'da? Sie unsere Unterhaltung vertraulich behandeln?'

Bronowski war ebenfalls aufgestanden. 'Dessen durfen Sie versichert sein', erwiderte er kuhl, und die beiden schuttelten sich kurz die Hand.

Lamont glaubte das Kapitel Bronowski damit abgeschlossen und begann sich einzureden, da? es auf jeden Fall besser war, die Ubersetzung allein anzugehen.

Zwei Tage spater jedoch tauchte Bronowski in Lamonts Buro auf und sagte ziemlich brusk: 'Ich reise heute weiter, aber ich bin im September wieder hier. Ich habe den Posten angenommen, und wenn Sie noch Interesse haben, will ich mich mal des Ubersetzungsproblems annehmen, auf das Sie mich neulich ansprachen.'

Lamont hatte kaum Gelegenheit, ein uberraschtes Danke zu sagen, als Bronowski auch schon weitergestapft war, offensichtlich argerlich daruber, zum Schlu? doch noch eingewilligt zu haben.

Mit der Zeit freundeten sich die beiden an, und nach einiger Zeit erfuhr Lamont auch, was Bronowskis Entschlu? herbeigefuhrt hatte. Am Tage nach ihrer Diskussion war Bronowski zusammen mit einigen leitenden Herren der Universitat im

Fakultatsklub essen gewesen - ein Essen, an dem naturlich auch der Prasident teilnahm. Bronowski hatte angekundigt, da? er den Posten annehmen und sein formelles Einwilligungsschreiben zu gegebener Zeit schicken wurde, und alle hatten daruber ihre Befriedigung zum Ausdruck gebracht.

Der Prasident hatte gesagt: 'Es ist eine gro?e Ehre fur uns, den beruhmten Ubersetzer der cheruskischen Inschriften an unserer Universitat zu haben. Vielen Dank.'

Der Irrtum war naturlich nicht berichtigt worden, und Bro-nowski hielt sein Lacheln. Doch im Hinblick auf Lamonts hohnische Bemerkung uber das Ausma? seines Ruhms fand Bro-nowski das Ganze doch sehr argerlich.

Als Lamont die Geschichte schlie?lich zu horen bekam, lachelte er: 'Hor auf', sagte er. 'Ich kenne das. Du hast dir gedacht: Bei Gott, jetzt stelle ich etwas auf die Beine, das sogar dieser Klotzkopf schlucken mu?!'

'So etwa', sagte Bronowski.

5

Die Arbeit eines ganzen Jahres hatte jedoch nicht viel erbracht. Es waren Nachrichten in das andere Universum verschwunden, und Nachrichten waren zuruckgekommen. Nichts.

'Du mu?t herumraten!' hatte Lamont aufgeregt zu Bro-nowski gesagt. 'Wild spekulieren! Probier's an ihnen aus.'

'Das tue ich doch, Pete. Weshalb bist du so aufgeregt? Fur die etruskischen Inschriften habe ich zwolf Jahre gebraucht. Denkst du etwa, unsere Sache hier geht schneller?'

'Guter Gott, Mike. Wir haben keine zwolf Jahre.'

'Warum nicht? Hor mal, Pete, es ist mir nicht entgangen, da? sich deine Einstellung geandert hat. Im letzten Monat bist du einfach unmoglich gewesen. Ich dachte, wir waren uns von Anfang an einig, da? die Arbeit nicht schnell abgewickelt werden kann und da? wir geduldig sein mussen. Ich dachte, du hattest begriffen, da? ich noch meine tagliche Arbeit an der Universitat habe. Hor mal, ich habe dich schon ofter gefragt. Noch einmal: Warum hast du es plotzlich so eilig?'

'Weil ich es eilig habe', antwortete Lamont abrupt. 'Weil ich weiterkommen mochte.'

'Gluckwunsch', sagte Bronowski kurz. 'Ich aber auch. Sag mal, du rechnest doch nicht etwa mit deinem baldigen Ableben, wie? Dein Arzt hat dir nicht gesagt, du warst unheilbar krank oder so?'

'Nein, nein', stohnte Lamont.

'Also was dann?'

'Lassen wir das', sagte Lamont und hastete davon.

Als er Bronowski zum erstenmal auf eine Zusammenarbeit ansprach, drehten sich Lamonts Gedanken ausschlie?lich um Hallams engstirnige Ablehnung der Moglichkeit, da? die Paramenschen intelligenter waren. Ausschlie?lich in diesem Punkte erstrebte er den Durchbruch und hatte daruber hinaus keine Ambitionen - zunachst.

Doch in den folgenden Monaten hatte er immer wieder Arger gehabt. Seine Materialanforderungen, seine Bitten um technische Hilfe und um Computerzeit wurden verzogert bearbeitet; seine Antrage auf Reisekostenerstattung gekurzt, seine Meinung bei Abteilungskonferenzen unweigerlich ubergangen.

