sich zu verbergen, damit niemand ihre Geheimnisse stehlen kann«, sagte Hermine, als sei dies das Naturlichste von der Welt.
»Hor auf«, sagte Ron und fing an zu lachen.»Durmstrang mu? ungefahr so gro? sein wie Hogwarts, und wie willst du denn so ein irre gro?es Schlo? verstecken?«
»Aber Hogwarts ist auch versteckt«, entgegnete Hermine uberrascht,»jeder wei? es… nun ja, jeder, der die Geschichte von Hogwarts gelesen hat.«
»Also nur du«, sagte Ron.»Dann erklar mir mal – wie versteckt man ein Schlo? wie Hogwarts?«
»Es ist verhext«, sagte Hermine.»Wenn die Muggel es anschauen, dann sehen sie nur eine vermoderte alte Ruine mit einem Schild uber dem Eingang, auf dem steht: ACHTUNG, REIN ZUTRITT, EINSTURZGEFAHR.«
»Und Durmstrang sieht dann fur Au?enstehende auch aus wie eine Ruine?«
»Vielleicht«, sagte Hermine achselzuckend,»oder es hat Muggelabwehr-Zauber an den Mauern, wie das Weltmeisterschaftsstadion. Und damit fremde Zauberer es nicht finden, haben sie es sicher unortbar gemacht -«
»Wie bitte?«
»Nun, man kann ein Gebaude so verzaubern, da? es auf einer Karte nicht zu orten ist, oder?«
»Ahm – wenn du meinst«, sagte Harry.
»Aber ich glaube, Durmstrang mu? irgendwo im hohen Norden sein«, sagte Hermine nachdenklich.»Wo es ganz kalt ist – bei denen gehoren namlich Pelzmutzen zur Schuluniform.«
»Aah, denkt doch mal an die Moglichkeiten«, sagte Ron traumerisch.»Es ware so einfach gewesen, Malfoy von einem Gletscher zu sto?en und die Sache wie einen Unfall aussehen zu lassen… jammerschade, da? seine Mutter ihn mag…«
Weiter nach Norden fuhr der Zug und der Regen wurde immer starker. Der Himmel war dunkel und die Fenster waren beschlagen und deshalb gingen bereits gegen Mittag die Lampen an. Der Karren mit Speisen und Getranken kam den Gang entlanggerattert und Harry kaufte einen gro?en Stapel Kesselkuchen fur alle.
Einige ihrer Freunde schauten im Laufe des Nachmittags bei ihnen vorbei, darunter Seamus Finnigan, Dean Thomas und Neville Longbottom, ein rundgesichtiger Junge, der von seiner Gro?mutter, einer stattlichen Hexe, erzogen worden und fur seine Verge?lichkeit beruchtigt war. Seamus trug immer noch seine Irland-Rosette. Ihr Zauber schien nun ein wenig nachzulassen; zwar piepste sie noch»Troy! Mullet! Moran!«, doch es klang recht schwachbrustig und erschopft. Nach einer guten halben Stunde hatte Hermine das endlose Quidditch-Gerede satt, sie vergrub sich in das Lehrbuch der Zauberspruche, Band 4, und versuchte sich einen Sammelzauber beizubringen.
Neville lauschte neiderfullt, wie die anderen das Endspiel noch einmal Zug um Zug durchsprachen.
»Oma wollte nicht hingehen«, sagte er niedergeschlagen.»Und hat mir keine Karte gekauft. Klingt aber toll, was ihr erzahlt.«
»War es auch«, sagte Ron.»Schau dir das an, Neville…«
Er stoberte in seinem Koffer auf der Gepackablage und zog die kleine Nachbildung von Viktor Krum hervor.
»Wahnsinn«, sagte Neville neidisch, als Ron Krum einen kleinen Klaps auf den dicken Kopf gab.
»Wir haben ihn ganz aus der Nahe gesehen«, sagte Ron.»Wir waren in der Ehrenloge.«
»Zum ersten und letzten Mal in deinem Leben, Weasley.«
Draco Malfoy war in der Tur erschienen. Hinter ihm standen Crabbe und Goyle, seine fiesen bulligen Kumpels, die beide im Sommer offenbar um mehr als einen Kopf gewachsen waren. Wie es schien, hatten sie das Gesprach durch die Abteiltur, die Dean und Seamus offen gelassen hatten, belauscht.
»Ich erinnere mich nicht, dich eingeladen zu haben, Malfoy«, sagte Harry kuhl.
»Hor mal, Weasley… was ist das denn?«, sagte Malfoy und deutete auf Pigwidgeons Kafig. Ein Armel von Rons Festumhang, der daruber hing, schwang im Fahrtrhythmus des Zuges hin und her, so da? der vergammelte Spitzenbesatz gut zur Geltung kam.
Ron wollte den Umhang rasch verschwinden lassen, doch Malfoy war schneller; er packte den Armel und zog ihn an sich.
