Von jenseits der Baume horten sie einen Knall, der lauter war als alles Bisherige. Einige im Umkreis schrien auf.

Malfoy kicherte leise.»Ihr kriegt es leicht mit der Angst zu tun, oder? Bestimmt hat Daddy gesagt, ihr sollt euch alle verstecken? Was hat er vor – will er die Muggel retten?«

»Wo sind deine Eltern?«, sagte Harry nun schon zorniger.»Dort druben, nicht wahr, und zwar maskiert?«

Immer noch lachelnd wandte Malfoy das Gesicht Harry zu.»Nun, selbst wenn es so ware, Potter, wurde ich es doch nicht ausgerechnet dir erzahlen?«

»Ach, la?t ihn«, sagte Hermine mit einem ekelerfullten Blick auf Malfoy,»gehen wir lieber die anderen suchen.«

»Und versteck besser deinen gro?en buschigen Kopf, Granger«, hohnte Malfoy.

»La?t ihn doch«, wiederholte Hermine und zerrte Harry und Ron auf den Weg zuruck.

»Ich wette mit euch, da? sein Dad einer von diesen maskierten Banditen ist«, sagte Ron emport.

»Mit ein wenig Gluck wird das Ministerium ihn kriegen!«, sagte Hermine erhitzt.»Nein, ich fa? es nicht, wo stecken denn die anderen?«

Auf dem Weg herrschte ein gro?es Gedrange. Menschen warfen nervose Blicke zum Treiben auf dem Zeltplatz, doch von Fred, George und Ginny war weit und breit keine Spur.

Ein Stuck weiter trafen sie auf einen Schwarm Teenager, die sich lautstark und aufgeregt uber etwas stritten. Als sie Harry, Ron und Hermine sahen, wandte sich ein Madchen mit dichtem Lockenhaar um und sagte schnell:»Ou est Madame Maxime? Nous l'avons perdue -«

»Ahm – was?«, sagte Ron.

»Oh…«, das Madchen, das gesprochen hatte, kehrte ihm den Rucken zu, und als sie weitergingen, horten sie deutlich, wie sie»Ogwarts«sagte.

»Beauxbatons«, murmelte Hermine.

»Wie bitte?«, sagte Harry.

»Das mussen Beauxbatons sein«, sagte Hermine.»Ihr wi?t doch… Beauxbatons, Akademie fur Zauberei… Ich hab davon im Handbuch der europaischen Magierausbildung gelesen.«

»Oh… ja… naturlich«, sagte Harry.

»Fred und George konnen nicht so weit gekommen sein«, sagte Ron, zuckte den Zauberstab und lie? den Lichtstrahl neben dem Hermines den Pfad entlangwandern. Harry grub in der Jackentasche nach seinem Zauberstab – doch er fand nur das Omniglas.

»Aah, nein, so ein Mist… ich hab meinen Zauberstab verloren!«

»Machst du Witze?«

Ron und Hermine hoben ihre Zauberstabe, um das sparliche Licht besser auf dem Boden zu verteilen; Harry suchte uberall, wo er gestanden hatte, doch sein Zauberstab war nirgends zu sehen.

»Vielleicht hast du ihn im Zelt gelassen«, sagte Ron.

»Vielleicht ist er dir aus der Tasche gefallen, als wir gerannt sind?«, uberlegte Hermine beklommen.

»Jaah«, sagte Harry,»vielleicht…«

Normalerweise trug er seinen Zauberstab immer bei sich, wenn er in der Zaubererwelt war, und nun, da er inmitten dieses brenzligen Geschehens ohne ihn dastand, fuhlte er sich ziemlich schutzlos.

Ein Geraschel lie? sie alle zusammenzucken. Winky, die Hauselfe, strampelte muhsam aus einem dichten Buschgeflecht am Wegrand hervor. Sie bewegte sich au?erst merkwurdig, offenbar fiel es ihr sehr schwer zu gehen; es war, als ob etwas Unsichtbares sie festhalten wurde.

»Bose Zauberer sind uberall!«, piepste sie verwirrt, wahrend sie sich nach vorn beugte und mit aller Kraft zu laufen versuchte.»Leute oben – hoch oben in der Luft! Winky macht sich besser aus dem Staub!«

Und sie verschwand zwischen den Baumen auf der anderen Seite des Weges, keuchend und piepsend gegen die Kraft ankampfend, die sie zuruckhielt.

»Was ist denn mit der los?«, sagte Ron und sah Winky neugierig nach.»Warum kann sie nicht richtig laufen?«

»Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, ob sie sich verstecken darf«, sagte Harry. Er dachte an Dobby: Jedes Mal, wenn er versucht hatte etwas zu tun, was die Malfoys nicht mochten, spurte er den unwiderstehlichen Drang, sich selbst zu verprugeln.

