fur die ubrige Tierwelt nach Einbruch der Dunkelheit charakteristisch war.

Kurze Zeit spater schaltete der Roboter die Scheinwerfer wieder aus und rollte so rasch wie moglich zu dem Hugel und der Hohle zuruck. Dort nahm er zehn Eier auf — alle vom gleichen Ende der Reihe, damit keine verraterischen Lucken zuruckblieben — und verstaute sie sorgfaltig in seinem Inneren. Dann machte er sich auf die Suche nach den unterhalb des Hugels angelegten Fallen, aus denen er die Steinklingen entfernte, die er ebenfalls aufnahm, falls sie nicht schon bei der ersten Beruhrung zerbrockelten.

Nach Erledigung dieser Aufgabe entfernte sich der Roboter mit hochster Geschwindigkeit. Als Altair wieder uber dem Horizont erschien und die Atmosphare in Gas verwandelte, waren die Maschine, die gestohlenen Waffen und die „entfuhrten“ Eier bereits weit von den Hugeln und noch weiter von den Hohlen der Eingeborenen entfernt.

2

Nick bog die hohen Pflanzen beiseite, blieb stehen und benutzte einige Ausdrucke, die Fagin nie hatte ubersetzen wollen. Er war keineswegs uberrascht, als er feststellen mu?te, da? vor ihm Wasser stand — schlie?lich war es noch fruh am Morgen —, aber er argerte sich, als er sah, da? rechts und links ebenfalls eine weite Wasserflache lag. Zu seinem Pech hatte er sich offensichtlich auf eine Halbinsel verirrt. Aber er konnte nur abwarten, denn zuruck durfte er nicht mehr.

Selbstverstandlich wu?te er nicht genau, da? er verfolgt wurde, aber er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, da? er mit seiner Vermutung recht hatte.

Seit seiner Flucht hatte er zwei Tage darauf verwandt, seine Spur so gut wie moglich zu verwischen. Er hatte sogar einen weiten Umweg auf sich genommen, und war nach Westen ausgebogen, bevor er die Richtung auf sein Heimatdorf zu einschlug. Aus diesen Grunden wollte er sich ebensowenig wie ein Mensch eingestehen, da? alle seine Muhe unter Umstanden uberflussig gewesen sein konnte.

Allerdings hatte er nie Verfolger beobachtet. Er war gelegentlich aufgehalten worden, wenn er auf unwegsames Gelande oder wilde Tiere traf; aber trotzdem hatte ihn niemand eingeholt. Die schwebenden Tiere und Pflanzen, auf die man stets sorgfaltig achten mu?te, hatten sich nie fur etwas hinter ihm interessiert. Aber trotzdem stand fest, da? die Hohlenbewohner erstklassige Jager und Fahrtenleser waren.

Unter diesen Umstanden ware es nur naturlich gewesen, wenn Nick zu dem Schlu? gekommen ware, seine unbehinderte Freiheit bedeute, da? er nicht verfolgt wurde. Er hatte gern daran geglaubt, aber bei nuchterner Uberlegung kam er wieder davon ab.

Schlie?lich hatten sie darauf bestanden, da? er sie zu Fagin fuhrte!

Er schuttelte heftig den Kopf und befa?te sich wieder mit der Gegenwart. Uberlegungen halfen hier nicht weiter; er mu?te sich entscheiden, ob er zuruckgehen wollte, wobei er unter Umstanden seinen Verfolgern in die Arme lief, oder ob er warten sollte, bis der See ausgetrocknet war, was bedeuten konnte, da? die Verfolger ihn in der Zwischenzeit einholten. Die Entscheidung war nicht leicht, aber immerhin konnte er zunachst einen Versuch unternehmen.

Er ging ans Ufer und schlug mit der flachen Hand in das Wasser. Die Wellen, die sich langsam ausbreiteten, interessierten ihn nicht, denn er achtete nur auf die Wassertropfen. Er beobachtete sie, wahrend sie langsam herabsanken, und stellte zufrieden fest, da? selbst die gro?ten Tropfen sich auflosten, ohne die Wasseroberflache zu erreichen. Der See wurde nicht mehr lange brauchen, bis er ausgetrocknet war; Nick lie? sich am Ufer nieder und wartete.

Eine leichte Brise kam auf, als der neue Tag begann. Nick wartete ungeduldig darauf, da? sich die ersten Auswirkungen auf der Wasseroberflache zeigten — nicht Wellen, sondern Turbulenwirbel, die anzeigten, da? warmere Luftmassen herangefuhrt wurden. Das war der entscheidende Augenblick, denn von diesem Zeitpunkt an wurde das Wasser vermutlich schneller zuruckweichen, als er ihm folgen konnte. Der Luftzug wurde ihm das Atmen erleichtern, sofern er genugend Abstand zu dem Wasser hielt … Ja, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern; der Punkt, an dem er stand, befand sich bereits einen Meter uber der Wasseroberflache. Der See trocknete aus.

