»Der Junge – der Junge wird bleiben mussen, Vernon.«sagte sie schwach.
»W-was?«
»Er bleibt,«sagte sie. Sie schaute Harry nicht an. Sie erhob sich wieder.
»Er… aber Petunia…«
»Wenn wir ihn rauswerfen, dann werden die Nachbarn reden,«sagte sie. Schnell gewann sie ihre gewohnliche forsche, schnippische Art zuruck, auch wenn sie immer noch sehr bla? war.»Sie werden komische Fragen stellen, sie werden wissen wollen, wo er hin ist. Wir mussen ihn behalten.«
Aus Onkel Vernon entwich die Luft, wie aus einem alten Reifen.
»Aber Petunia, Liebling -«
Tante Petunia ignorierte ihn. Sie drehte sich zu Harry.
»Du bleibst ihn deinem Zimmer,«sagte sie.»Du wirst das Haus nicht verlassen. Und nun geh ins Bett.«
Harry bewegte sich nicht.
»Von wem war der Heuler?«
»Stelle keine Fragen,«bellte Tante Petunia.
»Stehst du in Kontakt mit Zauberern?«
»Ich habe dir gesagt, du sollst ins Bett gehen!«
»Was hie? das? Erinnere dich an den letzten was?«
»Geh ins Bett!«
»Wie kommt es -?«
»DU HAST DEINE TANTE GEHORT UND JETZT GEH NACH OBEN IN DEIN BETT!«.
Kapitel 3 – Der Geleitschutz
Harry schrieb diese Worte auf drei einzelne Pergamentblatter, sofort als er den Schreibtisch in seinem dunklen Schlafzimmer erreichte. Den ersten adressierte er an Sirius den zweiten an Ron und den dritten an Hermine. Seine Eule,
Hedwig, war gerade jagen – ihr Kafig stand leer auf dem Schreibtisch. Harry lief im Schlafzimmer auf und ab, wahrend er auf Hedwig wartete, sein Herz hammerte, er war zu beschaftigt, als schlafen zu konnen, obwohl seine Augen vor Mudigkeit brannten. Sein Rucken schmerzte von Dudleys Schlagen, und die beiden Beulen an seinem Kopf ebenfalls -
Dudley hatte ihn sehr schmerzvoll getroffen.
Er ging auf und ab, voller Wut und Frustration, er knirschte mit den Zahnen und ballte seine Fauste, jedes Mal, wenn er an dem Fenster vorbei kam, warf finstere Blicke in den Himmel voller Sterne. Dementoren wurden gesandt, um ihn zu holen, Mrs Figg und Mundungus Fletcher beschatteten ihn heimlich, dann die Suspendierung von Hogwarts und eine Anhorung vor dem Ministerium der Zauberei – und immer noch sagte ihm keiner, was uberhaupt los ist.
Und woruber, woruber, war der Heuler? Wessen Stimme war so grausam, so durchdringend durch die Kuche geschallt.
Warum wandert er immer noch durch das Zimmer ohne irgendwelche Informationen? Warum behandelt ihn jeder wie ein ungezogenes Kind?
Er trat gegen seinen Schulkoffer, aber anstatt da? er Erleichterung von seiner Wut empfand, fuhlte er sich nur noch schlechter – nun hatte er noch einen starken Schmerz in seinem gro?en Zeh zusammen mit dem gesamten anderen Schmerz in seinem Korper.
Als er wieder aus dem Fenster sah, segelte Hedwig mit leisem Flugelschlag wie ein kleiner Geist herbei.»Wurde ja auch Zeit«knurrte Harry, als Hedwig vorsichtig auf ihrem Kafig landete.»Du kannst das gleich ablegen, ich habe Arbeit fur dich!«
Hedwigs gro?en runden Augen blinzelten ihn an, wahrend sie in einen toten Frosch in ihrem Schnabel hielt.
»Komm her«sagte Harry, nahm die drei kleinen Pergamentrollen und ein Lederband und befestigte sie an ihrem Bein.
