ungewohnlich, da? eins der Fahrzeuge in Schwierigkeiten geriet. Zumeist nahmen die vor Ort befindlichen Meskliniten derartige Zwischenfalle mit weitaus mehr Gelassenheit auf als die zum hilflosen Zuschauen verurteilten Menschen. Der Kommunikationsraum fullte sich allmahlich mit Zuschauern. Easy und Mersereau widmeten ihre Aufmerksamkeit den vier Bildschirmen, die den visuellen Kontakt zur Kwembly hielten, und beachteten den anderen nur beilaufig.

Den Bildern war nicht zu entnehmen, da? das Fahrzeug schwamm, da die Kameras jede eventuelle Rumpfbewegung mitvollzogen, und es gab kaum unbefestigte Gegenstande an Bord. Die Mannschaft bestand nahe zu vollig aus erfahrenen Seglern, die sich im Verlauf ihres Lebens die Angewohnheit zugelegt hatten, nichts ungesichert umherliegen zu lassen. Easy bemuhte sich, auf dem Bildschirm, der die Brucke der Kwembly zeigte, etwas von der Au?enwelt zu erspahen, das einen Hinweis auf die Vorgange gab, aber sie vermochte nichts auszumachen.

Dann wurde ihr die Sicht wieder entzogen, als Dondragmer zuruck in den Vordergrund kam und seine Meldung erganzte.

„Anscheinend besteht keine unmittelbare Gefahr.

Wir schwimmen gleichma?ig. Der Flussigkeitspegel befindet sich in Hohe von Deck 2. Magnetkurs ist 66. Unsere Wissenschaftler versuchen, die Flussigkeit zu analysieren. Falls wir nicht gegen eine solide Bodenformation treiben, kann uns nichts geschehen. Samtliche Maschinen und Gerate funktionieren einwandfrei. Das ist vorerst alles. Wenn ihr unsere Positionsanderung uber die Me?satelliten verfolgen konnt, sind wir fur weitere Informationen dankbar. Sagt Barlennan, da? vorlaufig alles in Ordnung ist.“

Easy schaltete ihr Mikrofon um und wiederholte den Bericht des Captains beinahe wortgetreu. Sie sah, da? ihre Durchsage mitgeschrieben wurde. Sie hoffte, da? der Mesklinit irgendwelche Fragen stellen wurde; nicht, da? sie eine Antwort gewu?t hatte, aber sie spurte, wie sie wieder einmal das Gefuhl der Hilflosigkeit, der Nutzlosigkeit uberkam. Der Mesklinit jedoch bestatigte die Information lediglich und strebte mit seinen Notizen aus dem Raum. Easy fragte sich, wie weit er es bis zum Commander haben mochte. Keiner der Me nschen besa? eine genauere Vorstellung von der Anlage der mesklinitischen Basis.

Tatsachlich war der Weg nur kurz. Den Gro?teil der Strecke legte der Mesklinit au?erhalb des Kommunikationsraums zuruck. Seine Rasse hegte eine tief verwurzelte Abneigung gegen jede Art massiver Objekte uber den Kopfen, die sie auch auf einem Planeten, dessen Gravitation nur einen Bruchteil der Gravitation ihrer Heimatwelt Mesklin ausmachte, nicht zu uberwinden vermochten. Die Dachkonstruktionen der Basis bestanden fast ausschlie?lich aus einem dunnen, elastischen Transparentmaterial, das von Mesklin stammte.

Lediglich das Terrain diktierte Abweichungen von der ublichen, ausgedehnt wie eine Stadt angelegten mesklinitischen Flachbauweise. Ein Mesklinit verschwendete keinen Gedanken an ein Fundament oder Obergeschosse. Die Kwembly und die anderen Fahrzeuge, die zahlreiche Decks umfa?ten, waren im Prinzip menschliche und paneshkische Entwurfe.

Der Mesklinit durchquerte etwa zweihundert Meter unbedachter Korridore, bevor er das Buro des Comma nders erreichte. Es lag an der Nordseite der Verschachtelung ungefahr funfundzwanzig Zentimeter hoher Strukturen, aus denen die Basis vorwiegend bestand. Der Stutzpunkt lag nahe am Rand einer einhundertundzwanzig Zentimeter hohen Klippe, die sich jeweils fast eine Meile weit nach Osten und Westen erstreckte und von der ein Dutzend kunstlicher Rampen abwarts fuhrten. Am Boden zu Fu?en der Klippe standen zwei der machtigen Expeditionsfahrzeuge, deren Bruckenaufbauten die Transparentdacher der Basis dennoch uberragten. Die Wand von Barlennans Raum war ebenfalls transparent und gab den Blick direkt auf das nahere der beiden Fahrzeuge frei; das andere stand einige hundert Meter weiter ostlich.

Bei den Vehikeln bewegten sich einige in Schutzanzuge gehullte Meskliniten, die daneben wie Zwerge wirkten.

Barlennan beobachtete gerade die Mechaniker, als der Bote ins Buro sturzte und ohne Formalitaten die Nachricht herunterhaspelte. Als der Commander sich umwandte und den Text in Empfang nahm, hatte er den Inhalt bereits gehort.

Naturlich war er alles andere als zufrieden damit.

