neue Hohen der Gemeinheit erklommen hatte, lie? ihn nachsitzen, und von dieser Stunde, in der er einen Bottich gehornter Kroten hatte ausnehmen mussen, kehrte Neville als komplettes Nervenbundel zuruck.
»Dir ist doch klar, warum Snape derart ubellaunig ist, oder?«, sagte Ron zu Harry, wahrend sie Hermine zusahen, die Neville gerade einen Putzzauber beibrachte, damit er die Froschinnereien unter seinen Fingernageln los wurde.
»Jaah«, sagte Harry.»Moody.«
Es war kein Geheimnis, da? Snape in Wahrheit selbst Lehrer fur Verteidigung gegen die dunklen Kunste sein wollte, und jetzt hatte er es auch im vierten Jahr nicht geschafft. Snape hatte keinen ihrer bisherigen Lehrer in diesem Fach ausstehen konnen und daraus auch keinen Hehl gemacht – doch merkwurdigerweise schien er gegen Mad-Eye Moody lieber keine offene Abneigung zeigen zu wollen. Im Gegenteil, immer wenn Harry die beiden zusammen sah – beim Essen oder wenn sie sich auf dem Gang begegneten -, hatte er den deutlichen Eindruck, da? Snape Moodys Blick auswich, ob nun dem magischen oder dem normalen Auge.
»Ich glaube, Snape hat ein wenig Schi? vor ihm«, sagte Harry nachdenklich.
»Stell dir vor, Moody wurde Snape in eine gehornte Krote verwandeln«, sagte Ron mit verschleiertem Blick,»und wurde ihn zwischen den Mauern seines Kerkers hin und her klatschen lassen…«
Die Viertkla?ler von Gryffindor waren so gespannt auf Moodys erste Stunde, da? sie am Donnerstag nach dem Mittagessen viel zu fruh vor dem Klassenzimmer erschienen und davor Schlange standen.
Wer fehlte, war Hermine, die schlie?lich erst in letzter Sekunde auftauchte.
»War in der -«
»- Bibliothek«, erganzte Harry.»Komm schnell, die besten Platze sind gleich weg.«
Sie sturzten sich auf drei Stuhle direkt vor dem Lehrertisch, nahmen Die dunklen Krafte – Eine Anleitung zur Selbstverteidigung heraus und warteten ungewohnlich leise auf das Kommende. Es dauerte gar nicht lange, dann horten sie dumpfe, pochende Schritte den Gang entlanghallen, und schon kam Moody, unheimlich und Furcht erregend wie er war, zur Tur herein. Den holzernen Klauenfu? konnten sie eben noch unter seinem Umhang hervorlugen sehen.
»Die konnt ihr wieder wegstecken«, knurrte er, humpelte zu seinem Tisch und setzte sich,»diese Bucher. Die braucht ihr nicht.«
Sie raumten die Bucher wieder in ihre Taschen und vor allem Ron schien davon schwer beeindruckt.
Moody zog eine Liste hervor, schuttelte seine lange grauwei?e Haarmahne aus dem zerfurchten und vernarbten Gesicht und begann ihre Namen aufzurufen, wobei sein normales Auge langsam die Liste entlangwanderte, wahrend das magische Auge umherhuschte und jeden Schuler, der sich meldete, scharf ansah.
»Gut denn«, sagte er, nachdem er den Letzten aufgerufen hatte.»Ich habe hier einen Bericht von Professor Lupin uber den Wissensstand der Klasse. Sieht aus, als hattet ihr eine recht grundliche Ausbildung im Umgang mit schwarzen Kreaturen – ihr habt Irrwichte, Rotkappen, Hinkepanks, Grindelohs, Kappas und Werwolfe durchgenommen, stimmt das?«
Allseits zustimmendes Murmeln.
»Aber ihr liegt zuruck – weit zuruck – im Umgang mit Fluchen«, sagte Moody.»Daher will ich euch mal ausfuhrlich beibringen, was Zauberer sich gegenseitig antun konnen. Ich habe ein Jahr, um euch zu lehren, wie man mit den dunklen -«
»Was, Sie bleiben nicht langer?«, platzte Ron heraus.
Moodys magisches Auge flutschte herum und starrte Ron an; Ron schien aufs Au?erste gespannt, doch einen Moment spater breitete sich ein Lacheln auf Moodys Gesicht aus – wie Harry es noch nie bei ihm gesehen hatte. Sein vernarbtes Gesicht erschien dadurch nur noch zerfurchter und verzerrter, und dennoch war es eine Erleichterung zu sehen, da? er auch zu so etwas Freundlichem wie einem Lacheln fahig war. Ron wirkte, als ware ihm ein Stein vom Herzen gefallen.
»Du bist doch Arthur Weasleys Sohn, he?«, sagte Moody.»Dein Vater hat mich vor ein paar Tagen aus einer ganz ublen Klemme rausgeholt… ja, ich bleibe nur dieses eine Jahr hier. Und das auch nur, um Dumbledore einen Gefallen zu tun… ein Jahr, und dann kehre ich wieder in den Frieden meines Ruhestands zuruck.«
Er lachte rauh und schlug die knochigen Hande zusammen.
