dennoch sind es gerade Doyles Geschichten, denen sich die Leser immer wieder zuwenden. Dafur gibt es naturlich einen Grund, und der liegt darin, dass Arthur Conan Doyle Sherlock von seinem tiefsten Inneren heraus verstand, wahrend die anderen Verfasser zum gro?ten Teil nur versuchten, sein Au?eres zu kopieren.

Arthur Conan Doyle hat sich wenig uber Sherlocks fruhe Jahre geau?ert, und auch die meisten Autoren haben seitdem diese Zeitperiode gemieden. Wir wissen wenig uber Sherlocks Eltern oder wo genau er in England gelebt hat. Wir wissen, dass er mutterlicherseits vom franzosischen Kunstler Vernet abstammte und einen Bruder namens Mycroft hatte, der in einigen der Kurzgeschichten auftaucht. Aber das war’s dann auch schon. Das hat mir die Freiheit beschert, fur den jungen Sherlock eine Geschichte zu kreieren, die einerseits mit den wenigen Hinweisen ubereinstimmt, die Conan Doyle hat fallen lassen, andererseits aber auch zwangslaufig zu dem Mann und dessen Eigenschaften hinfuhrt, die Conan Doyle beschrieben hat. Bei diesem Unterfangen war ich in der glucklichen Lage, die Zustimmung der beiden Nachlassgemeinschaften des 1930 verstorbenen Conan Doyle zu haben, die von Jon Lellenberg in den USA und Andrea Plunkett in Gro?britannien so umsichtig reprasentiert werden. Ich hatte ebenfalls das Gluck, in Robert Kirby und Rebecca McNally einen Agenten und eine Lektorin zu haben, die ein tiefes Verstandnis dafur aufbrachten, was ich vorhatte.

Uber die Jahre haben verschiedene Autoren versucht, ihre eigene Biographie von Sherlock Holmes zu verfassen, und dabei das wenige, das Doyle uber Sherlock preisgegeben hat, mit realen historischen Ereignissen verknupft. Diese Werke sind zwangslaufig fehlerhaft, unvollstandig und subjektiv gefarbt, aber dennoch gestehe ich, dass ich eine heimliche Schwache fur William Baring-Goulds Werk Sherlock Holmes – A Biography of the World’s First Consulting Detective hege und einige Details (uberwiegend Zeitangaben und Jahreszahlen) aus diesem Kultwerk entnommen habe.

Naturlich wird es weitere Abenteuer von Sherlock Holmes in der Schule und spater auf der Universitat geben. Aber in der Zwischenzeit mochte ich dazu einladen, die originalen Geschichten von Arthur Conan Doyle neu zu entdecken.

Die Kurzgeschichten sind in funf Banden erschienen: The Adventures of Sherlock Holmes, The Memoirs of Sherlock Holmes, The Return of Sherlock Holmes, His Last Bow und The Case-Book of Sherlock Holmes. (Auf Deutsch in den folgenden Erzahlbanden enthalten: Die Abenteuer des Sherlock Holmes: Erzahlungen, Die Memoiren des Sherlock Holmes: Erzahlungen, Die Ruckkehr des Sherlock Holmes: Erzahlungen, Seine Abschiedsvorstellung: Erzahlungen, Sherlock Holmes’ Buch der Falle.)

Bei den Romanen handelt es sich um: A Study in Scarlett, The Sign of the Four, The Hound of the Baskervilles und The Valley of Fear. (Auf Deutsch in den folgenden Romanbanden enthalten: Eine Studie in Scharlachrot, Das Zeichen der Vier, Der Hund der Baskervilles, Das Tal der Angst.)

Wem das immer noch nicht genug ist, wird mit den Holmes-Romanen neueren Datums von Nicholas Meyer (The Seven Per Cent Solution, The West End Horror, The Canary Trainer), Michael Hardwick (The Revenge of the Hound) und Lyndsay Faye (Dust and Shadow) keine schlechte Wahl treffen. Auch empfehlenswert sind Michael Kurlands Geschichten (The Infernal Device, Death by Gaslight und The Great Game), die aus der Perspektive von Sherlock Holmes’ Erzfeind Professor James Moriarty geschrieben sind und einen erfrischend anderen Blick auf den gro?en Detektiv werfen.

Wer den einen oder anderen Titel nicht mehr im Buchhandel bekommt, sollte in Antiquariaten fundig werden.

Lies schon jetzt, wie spannend es in Band 2 weitergeht!

BAND 2

Ab Herbst 2012 im Buchhandel

Abraham Lincolns totgeglaubter Morder ist in England aufgetaucht. Die Regierung bittet Amyus Crowe um Hilfe. Klar, dass Sherlock ihm bei den Ermittlungen zur Seite steht. Doch dann wird Matty entfuhrt und Virginia und Sherlock mussen ihn befreien. Auf der lebensgefahrlichen Suche nach ihm verschlagt es die drei bis nach Amerika …

Als Sherlock das rasche Trommeln sich nahernder Hufschlage vernahm, eilte er zur Tur, um Virginia und Matty zu begru?en.