»Seht euch das an!«, rief er ganz entzuckt und hob Rons Festumhang hoch, damit Crabbe und Goyle ihn begutachten konnten.»Weasley, du hast doch nicht etwa die Absicht, den wirklich zu tragen? Immerhin – um 1890 herum war es sicher der letzte Schrei…«
»Fri? Mist, Malfoy!«, sagte Ron, und sein Gesicht hatte, als er ihn Malfoy entri?, langst die Farbe des Umhangs angenommen. Malfoy wieherte hamisch und Crabbe und Goyle glotzten blode.
»Aha… du willst dich also bewerben, Weasley? Willst den Namen deiner Familie mit ein wenig Ruhm bekleckern? Geld ist auch im Spiel, du wei?t ja… konntest dir ein paar anstandige Umhange leisten, wenn du gewinnen wurdest…«»Wovon redest du eigentlich?«, fuhr ihn Ron an.
»Machst du mit?«, wiederholte Malfoy.»Du, Potter, auf jeden Fall, schatze ich. Du la?t doch keine Gelegenheit aus, um den Angeber zu markieren, oder?«
»Entweder du erklarst, wovon du redest, oder du verschwindest, Malfoy«, sagte Hermine gereizt uber den Rand ihres Lehrbuchs der Zauberspruche hinweg.
Ein hamisches Grinsen breitete sich auf Malfoys Gesicht aus.
»Erzahl mir blo? nicht, da? du keine Ahnung hast, Weasley?«, hohnte er genu?lich.»Du hast einen Vater und einen Bruder im Ministerium und du wei?t es nicht mal? Hor mal, mein Vater hat es mir schon vor einer Ewigkeit erzahlt… hat es von Cornelius Fudge erfahren. So ist es eben, Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun… vielleicht ist deiner ein zu kleines Licht und darf es uberhaupt nicht wissen, Weasley… tja… wenn er in der Nahe ist, reden sie wahrscheinlich nicht uber wichtige Dinge…«
Malfoy lachte laut auf, nickte Crabbe und Goyle zu, und die drei verschwanden.
Ron erhob sich und knallte die Schiebetur des Abteils so wutend zu, da? die Scheibe zu Bruch ging.
»Ron!«, sagte Hermine vorwurfsvoll, zuckte ihren Zauberstab und murmelte»Reparo!«; die Scherben flogen zu einer Scheibe zusammen, die sich wieder in die Tur einfugte.
»Das Aas… tut so, als ob er alles wu?te und wir nicht…«, knurrte Ron. ›Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun.‹… Mein Dad hatte sich jederzeit befordern lassen konnen… ihm gefallt eben die Arbeit, die er jetzt macht…«
»Naturlich, das wissen wir«, sagte Hermine beschwichtigend.»La? dich doch nicht von Malfoy argern, Ron -«
»Er! Und mich argern! Schwachsinn!«, sagte Ron, packte einen der noch ubrig gebliebenen Kesselkuchen und zerdruckte ihn zu Matsch.
Rons schlechte Laune hielt die restliche Fahrt uber an. Er sprach nicht viel, als sie ihre Umhange anzogen, und blickte immer noch finster, als der Hogwarts-Express endlich bremste und schlie?lich in pechschwarzer Dunkelheit am Bahnhof von Hogsmeade Halt machte.
Kaum waren die Waggonturen aufgegangen, horten sie uber sich ein Donnergrollen. Hermine wickelte Krummbein in ihren Umhang und Ron lie? seinen Festumhang uber Pigwidgeons Kafig hangen. Mit gesenkten Kopfen, nur hin und wieder nach vorne blinzelnd, kampften sie sich durch den Wolkenbruch. Es regnete so heftig, als wurden Eimer um Eimer eiskalten Wassers uber ihren Kopfen ausgeschuttet.
»Hallo, Hagrid!«, rief Harry; am Ende des Bahnsteigs hatte er eine hunenhafte Gestalt erspaht.
»Alles klar, Harry?«, brullte Hagrid und winkte ihnen zu.»Sehn uns beim Festessen, falls wir vorher nicht absaufen!«
Wie es der Brauch war, fuhren die neuen Schuler mit Booten uber den See hinuber nach Hogwarts.
»Uuuuuh, bei diesem Wetter hatt ich keine Lust, uber den See zu fahren«, sagte Hermine und schuttelte sich ausgiebig. Inmitten der Schulerschar gelangten sie nur muhsam uber den Bahnsteig und nach drau?en vor den Bahnhof, wo bereits hundert pferdelose Kutschen auf sie warteten. Harry, Ron, Hermine und Neville stiegen erleichtert in einen der Wagen, die Tur schlug zu und wenige Augenblicke spater setzte sich die lange Kutschenprozession mit einem kraftigen Ruck in Bewegung. Ratternd und Wasser zu allen Seiten verspritzend fuhren sie den Weg zum Schlo? Hogwarts empor.
Das Trimagische Turnier