Gefuhl, das einfach nach Bewegung und Aktivitat schrie. Sie war uber die Felsen geglitten und hatte sogar ihre Oberflache in die Steine eindringen lassen. Sie wu?te, da? das schrecklich ungehorig war fur einen gro?en Mittling wie sie, und doch erregte und beruhigte es sie zugleich.
Und ihr Elterling hatte sie endlich eingeholt und baute sich vor ihr auf. Er schwieg eine lange Zeit, machte die Augen klein und dicht, als wollte er jedes Lichtpartikel auffangen, das von ihr reflektiert wurde, als wollte er noch einmal soviel wie moglich von ihr aufnehmen und so lange wie moglich.
Zuerst hatte sie diesen Blick in der verwirrten Annahme erwidert, da? er sie beim Durchdringen der Felsen gesehen hatte und sich jetzt fur sie schamte. Doch sie erspurte keine SchamAura und fragte schlie?lich leise: 'Was ist los, Pappie?'
'Dua, die Zeit ist gekommen. Ich habe sie erwartet. Du bestimmt auch.'
'Welche Zeit?' Da der Moment nun gekommen war, zeigte sich Dua bewu?t uneinsichtig. Wenn sie die Wahrheit nicht wahrhaben wollte, gab es sie auch nicht. (Diese Angewohnheit hatte sie auch spater nicht abgelegt. Odeen sagte, alle Gefuhlslinge waren so - mit der erhabenen Stimme, die er manchmal an sich hatte, wenn ihm die Bedeutung seiner Existenz als Denkling besonders zu Kopf gestiegen war.)
Ihr Elterling hatte gesagt: 'Ich mu? weiterziehen. Ich kann nicht bei dir bleiben.' Dann stand er einfach dort und schaute sie an, und sie wu?te nichts zu erwidern.
'Du sagst es den anderen', fugte er hinzu.
'Warum?' Dua wandte sich widerspenstig ab, ihre Umrisse wurden immer undeutlicher, und sie versuchte sich aufzulosen. Sie wollte sich vollig auflosen, und das konnte sie naturlich nicht. Nach einer Weile tat es weh, und sie verkrampfte sich, und schnell verhartete sie sich wieder. Ihr Eiterung machte sich nicht einmal die Muhe, sie zu schelten und ihr zu sagen, da? es eine Schande ware, wenn jemand sie so ausgestreckt sahe.
'Denen ist es doch egal', sagte sie und bereute sofort, da? sie ihren Eiterung damit verletzt hatte. Er nannte die anderen noch immer 'Klein-Links' und 'Klein-Rechts', aber Klein-Links steckte bereits in seinem Studium, und Klein-Rechts redete schon davon, eine Triade zu bilden. Dua war die einzige der drei, die noch immer das Gefuhl hatte... Nun, sie war ja auch die Jungste. Das waren Gefuhlslinge immer, und bei ihnen war alles anders.
'Du wirst es ihnen trotzdem sagen', beharrte ihr Eiterung. Und sie standen sich gegenuber und sahen sich an.
Sie wollte es ihnen nicht sagen. Sie waren ihr uberhaupt nicht mehr nahe. Ganz fruher, als Kinder, war das anders gewesen. Damals konnten sie sich kaum auseinanderhalten; der Links-Bruder unterschied sich nicht vom Rechts-Bruder und auch nicht von der Mitt-Schwester. Sie waren alle nebelhaft und verbanden sich miteinander und rollten durcheinander und versteckten sich in den Wanden.
Niemand hatte etwas dagegen, solange sie noch klein waren; niemand von den Erwachsenen. Aber dann wurden die Bruder dick und vernunftig und hielten auf Abstand. Und als sie sich bei ihrem Eiterung daruber beschwerte, bekam sie nur leise zur Antwort: 'Du bist zu alt furs Verdunnen, Dua.'
Sie versuchte das zu ignorieren, aber Links-Bruder wich immer wieder vor ihr zuruck und sagte: 'Kuschel dich nicht so heran; ich habe keine Zeit fur dich.' Und Rechts-Bruder blieb die ganze Zeit hart und wurde murrisch und schweigsam. Damals verstand sie das noch nicht, und Pappie hatte es ihr auch nicht begreiflich machen konnen. Von Zeit zu Zeit sagte er -wie eine Lektion, die er einmal gelernt hatte: 'Linke sind Denklinge, Dua. Rechte sind Elterlinge. Sie gehen eigene Wege'
Und diese Wege gefielen ihr nicht. Sie waren keine Kinder mehr, wahrend Dua Kind geblieben war, und so trieb sie sich bald mit den anderen Gefuhlslingen herum. Hier fuhrten alle die gleichen Klagen uber ihre Bruder. Alle redeten von kunftigen Triaden. Alle breiteten sich in der Sonne aus und a?en. Und sie wurden von Tag zu Tag ahnlicher und erzahlten immer wieder die gleichen Dinge.
Und Dua begann sie zu verachten und hielt sich moglichst abseits, so da? die anderen sie bald 'LinksG' nannten. (Schon sehr lange hatte sie diesen Ruf nicht mehr gehort, aber sie konnte nie daran denken, ohne sich an die dunnen, rauhen Stimmen zu erinnern, die mit halbbloder Beharrlichkeit hinter ihr her schrien, weil sie wu?ten, da? es weh tat.)
