fuhrtest und ich die Hartlinge erfuhlte und dabei das Bild einer gro?en Sonne aufnahm?'

Odeen starrte sie einen Augenblick verwirrt an. 'Ich bin nicht sicher. Aber weiter, Dua. Was ist damit?'

'Ich habe nachgedacht. Ist diese Sonne vielleicht die Quelle der neuen Energie?'

'Das ist gut, Dua', hatte Odeen aufgeregt gesagt. 'Es stimmt nicht ganz, aber fur einen Gefuhlsling ist das eine sehr gute Schlu?folgerung.'

Wahrend sie all diesen Erinnerungen nachhing, war Dua langsam und bedruckt weitergezogen, ohne sich um Zeit und Umgebung zu kummern, und sie machte sich erst jetzt klar, da? sie die Hart-Hohlen erreicht hatte. Sie begann gerade zu uberlegen, ob sie sich nun lange genug herumgetrieben hatte und lieber nach Hause gehen und Tritts unvermeidlichen Arger auf sich nehmen sollte, als sie plotzlich - als habe der Gedanke an Tritt die Wahrnehmung ausgelost Tritt erspurte.

Das Gefuhl war so stark, da? sie nur einen verwirrten Augenblick lang glaubte, seine Gefuhle aus der fernen Wohnhohle wahrzunehmen. Nein! Er war hier, hier unten in den HartHohlen ganz in ihrer Nahe!

Aber was wollte er hier? Verfolgte er sie? Wollte er sich hier mit ihr streiten? War er so dumm, sich an die Hartlinge zu wenden? Dua hatte es nicht ertragen...

Und dann schwachte sich das kalte Entsetzen ab und machte schierem Erstaunen Platz. Tritt dachte uberhaupt nicht an sie! Er war sich ihrer Gegenwart uberhaupt nicht bewu?t. Sie erspurte in ihm nur eine uberwaltigende Entschlossenheit, vermischt mit Angst und Sorge um etwas, das er tun wollte.

Dua hatte jetzt weiter vordringen und in Erfahrung bringen konnen, was er da tun wollte und warum - doch nichts lag ihr in diesem Augenblick ferner. Da Tritt von ihrer Anwesenheit nichts ahnte, hatte sie nur eins im Sinn - da? sie weiter unbemerkt blieb.

Was sie nun tat, war eine reine Reflexhandlung, etwas, das sie eben noch fur vollig unmoglich gehalten hatte.

Da? es dazu kam, lag vielleicht auch (wie sie sich hinterher uberlegte) an ihren Erinnerungen an das Madchengeschwatz mit Doral und an ihren fruhen Versuchen mit Felsreiben. (Es gab ein kompliziertes Erwachsenenwort dafur, das sie tausendmal unangenehmer fand als das Wort, das sie als Kinder immer benutzt hatten.)

Ohne zu wissen, was sie da tat, ohne sofort zu merken, was sie getan hatte, flo? sie einfach in die nachste Wand.

In die Wand! Restlos!

Das Entsetzen, das dieser Vorgang in ihr ausloste, wurde sofort gema?igt durch die vollkommene Art und Weise, mit der er seinen Zweck erfullte. Tritt kam fast in Reichweite vorbei und merkte uberhaupt nicht, da? er an einer Stelle nur einen Auslaufer hatte auszustrecken brauchen, um seinen Mittling zu beruhren.

Die Frage, was Tritt hier in den Hart-Hohlen tat, wenn er sie nicht verfolgte, war nun plotzlich vollig nebensachlich.

Sie verga? Tritt uberhaupt.

Sie war vielmehr von hochstem Erstaunen uber ihre Lage erfullt. Selbst als Kind war sie niemals vollig mit einem Felsen verschmolzen und hatte auch niemanden gekannt, der so etwas zugegeben hatte (obwohl naturlich Geschichten dieser Art kursierten). Auf keinen Fall hatte ein erwachsener Gefuhlsling jemals so etwas getan und war auch nicht in der Lage dazu. Dua war ungewohnlich durchscheinend (wie ihr Odeen immer wieder stolz bestatigte), was durch ihre mangelnde Ernahrung (wie Tritt oft sagte) nur noch gefordert wurde.

Was sie da eben getan hatte, war ein handfesterer Beweis fur ihre Durre als jede denkbare Schelte ihres Rechtslings, und einen Augenblick lang schamte sie sich, und Tritt tat ihr wirklich leid.

Doch dann uberflutete sie eine noch heftigere Scham. Wenn sie nun erwischt wurde? Sie, eine Erwachsene...

Wenn etwa ein Hartling vorbeikam und stehenblieb... Sie konnte unmoglich aus dem Felsen hervorkommen, wenn jemand zuschaute. Aber wie lange konnte sie bleiben? Und wenn sie nun entdeckt wurde?

Und noch wahrend sie daruber nachdachte, spurte sie die Hartlinge und erkannte dann auch, da? sie weit entfernt waren.

