bestand.'

Neville nickte. 'Wird Luna-City davon profitieren?'

'Wenn notig. Wir sind der Meinung, da? die Sonnenbatterien ausreichen mu?ten, aber gegen eine erganzende Energiezufuhr durften keine Bedenken bestehen.'

'Wie freundlich', bemerkte Neville unverhohlen sarkastisch. 'Und wer baut und bedient die Kosmei- Pumpstationen?'

'Die Menschen von Luna-City, hoffen wir', antwortete Gottstein. 'Die Menschen von Luna-City, soso', wiederholte Neville. 'Leute von der Erde waren ja bekanntlich zu ungeschickt.'

'Das ist uns bekannt', sagte Gottstein. 'Wir hoffen, da? wir hier entsprechende Unterstutzung finden.'

'Und wer entscheidet, wieviel Energie abgegeben wird, wieviel fur ortliche Zwecke verwendet werden kann und wieviel abzustrahlen ist? Wer bestimmt die Politik?'

'Das fiele notgedrungen der Regierung zu', erwiderte Gottstein. 'Es handelt sich immerhin um Entscheidungen von planetarischer Bedeutung.'

'Aha, die Menschen vom Mond tun also die Arbeit, und die Erdenmenschen spielen den Direktor.'

'Nein', entgegnete Gottstein ruhig. 'Wir alle arbeiten, so gut wir es vermogen. Entschieden wird von denen, die das Gesamtproblem am besten ermessen konnen.'

'Ich hore zwar die Worte, die aber immer nur darauf hinauslaufen, da? wir, die Lunarier, arbeiten und Sie entscheiden. Nein, Hochkommissar. Die Antwort ist nein.'

'Soll das hei?en, Sie wollen die Kosmei-Pumpstationen nicht bauen?'

'Wir bauen sie, Hochkommissar, aber sie werden uns gehoren. Wir werden entscheiden, wieviel Energie abgestrahlt und wie sie verwendet wird.'

'Das ware kaum sinnvoll. Sie mu?ten standig mit der Erdregierung abstimmen, da die Kosmei-Pumpenergie die Elektronenpumpenergie ausgleichen mu?.'

'Ich mochte sagen, das pendelt sich uber kurz oder lang schon ein. Wir haben jedenfalls anderes vor. Sie konnen es ruhig schon wissen. Energie ist nicht das einzige Erhaltungsphanomen, das mit Durchflu? der Universen grenzenlos wird.'

Denison unterbrach ihn: 'Es gibt eine Reihe von Erhaltungssatzen. Das wissen wir.'

'Das freut mich', sagte Neville und warf ihm einen feindseligen Blick zu. 'Darunter fallen etwa die Impuls und Drehimpulssatze. Solange ein Objekt auf das - und nur dieses -Schwerkraftfeld reagiert, in dem es sich befindet, ist es im freien Fall und kann seine Masse halten. Um nun aus dem freien Fall auszubrechen, mu?te es auf eine nicht schwerkraftbedingte Weise beschleunigen. Und dazu mu? ein Teil seiner selbst eine entgegengerichtete Veranderung durchmachen.'

'Wie bei einer Rakete', warf Demson ein, 'die Masse in einer Richtung aussto?en mu?, damit sie in die andere Richtung beschleunigen kann.'

'Ich bezweifle nicht, da? Sie das verstehen, Dr. Denison', fuhr Neville fort, 'aber ich mochte es dem Hochkommissar deutlich machen. Der Masseverlust konnte durch eine gewaltige Steigerung der Geschwindigkeit auf ein Minimum herabgedruckt werden, da der Impuls das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit ist. Trotzdem mu? Masse abgesto?en werden, wie gro? die Geschwindigkeit auch ist. Wenn die zu beschleunigende Masse in sich schon sehr gro? ist, mu? auch die abzusto?ende Masse betrachtlich sein. Wenn zum Beispiel der Mond ... '

'Der Mond!' sagte Gottstein auffahrend.

'Ja, der Mond', wiederholte Neville ruhig. 'Wenn der Mond aus seiner Kreisbahn und aus dem Sonnensystem getrieben werden sollte, wurde die Erhaltung des Impulses ein gewaltiges und wahrscheinlich nicht zu bewaltigendes Hindernis darstellen. Wenn jedoch der Impuls m das Kosmei eines anderen Universums ubertragen werden konnte, lie?e sich der Mond beliebig beschleunigen, ohne da? uberhaupt ein Masseverlust eintritt. Es ware dann, als triebe man einen Kahn mit einer Stange flu?aufwarts - um ein Bild anzufuhren, das ich einmal in einem Buch von der Erde gesehen habe.'

'Aber wieso? Ich meine, wieso wollen Sie den Mond fortsteuern?'

'Das mu?te doch klar sein. Wozu brauchen wir die erdruk-kende Nahe der Erde? Wir haben alle Energie, die wir brauchen, wir haben eine bequeme Welt, die uns zumindest in den nachsten Jahrhunderten Raum zur Ausbreitung bietet. Warum sollen wir nicht unseren eigenen Weg gehen? Und das werden wir. Ich mochte Ihnen heute in aller Eindringlichkeit sagen, da? Sie uns nicht aufhalten konnen, und Ihnen von Gegenma?nahmen abraten. Wir werden eine Impulsubertragung vornehmen und dann verschwinden. Wir wissen genau, wie man eine Kosmei-Pumpstation baut, und werden die Energie fur eigene Zwecke benutzen und einen gewissen Uberschu? produzieren, um damit die Veranderungen zu neutralisieren, die Ihre Energiestationen erzeugen.'