Doch ihr Eiterung verlor nicht das Interesse an ihr, auch als ihm klarwerden mu?te, da? alle anderen sie auslachten. Auf seine ungeschickte Art versuchte er sie vor ihnen abzuschirmen. Obwohl er die Oberflache ha?te, folgte er ihr manchmal hinauf, um sich zu uberzeugen, da? ihr nichts geschah.
Sie traf ihn einmal im Gesprach mit einem Hartling. Sich mit einem Hartling zu unterhalten, fiel einem Eiterung nicht leicht; obwohl sie noch ziemlich jung war, wu?te sie das. Hartlinge sprachen nur mit Denklingen.
Sie war ganz verangstigt und huschte davon, doch sie hatte ihren Eiterung noch sagen horen: 'Ich passe auf sie auf, HartHerr.'
War es moglich, da? sich der Hartling nach ihr erkundigt hatte? Nach ihrer Absonderlichkeit vielleicht. Aber ihr Eiterung hatte gar keinen unterwurfigen Eindruck gemacht. Sogar mit dem Hartling hatte er uber seine Sorge um sie gesprochen. Dua verspurte Stolz.
Doch jetzt verlie? sie ihr Eiterung, und plotzlich hatte die langersehnte Unabhangigkeit jeden Reiz verloren und zeigte den spitzen Stachel der Einsamkeit. 'Aber warum mu?t du weiterziehen?' fragte sie.
'Ich mu? einfach, kleiner Mitt-Liebling.'
Er mu?te es. Sie wu?te das. Fruher oder spater war es fur jeden soweit. Auch fur sie wurde der Tag kommen, da sie seufzen und sagen mu?te: 'Ich mu? gehen.'
'Aber wieso wei?t du, wann du weiterziehen mu?t? Wenn du dir die Zeit aussuchen kannst, warum wahlst du dann nicht eine andere und bleibst noch?'
'Dein Links-Vater hat es beschlossen', erwiderte er. 'Die Triade mu? tun, was er sagt.'
'Warum mu? sie tun, was er sagt?' Sie sah ihren LinksVater oder ihre Mitt-Mutter kaum noch. Sie waren nicht mehr wichtig. Nur ihr Rechts-Vater, ihr Eiterung, ihr Pappie, der dort untersetzt, mit glatter Oberflache vor ihr stand. Er war nicht so rundlich wie ein Denkling oder so zittrig uneben wie ein Ge-fuhlsling, und sie wu?te immer vorherzusagen, was er gleich sagen wurde. Fast immer.
Sie war sicher, da? er jetzt sagen wurde: 'Das la?t sich einem kleinen Gefuhlsling nicht erklaren.'
Und er sagte es.
Dua erwiderte in plotzlichem Schmerz: 'Du wirst mir fehlen. Ich wei?, du glaubst, ich kummere mich nicht um dich und mag dich nicht, weil du mir immer alles verboten hast. Aber ich wurde dich lieber nicht mogen, weil du mir immer alles verbietest, als uberhaupt niemanden mehr zu haben, der mir etwas verbietet.'
Und Pappie stand einfach nur da. Er wu?te nicht, was er mit einem solchen Ausbruch anfangen sollte, au?er da? er naher kam und eine Hand ausstreckte. Es kostete ihn sichtlich Muhe, doch er hob sie zitternd, und ihre Umrisse waren ein ganz klein wenig verschwommen.
'Oh, Pappie!' rief Dua aus und lie? ihre eigene Hand herumflie?en, so da? die seine nebelhaft und schimmernd durch ihre Substanz zu sehen war, doch sie nahm sich in acht, sie nicht zu beruhren, denn das hatte ihn in Verlegenheit gebracht.
Dann zog er sich zuruck, und ihre Hand hing nutzlos im Leeren, und er sagte: 'Denk an die Hartlinge, Dua. Sie helfen dir. Ich... ich gehe jetzt.'
Er ging, und sie sah ihn niemals wieder. Nun sa? sie dort im Sonnenuntergang und lie? ihre Gedanken durch die Vergangenheit wandern, und sie machte sich widerwillig klar, da? Tritt wegen ihrer Abwesenheit bald ungeduldig werden und Odeen auf der Seele liegen wurde.
Und dann versuchte ihr Odeen wahrscheinlich einen Vortrag uber ihre Pflichten zu halten. Es war egal.
Odeen hatte eine schwache Ahnung davon, da? Dua an der Oberflache unterwegs war. Ohne daruber nachzudenken, konnte er ihre Richtung abschatzen und in etwa sogar die Entfernung, in der sie sich befand. Wenn er sich die Muhe gemacht hatte, daruber nachzudenken, ware er wahrscheinlich argerlich gewesen, denn eigentlich hatte sich seine innere Bewu?theit seit langem standig zuruckentwickelt, und ohne den Grund dafur zu kennen, vermittelte ihm das ein zunehmendes Gefuhl der Zufriedenheit. So sollte es sein; der Vorgang war ein Zeichen fur die fortschreitende Entwicklung des Korpers, fur das Alterwerden.
Tritts innere Bewu?theit dagegen lie? nicht nach, sondern wandte sich immer mehr den Kindern zu. Das war offensichtlich entwicklungsbedingt und nutzlich, doch uberhaupt war die Rolle eines Elterlings einfach, so wichtig sie andererseits sein mochte. Ein Denkling war viel komplizierter, und dieser Gedanke erfullte Odeen mit dusterer Befriedigung.
Naturlich war Dua das eigentliche Ratsel. Sie unterschied sich so sehr von den anderen Gefuhlslingen. Das