zerbrechlichen Korper leise und dumpf auf dem Kesselboden aufschlagen.

Wenn es doch ersaufen wurde, dachte Harry, und seine Narbe brannte fast unertraglich, bitte… wenn es doch ersaufen wurde…

Wurmschwanz sprach. Seine Stimme bebte, die Angst schien ihn um den Verstand zu bringen. Er hob den Zauberstab, schlo? die Augen und sprach in die Nacht hinein:»Knochen des Vaters, unwissentlich gegeben, Au wirst deinen Sohn erneuern!«

Die Grabplatte unter Harrys Fu?en knackte. Von Grauen erfullt sah Harry, wie ein schmaler Staubwirbel auf Wurmschwanz' Befehl hin aus dem Grab aufstieg und dann sanft in den Kessel fiel. Die diamantene Oberflache des Wassers teilte sich unter scharfem Zischen; Funken stoben kreuz und quer aus dem Kessel und nahmen ein lebhaftes, giftig wirkendes Blau an.

Und jetzt konnte er Wurmschwanz wimmern horen. Er zog einen langen, silbern schimmernden Dolch aus seinem Mantel. Seine Stimme war ein abgehacktes, vor Angst versteinertes Schluchzen.»Fleisch – des Dieners – w-willentlich gegeben – du wirst – deinen Meister – wieder beleben.«

Er streckte die rechte Hand aus – die Hand mit dem fehlenden Finger. Er packte den Dolch fest mit der Linken und schwang ihn nach oben.

Harry wurde erst in letzter Sekunde klar, was Wurmschwanz da tat – er schlo? die Augen, so fest er konnte, doch den Schrei, der die nachtliche Stille zerri?, mu?te er horen, und er durchstach Harry, als ob der Dolch in ihn eingedrungen ware. Er horte etwas zu Boden fallen, horte das angstgequalte Keuchen von Wurmschwanz, dann ein Brechreiz erregendes Platschen von etwas, das in den Kessel fiel. Harry konnte es nicht ertragen hinzusehen… doch das Gebrau hatte ein brennendes Rot angenommen, so hell, da? es durch Harrys geschlossene Augenlider leuchtete…

Wurmschwanz keuchte und stohnte unter seinen Qualen. Erst als Harry seinen angsterfullten Atem auf seinem Gesicht spurte, wurde ihm jah bewu?t, da? er direkt vor ihm stand.

»B-Blut des Feindes – mit Gewalt genommen – du wirst – deinen Gegner wieder erstarken lassen.«

Harry konnte nichts tun, um es zu verhindern, die Seile waren zu straff um ihn gespannt… er blickte hinunter, straubte sich verzweifelt gegen die Fesseln, und dann sah er den silbernen Dolch in Wurmschwanz' verbliebener Hand zittern. Er spurte, wie sich die Spitze durch die Beuge seines rechten Armes bohrte und Blut den Armel seines zerrissenen Umhangs hinabsickerte. Wurmschwanz, vor Schmerz immer noch keuchend, stoberte in seiner Tasche nach einer Phiole und hielt sie unter Harrys Wunde; ein dunnes Blutrinnsal tropfelte in das Glas.

Mit Harrys Blut stolperte Wurmschwanz zuruck zum Kessel. Er schuttete es hinein. Sofort nahm das Gebrau im Kessel ein blendend helles Wei? an. Nun, da er seine Arbeit getan hatte, fiel Wurmschwanz neben dem Kessel auf die Knie, sackte zur Seite und blieb auf der Erde liegen, keuchend und schluchzend, und verbarg den blutenden Armstumpf unter seinem Korper.

Der Kessel brodelte und verspruhte seine diamantenen Funken so blendend hell, da? alles andere in samtene Dunkelheit getaucht wurde. Nichts geschah…

La? es ertrunken sein, dachte Harry, la? es mi?lungen sein…

Und dann, ganz plotzlich, erlosch das Funkengestiebe uber dem Kessel. Wei?er Dampf quoll in dicken Schwaden aus dem Kessel und tauchte alles vor Harry in wei?es Nichts, so da? er weder Wurmschwanz noch Cedric noch sonst etwas sehen konnte, nur den Dampf, der in der Luft hing… es ist fehlgeschlagen, dachte er… es ist ertrunken… bitte… bitte, la? es tot sein…

Doch dann – und eine eisige Woge des Grauens uberkam ihn -, dann sah er durch den Nebel hindurch, wie der dunkle Umri? eines Mannes, gro? und durr wie ein Skelett, langsam aus dem Innern des Kessels aufstieg.

»Meinen Umhang«, sagte die hohe, kalte Stimme hinter der Nebelwand, und Wurmschwanz, schluchzend und wimmernd, den verstummelten Arm noch immer schutzend an den Leib gepre?t, stolperte hinuber und griff nach dem schwarzen Umhang auf der Erde, richtete sich auf, streckte seine verbliebene Hand aus und zog den Umhang uber die Schultern seines Gebieters.