Sie hielt inne, versuchte sich zu beruhigen. Das Gestein, das sie umgab und durchdrang, legte einen grauen Schimmer uber ihre Wahrnehmung, ohne sie sonst im geringsten zu beeintrachtigen. Eher war alles noch deutlicher. Sie spurte noch immer Tritts geruhsamen Marsch nach unten, als ginge sie neben ihm, und sie erfuhlte die Hartlinge, obwohl sie sich im nachsten Hohlenkomplex aufhielten. Sie sah die Hartlinge, jeden einzelnen von ihnen, jeden an seinem Platze, und spurte die Vibrationen ihres Gesprachs, und sie erfa?te sogar bruchstuckweise, was da gesprochen wurde.

Noch nie waren ihre Wahrnehmungen so deutlich gewesen.

Obwohl sie den Fels nun also ohne Sorge verlassen konnte, da? sie beobachtet wurde, blieb sie an Ort und Stelle; teilweise vor Erstaunen, teilweise aus Freude uber ihre seltsame Fahigkeit und aus dem Wunsch heraus, das Neue weiter zu erproben.

Ihr gesteigertes Empfindungsvermogen lie? sie sogar erkennen, warum sie das alles erspurte. Odeen hatte ihr immer wieder gesagt, wie leicht ihm nach einem Verschmelzen das Begreifen fiel, auch wenn er vorher uberhaupt nichts verstanden hatte. Der Zustand des Verschmelzens brachte also eine unglaublich erhohte Empfindsamkeit - es wurde mehr absorbiert, mehr verarbeitet. Das alles lag an der gro?eren Atomdichte wahrend des Verschmelzens, hatte Odeen gesagt.

Obwohl Dua nicht sicher war, was 'gro?ere Atomdichte' bedeutete, wu?te sie, da? sich dieser Zustand beim Verschmelzen ergab, was ihrer derzeitigen Lage nicht unahnlich war, hatte sie sich doch mit dem Gestein verschmolzen.

Wenn die Triade verschmolz, flossen alle Wahrnehmungsimpulse Odeen zu. Der Denkling absorbierte sie, gewann an Intelligenz und behielt das neue Begriffsvermogen auch nach der Trennung bei. Aber hier stellte nun Dua das einzige Bewu?tsein. Nur sie und das Gestein waren beteiligt. Von der 'gro?eren Atomdichte' (die es doch hier gewi? gab) konnte also nur sie profitieren.

(Wurde das Felsreiben deshalb als Perversion angesehen? Wurden deshalb die Gefuhlslinge davor gewarnt? Oder lag es nur an Duas besonders durchscheinender Substanz, da? sie m den Felsen eindringen konnte? Oder weil sie ein LinksG war?)

Doch nun gab Dua die wilden Vermutungen auf und konzentrierte sich fasziniert auf ihre Sinne. Sie merkte nur nebenbei, da? Tritt zuruckkehrte, an ihr vorbeiging und in die Richtung verschwand, aus der er gekommen war. Sie merkte nur nebenbei ohne die geringste Uberraschung zu empfinden , da? auch Odeen aus den Hart- Hohlen heraufkam. Sie konzentrierte sich vollig auf die Hartlinge und versuchte ihren Wahrnehmungssinn noch besser wirken zu lassen, versuchte das Beste daraus zu machen.

Erst spat loste sie sich aus dem Gestein und schwebte wieder frei. Und da war es ihr gar nicht mehr so wichtig, ob sie nun beobachtet wurde oder nicht. Sie verlie? sich schon so weit auf ihre neue Fahigkeit, da? das nicht der Fall sein wurde.

Gedankenverloren kehrte sie nach Hause zuruck.

3 b

Odeen kehrte nach Hause zuruck, wo Tritt bereits auf ihn wartete. Dua war noch nicht da. Tritt schien sich daruber nicht weiter aufzuregen. Er war zwar aufgeregt, aber nicht daruber. Seine Gefuhle strahlten so stark, da? Odeen sie deutlich wahrnahm; doch er ging ihnen nicht weiter nach. Duas Abwesenheit machte Odeen unruhig; und es wurde bald so schlimm, da? ihn Tritts Anwesenheit argerte, nur weil Tritt nicht Dua war.

Das uberraschte ihn. Er konnte nicht leugnen, da? ihm eigentlich Tritt lieber war als Dua. Im Idealfalle bildeten die Mitglieder einer Triade eine Einheit, in der jedes Mitglied die anderen beiden genau gleich behandelte. Doch kannte Odeen keine Triade, in der das der Fall war; am wenigsten in den Gemeinschaften, die sich in dieser Beziehung lautstark als vollkommen bezeichneten. Einer der drei stand im allgemeinen etwas au?erhalb und wu?te das meistens auch.

Allerdings war es selten der Gefuhlsling. Die Gefuhlslinge halfen sich uber die Grenzen der Triaden hinweg gegenseitig -was Denklinge und Elterlinge niemals taten. Der Denkling hat seine Lehrer, lautete ein Sprichwort, und der Eiterung seine Kinder - doch der Gefuhlsling hat alle anderen Gefuhlslinge.

Die Gefuhlslinge unterhielten sich oft uber ihre Erlebnisse, und wenn einer eine Vernachlassigung anzeigen konnte, wurde er mit genauen Anweisungen nach Hause geschickt, wo er die Stellung behaupten und Forderungen anmelden mu?te! Und da das Verschmelzen sehr vom Gefuhlsling und seiner Einstellung abhing, wurde von Links und Rechts gewohnlich schnell nachgegeben.

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