»Hausaufgabe: zwolf Zoll Pergament uber die Eigenschaften des Mondgesteins und seines Gebrauchs bei der Zubereitung von Tranken, abzugeben am Donnerstag.«
Wahrend jeder um ihn herum seinen Krug fullte, raumte Harry seine Sachen weg, vor Wut kochend. Sein Trank war nicht schlechter als der Ron«s gewesen, der jetzt einen ublen Geruch nach faulen Eiern verbreitete; oder Neville«s, der die Konsistenz von frisch gemixten Zement angenommen hatte, den Neville jetzt aus seinem Kessel mei?eln mu?te; dennoch war es Harry, der keine Punkte fur die Arbeit des Tages bekommen wurde. Er stopfte seinen Stab zuruck in seine Tasche und sack auf seinen Sitz nieder, allen anderen dabei zusehend, wie sie zu Snapes Schreibtisch marschierten, mit ihren gefullten und verkorkten Krugen. Als endlich die Glocke erklang, war Harry als erster aus dem Verlie? und hatte mit seinem Mittagessen bereits begonnen, als Ron und Hermine sich in der Gro?en Halle zu ihm gesellten. Die Decke zeigte sich jetzt noch viel truber, als beim Morgengrauen. Regen peitschte gegen die hohen Fenster.
»Das war wirklich unfair,«sagte Hermine trostend, wahrend sie sich neben Harry setzte und sich vom Auflauf nahm.
»Dein Trank war nicht annahernd so miserabel wie der von Goyle; als der ihn in seine Flasche gefullt hat, ist das ganze Teil zersprungen und hat seine Kleider in Brand gesteckt.«
»Tja, naja,«sagte Harry und sah finster auf seinen Teller,»wann war Snape schon jemals fair zu mir?«
Keiner der anderen antwortete; sie wu?ten alle drei, da? Snapes und Harrys gegenseitige Feindschaft vollkommen gewesen war von dem Moment an, wo Harry seinen Fu? nach Hogwarts gesetzt hatte.
»Ich hatte gedacht, er wurde sich vielleicht dieses Jahr etwas bessern,«sagte Hermine, und ihre Stimme klang enttauscht.»Ich meine… naja…«sie sah sich vorsichtig um; rechts und links von ihnen waren jeweils ein halbes Dutzend Platze frei und niemand ging am Tisch vorbei»jetzt, wo er im Orden ist und so.«
»Giftpilze wechseln niemals den Standort,«sagte Ron weise.»Uberhaupt habe ich schon immer gedacht, da? Dumbledore verruckt war, Snape zu vertrauen. Wo ist denn der Beweis dafur, da? er jemals wirklich aufgehort hat, fur Du-wei?t-schon-Wen zu arbeiten?«
»Ich denke mir, da? Dumbledore wahrscheinlich genug Beweise hat, auch wenn er sie nicht mit dir durchspricht, Ron,«
blaffte Hermine.
»Oh, haltet die Klappe, alle beide,«sagte Harry barsch, als Ron den Mund offnete, um dagegenzuhalten. Hermine und Ron hielten inne, mit argerlichen und gekrankten Gesichtern.»Konnt ihr nicht mal Pause machen?«sagte Harry;
»Standig geht ihr aufeinander los, das macht mich wahnsinnig.«Und damit lie? er seinen Auflauf stehen, schwang sich seine Schultasche wieder uber die Schulter und lie? die beiden am Tisch zuruck…Er lief die marmorne Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, vorbei an den vielen Schulern, die zum Mittagessen eilten. Die Wut, die so unerwartet aufgeflammt war, loderte noch immer in ihm, und der Gedanke an Rons und Hermines besturzte Gesichter bot ihm ein Gefuhl tiefer Befriedigung.
Auf einem Treppenabsatz kam er an dem gro?en Bild von Sir Cadogan vorbei, dem Ritter; Sir Cadogan zog sein Schwert und schwang es heftig gegen Harry, der ihn ignorierte.
»Raudiger Hund, komm Er zuruck! Steht fest und kampft!«rief Sir Cadogan mit gedampfter Stimme hinter seinem Visier hervor, aber Harry ging einfach weiter, und als Sir Cadogan versuchte, ihm zu folgen, indem er in ein benachbartes Bild lief, wurde er von dessen Bewohner, einem gro?en und gereizt aussehenden Wolfshund, schroff abgewiesen.
Harry verbrachte den Rest der Mittagspause, indem er alleine unter der Falltur oben im Nordturm sa?. Als es klingelte war er folglich der erste, der die silberne Leiter erklomm, die zu Sybill Trelawneys Klassenraum fuhrte.
Nach Zaubertranke war Weissagung das Fach, das Harry am wenigsten mochte, was hauptsachlich an Professor Trelawneys Angewohnheit lag, alle paar Unterrichtsstunden Harrys fruhzeitigen Tod vorauszusagen. Sie war eine dunne Frau, uberma?ig mit Tuchern behangt und glitzernd vor Perlenschnuren und erinnerte Harry immer an irgendein Insekt, mit ihrer Brille, die ihre Augen so enorm vergro?erten. Als Harry den Raum betrat, war sie gerade damit beschaftigt, ramponierte Exemplare eines ledergebundenen Buches auf den zierlichen kleinen Tischen zu verteilen, mit denen ihr Raum ubersat war – das Licht aus den mit Tuchern abgehangten Lampen und vom heruntergebrannten, widerlich parfumierten Feuer war so trube, da? sie Harry nicht zu bemerken schien, als er sich im Halbdunkel einen Platz suchte. Der Rest der Klasse kam im Verlauf der folgenden funf Minuten dazu. Ron tauchte aus der Falltur auf, sah sich sorgfaltig um, entdeckte Harry und ging direkt auf ihn zu, oder so direkt er konnte, wahrend er sich zwischen Tischen, Stuhlen und harten Sitzkissen einen Weg bahnte.
»Hermine und ich haben aufgehort zu streiten,«sagte er, als er sich neben Harry setzte.
»Gut,«grunzte Harry.
»Aber Hermine sagt, sie fande es nett, wenn du aufhoren wurdest, deine schlechte Laune an uns auszulassen,«sagte Ron.
»Ich lasse gar nicht-«
»Ich gebe nur die Nachricht weiter,«unterbrach ihn Ron.»Aber ich finde, sie hat recht. Es ist nicht unsere Schuld, wie Seamus und Snape dich behandeln.«
»Ich habe nie gesagt -«
»Guten Tag,«sagte Professor Trelawny in ihrer ublichen verschleierten, traumerischen Stimme, und Harry unterbrach sich, wieder einmal argerlich und beschamt zugleich.»Und willkommen zuruck zu Weissagungen. Selbstverstandlich habe ich uber die Ferien euer Geschick mit gro?ter Sorgfalt verfolgt, und ich bin froh zu sehen, da? ihr alle sicher zuruck in Hogwarts seid – was ich selbstredend vorher schon wu?te.
Ihr werdet auf den Tischen vor euch Ausgaben von
Ihre Stimme schwand dezent dahin und lie? sie alle in der Gewi?heit, da? Professor Trelawny ihr Fach als etwas ansah, was uber so schmutzigen Dingen wie Prufungen stand.
»Bitte schlagt die Einleitung auf und lest nach, was Imago uber die Materie der Traumdeutung zu sagen hat. Dann bildet Paare. Verwendet
Das einzig Gute, was man uber diese Stunde sagen konnte, war, da? sie keine Doppelstunde war. Als sie endlich alle die Einleitung des Buchs gelesen hatten, blieben ihnen kaum noch zehn Minuten fur die Traumdeutung. Am Tisch neben Harry und Ron hatte sich Dean mit Neville zusammengetan, der sofort zu der weitschweifigen Erlauterung eines Alptraums ansetzte, in dem es um eine Schere ging, die den besten Hut seiner Gro?mutter trug; Harry und Ron sahen einander nur mi?mutig an.
»Ich erinnere mich nie an meine Traume,«sagte Ron,»erzahl du.«
»Du mu?t dich doch an einen erinnern konnen,«sagte Harry ungeduldig.
Er wurde niemandem seine Traume schildern. Er wu?te ganz genau, was sein standiger Traum von einem Friedhof bedeutete, das mu?ten Ron oder Professor Trelawny oder das dumme
»Vielleicht, da? du von einem riesigen Marshmallow gefressen wirst oder so,«sagte Harry und blatterte lustlos im
»Ist dir klar, wieviele Hausaufgaben wir jetzt schon haben? Fur Binns einen ein Meter langen Aufsatz uber die Riesen-Kriege,
Snape will einen halben Meter uber den Gebrauch von Mondstein, und jetzt kriegen wir noch einen Monat Traumtagebuch von Trelawny! Fred und George hatten recht mit dem OWL-Jahr, was? Diese Umbridge-Trulle