Weil heil er sonst gewesen, dass er im Blute doch ertrank. (2290) “Weh mir um den Bruder! Der fiel hier in den Tod: Was mir zu allen Stunden für leide Märe droht! Auch muss mich immer reuen der edle Rüdiger: Der Schad ist beidenthalben und großen Jammers Beschwer.” (2291) Als der junge Geiselher sah seinen Bruder tot, Die da im Saale waren, die mussten leiden Not. Der Tod warb um Beute unter Rüdgers Heer: Deren von Bechlaren entging kein einziger mehr. (2292) Gunther und Hagen und auch Geiselher, Dankwart und Volker, die guten Degen hehr, Die gingen zu der Stelle wo man die Toten fand: Wie jämmerlich da weinten diese Helden auserkannt! (2293) “Uns raubt der Tod die Besten,” sprach Geiselher das Kind. “Nun lasset euer Weinen und gehn wir an den Wind, Dass sich die Panzer kühlen uns streitmüden Degen: Es will nicht Gott vom Himmel, dass wir länger leben mögen.” (2294) Den sitzen, den sich lehnen, sah man manchen Mann. Sie waren wieder müßig; die in Rüdgers Bann Waren all erlegen; verhallt war Drang und Stoß. Die Stille währte lange, bis es Etzeln verdross. (2295) “O weh dieser Dienste!”, sprach des Königs Weib. “Er ist nicht so getreue, dass unsrer Feinde Leib Des entgelten müsste von Rüdigers Hand: Er will sie wiederbringen in der Burgonden Land. (2296) “Was hilft uns, König Etzel, dass wir an ihn vertan Wes er nur begehrte? Er hat nicht wohl getan: Der uns rächen sollte will der Sühne pflegen.” Da gab ihr Volker Antwort, dieser zierliche Degen: (2297) “Dem ist nicht also leider, viel edles Königsweib; Und dürft ich Lügen strafen ein so hehres Weib, So hättet ihr recht teuflisch auf Rüdiger gelogen: Er und seine Degen sind um die Sühne gar betrogen. (2298) “So williglich vollbracht er was der König ihm gebot, Dass er und sein Gesinde hier fielen in den Tod. Nun seht euch um, Kriemhilde, wem ihr gebieten wollt: Euch war bis an sein Ende Rüdiger getreu und hold. (2299) “Wollt ihr das nicht glauben, so schaut es selber an.” Zu ihrem Herzeleide ward es da getan: Man trug den Held erschlagen hin wo ihn der König sah. König Etzels Degen so leid wohl nimmer geschah. (2300) Als sie den Markgrafen tot sahen vor sich tragen, Da vermöcht euch kein Schreiber zu deuten noch zu sagen Die ungebärdge Klage so von Weib als Mann, Die sich von Herzenjammer allda zu zeigen begann. (2301) König Etzels Jammer ward so stark und voll, Wie eines Löwen Stimme dem reichen König scholl Der Wehruf der Klage und auch dem Königsweib: Sie weinten übermäßig um des guten Rüdiger Leib. (2302)

38. Abenteuer

Wie Dietrichens Recken erschlagen wurden

Der Jammer allenthalben zu solchem Maße schwoll, Dass von dem Wehrufe Pallas und Turm erscholl. Da vernahm es auch ein Berner aus Dietrichens Bann: Der schweren Botschaft willen, wie kam er eilig heran! (2303) Er sprach zu dem Fürsten: “Hört mich, Herr Dieterich, Was ich je erlebte, so herzensjämmerlich Hört ich niemals klagen als ich jetzt vernahm: Ich fürchte, dass der König nun selber zu der Hochzeit kam. (2304)
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