schmieren sich mit Seife ein. Dann reiben Sie ... Also, Ben, ich bete Ihnen das nicht noch einmal vor. Au?erdem konnen Sie auf dem Mond gar nicht richtig schmutzig werden... Aber wir sprachen uber etwas anderes. An einer oder zwei Stellen gibt es tatsachlich Wasserreservoirs, gewohnlich in Form von Eis in einem Bergschatten nahe der Oberflache. Wenn wir das Reservoir aufspuren, tropft es heraus. Dieses hier hat getropft, seit der Korridor hindurchgetrieben wurde, und das war vor acht Jahren.'
'Aber warum der Aberglaube?'
'Nun, naturgema? ist Wasser das Element, von dem der Mond abhangt. Wir trinken es, waschen uns damit, begie?en damit unsere Nahrung, machen unseren Sauerstoff damit - halten damit alles in Betrieb. Freies Wasser wird naturlich mit gro?em Respekt behandelt. Als man die Tropfstelle entdeckte, wurden alle Plane, die Tunnel in dieser Richtung voranzutreiben, aufgegeben. Sogar die Korridorwande blieben unvollendet.'
'Ja, das hat wirklich etwas Aberglaubisches.'
'Na ja, vielleicht kann man es als eine Art Ehrfurcht bezeichnen. Man rechnete nicht damit, da? es langer als ein paar Monate tropfen wurde - bei solchen Stellen ist das selten der Fall. Nun, als wir dann den ersten Geburtstag gefeiert hatten, kam die Quelle uns schon ewig vor. So wird sie nun auch genannt: 'Die Ewige.' Mit diesem Namen ist sie sogar auf den Karten eingezeichnet. Naturlich messen die Leute ihr eine gewisse Bedeutung bei; es geht das Gerucht, da? es ein schlechtes Zeichen ware, wenn sie nun doch versiegte.'
Selene lachte freundlich. 'Niemand glaubt das wirklich, aber so halb denkt man doch daran. Verstehen Sie, das Tropfen kann nicht ewig andauern. Eines Tages hat es damit ein Ende. Tatsachlich ist die Tropfgeschwindigkeit seit dem Tage der Entdeckung etwa auf ein Drittel gesunken - die Quelle stirbt also langsam ab. Ich habe das Gefuhl, die Leute meinen, wenn sie zufallig ihren letzten Tropfen erlebten, wurden sie vom Ungluck mit erfa?t. Wenigstens ware das die vernunftigste Erklarung fur die allgemeine Abneigung gegen diesen Ort.'
'Sie glauben wohl nicht daran?'
'Ob ich es glaube oder nicht - darum geht es nicht. Ich bin ganz sicher, da? das Tropfen nicht abrupt genug aufhort, da? sich wirklich jemand betroffen fuhlen mu?te. Es wird nur langsamer tropfen und immer langsamer und langsamer, und niemand wird den genauen Augenblick bestimmen konnen, da es uberhaupt aufhort. Warum sich also Gedanken machen?'
'Ich stimme Ihnen zu.'
'Allerdings', meinte sie und leitete elegant zu einem neuen Thema uber, 'habe ich andere Sorgen, die ich mit Ihnen besprechen mochte, solange wir hier allein sind.' Sie breitete die Decke aus und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen darauf.
'Das ist auch der eigentliche Grund, warum Sie mich hierhergefuhrt haben, nicht wahr?' Er legte sich neben sie, auf den Ellenbogen gestutzt, und sah ihr ins Gesicht.
'Sehen Sie, Sie konnen mich ja schon ganz ruhig anschauen', sagte sie. 'Sie gewohnen sich an mich ... Es mu? doch auch auf der Erde Zeiten gegeben haben, als sich niemand uber Nacktheit oder teilweise Nacktheit aufregte.'
'Ja, solche Zeiten gab es', antwortete Denison, 'aber das war vor der Krise. Fur meine Generation...'
'Nun, fur das Leben auf dem Mond kann ich Ihnen nur raten, sich den Lunariern anzupassen - das ist der beste Weg.'
'Wollen Sie mir nun verraten, warum Sie mich hierhergebracht haben? Oder soll ich erst vermuten, da? Sie mich verfuhren wollen?'
'Das kann ich zu Hause bequemer haben, vielen Dank. Nein, es ist etwas anderes. An der Oberflache ware es noch besser gewesen, aber unsere Vorbereitungen, dorthin zu gelangen, hatten zuviel Aufsehen erregt. Unser Ausflug hierher hat das nicht getan, und es ist der einzige Fleck in der Stadt, wo wir vor Storungen einigerma?en sicher sind.' Sie zogerte.
'Nun?' fragte Denison.
'Barron ist aufgebracht. Sehr aufgebracht sogar.'
'Das uberrascht mich nicht. Ich sagte Ihnen ja, da? er sich aufregen wurde. Sie hatten ihm nicht erzahlen durfen, ich wu?te, da? Sie Intuitionist sind. Warum hielten Sie es nur fur notig, ihn zu informieren?' 'Weil es schwierig ist, vor dem - dem Partner etwas geheimzuhalten. Vermutlich sieht er mich gar nicht mehr als Partner an.' 'Das tut mir leid.'
'Oh, die Sache stimmte sowieso nicht mehr. Sie hat auch lange genug gedauert. Was mir aber zu schaffen macht - viel mehr als das andere , ist die Tatsache, da? er sich heftig dagegen straubt, Ihre Interpretation der Pionisatorexperimente hinzunehmen, die Sie nach Ihren Oberflachenbeobachtungen gemacht haben.' 'Ich hab's Ihnen gleich gesagt.' 'Er behauptet, er hatte Ihre Ergebnisse gesehen.' 'Er blatterte sie durch und knurrte etwas.'
'Das ist aber ziemlich enttauschend. Glaubt denn jeder nur, was er glauben will?'
'So lange wie irgend moglich. Manchmal auch langer.' 'Wie steht es da mit Ihnen?'
'Sie meinen, ob ich ein Mensch bin? Gewi? doch. Ich halte mich nicht wirklich fur alt. Ich halte mich auch fur einigerma?en attraktiv. Ich bilde mir ein, Sie suchen meine Gesellschaft, weil Sie mich fur charmant halten - auch wenn Sie darauf bestehen, mit mir uber physikalische Probleme zu sprechen.' 'Das will ich aber wirklich!'
'Nun, ich vermute, Neville hat Ihnen gesagt, meine Daten waren nur akzeptable Fehlerwerte, im Rahmen der Versuche liegende Abweichungen und daher mehr als zweifelhaft - und das stimmt auf eine Weise. Und doch schreibe ich ihnen die Bedeutung zu, die ich von Anfang an erwartet habe.'
'Nur weil Sie daran glauben wollen?'
'Nicht nur deswegen. Betrachten wir es einmal so. Nehmen wir an, die Pumpe bringt keinen Schaden, wahrend ich darauf bestehe, da? sie gefahrlich ist. In diesem Fall mu? ich eines Tages als Narr dastehen, und mein wissenschaftlicher Ruf ware dahin. Nach Ansicht der Leute, auf die es ankommt, bin ich aber langst ein Narr und habe keinen wissenschaftlichen Ruf mehr.'
'Warum das, Ben? Sie haben das schon mehrmals angedeutet. Konnen Sie mir nicht die ganze Geschichte erzahlen?'
'Sie waren uberrascht, wie wenig es da zu erzahlen gibt. Im Alter von funfundzwanzig war ich noch so kindisch, da? ich es fur notig hielt, einen Narren zu beleidigen, nur weil er ein Narr war. Da er dafur nichts konnte, war ich naturlich der noch gro?ere Narr. Meine Beleidigung trieb ihn in Hohen hinauf, zu denen er sich allein niemals aufgeschwungen hatte .. .' 'Sie sprechen von Hallam?'
'Ja, naturlich. Und mit seinem Aufstieg kam mein Abgang. Und schlie?lich landete ich hier auf dem Mond.' 'Ist das so schlimm?'
'Nein, ich finde es sogar gut. Sagen wir also, er hat mir auf lange Sicht einen Gefallen getan... Aber kehren wir doch zum Thema zuruck. Ich versuchte gerade zu erklaren, da? ich nichts mehr zu verlieren habe, wenn ich die Pumpe fur problematisch halte und mich irre. Wenn ich die Pumpe andererseits fur harmlos halte und mich irre, vernichte ich die Welt. Gewi?, ich habe den gro?ten Teil meines Lebens bereits hinter mir und konnte mir auch einreden, da? ich gar keinen Grund hatte, die Menschheit uberma?ig zu lieben. Doch im Grunde haben mir nur wenige Menschen wirklich weh getan, und wenn nun aus Rache an den wenigen alle anderen zu Schaden kamen, ware das unverzeihlich.
Um einen weniger noblen Grund anzufuhren, Selene, denken wir mal an meine Tochter. Ehe ich zum Mond abreiste, stellte sie den Antrag auf ein Kind. Sie wird die Genehmigung vermutlich erhalten, und in nicht allzuferner Zukunft werde ich -wenn Sie den Ausdruck verzeihen - Gro?vater sein. Ich habe den Wunsch, da? mein Enkel eine normale Lebenserwartung mit auf den Weg bekommt. Also gehe ich lieber auch kunftig davon aus, da? die Pumpe gefahrlich ist, und handle entsprechend.'
Selene sagte eindringlich: 'Aber das meine ich doch. Ist die Pumpe gefahrlich oder nicht? Ich meine, ich will die Wahrheit horen und nicht, was alle Leute glauben mochten.'
'Das mu?te ich Sie fragen. Sie sind hier der Intuitionist. Was sagt Ihnen Ihre Intuition?'
'Aber das stort mich ja gerade, Ben. Ich gewinne einfach keine Gewi?heit. Irgend etwas drangt mich, die Pumpe fur gefahrlich zu halten, aber vielleicht liegt das auch nur daran, da? ich es glauben mochte.'
'Gut. Vielleicht stimmt das. Warum?'
Selene lachelte bedauernd und zuckte die Achseln. 'Es ware schon, wenn Barron sich irrte. Wenn er sich auf dem richtigen Pfad glaubt, ist er seiner Sache immer so schrecklich sicher!'
'Ich wei?, ich wei?. Sie wollen sein Gesicht sehen, wenn er seinen Irrtum eingestehen mu?. Ich wei?, wie stark so ein Gefuhl werden kann. Ja, wenn die Pumpe wirklich gefahrlich ist und ich das beweisen konnte, wurde