In der Zwischenzeit hatte die Brise das Wasser weiter zuruckgedrangt, so da? es jetzt wie ein Wall aufragte. Nick folgte langsam, bewahrte aber genugend Abstand. Die Halbinsel schien tatsachlich ein Hugelkamm zu sein, der unter dem See gelegen hatte. Falls diese Vermutung zutraf, konnte er sich nur begluckwunschen.

Dann kam er plotzlich nicht mehr weiter und mu?te langer als eine Viertelstunde warten, bis sich der See vollig in Luft aufgelost hatte. Er war ungeduldig genug, das Zeug fast zu schnell einzuatmen, spurte aber keine Nachwirkungen. Wenige Minuten spater kletterte er den Abhang am Ostufer des ehemaligen Sees hinauf. Bevor er wieder in das Dickicht eindrang, aus dem heraus er nur die schwebenden Pflanzen uber sich erkennen konnte, drehte er sich nochmals um und sah zu der Stelle hinuber, an der er das Wasser erreicht hatte — noch immer entdeckte er keine Verfolger. Zwei oder drei schwebende Pflanzen naherten sich ihm; er griff nach seinen Messern und bedauerte, da? er die Speere verloren hatte. Allerdings brauchte er die schwebenden Pflanzen nicht zu furchten, solange er sich einigerma?en rasch bewegte — und genau das mu?te er jetzt tun. Er drang in das Dickicht ein.

Die Pflanzen stellten kein ernsthaftes Hindernis dar, denn sie waren so biegsam, da? man sie einfach beiseite schieben konnte. Nur gelegentlich mu?te er sich seinen Weg mit dem Messer bahnen, was unangenehm war — nicht wegen der damit verbundenen Anstrengung, sondern vor allem deshalb, weil er dabei das Messer der Luft aussetzen mu?te. Messer waren in letzter Zeit ziemlich rar, und Fagin ruckte nicht gern ein neues heraus.

Der Morgen verstrich langsam, aber noch immer sah er keine Verfolger hinter sich. Er kam au?ergewohnlich rasch voran, weil er bisher kaum Tieren begegnet war.

Normalerweise rechnete man fur einen Marsch von vierzig Meilen mit vier oder funf Uberfallen durch Raubtiere, die abgewehrt werden mu?ten — aber Nick hatte erst einen Kampf hinter sich. Er verlor jedoch sehr viel Zeit, als er ein Gebiet durchqueren mu?te, das rauher und unwegsamer als alle anderen zuvor war. Die Hugel waren nicht mehr abgerundet, sondern steil und zerkluftet; von Zeit zu Zeit stie? er auf lose Felsbrocken die durch ungewohnlich heftige Beben in Bewegung gesetzt wurden. Gelegentlich mu?te er steile Felswande durchklettern oder in engen Schluchten marschieren, ohne vorher zu wissen, ob er am anderen Ende einen Ausweg finden wurde. Einige Male gab es tatsachlich keinen, so da? er zuruck mu?te.

Als er dieses Gebiet endlich hinter sich hatte, konnte er kaum noch glauben, da? er verfolgt wurde.

Die Stunden vergingen, wahrend Nick so rasch wie moglich weitereilte. Der eine Kampf hatte ihn kaum aufhalten konnen; eine schwebende Pflanze, die er schon von weitem gesehen hatte, war plotzlich herabgesunken. Zum Gluck war sie nur klein gewesen; sogar so klein, da? Nicks Arme langer als ihre Nesselfaden gewesen waren. Ein rascher Schnitt mit einem der Messer hatte ausgereicht, genugend Gasblasen zu zerstoren so da? die Pflanze hilflos zu Boden sank.

Nick steckte das Messer ein und marschierte weiter, wobei er sich einen Arm massierte, der mit dem Gift der Pflanze in Beruhrung gekommen war.

Altair stand hoch am Himmel, als er sich endlich wieder in vertrauter Umgebung befand. Er hatte fruher einige Male in diesem Gebiet gejagt und erkannte es sofort wieder, obwohl es sich in der Zwischenzeit betrachtlich verandert hatte. Nick marschierte noch etwas rascher und veranderte seine Richtung ein wenig. Zum erstenmal war er davon uberzeugt, da? er einen Bericht von seiner Gefangennahme wurde erstatten konnen, aber dabei fiel ihm ein, da? er noch gar nicht daruber nachgedacht hatte, wie dieser Bericht lauten sollte. Eine genaue Schilderung seiner Erlebnisse nahm zuviel Zeit in Anspruch; viel wichtiger war, da? Fagin und die anderen sofort flohen. Andererseits mu?te Nick schon eine stichhaltige Erklarung abgeben konnen, wenn er den Lehrer von dieser Tatsache uberzeugen wollte. Er ging unwillkurlich langsamer, als er sich mit diesem Problem beschaftigte, und wurde erst durch eine Stimme, die seinen Namen rief, aus seinen Gedanken gerissen.

„Nick! Bist du das wirklich? Wo bist du die ganze Zeit uber gewesen? Wir dachten schon, du hattest dich verirrt!“

Bei dem ersten Gerausch griff Nick instinktiv nach seinen Messern. Aber als er die Stimme erkannte, lie? er die Arme sinken.

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