Und dann, gerade als Harry besorgt uberlegte, wie er auf dem Boden aufschlagen wurde, bog sich das Rohr nach oben und lief aus. Mit einem nassen Glubschen kullerte er heraus und landete auf dem feuchten Boden eines dunklen Steintunnels, hoch genug, um darin stehen zu konnen. Harry trat zur Seite, und hinter ihm plumpste Ron aus dem Rohr.

»Wir mussen meilenweit unter der Schule sein«, sagte Harry und seine Stimme hallte im dunklen Tunnel wider.

»Unter dem See wahrscheinlich«, sagte Ron und musterte die glitschigen Wande.

Alle drei drehten sich um und starrten in die Dunkelheit vor ihnen.

»Lumos!«, murmelte Harry seinem Zauberstab zu und der begann wieder zu leuchten.»Weiter geht's«, sagte er zu Ron und Lockhart und sie gingen los, ihre Schritte klatschten laut auf dem nassen Boden.

Im Tunnel war es so dunkel, da? sie nur ein paar Meter weit sehen konnten. Im Licht des Zauberstabs wirkten ihre Schatten an den Wanden wie Riesen.

»Nicht vergessen«, sagte Harry, wahrend sie vorsichtig weitergingen,»wenn sich irgendwas bewegt, gleich die Augen schlie?en…«

Doch der Tunnel war still wie ein Grab, und das erste unerwartete Gerausch, das sie horten, war ein lautes Knirschen, als Ron auf etwas trat, das sich als Rattenschadel herausstellte. Harry richtete den Zauberstab auf den Boden und sah, da? er ubersat war mit kleinen Tierknochen. Angestrengt versuchte er, den Gedanken zu vertreiben, wie Ginny wohl aussehen wurde, wenn sie sie fanden, und fuhrte die anderen weiter durch eine dunkle Biegung des Tunnels.

»Harry – da oben ist etwas -«, sagte Ron heiser und packte Harrys Schulter.

Sie erstarrten und sahen nach oben. Harry konnte den Umri? von etwas Riesigem und Rundem sehen, das quer im Tunnel lag. Es bewegte sich nicht.

»Vielleicht schlaft es«, flusterte er mit einem Blick zuruck auf die andern beiden. Lockhart hatte die Hande auf die Augen gepre?t. Harry wandte sich wieder um und blickte zu dem Wesen empor, und sein Herz schlug so schnell, da? es schmerzte.

Sehr langsam, mit erhobenem Zauberstab, die Augen zu winzigen Schlitzen verengt, schlich Harry sich weiter vor.

Das Licht huschte uber eine gigantische Schlangenhaut von leuchtend giftgruner Farbe, die zusammengerollt und leer quer uber dem Tunnelboden lag. Das Geschopf, das sie abgeworfen hatte, mu?te mindestens sieben Meter lang sein.

»Ich fa? es nicht«, sagte Ron matt.

Plotzlich bewegte sich etwas hinter ihnen. Gilderoy Lockharts Knie hatten nachgegeben.

»Stehen Sie auf«, sagte Ron scharf und richtete den Zauberstab auf Lockhart.

Lockhart rappelte sich hoch – und dann hechtete er auf Ron zu und schlug ihn zu Boden.

Harry sprang vor, doch zu spat – Lockhart erhob sich keuchend, Rons Zauberstab in der Hand und ein strahlendes Lacheln im Gesicht.

»Schlu? mit lustig, Jungs!«, sagte er.»Ich nehme ein Stuck von dieser Haut nach oben und sag ihnen, es sei zu spat gewesen, um das Madchen zu retten, und da? ihr beide angesichts ihres zerfleischten Korpers tragischerweise den Verstand verloren hattet – sagt eurem Gedachtnis Adieu!«

Er hob Rons zauberbandgeflickten Stab hoch uber den Kopf und rief»Amnesia!«.

Der Zauberstab explodierte mit der Sprengkraft einer kleinen Bombe. Harry schlang die Arme um den Kopf und rannte los, stolperte uber die Reste der Schlangenhaut und versuchte den gro?en Stucken Tunneldecke auszuweichen, die auf den Boden donnerten. Einen Augenblick spater war er allein und starrte auf eine undurchdringliche Wand aus herabgesturzten Felsstucken.

