haben hier eine Reihe von verdachtigen Umstanden. Warum war er uberhaupt in diesem Korridor? Warum war er nicht beim Halloween-Fest?«
Harry, Ron und Hermine sprudelten gleichzeitig los, um die Sache mit der Todestagsfeier zu erklaren:»… da waren hunderte von Geistern, die werden Ihnen sagen, da? wir dort waren -«
»Aber warum seid ihr hinterher nicht zum Fest gekommen?«, sagte Snape, und seine dunklen Augen glitzerten im Kerzenlicht.»Warum seid ihr hoch in diesen Korridor?«
Ron und Hermine sahen Harry an.
»Weil… weil…«, sagte Harry mit heftig pochendem Herzen, und etwas sagte ihm, es wurde weit hergeholt klingen, wenn er ihnen erklarte, da? eine korperlose Stimme, die nur er horen konnte, ihn dorthin gelockt habe.»Weil wir mude waren und ins Bett gehen wollten«, sagte er.
»Ohne noch etwas zu Abend zu essen?«, fragte Snape mit einem triumphierenden Lacheln auf dem hageren Gesicht.»Ich dachte, Geister wurden bei ihren Partys keine Speisen servieren, die Lebenden bekommlich waren.«
»Wir hatten keinen Hunger«, sagte Ron laut, um ein gewaltiges Knurren seines Magens zu ubertonen.
Snapes gehassiges Lacheln verwandelte sich in ein breites Grinsen.
»Ich denke, da? Potter nicht die ganze Wahrheit sagt«, verkundete er.»Es ware angeraten, ihm gewisse Vergunstigungen zu entziehen, bis er bereit ist, uns die ganze Geschichte zu erzahlen. Ich personlich meine, er sollte aus dem Quidditch-Team ausgeschlossen werden, bis er sich entschlossen hat, alle Unklarheiten zu beseitigen.«
»Nun mal halblang, Severus«, sagte Professor McGonagall scharf,»ich sehe keinen Grund, dem Jungen das Quidditch zu verbieten. Diese Katze hat keinen Schlag mit dem Besenstiel abbekommen. Es gibt keinerlei Beweise dafur, da? Potter etwas Unrechtes getan hat.«
Dumbledore sah Harry prufend an. Seine blinkenden hellblauen Augen gaben Harry das Gefuhl, gerontgt zu werden.
»Unschuldig bis zum Beweis der Schuld, Severus«, sagte er entschieden.
Snape sah zornig aus, ebenso wie Filch.
»Meine Katze ist versteinert worden!«, kreischte er mit hupfenden Augenballen,»ich will eine Bestrafung sehen«
»Wir werden sie heilen konnen, Argus«, sagte Dumbledore geduldig,»Madam Sprout ist es kurzlich gelungen, einige Alraunen zu zuchten. Sobald sie ihre volle Gro?e erreicht haben, werde ich einen Trank brauen lassen, der Mrs Norris wieder beleben wird.«
»Das erledige ich«, warf Lockhart ein.»Ich mu? es schon hundertmal getan haben, ich konnte einen Alraune-Wiederbelebungstrank im Schlaf zusammenbrauen.«
»Verzeihen Sie«, sagte Snape eisig,»doch ich denke, ich bin der Experte fur Zaubertranke an dieser Schule.«
Eine peinliche Pause trat ein.
»Sie konnen gehen«, sagte Dumbledore zu Harry, Ron und Hermine.
Sie gingen so schnell sie konnten, ohne zu rennen. Ein Stockwerk uber Lockharts Buro huschten sie in ein leeres Klassenzimmer und schlossen die Tur leise hinter sich. Harry versuchte in der Dunkelheit die Gesichter seiner Freunde auszumachen.
»Meint ihr, ich hatte ihnen von der Stimme erzahlen sollen, die ich gehort habe?«
»Nein«, sagte Ron ohne Zogern.»Stimmen zu horen, die niemand sonst horen kann, ist kein gutes Zeichen, nicht einmal in der Zaubererwelt.«
Etwas in Rons Stimme lie? Harry fragen:»Du glaubst mir doch, oder?«
»Naturlich«, sagte Ron rasch.»Aber, du mu?t zugeben, es ist unheimlich…«
»Ich wei?, es ist unheimlich«, sagte Harry.»Die ganze Geschichte ist unheimlich. Was stand da an der Wand? Die Kammer wurde geoffnet… Was soll das hei?en?«
»Wart mal, da klingelt etwas in meinem Kopf«, sagte Ron langsam.»Ich glaube, jemand hat mir mal eine Geschichte uber eine geheime Kammer in Hogwarts erzahlt… vielleicht war es Bill…«
»Und was in aller Welt ist eigentlich ein Squib?«, fragte Harry.