Zum offenen Bruch kam es, als Henry Garrison, der an Dienst-Jahren und noch mehr an Fahigkeiten entschieden nicht mit ihm konkurrieren konnte, einen mit Prestige ausgestatteten Beraterposten erhielt, der eigentlich Lamont zugestanden hatte. Damit wurde Lamonts Groll in einem Ma?e gesteigert, da? ein einfacher Beweis fur die Richtigkeit seiner Meinung nicht mehr genugte. Er wollte Hallam zerdrucken, ihn am Boden zerstoren.

Dieser Wunsch verstarkte sich von Tag zu Tag, fast von Stunde zu Stunde - gefordert durch die klare Haltung der anderen Leute in der Pumpstation. Lamonts unverbindliche Art lie? nicht gerade Sympathie aufkommen, obwohl insgeheim doch einige Leute auf seiner Seite standen.

Garrison selbst war in gro?er Verlegenheit. Er war ein ruhiger, freundlicher junger Mann, der offensichtlich keine Schwierigkeiten wollte. Er kam zu Lamont ins Laboratorium mit einem Gesicht, auf dem die Angst nicht zu verkennen war.

Er sagte: 'Pete, konnte ich mal mit Ihnen sprechen?'

'Bitte schon, so lange Sie wollen', antwortete Lamont, runzelte die Stirn und vermied es, den Blick des anderen zu erwidern.

Garrison kam herein und setzte sich. 'Pete', begann er, 'ich habe die Berufung nicht abgelehnt, aber ich mochte Ihnen auch sagen, da? ich mich nicht danach gedrangelt habe. Das alles kam vollig uberraschend.'

'Wer hat denn von Ihnen verlangt, den Posten abzulehnen? Mir ist das doch egal!'

'Pete, es liegt an Hallam. Wenn ich abgelehnt hatte, ware jemand anders berufen worden - aber nicht Sie. Was haben Sie dem Alten getan?'

Lamont ging zum Gegenangriff uber. 'Was halten Sie von Hallam? Was fur ein Mann ist er - Ihrer Meinung nach?'

Garrison war uberrascht. Er schurzte die Lippen und rieb sich die Nase. 'Nun .. .' hob er zogernd an.

'Gro?er Mann? Brillanter Wissenschaftler? Anregender Vorgesetzter?'

'Nun '

'Ich sag's Ihnen. Der Mann ist ein Tauscher, ein Hochstapler! Er hat seinen Ruf und seine Stellung und sitzt in panischem Schrecken darauf. Er wei?, da? ich ihn durchschaut habe, und das hat er gegen mich.'

Garrison stie? ein leises, angstliches Lachen aus. 'Sie sind doch nicht zu ihm gegangen und haben gesagt '

'Nein, direkt habe ich ihm noch nichts gesagt', erwiderte Lamont murrisch. 'Eines Tages tue ich das. Aber er wei? es schon jetzt. Er wei?, da? er mich nicht tauschen kann, auch wenn ich nichts sage.'

'Aber, Pete, was hat es fur einen Sinn, ihm das unter die Nase zu reiben? Ich behaupte ja auch nicht, da? er der Gro?te auf der Welt ist - aber warum das hinausposaunen? Schmeicheln Sie ihm lieber ein bi?chen. Er hat uber Ihre Karriere zu bestimmen.'

'Oh, wirklich? Und ich habe uber seinen Ruf zu bestimmen. Ich nehme es mit ihm auf. Ich werde ihn entlarven.'

'Wie?'

'Das ist meine Sache!' knurrte Lamont, der in diesem Augenblick nicht die geringste Ahnung hatte, wie er das schaffen wollte.

'Aber das ist lacherlich', sagte Garrison. 'Sie konnen dabei unmoglich gewinnen. Er wird Sie einfach vernichten. Auch wenn er kein Einstein oder Oppenheimer ist - fur die Offentlichkeit ist er weit mehr! Fur die zwei Milliarden auf der Erde ist er der Vater der Elektronenpumpe, und was Sie auch anstellen, andert nichts, solange die Elektronenpumpe der Schlussel zum menschlichen Paradies ist. Solange das gilt, ist Hallam unantastbar, und Sie waren verruckt, das Gegenteil anzunehmen. Was soll's denn, Pete? Sagen Sie ihm, er ware der Gro?te, und fressen Sie ein bi?chen Dreck, wie wir anderen auch. Seien Sie kein zweiter Denison!'

'Ich will Ihnen mal was sagen, Henry', erwiderte Lamont in plotzlicher Wut, 'warum scheren Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten?'

Garrison stand abrupt auf und ging. Wieder hatte sich La-mont einen Feind gemacht oder zumindest einen Freund verloren. Doch er kam bald zu dem Schlu?, da? der Preis nicht zu hoch war, denn eine Bemerkung Garrisons brachte die Angelegenheit in eine vollig neue Richtung.

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