»Flieg hiermit schnell zu Sirius, Ron und Hermine und komm nicht zuruck ohne gute lange Antworten. Hack sie solange, bis sie dir die Antworten geben. Verstehst du mich?«
Hedwig heulte leise, ihren Schnabel immer noch voll Frosch.»Flieg los«sagte Harry. Sie flog davon. In dem Moment, wo Hedwig weg war, warf sich Harry, ohne sich Umzuziehen, auf sein Bett und starrte an die dunkel Decke.
Zusammen mit den anderen schlechten Gefuhlen fuhlte er sich noch schlechter, denn er hatte sich Hedwig falsch gegenuber verhalten – mit ihr hatte er seinen einzigen Freund in der Picket Drive Nr.4 fortgeschickt. Aber er wurde es wieder gut machen, wenn sie mit den Antworten von Sirius, Ron und Hermine zuruckkehrte.
Sie mu?ten schnell zuruckschreiben; sie konnten unmoglich eine Dementorenattacke ignorieren. Er wurde morgen sicherlich drei dicke Briefe voller Sympathie und Planen fur seine Ruckkehr in den Fuchsbau erhalten. Und mit diesen Gedanken uberrollte ihn der Schlaf, unterdruckte seine weiteren Gedanken.
Aber Hedwig kam nicht am nachsten Morgen. Harry verbrachte den ganzen Tag in seinem Zimmer, verlie? es nur, um ins Badezimmer zu gehen. Dreimal schubste seine Tante Petunia ihm das Essen durch die Katzenklappe in seiner Tur, die Onkel Vernon vor drei Jahren dort angebracht hatte. Jedes Mal, wenn Harry sie horte, versuchte er sie uber den Heuler auszufragen, doch er hatte auch immer nur den Turknauf verhoren konnen – er bekam keine Antworten.
Ansonsten mieden die Dursleys sein Zimmer.
So vergingen drei Tage. Harry hatte keine Energie mehr und das machte es ihm unmoglich, irgendetwas zu tun.
Wahrend er durch sein Zimmer ging, war er wutend auf die anderen, da? sie ihn in dieser Lage alleine gelassen haben und da seine Lustlosigkeit nur noch starker wurde, lag er nur auf seinem Bett und starrte in die Luft, immer mit den Gedanken an die Anhorung vor dem Ministerium.
Was ware, wenn sie wirklich gegen ihn einschreiten? Was ware, wenn er wirklich von der Schule fliegt und sein Zauberstab in zwei Halften zerbrochen wird? Was wurde er tun, wohin wurde er gehen? Er wurde es nicht schaffen, sein komplettes Leben bei den Dursleys zu verbringen – nicht nachdem er die andere Welt kennen gelernt hat, die Welt, in die er wirklich gehorte. Vielleicht konnte er in Sirius Haus ziehen, was Sirius vor einem Jahr vorgeschlagen hatte, bevor er vor dem Ministerium fliehen mu?te? Ob Harry da wohl wohnen dufte, obwohl er noch nicht erwachsen war?
Oder hatte ihm die Zauberei sogar einen Platz in einer Zelle in Askaban eingebracht? Immer wieder wenn ihm dieser Gedanken kam, stand er vom Bett auf und begann wieder, auf und ab zu gehen…In der vierten Nacht nach Hedwigs Abflug starrte Harry in einer apathischen Phase mal wieder an die Decke, als plotzlich sein Onkel sein Schlafzimmer betrat. Harry sah ihn an. Onkel Vernon trug seinen besten Anzug und sah enorm beeindruckend aus.
»Wir gehen heute abend aus!«sagt er
»Bitte, was?«
»Wir – deine Tante, Dudley und ich – gehen heute abend aus.«
»Schon«sagte Harry benommen und blickte wieder zur Decke.
»Du verlasst dein Schlafzimmer nicht, wahrend wir weg sind.«
»OK«
»Du fasst den Fernseher nicht an, die Stereoanlage oder irgendein anderen Besitz von uns.«
»Richtig.«