macht es fast genausoviel Spa?.'
Denison sah sich zweifelnd um. Ringsum erstreckte sich die schone Mondlandschaft im Licht der Erde. Sie war schwarz und wei? ein mildes, zartes Wei? im Vergleich zur Grelle der Landschaft, die er vor einer Woche bei einer Inspektionsfahrt zu den endlosen Banken von Sonnenbatterien im Mare Imbri-um erlebt hatte. Und auch das Schwarz war irgendwie weicher, es fehlte der schmerzvolle Kontrast des echten Tages. Die Sterne waren ungewohnlich hell, und die Erde - die Erde -wirkte unendlich einladend mit ihren wei?en Wirbelflecken auf blauem Grund und dem Hauch von Tonung hier und da.
'Na ja', sagte er, 'haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich an Ihnen festhalte?'
'Aber nein. Und wir gehen sowieso nicht ganz hinauf. Heute ist erst einmal der Anfangerhugel dran. Versuchen Sie nur mit mir Schritt zu halten. Ich bewege mich ganz langsam.'
Sie machte lange, vorsichtig ausschwingende Schritte, und er versuchte es ihr im gleichen Rhythmus nachzumachen. Der emporgeneigte Boden unter ihren Fu?en war pulverig, und mit jedem Schritt wirbelte Denison feinen Staub auf, der sich in der Luftleere schnell wieder setzte. Schritt um Schritt pa?te er sich an - doch es machte ihm Muhe.
'Gut', meinte Selene, die sich untergehakt hatte, um ihn zu stutzen. 'Sie machen sich gut fur ein Erdchen - nein, ich sollte wohl sagen Immi ... '
'Vielen Dank.'
'Das ist aber auch nicht viel besser. Immi fur Immigrant ist fast so beleidigend wie Erdchen. Ich sollte vielleicht sagen, da? Sie sich wirklich sehr gut machen fur einen Mann Ihres Alters.'
'Nein! Das ist ja noch schlimmer.' Denison keuchte ein wenig und spurte, wie seine Stirn feucht wurde.
'Jedesmal wenn Sie so weit sind, da? Sie Ihren Fu? aufsetzen wollen, mussen Sie sich mit dem anderen Fu? einen kleinen Sto? geben', sagte Selene. 'Dadurch werden Ihre Schritte gro?er, und alles ist einfacher. Nein, nein - schauen Sie mal her.'
Denison blieb dankbar stehen und beobachtete Selene, die trotz des grotesken Anzuges irgendwie schlank und anmutig wirkte, wenn sie nur in Bewegung war; das Madchen eilte in flachen Hupfschritten davon. Sie kehrte um und kniete sich neben ihn.
'Jetzt machen Sie einen langsamen Schritt, Ben, und ich sto?e an Ihren Fu?, wenn ein Schub kommen mu?.'
Sie versuchten es mehrmals, und Denison sagte: 'Das ist ja schlimmer als ein Wettlauf auf der Erde. Ich mu? mich mal ausruhen.' 'Naturlich. Das kommt davon, da? Ihren Muskeln noch die richtige Koordination fehlt. Sie kampfen gegen sich selbst, nicht gegen die Schwerkraft... Also, setzen Sie sich und kommen Sie erst mal wieder zu Atem. Wir gehen heute nicht viel weiter hinauf.'
'Schadet es den Tanks, wenn ich mich auf den Rucken lege?' fragte Denison.
'Nein, naturlich nicht, aber ich wurde es nicht tun. Nicht auf blo?em Boden. Die Temperatur betragt 65 Grad unter Null -und je kleiner die Beruhrungsflache ist, desto besser. Ich wurde mich nur setzen.'
'Na gut.' Seufzend setzte sich Denison. Bewu?t wandte er sich nach Norden, mit dem Rucken zur Erde. 'Sehen Sie mal, die Sterne!'
Selene sa? im rechten Winkel zu ihm und schaute ihn an. Von Zeit zu Zeit, wenn das Erdlicht im richtigen Winkel auftraf, konnte er unter der Helmscheibe undeutlich ihr Gesicht ausmachen.
'Sehen Sie denn keine Sterne auf der Erde?' fragte sie.
'So nicht. Selbst wenn es keine Wolken gibt, saugt die Luft einen Teil des Lichtes auf. Die Temperaturunterschiede in der Atmosphare bringen sie zum Flackern, und die Lichter der Stadte, auch wenn sie weit weg sind, lassen sie verschwinden.'
'Klingt schrecklich.'
'Gefallt es Ihnen hier, Selene? Hier drau?en auf der Oberflache?'
'Ich bin nicht gerade verruckt danach, aber ab und zu la?t es sich aushaken. Naturlich gehort es zu meiner Arbeit, die Touristen auch hier herauszufuhren.'