'Es ist nett von Ihnen, da? Sie einen Uberschu? erzeugen wollen', warf Denison sarkastisch ein, 'aber das tun Sie naturlich nicht unseretwegen. Wenn unsere Elektronenpumpen die Sonne zur Explosion bringen, haben Sie namlich das innere Sonnensystem noch langst nicht verlassen - und wurden auf der Stelle mit vernichtet.'

'Vielleicht', entgegnete Neville, 'aber wir produzieren eben einen Uberschu?, damit es nicht dazu kommt.'

'Sie konnen das nicht tun!' Gottstein war erregt. 'Sie konnen nicht abziehen. Wenn Sie sich zu weit entfernen, kann die Elektronenpumpe durch die Kosmei-Pumpe nicht mehr neutralisiert werden, wie, Denison?'

Denison zuckte die Achseln. 'Wahrscheinlich dann nicht mehr, wenn der Mond etwa auf der Saturnlaufbahn angekommen ist sofern meine schnelle Berechnung jetzt stimmt. Aber der Flug dorthin wird auf jeden Fall viele Jahre dauern, und dann haben wir bestimmt auf der ehemaligen Mondumlaufbahn Raumstationen gebaut und Kosmei-Stationen darauf eingerichtet. Tatsachlich brauchen wir den Mond nicht. Er kann ruhig verschwinden - nur wird er das nicht.'

Neville gestattete sich ein kurzes Lacheln. 'Und wie kommen Sie zu der Auffassung? Wir lassen uns nicht aufhalten. Die Erde hat keine Moglichkeit, uns ihren Willen aufzuzwingen.'

'Sie werden nicht fortfliegen, weil das schlicht und einfach sinnlos ware. Warum den ganzen Mond mitschleppen? Die Mondmasse auf vernunftige Beschleunigung zu bringen, mu? Jahre dauern. Sie konnen anfangs ja nur kriechen! Bauen Sie doch lieber Sternenschiffe - kilometerlange Einheiten, die mit Kosmei-Impulsantrieb betrieben werden und eine eigene Okologie haben. Mit einem Kosmei-Impulsantrieb konnten Sie dann Wunder tun. Auch wenn Sie fur den Bau des Schiffes zwanzig Jahre veranschlagen, ist die Beschleunigung hinterher so gro?, da? Sie den Mond in einem Jahr uberholt hatten, selbst wenn er heute zu beschleunigen beganne. Die Schiffe konnten au?erdem Kurswechsel vornehmen in einem Bruchteil der Zeit, die der Mond dafur brauchen wurde.'

'Und die frei arbeitenden Kosmei-Pumpen? Was wurden die dem Universum antun?'

'Die Energie, die fur ein Schiff oder auch mehrere Schiffe erforderlich ist, kann niemals den Bedarf eines ganzen Planeten erreichen und wird sich uber weite Striche des Universums verteilen. Es konnen Millionen Jahre vergehen, ehe sich uberhaupt eine wesentliche Veranderung ergibt. Das ist die gewonnene Beweglichkeit durchaus wert. Der Mond kann sich nur ganz langsam bewegen - da sollten Sie ihn lieber an Ort und Stelle lassen.'

'Wir haben es nicht eilig - au?er von der Erde fortzukommen', erwiderte Neville verachtlich.

Denison fuhr fort: 'Die Nachbarschaft der Erde hat auch ihre Vorteile. Da ware der Zustrom der Immigranten. Dann der kulturelle Austausch. Eine Planetenwelt mit zwei Milliarden Bewohnern dicht unter dem Horizont! Wollen Sie wirklich auf das alles verzichten?'

'Mit Freuden!'

'Ist das die Ansicht aller Mondbewohner? Oder nur Ihre Einstellung? Sie machen einen leicht fanatischen Eindruck auf mich, Neville. Sie wollen nicht an die Oberflache gehen. Andere Lunarier tun das. Sie mogen es nicht besonders, aber sie tun's. Das Innere des Mondes ist nicht ihr Mutterleib, wie in Ihrem Falle. Es ist nicht ihr Gefangnis. Sie haben etwas Neurotisches an sich, das den meisten anderen Lunariern abgeht oder bei ihnen sehr viel schwacher zum Ausdruck kommt. Wenn Sie den Mond von der Erde fortfuhren, machen Sie ihn damit zu einem Gefangnis fur alle. Er wird zu einem Planetengefangnis, dem kein Mensch - und nicht nur Sie allein - entfliehen kann, nicht einmal so weit, da? er sich eine andere bewohnte Welt am Himmel anschauen konnte. Vielleicht ist das Ihre Absicht.'

'Ich will Unabhangigkeit, eine freie Welt. Eine Welt, die von au?en in Ruhe gelassen wird.'

'Sie konnten Schiffe bauen, jede Menge. Sie konnten fast mit Lichtgeschwindigkeit davonfliegen, sobald sie den Impuls in das Kosmei ubertragen. Sie konnten im Laufe eines Menschenalters das ganze Universum erforschen. Wurde Sie das nicht reizen?'

Вы читаете Lunatico oder Die nachste Welt
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату
×