Uberrascht horte er, wie Ron verdruckst kicherte.
»Nun ja – eigentlich ist es nicht lustig – aber wenn es um Filch geht«, sagte er,»ein Squib ist jemand, der aus einer Zaubererfamilie stammt, aber keine magischen Krafte besitzt. Sozusagen das Gegenteil der Zauberer aus den Muggelfamilien, aber Squibs sind ganz selten. Wenn Filch ein wenig Magie in diesem Kwikzaubern-Kurs lernen will, mu? er ein Squib sein. Das wurde vieles erklaren. Zum Beispiel, warum er Schuler so ha?t.«Ron lachelte zufrieden.»Er ist verbittert.«
Irgendwo lautete eine Glocke.
»Mitternacht«, sagte Harry.»Wir gehen besser zu Bett, bevor Snape kommt und versucht, uns wegen etwas anderem dranzukriegen.«
Ein paar Tage lang sprachen sie in der Schule von nichts anderem als vom Angriff auf Mrs Norris. Filch erinnerte sie alle immer wieder daran, indem er am Tatort auf und ab marschierte, als ob er glaubte, der Angreifer werde zuruckkehren. Harry hatte gesehen, wie er die Schrift an der Wand mit»Mrs Skowers Allzweck-Magische-Sauerei-Entferner«schrubbte, doch ohne Erfolg. Die Worte leuchteten so hell wie zuvor auf der steinernen Wand. Wenn Filch nicht den Schauplatz des Verbrechens bewachte, schlurfte er mit roten Augen durch die Gange, sturzte sich drohend auf arglose Schuler und versuchte ihnen Nachsitzen aufzubrummen fur Dinge wie»lautes Atmen«oder»gluckliches Aussehen«.
Ginny Weasley schien uber Mrs Norris' Schicksal sehr betrubt zu sein. Ron zufolge war sie eine gro?e Katzenliebhaberin.
»Aber du hast doch Mrs Norris gar nicht richtig kennen gelernt«, meinte Ron aufmunternd.»Ehrlich gesagt sind wir ohne sie viel besser dran.«Ginnys Lippen zitterten.»Solche Geschichten passieren nicht oft in Hogwarts«, versicherte ihr Ron,»sie werden den Verruckten kriegen, der es getan hat, und ihn schnurstracks rauswerfen. Ich hoffe nur, er hat Zeit, Filch zu versteinern, bevor er rausfliegt. – Ich mach nur Witze«, fugte er hastig hinzu, als Ginny erbleichte.
Der Vorfall hatte auch seine Wirkung auf Hermine. Es war durchaus ublich, da? sie viel Zeit mit Lesen verbrachte, doch jetzt tat sie fast nichts anderes mehr. Harry und Ron brachten mit ihrer Frage, was sie denn aushecke, auch nicht viel aus ihr heraus, und erst am folgenden Mittwoch erfuhren sie es.
Snape hatte Harry nach der Zaubertrankstunde zuruckbehalten und ihn Ringelwurmer von den Tischen kratzen lassen. Nachdem er hastig sein Mittagessen hinuntergeschlungen hatte, ging er nach oben, um Ron in der Bibliothek zu treffen. Da kam Justin Finch-Fletchley, der Hufflepuffjunge aus der Krauterkunde, auf ihn zu. Harry hatte gerade den Mund aufgemacht, um hallo zu sagen, als Justin ihn bemerkte, abrupt kehrtmachte und floh.
Harry fand Ron weit hinten in der Bibliothek, wo er seine Hausaufgaben in Geschichte der Zauberei erledigte. Professor Binns hatte ihnen einen meterlangen Aufsatz uber»Die Versammlung europaischer Zauberer im Mittelalter«aufgegeben.
»Ich glaub's einfach nicht, ich hab immer noch zwanzig Zentimeter zu wenig«, sagte Ron aufgebracht und lie? sein Pergament los, das sich im Nu wieder zusammenrollte.»Und Hermine hat anderthalb Meter in ihrer Bonsai-Schrift geschafft.«
»Wo ist sie?«, fragte Harry, griff sich das Ma?band und entrollte seine eigene Hausarbeit.
»Irgendwo dort druben«, sagte Ron und deutete zu den Regalen hinuber.»Sucht standig Bucher. Ich glaube, sie will die ganze Bibliothek noch vor Weihnachten auslesen.«
Harry erzahlte Ron, da? Justin Finch-Fletchley vor ihm Rei?aus genommen habe.
»Wei? nicht, weshalb dich das uberhaupt beschaftigt, er kam mir ein wenig