»Ihr wi?t ja, mit den Hauselfen springen sie ganz ubel um!«, sagte Hermine entrustet.»Das ist Sklaverei, nichts anderes! Dieser Mr Crouch hat sie gezwungen, auf die hochste Tribune zu steigen, wo sie doch furchtbare Angst hatte, und er hat sie verhext, so da? sie nicht einmal wegrennen kann, wenn sie anfangen die Zelte niederzutrampeln! Warum unternimmt eigentlich niemand was dagegen?«

»Was willst du, die Elfen sind doch glucklich, oder etwa nicht?«, sagte Ron.»Du hast doch vorhin beim Spiel die gute alte Winky gehort… ›Hauselfen sollen keinen Spa? haben‹… herumkommandiert werden ist doch genau das, was sie mag…«

»Es sind solche Leute wie du, Ron«, platzte Hermine aufgebracht los,»die morsche und ungerechte Ordnungen auch noch stutzen, nur weil ihr zu lasch seid, um…«

Wieder knallte es laut vom Waldrand her.

»La?t uns lieber weitergehen!«, sagte Ron, und Harry bemerkte, wie er Hermine einen nervosen Blick zuwarf. Vielleicht war etwas dran an dem, was Malfoy gesagt hatte; vielleicht war Hermine tatsachlich in gro?erer Gefahr als er und Ron. Wahrend Harry immer noch seine Taschen durchwuhlte, obwohl er wu?te, da? sein Zauberstab nicht da war, machten sie sich wieder auf die Beine.

Immer tiefer in den Wald hinein folgten sie dem dunklen Weg, standig auf der Ausschau nach Fred, George und Ginny. Sie kamen an einer Gruppe Leprechans vorbei, die kichernd einen Sack Gold begutachteten, den sie zweifellos bei einer Wette gewonnen hatten, und die von dem Aufruhr auf dem Zeltplatz vollig unberuhrt schienen. Noch ein Stuck weiter sahen sie einen Fleck silbrigen Lichts, und als sie durch die Baume spahten, sahen sie drei gro?e, schone Veela auf einer Lichtung stehen, umringt von einer laut schnatternden Schar Zauberer.

»Ich mach ungefahr hundert Sack Galleonen im Jahr«, rief einer von ihnen.»Ich bin ein Drachentoter beim Kommando fur die Beseitigung Gefahrlicher Geschopfe.«

»Nein, red keinen Stu?«, rief sein Freund,»du bist Tellerwascher im Tropfenden Kessel… aber ich bin ein Vampirjager, ich hab schon an die neunzig Stuck erlegt -«

Ein dritter junger Zauberer, dessen Pickel selbst in dem schwachen, silbrigen Licht der Veela zu erkennen waren, meldete sich nun zu Wort:»Ich werde demnachst zum jungsten Zaubereiminister aller Zeiten ernannt, wi?t ihr.«

Harry schnaubte vor Lachen. Er erkannte den pickligen Zauberer; sein Name war Stan Shunpike, und er war in Wirklichkeit Schaffner im Fahrenden Ritter, einem dreistockigen Bus.

Er wandte sich um und wollte Ron davon erzahlen, doch Rons Gesichtszuge waren merkwurdig schlaff geworden, und schon fing er an zu rufen:»Wi?t ihr schon, da? ich einen Besen erfunden habe, mit dem man zum Jupiter fliegen kann?«

»Also wirklich!«, sagte Hermine von neuem, und sie und Harry packten Ron fest an den Armen, zerrten ihn herum und zogen mit ihm davon. Allmahlich erstarb das Geschnatter der Veela-Verehrer und nun waren sie im Herzen des Waldes. Um sie her war es fast still, sie waren nun offenbar ganz allein.

Harry blickte sich um.»Ich schatze, wir konnen einfach hier warten, hier horen wir jeden, auch wenn er noch meilenweit entfernt ist.«

Kaum hatte er den Mund zugemacht, als hinter einem Baum direkt vor ihrer Nase Ludo Bagman auftauchte.

Selbst in dem schwachen Licht der beiden Zauberstabe konnte Harry erkennen, da? Ludos Erscheinung sich deutlich gewandelt hatte. Er wirkte nun nicht mehr schwungvoll und rosig und auch sein Schritt federte nicht mehr. Er sah kasewei? und angespannt aus.

»Wer da?«, sagte er und versuchte blinzelnd ihre Gesichter zu erkennen.»Was treibt ihr hier ganz alleine mitten im Wald?«

Sie sahen sich uberrascht an.

»Nun – es gibt eine Art Aufruhr«, sagte Ron.

Bagman starrte ihn an.»Was?«

»Auf dem Zeltplatz… einige Leute haben sich eine Muggelfamilie geschnappt…«

Bagman fluchte laut.»Verdammtes Pack!«, sagte er, offenbar recht beunruhigt. Und ohne ein weiteres Wort zu

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