aufdecken zu konnen.“

Easy nickte. „Das ist mir klar“, sagte sie, „und Dondragmer auch. Trotzdem habt ihr mehr Informationen als er, und ich glaube, in der gegenwartigen Situation ist ihm der kleinste Hinweis willkommen. Ware ich dort unten, Tausende von Meilen von jeder Hilfe entfernt, in einer Maschine, die sich im Teststadium befindet, und sogar au?erstande zu sehen, was ringsum vorgeht — nun, ich kann aus Erfahrung sagen, wie gut es da ist, eine Verbindung nach drau?en zu besitzen. Nicht blo? wegen der Moglichkeit des Gesprachs, sondern damit die anderen sehen, was man durchmacht.“

„Wir hatten verdammte Schwierigkeiten, ihn zu sehen“, sagte Benj. „Sogar bei ungetrubter Atmosphare sind sechs Millionen Meilen eine immense Strecke fur ein Teleskop.“

„Naturlich, aber du wei?t wohl, wie ich es meine“, antwortete seine Mutter gelassen. Benj hob die Schultern und sagte nichts mehr; das gespannte Schweigen, das ihrem Wortwechsel folgte, wahrte etwa eine halbe Minute, dann spuc kte die Maschinerie ein Blatt mit geheimnisvollen Symbolen aus. McDevitt nahm es; die beiden anderen beugten sich uber seine Schultern, um es ebenfalls sehen zu konnen, obwohl zumindest Easy nichts davon verstand. Der Junge brauchte nur funf Sekunden, um den Text zu lesen, dann gab er einen Laut wie eine Mischung aus einem Schnaufer und einem Kichern von sich. Der Meteorologe blickte zu ihm auf.

„Nur zu, Benj. Diesmal kannst du so sarkastisch sein, wie du willst. Ich rate davon ab, dieses Resultat unzensiert an Dondragmer zu ubermitteln.“

„Wieso? Stimmt etwas nicht?“ erkundigte sich die Frau.

„Nun, die meisten Daten haben wir naturlich uber die Me?satelliten beko mmen. Ich habe die Angaben uber den Wind eingegeben und einen minimalen Unsicherheitsfaktor berucksichtigt. Ich wei? nicht, welche Instrumente in den Fahrzeugen verfugbar und wie prazise sie sind, oder wie genau man sie durchgesagt hat; ungefahr sechzig Meilen Windgeschwindigkeit, sagtest du. Den angeblichen Nebel habe ich ubergangen, da keine Daten vorliegen. Nach dieser Computerrechnung betragt die Sichtweite unter normalen Lichtverhaltnissen — normal fur menschliche Augen, das hei?t also auch etwa fur mesklinitische, schatze ich — zweiundzwanzig Meilen, Zerrfaktor ein Grad.“

Easy hob die Brauen. „Wie erklarst du dir das?

Ich dachte, die alten Scherze uber die Wettervorhersage seien langst uberholt?“

„In Wirklichkeit sind sie nur schal geworden. Ich erklare es mir ganz einfach durch die Tatsache, da? wir nicht genugend Daten haben und haben konnen. Die offensichtlichste Fehlerquelle ist der Mangel an detaillierter topografischer Erfassung der Oberflache. Ein Wind mit einigerma?en respektabler Geschwindigkeit andert seine Luftmassentemperatur ziemlich rasch, wenn er einen Hugel hinauf- oder hinabwehen mu?, und sei die Erhebung auch relativ flach; Benj hat das eben schon erklart. Unsere topografischen Kenntnisse wurden aufgrund dieses Effekts gewonnen, aber sie sind kaum mehr als skizzenhaft. Ich brauche exaktere Messungen von Dondragmer. Wollte Aucoin nicht die genaue Position der Kwembly ermitteln?“

Easy kam zu keiner Antwort; Aucoin personlich trat ein. Er hielt sich nicht mit Gru?worten auf und setzte offensichtlich voraus, da? Easy den Meteorologen bereits die Hintergrundinformationen gegeben hatte.

„Acht Strich vier funf funf Grad sudlich des Aquators und sieben Strich neun zwei drei Grad ostlich des der Landungsstelle nachstliegenden Meridians. Naher ging es nicht. Sind ein paar hundert Meter Toleranz fur eure Zwecke untragbar?“

„Heute neigen hier wohl alle zum Sarkasmus“, murmelte McDevitt argerlich. „Danke, es wird reichen. Easy, konnen wir hinunter in den Kommunikationsraum und mit Dondragmer Rucksprache halten?“

„Geht in Ordnung. Darf Benj mitkommen, oder hat er hier noch zu tun? Ich mochte gerne, da? er Dondragmer ein bi?chen kennen lernt.“

„Und beilaufig seine linguistische Begabung demonstriert, wie? Klar, er darf mit. Du auch, Alan?“

„Nein, ich habe noch jede Menge zu erledigen.