»Also, legen wir gleich los. Fluche. Es gibt sie in vielen Starken und Gestalten. Dem Zaubereiministerium zufolge soll ich euch Gegenfluche lehren und es dabei belassen. Eigentlich darf ich euch die verbotenen schwarzen Fluche erst zeigen, wenn ihr in der sechsten Klasse seid. Vorher seid ihr angeblich noch zu jung, um damit fertig zu werden. Aber Professor Dumbledore halt mehr von eurem Nervenkostum, er denkt, ihr schafft es, und ich sage, je fruher ihr wi?t, wogegen ihr antretet, desto besser. Wie sollt ihr euch denn gegen etwas verteidigen, was ihr nie gesehen habt? Ein Zauberer, der euch mit einem verbotenen Fluch verhext, wird euch nicht sagen, was er vorhat. Er wird euch dabei ins Gesicht lacheln. Ihr mu?t darauf vorbereitet sein. Ihr mu?t wachsam sein und standig auf der Hut. Das sollten Sie lassen, wahrend ich rede, Miss Brown.«
Lavender zuckte zusammen und wurde knallrot. Sie hatte Parvati unter dem Tisch ihr fertiges Horoskop gezeigt. Offenbar konnte Moodys magisches Auge auch durch eine Holzplatte sehen, nicht nur durch seinen Hinterkopf.
»Also… wei? jemand von euch, welche Fluche vom Zaubereigesetz mit den schwersten Strafen belegt werden?«
Ein paar hoben vorsichtig die Hande, darunter auch Ron und Hermine. Moody deutete auf Ron, doch sein magisches Auge fixierte immer noch Lavender.
»Ahm«, sagte Ron zogernd,»mein Dad hat mir von einem erzahlt… hei?t er Imperius-Fluch oder so?«
»Ah ja«, sagte Moody anerkennend.»Den kennt dein Vater naturlich. Hat dem Ministerium schon mal heftiges Kopfzerbrechen bereitet, dieser Imperius-Fluch.«
Moody stellte sich schwer atmend auf seine ungleichen Fu?e, offnete die Schublade seines Tisches und nahm ein Einmachglas heraus. Drei gro?e schwarze Spinnen krabbelten darin herum. Harry spurte, wie Ron neben ihm leicht zuruckwich – Ron verabscheute Spinnen.
Moody langte in das Glas, fing eine Spinne ein und legte sie auf seinen Handballen, so da? alle sie sehen konnten.
Dann richtete er seinen Zauberstab auf sie und murmelte:»Imperio!«
Die Spinne schwang sich an einem dunnen Faden von Moodys Hand und begann hin- und herzuschwingen wie an einem Trapez. Sie streckte die Beine aus, legte einen Salto ruckwarts ein, ri? den Faden durch, landete auf dem Tisch und begann im Kreis Rad zu schlagen. Moody schwang seinen Zauberstab, und die Spinne stellte sich auf zwei Hinterbeine und legte, wie es aussah, einen Stepptanz hin.
Alle lachten – alle au?er Moody.
»Lustig, nicht wahr?«, knurrte er.»Wurdet ihr es auch lustig finden, wenn ich das mit euch machen wurde?«
Das Lachen erstarb mit einem Schlag.
»Vollkommene Unterwerfung«, sagte Moody leise, wahrend die Spinne sich zusammenrollte und uber den Tisch kugelte.»Ich konnte sie dazu bringen, aus dem Fenster zu hupfen, sich zu ersaufen, sich in einen von euren offenen Mundern zu sturzen…«
Ron erschauderte unwillkurlich.
»Vor einigen Jahren gab es eine Menge Hexen und Zauberer, die vom Imperius-Fluch beherrscht waren«, sagte Moody, und Harry wu?te, da? er uber die Tage sprach, in denen Voldemort auf dem Hohepunkt seiner Macht war.
»War keine leichte Aufgabe furs Ministerium herauszufinden, wer unterworfen war und wer aus seinem freien Willen heraus handelte.
Der Imperius-Fluch kann bekampft werden, und ich werde euch beibringen, wie. Doch das verlangt wirkliche Charakterstarke und nicht alle besitzen die. Pa?t lieber auf, da? ihr nicht zum Opfer dieses Fluchs werdet. IMMER WACHSAM!«, bellte er, und alle zuckten zusammen.
Moody hob die Purzelbaume schlagende Spinne hoch und warf sie wieder in das Glas.»Wei? noch jemand einen? Einen verbotenen Fluch?«
Hermines Hand scho? erneut in die Hohe und auch, zu Harrys gelinder Uberraschung, die Nevilles. Der einzige Unterricht, in dem Neville freiwillig etwas zum Besten gab, war Krauterkunde, mit Abstand sein starkstes Fach. Neville schien von seinem eigenen Wagemut uberrascht.