittlerweile nur noch in Fetzen an ihr hangt. Sie ist abgemagert und hat schwarze Stummelzahne. Ihre Augen stechen wie die eines Fischs hervor, wahrend ihre hakenformige Hand Philips Hemdzipfel mit stahlerner Entschlossenheit festhalt. Sie sto?t ein Achzen wie eine kaputte Orgelpfeife aus, als sich Philip zur Axt wendet, die etwa funf Meter von ihm entfernt an einer Schubkarre lehnt.

Das sind funf Meter zu weit.

Die tote Lady arbeitet sich mit dem gierigen Hunger einer gro?en Schnappschildkrote zu Philips Genick empor. Nick sucht verzweifelt nach einer brauchbaren Waffe. Doch alles geschieht viel zu schnell. Knurrend dreht sich Philip um. Erst jetzt wird ihm klar, dass er ja noch die Nagelpistole in der Hand halt. Er weicht den nach ihm schnappenden Zahnen aus und hebt die Pistole hoch.

Ohne innezuhalten presst er sie an die Stirn des Zombies.

FFFFFFUMP!

Die Zombie-Lady erstarrt.

Ihre eiskalten Finger losen sich.

Philip befreit sich hastig und starrt schnaufend auf das Monster.

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