Trotzdem wurde ich gerne uber die Einzelheiten jeder vertrauenswurdigen Vorhersage unterrichtet, und uber alle Nachrichten Dondragmers, die die Planung wesentlich beeinflussen konnen. Ich bin im Planungsburo.“

Der Meteorologe nickte. Aucoin verlie? das Labor, und die drei anderen folgten ihm, wandten sich jedoch abwarts und begaben sich uber die Leitern in den Kommunikationsraum. Mersereau war inzwischen gegangen; ein anderer Mann sa? auf seinem Platz. Er winkte ihnen zu und kehrte an die eigene Arbeit zuruck. Die ubrigen Anwesenden schenkten der Gruppe wenig Beachtung. Die Stationen des Satelliten wurden nicht nach strenger Schichteinteilung besetzt, doch hatte sich die Regel eingeburgert, da? im Kommunikationsraum niemals weniger als zehn Personen anwesend sein durften. Man hatte herausgefunden, da? ein Schichtdienst ein Phanomen hervorrief, das sich am ehesten mit der einschlafernden Wirkung vergleichen lie?, die eine endlos lange Allee auf einen Autofahrer ausubte.

Die zu den vier Kommunikatoren der Kwembly gehorenden Lautsprecher befanden sich vor einer Reihe von sechs Sesseln. Die damit korrespondierenden Bildschirme waren daruber angebracht. Jeder Platz war mit einem Mikrofon und einem Selektor ausgestattet; der Selektor erlaubte es, entweder mit nur einem oder mit allen vier Geraten der Kwembly gleichzeitig in Verbindung zu treten.

Easy setzte sich und schaltete das Mikrofon ihres Sessels auf den Kanal, der sie mit Dondragmers Kommandobrucke verband. Auf dem korrespondierenden Bildschirm gab es kaum etwas zu erkennen, da die Kamera auf die Bugfenster der Brucke wies und die Sicht nach drau?en in der Tat durch Nebel schwer behindert wurde. In der unteren linken Ecke des Bildschirms konnte man die Plattform des Steuermanns und einen Teil des gerade Diensthabenden sehen. Die Bruckenbeleuchtung war gedampft, aber die Au?enscheinwerfer lie?en den Nebel als grauen Vorhang sichtbar werden.

„Don!“ rief Easy. „Hier spricht Easy. Bist du auf der Brucke?“ Sie druckte einen Zeitausloser und schaltete den Selektor auf das im Labor der Kwembly befindliche Gerat um. „Borndender“, sagte sie, „die verfugbaren Informationen reichen zur Erstellung einer Wettervorhersage nicht aus.

Ich habe Verbindung mit eurer Brucke aufgenommen, aber ich ware dankbar, wurdest du uns so exakt wie moglich die gegenwartige Temperatur, die Windgeschwindigkeit, den Au?endruck, Quantitatswerte, den Nebel betreffend, und…“

Sie zogerte.

„Und die gleichen Informationen uber die letzten Stunden“, erganzte Benj, wobei er sich ebenfalls des Stennish bediente, „mit moglichst genauen Zeitangaben.“

„Wir sind wieder empfangsbereit, sobald eure Brucke ihre Durchsage beendet hat“, sagte die Frau.

„Wir konnten auch alle Daten uber die genaue Zusammensetzung von Atmosphare, Nebel und Schnee gebrauchen“, fugte ihr Sohn hinzu.

„Gibt es weiteres Material, das ihr als bedeutsam erachtet, ist es uns ebenfalls willkommen“, versicherte Easy abschlie?end. „Ihr seid auf der Oberflache und wir nicht. Ihr mu?t euch doch sicher auch schon ein paar eigene Gedanken uber Dhrawns Wetter gemacht haben.“ Der Zeitausloser klingelte. „Eure Brucke meldet sich. Wir erwarten eure Durchsage, sobald der Captain fertig ist.“

Die ersten Worte des Sprechers mischten sich in ihren Schlu?satz. Die Brucke hatte prompt geantwortet. „Hier spricht Kervenser, Mrs. Hoffman. Der Captain halt sich unten im Versorgungskontrollraum auf. Ich rufe ihn, wenn notig, aber wir brauchen schnellstmoglich einen guten Rat. Die Sichtweite betragt jetzt nicht einmal mehr eine Korperlange, und wir wagen uns nur noch im Kreis zu bewegen. Jedes Mal, wenn wir seitwarts zur Windrichtung geraten, hat man das Gefuhl, das Fahrzeug musse sogleich umkippen.

Die Sichtflachen sind schwer vereist. Die Walzen sind noch eisfrei, da wir sie in Bewegung halten, aber die Ruderleinen konnen jeden Moment festfrieren, und sie freizulegen, durfte strapaziose Arbeit erfordern. Wahrscheinlich ist es unmoglich, bevor der Wind aufhort, weil die Gefahr besteht, da? die Schutzanzuge ebenfalls vereisen.

Irgendwelche anderen Vorschlage?“

Easy wartete geduldig, bis Kervenser seine Durchsage beendete. Dann fa?te sie die Nachricht zusammen, die sie zuvor dem Labor der Kwembly gegeben hatten, und vermied auch diesmal eine Erwahnung des Computerresultats, da? das Wetter eigentlich klar sein musse. Die Meskliniten wu?ten langst, da? die menschliche Wissenschaft nicht unfehlbar war — die meisten besa?en eine weitaus realistischere und gesundere Vorstellung von ihren Grenzen als die meisten Menschen; doch wenn es sich umgehen lie?, sollte man keinen allzu schlechten Eindruck machen. Naturlich, sie war kein Meteorologe, aber wahrscheinlich ware Kervensers Reaktion auf das lacherliche Resultat wenig differenziert ausgefallen.

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