Mr Weasley schien einen Augenblick lang nach diesen gro?en Planen fragen zu wollen, nach kurzer Uberlegung jedoch zu beschlie?en, es lieber nicht so genau wissen zu wollen.

Bald schwammen sie mit in den Scharen von Hexen und Zauberern, die aus dem Stadion hinausquollen, zuruck zu den Zeltplatzen. Sie gingen den laternenbeschienenen Weg entlang, den sie gekommen waren; mit der nachtlichen Brise waberten heisere Gesange an ihre Ohren, und immer wieder schwirrten irische Kobolde giggelnd und Laternen schwingend uber ihre Kopfe hinweg. Als sie endlich zu ihren Zelten gelangten, hatte niemand Lust schlafen zu gehen, und da um sie herum ohnehin noch lautes Treiben herrschte, erlaubte ihnen Mr Weasley vor dem Schlafengehen noch eine letzte Tasse Kakao. Es dauerte nicht lange, und sie stritten sich ausgelassen uber das Spiel; Mr Weasley und Charlie gerieten sich wegen der Rempelei in die Haare, und erst als Ginny an dem kleinen Tisch plotzlich wegnickte und die hei?e Schokolade uber den Boden verschuttete, gebot Mr Weasley den wortgewaltigen Spieldiskussionen Einhalt und schickte alle zu Bett. Hermine und Ginny gingen ins Zelt nebenan und Harry und die ubrigen Weasleys schlupften in ihre Pyjamas und kletterten in die Schlafkojen. Von der anderen Seite des Zeltplatzes wehte immer noch Gesang heruber und gelegentlich war ein laut in der Nacht widerhallender Knall zu horen.

»Meine Gute, bin ich froh, da? ich nicht im Dienst bin«, murmelte Mr Weasley schlafrig.»Ich kann mir was Schoneres vorstellen als dort ruberzugehen und den Iren zu sagen, sie sollen aufhoren zu feiern.«

Harry, der in der Koje uber Ron lag, starrte die Zeltdecke an, durch die hin und wieder die Laterne eines vorbeifliegenden Kobolds schimmerte. Noch einmal fuhrte er sich Krums tollste Spielzuge vor Augen. Es juckte ihn, auf seinen eigenen Feuerblitz zu steigen und den Wronski-Bluff selbst auszuprobieren… irgendwie hatte es Oliver Wood mit all seinen kurvenreichen Schaubildern nie richtig geschafft zu zeigen, wie dieser Zug aussehen mu?te… Harry sah sich selbst in einen Umhang gehullt, der seinen Namen auf dem Rucken trug, und stellte sich das Gefuhl vor, eine hunderttausendkopfige Menge brullen zu horen, wahrend Ludo Bagmans Stimme durch das Stadion hallte:»Und hier kommt… Potter!«

Harry konnte spater nicht sagen, ob er eingenickt war oder nicht – seine lebhaften Vorstellungen, wie Krum fliegen zu konnen, mochten durchaus zu ausgewachsenen Traumen geworden sein -, er wu?te nur, da? er plotzlich Mr Weasley rufen horte.

»Steht auf! Ron – Harry – schnell, steht auf, das ist kein Scherz!«

Harry setzte sich rasch auf und stie? mit dem Kopf gegen die Zeltdecke.

»Was'n los?«, sagte er.

Er ahnte dunkel, da? etwas nicht stimmte. Die Gerausche im Zeltlager hatten sich verandert. Die Gesange waren verstummt. Er konnte Schreie horen und hastiges Fu?getrappel.

Er rutschte aus seiner Koje, griff nach seinen Kleidern, doch Mr Weasley, der eine Jeans uber den Pyjama gezogen hatte, hielt ihn auf:»Keine Zeit, Harry – wirf nur rasch eine Jacke uber und geh raus – schnell!«

Harry tat wie ihm gehei?en und krabbelte dicht gefolgt von Ron aus dem Zelt.

Im Licht der noch brennenden Feuer sah er Leute in den Wald rennen, offenbar auf der Flucht vor etwas, das uber das Feld auf sie zukam, etwas, das merkwurdige Lichtblitze schleuderte und larmte wie Gewehrfeuer. Lautes Gejohle, drohnendes Lachen und die Schreie von Betrunkenen wehten zu ihnen her; dann flammte jah ein starkes grunes Licht auf und erhellte das Geschehen.

Eine Gruppe von Zauberern, dicht aneinander gedrangt und mit zum Himmel gereckten Zauberstaben, marschierte im Gleichschritt langsam uber das Feld. Harry spahte zu ihnen hinuber… sie schienen keine Gesichter zu haben… dann erkannte er, da? sie Kapuzen uber die Kopfe gezogen und ihre Gesichter maskiert hatten. Hoch uber ihnen, mitten in der Luft schwebend, sah er vier verzweifelt strampelnde, grotesk verzerrte Gestalten. Es kam ihm vor, als waren die maskierten Zauberer auf dem Feld Puppenspieler und die Menschen uber ihnen Marionetten an unsichtbaren Faden, die von den Zauberstaben aus in die Hohe stiegen. Zwei der Gestalten waren sehr klein.

Andere Zauberer schlossen sich der marschierenden Gruppe an, johlend und mit den Zauberstaben nach oben zu den schwebenden Korpern deutend. Die Menge schwoll an, Zelte auf dem Weg wurden umgerissen und niedergetrampelt. Hin und wieder beobachtete Harry, wie einer der Marschierer mit dem Zauberstab ein Zelt aus dem Weg blies. Einige fingen Feuer. Das Schreien wurde lauter.