»Ron!«, rief er,»bist du okay? Ron!«

»Ich bin hier«, ertonte eine gedampfte Stimme hinter dem Felseinbruch.»Ich bin okay – der Aufschneider allerdings nicht – der Zauberstab hat ihn umgerissen -«

Es gab einen dumpfen Schlag und ein lautes»Au!«. Es horte sich an, als hatte Ron Lockhart soeben gegen das Schienbein getreten.

»Was jetzt?«, ertonte Rons verzweifelt klingende Stimme.»Wir kommen hier nicht durch – das dauert eine Ewigkeit…«

Harry sah zur Tunneldecke empor. Gewaltige Risse waren jetzt zu sehen. Er hatte noch nie versucht, etwas so Riesiges wie diese Felsen entzweizuzaubern, und dies schien nicht der richtige Moment, um es zu probieren – was, wenn der Tunnel einbrach?

Hinter den Felsen horte er einen weiteren Schlag und abermals ein»Au!«. Sie verschwendeten ihre Zeit. Ginny war jetzt schon einige Stunden in der Kammer des Schreckens… Harry wu?te, da? er nur eins tun konnte.

»Warte dort«, rief er Ron zu.»Warte mit Lockhart. Ich geh weiter… wenn ich in einer Stunde nicht zuruck bin…«

Eine sehr gespannte Pause trat ein.

»Ich probier ein paar dieser Felsen wegzuschieben«, antwortete Ron, der offenbar versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen.»So da? du – zuruckkannst. Und, Harry -«

»Wir sehen uns gleich«, sagte Harry und packte so viel Zuversicht in seine zitternde Stimme wie nur moglich.

Dann machte er sich an der riesigen Schlangenhaut vorbei allein auf den Weg.

Bald horte er nur noch von fern, wie Ron versuchte die Felsen wegzuschieben, und dann war es still. In endlosen Biegungen wand sich der Tunnel fort. jeder Nerv in Harrys Korper vibrierte unangenehm. Er wunschte, der Tunnel ware zu Ende, doch ihm graute davor, was er dann finden wurde. Und dann, endlich, als er um eine Biegung schlich, sah er vor sich eine Wand, in die zwei ineinander geflochtene Schlangen eingemei?elt waren. Ihre Augen waren gro?e schimmernde Smaragde.

Mit ausgetrockneter Kehle trat Harry naher. Es war nicht notig, sich einzubilden, da? diese steinernen Schlangen echt waren, denn ihre Augen sahen unheimlich lebendig aus.

Er ahnte, was er zu tun hatte. Er rausperte sich und die Smaragdaugen schienen aufzuflackern.

»Offnet!«sagte Harry mit einem tiefen, schwachen Zischen.

Die Schlangen entflochten sich und in der Wand tat sich ein Spalt auf Die beiden Wandhalften glitten sanft zur Seite und Harry; von Kopf bis Fu? zitternd, trat ein.

Der Erbe Slytherins

Er stand am Ende einer sehr langen, schwach beleuchteten Kammer. Machtige Saulen, auch sie umrankt von steinernen Schlangen, ragten empor zur Decke, die im Dunkeln lag. Die Saulen warfen lange schwarze Schatten durch das seltsam grunliche Dammerlicht, das den Raum erfullte.

Reglos und mit immer noch rasendem Herzen stand Harry da und lauschte in die kalte Stille hinein. Konnte der Basilisk in einer Ecke lauern, hinter einer Saule? Wo war Ginny?

Er zuckte den Zauberstab und ging zwischen den Schlangensaulen hindurch nach vorn. jeder vorsichtige Tritt hallte von den Wanden wider. Er hatte die Augen zu Schlitzen verengt, bereit, sie bei der kleinsten Bewegung fest zu schlie?en. Die leeren Augenhohlen der Steinschlangen schienen ihm zu folgen und es war ihm, als wurden sie sich regen. Sein Magen krampfte sich zusammen.

Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату