uberhaupt jemals an die Triade und an die Bedeutung dieser Gemeinschaft? Manchmal war Tritt so aufgebracht, da? er die ganze Sache am liebsten... am liebsten ... In Wirklichkeit wu?te er nicht, was er hatte tun wollen, doch er wu?te, da? er frustriert war. Wie in jenen Tagen, da er einen Gefuhlsling wollte und Odeen einfach nichts unternahm.

Tritt wu?te, da? er es nicht verstand, in langen, komplizierten Satzen zu sprechen. Aber wenn Elterlinge schon nicht viel redeten, so dachten sie wenigstens. Sie dachten an wichtige Dinge. Odeen redete immer von Atomen und Energie. Wer scherte sich schon um Atome und Energie? Tritt dachte an die Triade und die Babies.

Odeen hatte ihm einmal gesagt, die Anzahl der Weichwesen wurde langsam geringer. Machte es ihm etwas aus? Machte es den Hartlingen etwas aus? Machte sich uberhaupt jemand etwas daraus au?er den Eiterungen?

Nur zwei Lebensformen gab es auf der Welt, die Weichwesen und die Hartlinge. Und die Nahrung, die auf sie herableuchtete. Odeen hatte ihm einmal gesagt, da? sich die Sonne abkuhlte. Es gab weniger Nahrung, sagte er, dementsprechend gab es auch weniger Leute. Tritt glaubte das nicht. Die Sonne fuhlte sich nicht kuhler an als in seiner Kindheit. Es lag nur daran, da? sich die Leute nicht mehr um die Triaden kummerten. Zu viele geistesabwesende Denklinge; zu viele dumme, leichtsinnige Gefuhlslinge.

Den Weichwesen war es auferlegt, sich auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Tritt befolgte diese Regel. Er sorgte dafur, da? die Triade in Gang blieb. Das Baby-Links kam, dann das Baby-Rechts. Sie wuchsen heran und bluhten auf. Nun brauchten sie noch ein Baby-Mitt. Dieses Kind war am schwierigsten in Gang zu bringen, und ohne Baby-Mitt konnte es keine neue Triade geben.

Wieso war Dua so seltsam? Schon immer war sie schwierig gewesen, doch jetzt wurde es immer schlimmer.

Tritt verspurte eine seltsame Wut auf Odeen. Odeen benutzte immer so schwierige Worte. Und Dua horte ihm zu. Odeen redete endlos mit Dua, bis sie ihm fast wie zwei Denklinge vorkamen. Das war nicht gut fur die Triade.

Odeen mu?te es eigentlich besser wissen.

Immer mu?te sich Tritt um alles kummern. Immer mu?te Tritt alles Erforderliche selbst tun. Odeen war der Freund der Hartlinge, und doch sagte er nichts. Sie brauchten einen Gefuhlsling, und doch wollte sich Odeen nicht dazu au?ern. Odeen unterhielt sich mit ihnen uber Energie und nicht uber die Bedurfnisse der Triade.

Schlie?lich war es Tritt gewesen, der die Wende herbeifuhrte. Mit Stolz erinnerte er sich daran. Er hatte Odeen mit einem Hartling sprechen sehen und hatte sich genahert. Mit fester Stimme hatte er sich eingemischt und gesagt: 'Wir brauchen einen Gefuhlsling.'

Der Hartling wandte sich um und schaute ihn an. Noch nie war Tritt einem Hartling so nahe gewesen. Er bestand von oben bis unten aus einem einzigen Stuck. Wenn sich ein Teil herumdrehte, mu?ten alle anderen Korperteile dieser Bewegung folgen. Er hatte einige Auslaufer, die sich eigenstandig bewegen konnten, doch auch sie veranderten ihre Form nicht. Die Hart-linge zerflossen nicht und waren niemals uneben und unschon. Sie lie?en sich nur ungern beruhren.

Der Hartling fragte: 'Stimmt das, Odeen?' Zu Tritt sagte er nichts.

Odeen verflachte sich. Er schwebte dicht am Boden; er war flacher, als Tritt ihn jemals gesehen hatte. 'Mein Rechtsling ist ubereifrig', erwiderte Odeen. 'Mein Rechtsling ist ... ist...' Er stotterte und prustete und konnte nicht weiterreden.

Tritt konnte reden. 'Ohne Mittling konnen wir nicht verschmelzen', sagte er.

Tritt wu?te, da? Odeen vor Verlegenheit sprachlos war, doch es war ihm egal. Es war Zeit.

'Nun, mein Linksling', wandte sich der Hartling an Odeen, 'bist du der gleichen Meinung?' Die Hartlinge sprachen wie die Weichen, doch irgendwie strenger und mit weniger Obertonen. Es machte Muhe, ihnen zuzuhoren. Tritt fand sie uberhaupt anstrengend, wenn auch Odeen daran gewohnt schien.

'Ja', antwortete Odeen schlie?lich.

Der Hartling wandte sich endlich an Tritt. 'Sag mir, junger Rechtsling, wie lange bist du jetzt schon mit Odeen zusammen?'

'Lange genug', erwiderte Tritt, 'da? wir einen Gefuhlsling verdient haben.' Er wahrte entschlossen seine Form und sperrte sich gegen die Angst. Es war einfach zu wichtig. Er fugte hinzu: 'Und ich hei?e Tritt.'

Der Hartling schien amusiert. 'Ja, die Wahl war gut. Du und Odeen, ihr pa?t gut zusammen, aber das erschwert die Wahl eines Gefuhlslings. Wir haben uns fast schon entschlossen. Oder zumindest ich habe mich schon langst entschlossen, doch ich mu? die anderen erst uberzeugen. Hab Geduld, Tritt.'

'Ich bin des Wartens mude.'

'Ich wei?, aber sei trotzdem geduldig.' Wieder war er belustigt.

Als er gegangen war, stieg Odeen wieder auf und verdunnte sich argerlich. 'Wie konntest du das nur tun, Tritt? Wei?t du denn nicht, wer das war?' fragte er.

'Ein Hartling.' 'Das war Losten. Er ist mein besonderer Lehrer. Ich will nicht, da? er auf mich bose ist.'

'Warum sollte er bose sein? Ich war doch hoflich.'

'Na ja, egal.' Odeen fand schlie?lich zu seiner normalen Form zuruck. Das bedeutete, da? er nicht mehr argerlich war. (Tritt war daruber erleichtert, obwohl er es sich nicht anmerken lie?.) 'Es ist sehr unangenehm, wenn mein dummer Rechtsling einfach in ein Gesprach platzt und sich mit einem Hartling unterhalt.'

'Warum hast du es dann nicht getan?'

'Man mu? immerhin die rechte Zeit abpassen.'

'Aber fur dich ist niemals die rechte Zeit.'

Doch dann rieben sie ihre Oberflachen aneinander und gaben die Diskussion auf, und schlie?lich dauerte es auch nicht mehr lange, bis Dua auftauchte.

Losten brachte sie. Tritt wu?te das nicht; er hatte keinen Blick fur den Hartling. Nur fur Dua. Odeen erzahlte ihm hinterher, da? Losten sie gebracht hatte.

'Siehst du?' sagte Tritt. 'Ich habe mit ihm gesprochen. Deshalb hat er sie gebracht.'

'Nein', entgegnete Odeen, 'die Zeit war reif. Er hatte sie auch gebracht, wenn keiner von uns mit ihm gesprochen hatte.'

Tritt glaubte ihm nicht. Er war ganz sicher, da? die Triade Duas Kommen nur ihm zu verdanken hatte.

Kein Zweifel, einen Gefuhlsling wie Dua gab es nicht noch einmal auf der Welt. Tritt hatte schon Gefuhlslinge gesehen. Sie alle waren attraktiv. Fur ein vernunftiges Verschmelzen hatte er jeden von ihnen akzeptiert. Doch als er Dua erblickte, wu?te er sofort, da? keine andere so zu ihnen gepa?t hatte. Nur Dua. Nur Dua.

Und Dua wu?te genau, was zu tun war. Genau! Niemand hatte es ihr gezeigt, erzahlte sie hinterher. Niemand hatte in irgendeiner Weise mit ihr daruber gesprochen. Auch die anderen Gefuhlslinge nicht, denen sie aus dem Wege ging.

Und doch - als sie alle drei zusammen waren, wu?te jeder, was zu tun war.

Dua verdunnte sich. Sie verdunnte sich mehr, als es Tritt jemals bei einer Person gesehen hatte. Sie verdunnte sich mehr, als es Tritt uberhaupt fur moglich gehalten hatte. Sie wurde zu einer Art farbigem Hauch, der den Raum erfullte und die Sinne betaubte. Tritt bewegte sich, ohne es zu wissen. Er gab sich der Luft hin, die Dua war.

Es gab uberhaupt kein Gefuhl der Durchdringung, uberhaupt nichts. Tritt verspurte keinen Widerstand, keine Reibung. Da war nur das Einwartsschweben und ein schnelles Zittern. Er spurte, wie er sich aus Zuneigung ebenfalls verdunnte, ohne die gewaltige Anstrengung, die sonst immer damit verbunden war. Wenn Dua ihn so erfullte, konnte er sich muhelos zu schwerem

Rauch verdunnen. Das Verdunnen wurde zu einem Schweben, zu einem gewaltigen sanften Dahinstromen.

Vage sah er Odeen von der anderen Seite herankommen, von Duas linker Seite.

Und Odeen verdunnte sich ebenfalls.

Dann ein Schock, ein ungeahnt hei?er Schock der Beruhrung

- und er war zu Odeen durchgedrungen. In Wirklichkeit war es gar kein Schock. Tritt fuhlte, ohne zu fuhlen, wu?te, ohne zu wissen. Er glitt in Odeen hinein und Odeen in ihn. Er wu?te nicht zu sagen, ob er Odeen umhullte oder Odeen ihn, oder ob beide einander umhullten oder vielleicht nicht.

Es war Lust.

Die Sinne wurden betaubt von dieser Lust, und als er es nicht mehr auszuhalten glaubte, versagten die

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