Drau?en sah er, wie sich Virginias Pferd Sandia im Gegenlicht der fruhen Abendsonne naherte. Bei den sich dunkel abzeichnenden Konturen auf dem Pferderucken erwartete Sherlock, dass es sich um Virginia und Matty handelte, und angesichts von Mattys Nahe zu Virginia verspurte er fur einen kurzen Augenblick lang so etwas wie Eifersucht.

Als Sandia naher herankam, zeichnete sich aus den dunklen Konturen jedoch nur eine einzelne Gestalt ab. Es war Virginia, und sie brachte Sandia unmittelbar neben Sherlock zum Stehen. Ein wilder Ausdruck lag in ihren Augen, und ihr Haar war vom Wind ganz zerzaust.

»Wo ist Matty?«, fragte Sherlock.

Ginny sprang vom Pferd herab, druckte sich an ihm vorbei und sturmte in das Cottage. Sherlock folgte ihr verblufft.

»Sie haben Matty geschnappt!«, schrie sie.

»Wie meinst du das?«, fragte Mycroft und erhob sich von seinem Stuhl.

»Ich bin zu seinem Boot geritten und hab ihn dazu gebracht mitzukommen«, stie? sie hastig hervor. »Wir sind zu zweit auf Sandia geritten. Wir hatten gerade die Stra?e erreicht, als ein Baum die Stra?e blockierte. Als ich auf dem Hinweg dort vorbeigekommen bin, hat er noch nicht da gelegen, ehrlich. Ich hab daran gedacht, einfach daruberzuspringen. Aber mit Matty zusatzlich auf Sandias Rucken war ich nicht sicher, ob wir das schaffen wurden. Also hab ich Sandia angehalten. Gerade als Matty und ich den Baumstamm von der Stra?e schieben wollten, kamen zwei Manner auf uns zugerannt. Sie mussen sich in den Buschen am Stra?enrand versteckt haben. Einer von ihnen traf Matty am Kopf. Er ist dadurch gleich k.o. gegangen und hat sich uberhaupt nicht mehr gewehrt. Der andere Mann hat sich auf mich gesturzt. Er hat versucht, mich an den Haaren zu packen. Aber als ich ihm in die Hand gebissen habe, hat er sie weggezogen. Ich bin zu Sandia gerannt, habe mich auf seinen Rucken geschwungen und bin Hals uber Kopf davongaloppiert. Dann hab ich mich noch mal umgesehen und mitgekriegt, wie die zwei Matty fortgeschleppt haben.« Sie wirkte ganz geschockt und ihr Gesicht war kreidebleich. »Ich hab ihn einfach zuruckgelassen!«, schrie sie, als hatte sie gerade erst realisiert, was geschehen war. »Ich hatte dableiben oder zuruckkehren sollen, um ihn zu retten.«

»Wenn du das getan hattest, warst du hochstwahrscheinlich auch geschnappt worden«, stellte Crowe klar. Mit einer fur einen Mann seiner Gro?e erstaunlichen Geschwindigkeit sturmte er durch das Cottage, um sie an sich zu drucken und fest zu umarmen. »Gott sei Dank bist du in Sicherheit.«

»Aber was ist mit Matty?«, rief Sherlock

»Wir werden ihn befreien«, versprach Mycroft. »Es ist ganz offensichtlich, dass …«

Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, war zersplitterndes Glas zu horen. Etwas Schweres kam aus Richtung der zerborstenen Fensterscheibe geflogen und schlug mit dumpfem Ton auf dem Boden auf. Crowe rannte zum Eingang und riss die Tur auf. Von drau?en konnte Sherlock Huftritte horen, als jemand auf einem Pferd davonpreschte. In dem nun einsetzenden lautstarken Gefluche von Crowe waren Worte enthalten, die Sherlock bisher noch nie gehort hatte. Allerdings fiel es ihm trotzdem nicht sehr schwer, ihre drastische Bedeutung zu erraten.

Sherlock buckte sich, um den Gegenstand aufzuheben, der durchs Fenster geworfen worden war. Es handelte sich um einen gro?en Stein. Ungefahr doppelt so gro? wie eine geballte Faust. Mit Hilfe einer darumgebundenen Schnur war ein zerfetztes Stuck Papier daran befestigt.

Mycroft nahm Sherlock den Stein aus der Hand und legte ihn auf den Tisch. Flink nahm er ein Messer vom Tisch und schnitt den Faden durch. »Besser wir losen die Knoten nicht und bewahren sie auf«, sagte er zu Sherlock, ohne ihm das Gesicht zuzuwenden. »Sie konnten uns etwas uber den Mann verraten, der sie geknupft hat. Seeleute zum Beispiel benutzen eine ganze Reihe spezieller Knoten, die vielen Leuten nicht bekannt sind. Solltest du mal ein paar Tage nichts zu tun haben, wurde ich dir wirklich empfehlen, dich eingehend mit Knoten zu beschaftigen.«

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