Seit Eingang der ersten Meldung hatte er genug Zeit gehabt, sich einige Fragen zu stellen, und diese Durchsage beantwortete keine davon. Der Commander bezwang seine Ungeduld.

„Mir scheint, bisher ist noch kein brauchbares Material von den menschlichen Meteorologen gekommen.“

„Nichts, wovon wir wu?ten. Allerdings konnten sie der Kwembly etwas durchgegeben haben, ohne uns zu informieren.“

„Moglicherweise. Sind unsere Wetterexperten ebenfalls benachrichtigt worden?“

„Das ist mir unbekannt. Vielleicht hat Guzmeen es veranla?t, obwohl sie mit dem Bescheid ohnehin nicht viel anfangen konnen.“

„Nun gut. Ich mochte mich sowieso personlich mit ihnen unterhalten. Ich halte mich fur die nachste halbe Stunde dort auf. Sag’s Guz.“

Der Mesklinit vollfuhrte eine zustimmende Zangenbewegung und entfernte sich. Barlennan verlie? sein Buro durch eine andere Tur und strebte langsam westwarts durch die Gebaudekomplexe.

Die meisten der auf seinem Weg befindlichen Rampen, die die Gebaude der Basis miteinander verbanden, fuhrten aufwarts, und als er schlie?lich nach Suden abbog, befand er sich ungefahr einen Meter uber der Hohenlage seines Buros, aber noch unterhalb der Brucke nhohe der beiden geparkten Fahrzeuge. Das Transparentmaterial uber den Zwischenraumen der Gebaude wolbte sich hier etwas straffer, da der fast pure Wasserstoff im Innern der Basis mit wachsender Hohe nicht so rasch an Druck verlor wie das weitaus dichtere Gasgemisch von Dhrawns Atmosphare. Der Hang, auf dem man die Basis errichtet hatte, war fur die hiesigen Verhaltnisse eine recht ansehnliche Erhebung. Der Au?endruck entsprach fast genau dem, der auf Mesklin in Hohe des Meeresspiegels herrschte.

Da Dhrawns Atmosphare etwa zwei Prozent Sauerstoff enthielt, beugten die Meskliniten sehr umsichtig gegen das Entstehen von Lecks vor.

Barlennan entsann sich noch der fatalen Folgen einer Sauerstoff-Wasserstoff-Explosion, deren Zeuge er kurz nach seiner ersten Begegnung mit Menschen geworden war.

Der Forschungskomplex war der hochstgelegene der Basis. Er unterschied sich von den anderen dadurch, da? er etwas besa?, das entfernt einem zweiten Stockwerk ahnelte; auf dem Dach waren eine Anzahl von Instrumenten mo ntiert, die man uber Rampen, die durch flussigkeitsgefullte Schleusen fuhrten, erreichen konnte. Die Instrumente stammten beileibe nicht alle von den fremden Auftraggebern; die Meskliniten verstanden die in funfzig Jahren erworbenen Kenntnisse mit der ihnen eigenen Geschicklichkeit vorzuglich zu verbinden. Allerdings hatten sie sich erst nach ihrer Landung auf Dhrawn gehalten gefuhlt, ihre eigene Initiative zu entfalten.

Barlennan verriet seinen Auftraggebern nichts von solchen Dingen. Er mochte die Menschen ganz gern, wenn auch nicht in dem Ma?e wie Dondragmer; immer war ihm ihre verbluffend kurze Lebensspanne bewu?t, die verhinderte, da? er jene Menschen, mit denen er zusammenarbeitete, kennenzulernen vermochte, bevor andere sie ablosten. Inzwischen hatte es sich zu einem Bestandteil mesklinitischer Hoflichkeit entwickelt, in Gesprachen mit Menschen, Drommianern und Paneshken die Frage des Alters zu vermeiden.

Zugleich bemuhten die Meskliniten sich, nicht in starkere Abhangigkeit von ihnen zu geraten als unumganglich; niemand wu?te, ob der nachste Partner gleicherma?en kooperationsbereit sein wurde. Dondragmers Vertrauen in sie war eine krasse Ausna hme.

Die mesklinitischen Wissenschaftler, die der Commander nun aufsuchte, dachten nicht anders daruber. Sie sahen ihr Hauptinteresse darin, die Lage selbst unter Kontrolle zu behalten. „Nur ein Besuch oder hat jemand Schwierigkeiten?“

„Schwierigkeiten, furchte ich“, antwortete Barlennan. Kurz schilderte er Dondragmers Situation, dann ging er voran in den Nebenraum, dessen Boden eine Karte der Tiefdruckzone Alpha bildete. Sie war noch recht unvollstandig.

Barlennan wu?te, da? noch sehr viel Arbeit vor ihnen lag. Dennoch war die Karte fur ihn ermutigender, als ihr Gegenstuck im einige Millionen Meilen entfernten Satelliten die Menschen zu ermutigen geeignet war. Beide zeigten das Gebiet, in dem sich die Fahrzeuge bewegten, und einiges vom Profil der Landschaft.

Die Meskliniten hatten ihre Eintragungen mit schwarzen Linien vorgenommen, die sich wie ein Spinnengewebe uber die Flache erstreckten und an die Skizze eines Nervensystems erinnerten.

Jene Daten, die die Meskliniten ohne direkte menschliche Unterstutzung erlangt hatten, konzentrierten sich

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