Flammen, die aus einem Zelt schlugen, beleuchteten plotzlich die in der Hohe schwebenden Menschen, und Harry erkannte einen von ihnen – es war Mr Roberts, der Aufseher des Zeltlagers. Die anderen drei sahen aus, als konnten sie seine Frau und seine Kinder sein. Einer der Vermummten lie? Mrs Roberts kopfuber kippen; ihr Nachthemd rutschte herunter und enthullte ihre bauschigen Schlupfer; unter dem hohnischen Kreischen und Johlen der Menge am Boden versuchte sie verzweifelt, ihre Blo?e zu bedecken.

»Das ist widerlich«, murmelte Ron und beobachtete, wie das kleinste Muggelkind zwanzig Meter uber der Erde wie ein Kreisel zu wirbeln begann, das Kopfchen wehrlos von der einen auf die andere Schulter schlagend.»Das ist wirklich widerlich…«

Hermine und Ginny, die sich hastig Mantel uber ihre Nachthemden zogen, kamen auf sie zugerannt, dicht gefolgt von Mr Weasley. In diesem Moment kamen Bill, Charlie und Percy aus dem Jungenzelt, angezogen, mit hochgerollten Armeln und gezuckten Zauberstaben.

»Wir helfen den Ministeriumsleuten«, rief Mr Weasley durch den Larm und rollte nun ebenfalls die Armel hoch.»Und ihr – verschwindet in den Wald und bleibt zusammen.«

Schon liefen Bill, Charlie und Percy den naher kommenden Marschierern entgegen; Mr Weasley eilte ihnen nach. Aus allen Himmelsrichtungen rannten die Zauberer des Ministeriums auf die Quelle des Aufruhrs zu. Immer naher kam der Haufen, uber dem die Familie Roberts in der Luft schwebte.

»Schnell«, sagte Fred, packte Ginny am Arm und zog sie zum Wald. Harry, Ron, Hermine und George folgten ihnen. Als sie unter den Baumen angelangt waren, blickten sie zuruck. Die Schar unter der Familie Roberts war weiter angeschwollen; sie konnten erkennen, wie die Ministeriumszauberer zu den Vermummten vorzudringen versuchten, doch offenbar hatten sie gro?te Schwierigkeiten. Es schien, als furchteten sie, ein Zauberspruch aus der Menge wurde die Roberts-Familie zu Boden sturzen lassen.

Die bunten Laternen am Weg zum Stadion waren erloschen. Dunkle Gestalten trieben sich zwischen den Baumen herum; Kinder weinten; angsterfullte Rufe und panische Schreie waberten durch die kalte Nachtluft. Harry spurte, wie er von Leuten, deren Gesichter er nicht sehen konnte, herumgeschubst wurde. Dann schrie Ron vor Schmerz auf.

»Was ist passiert?«, sagte Hermine erschrocken und blieb so plotzlich stehen, da? Harry gegen sie prallte.»Ron, wo bist du? Oh, ist das bescheuert – Lumos!«

Sie lie? ihren Zauberstab aufleuchten und richtete den dunnen Lichtstrahl auf den Weg. Ron lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden.

»Bin uber eine Baumwurzel gestolpert«, sagte er wutend und rappelte sich auf.

»Mit solchen Riesenfu?en ist das auch kein Wunder«, sagte eine schnarrende Stimme hinter ihnen.

Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. Draco Malfoy stand ein wenig entfernt von ihnen an einen Baum gelehnt, allein und in vollkommen entspannter Haltung. Offenbar hatte er das Geschehen auf dem Zeltplatz mit verschrankten Armen durch eine Lucke in den Baumen hindurch beobachtet.

Ron schleuderte Malfoy etwas entgegen, das er, wie Harry wu?te, vor Mrs Weasley nie zu sagen gewagt hatte.

»Zugle dein Mundwerk, Weasley«, sagte Malfoy mit einem Glitzern in den fahlen Augen.»Solltet ihr jetzt nicht besser verschwinden? Ihr wollt doch nicht, da? man die hier sieht, oder?«

Er nickte zu Hermine hinuber, und in diesem Moment horten sie vom Zeltplatz her einen Knall wie von einer Bombe, und fur einen Augenblick erhellte ein gruner Lichtblitz die Baume um sie her.

»Was soll das denn hei?en«, sagte Hermine herausfordernd.

»Die sind hinter Muggeln her, Granger«, sagte Malfoy.»Willst du vielleicht mitten in der Luft dein Hoschen vorzeigen… sie kommen in diese Richtung, und das war doch fur uns alle ein Riesenspa?.«

»Hermine ist eine Hexe«, knurrte Harry.

»Wie du meinst, Potter«, sagte Malfoy heimtuckisch grinsend.»Wenn du glaubst, die konnten eine Schlammbluterin nicht erkennen, dann bleibt, wo ihr seid.«

»Pa? auf, was du sagst!«, rief Ron. Alle Beteiligten wu?ten, da?»Schlammbluter«ein sehr verletzender Ausdruck fur eine Hexe oder einen Zauberer mit Muggeleltern war.

»La? ihn reden, Ron«, warf Hermine ein und packte Ron, der einen Schritt auf Malfoy zutrat, beschwichtigend am Arm.

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