Der durre Mann stieg langsam aus dem Kessel und starrte Harry an… und Harry starrte zuruck in dieses Gesicht, das ihn drei Jahre lang in seinen Alptraumen verfolgt hatte. Wei?er als ein Schadel, mit weiten, scharlachrot lodernden Augen und einer Nase, die so platt war wie die einer Schlange, mit Schlitzen als Nustern…

Lord Voldemort war wieder erstanden.

Die Todesser

Voldemort wandte die Augen von Harry ab und begann seinen Korper zu untersuchen. Seine Hande waren wie gro?e, bleiche Spinnen; mit den langen Fingern streichelte er seine Brust, die Arme, das Gesicht; die roten Pupillen, katzengleich zu Schlitzen verengt, glommen noch heller durch die Nacht. Er hob die Hande hoch und krummte mit verzuckt triumphierendem Blick die Finger. Von Wurmschwanz, der zuckend und blutend am Boden lag, nahm er nicht die geringste Notiz, noch von der gro?en Schlange, die herbeigeglitten war und erneut ihren zischelnden Kreis um Harry zog. Voldemort schob eine der unnaturlich langfingrigen Hande tief in die Tasche und zog einen Zauberstab hervor. Auch ihn streichelte er sanft; und dann richtete er ihn auf Wurmschwanz, der in die Hohe gerissen und gegen den Grabstein geschleudert wurde, an den Harry gefesselt war; Wurmschwanz fiel zuruck auf die Erde und blieb zusammengekrummt und weinend am Fu? des Grabsteins liegen. Voldemort wandte seine scharlachroten Augen wieder Harry zu und lie? sein hohes, kaltes, freudloses Lachen horen.

Wurmschwanz' Umhang glanzte vor Blut; er hatte seinen Armstumpf darin eingewickelt.»Herr…«, wurgte er hervor,»Herr… Ihr habt versprochen… Ihr habt versprochen…«

»Streck deinen Arm aus«, sagte Voldemort trage.

»Oh, Herr… ich danke Euch, Herr…«

Er schob den blutigen Stumpf unter seinem Korper hervor, doch Voldemort lachte nur.»Den anderen Arm, Wurmschwanz.«

»Herr, bitte… bitte…«

Voldemort buckte sich und zog Wurmschwanz' linken Arm unter ihm hervor; dann schob er den Armel des Umhangs uber Wurmschwanz' Ellbogen, und Harry konnte jetzt etwas auf der Haut des Unterarms erkennen, das aussah wie eine brennend rote Tatowierung – ein Totenschadel, aus dessen Mund eine Schlange drang -, das Zeichen, das bei der Quidditch-Weltmeisterschaft am Himmel erschienen war: das Dunkle Mal. Voldemort untersuchte es sorgfaltig, ohne auf Wurmschwanz' krampfartiges Schluchzen zu achten.

»Es ist wieder da«, sagte er leise,»sie werden es alle bemerkt haben… und jetzt werden wir sehen… jetzt werden wir erfahren…«

Er druckte seinen langen wei?en Zeigefinger auf das Brandmal an Wurmschwanz' Arm.

Erneut loderte ein brennender Schmerz durch Harrys Stirnnarbe, und Wurmschwanz stie? einen markerschutternden Schrei aus. Voldemort loste den Finger von Wurmschwanz' Mal, und Harry sah, da? es sich pechschwarz verfarbt hatte.

Mit einem Ausdruck grausamer Genugtuung richtete sich Voldemort auf, warf den Kopf zuruck und blickte auf dem dunklen Friedhof umher.

»Wie viele werden wohl den Mut haben zuruckzukehren, wenn sie es spuren?«, flusterte er, die glimmenden roten Augen auf die Sterne gerichtet.»Und wie viele werden dumm genug sein, nicht zu kommen?«

Er begann vor Harry und Wurmschwanz auf und ab zu schreiten, wahrend er mit den Augen wachsam den Friedhof absuchte. Nach etwa einer Minute sah er auf Harry hinab, und ein grausames Lacheln spielte uber sein schlangenartiges Gesicht.

»Harry Potter, du stehst auf den sterblichen Uberresten meines Vaters«, zischte er leise.»Ein Muggel und ein Tor… deiner lieben Mutter sehr ahnlich. Doch beide waren sie von Nutzen, nicht wahr? Deine Mutter starb, um dich, ihr Kind, zu schutzen… und ich totete meinen Vater, doch sieh nur, wie nutzlich er sich noch im Tod erwiesen hat…«

Erneut lachte Voldemort auf. Er schritt auf und ab, wachsame Blicke uber den Friedhof werfend, und die Schlange zog ihre Kreise im Gras.

»Siehst du das Haus dort oben auf dem Hugel, Potter? Dort lebte mein Vater. Meine Mutter, eine Hexe, die hier in diesem Dorf lebte, verliebte sich in ihn. Doch er verlie? sie, als sie ihm sagte, was sie war… er mochte

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