'Und jetzt mussen Sie's fur mich tun.'
'Wie oft mu? ich Ihnen noch sagen, da? es nicht dasselbe ist, Ben? Wir haben eine vorgeschriebene Route fur die Touristen, die sehr ungefahrlich und auch sehr uninteressant ist. Glauben Sie etwa, wir wurden die Leute hier auf den Gleithang fuhren? Der ist fur die Lunarier - und die Immis. Hauptsachlich aber Immis.'
'Er kann nicht sehr beliebt sein. Es ist niemand sonst hier.'
'Na ja, es gibt bestimmte Tage dafur. Sie sollten den Hang mal an einem Wettlauftag sehen. Da wurde es Ihnen hier sicher nicht gefallen.'
'Ich wei?, da? es mir jetzt schon nicht gefallt. Ist das Gleiten ein Sport speziell fur Immis?'
'Vorwiegend. Die Lunarier mogen die Oberflache im allgemeinen nicht.'
'Wie steht es mit Dr. Neville?'
'Sie meinen - wie steht er zur Oberflache?'
'Ja!'
'Offen gesagt, glaube ich nicht, da? er uberhaupt schon einmal hier oben war. Er ist eine echte Stadtpflanze. Warum fragen Sie?'
'Nun, als ich ihn um Erlaubnis bat, an der Routineinspektion der Sonnenbatterien teilzunehmen, lie? er mich ohne weiteres fahren - aber zum Mitkommen war er nicht zu bewegen. Ich bat ihn darum, damit ich jemanden hatte, der meine Fragen beantwortete, falls mir welche einfielen, und seine Weigerung fiel ziemlich heftig aus.'
'Ich hoffe, Sie haben jemand anders fur Ihre Fragen gefunden.'
'O ja. Ubrigens, auch ein Immi. Vielleicht erklart das Dr. Nevilles Einstellung gegenuber der Elektronenpumpe.'
'Was meinen Sie?'
'Nun ...' Denison lehnte sich zuruck, hob abwechselnd die Beine und beobachtete trage ihren langsamen Aufstieg und Fall. 'He, das ist gut. Schauen Sie, Selene... Ich meine, Dr. Neville hat sich sehr darauf versteift, eine Pumpstation auf den Mond zu holen obwohl die Sonnenbatterien vollig ausreichen. Auf der Erde - wo die Sonne oft nicht so zuverlassig scheint wie hier - konnten wir keine Solarbatterien einsetzen. Im ganzen Sonnensystem gibt es keinen Himmelskorper, der fur die Verwendung solcher Batterien besser geeignet ist als der Mond. Sogar der Merkur ist zu hei?... Aber die Batterien binden einen naturlich an die Oberflache, und wenn man die Oberflache nicht mag ...'
Selene stand auf. 'Los, Ben. Sie haben sich genug ausgeruht', sagte sie. 'Auf! Auf!'
Er richtete sich muhsam auf. 'Eine Pumpstation wurde jedoch bedeuten, da? kein Lunarier mehr an die Oberflache zu kommen brauchte, wenn er es nicht wollte.'
'Weiter hinauf geht's, Ben. Bis zum Kamm da oben. Sehen Sie
dort, wo das Erdlicht horizontal abgeschnitten wird?'
Sie legten das letzte Stuck Weg schweigend zuruck. Denison bemerkte eine glatte Flache zur Linken - einen breiten Streifen Abhang, der von Staub vollig frei zu sein schien.
'Da kommt kein Anfanger hinauf - zu glatt', beantwortete Selene seine unausgesprochene Frage. 'Nun werden Sie nicht ubermutig und verlangen von mir, da? ich Ihnen auch noch den Kanguruh-Sprung beibringe.'
Gleichzeitig vollfuhrte sie einen Kanguruh-Sprung, schwang sich dabei vor dem Aufsetzen herum und sagte: 'Hier sind wir richtig. Setzen Sie sich, und ich bringe...'
Denison gehorchte und drehte sich zum Hang. Unsicher schaute er die Schrage hinab. 'Kann man wirklich darauf gleiten?'
'Naturlich. Die Schwerkraft ist hier schwacher als auf der Erde
also wird man auch viel weniger gegen den Boden gedruckt, und das bedeutet, da? es weniger Reibung gibt. Auf dem Mond ist alles glatter als auf der Erde. Deshalb sehen die Fu?boden in unseren Korridoren und Wohnungen auch so unvollendet aus. Mochten Sie meinen kleinen Vortrag uber dieses Thema horen - den, den ich den Touristen immer halte?'
'Nein, Selene.'
'Au?erdem benutzen wir naturlich Gleiter.' In der Hand hielt sie eine kleine Patrone, an der eine Klammer und zwei dunne Rohrchen befestigt waren.
'Was ist das?' fragte Ben.