schicken, um die Montage durchfuhren zu lassen, doch dann war ihm das Risiko zu hoch erschienen. Die Wahrscheinlichkeit, da? die Auslaufer der Stromung sie erreichten, bevor eine solche Montage beendet werden konnte, war sehr gro?.

Der Steuermann hatte die gleichen Uberlegungen angestellt, aber nicht ausgesprochen. Beetchermarlf war jung, doch nicht mehr so jung, da? es ihn zu der Annahme verleitet hatte, seine Vorgesetzten konnten offensichtliche Sachverhalte ubersehen. Er vertraute dem Captain restlos.

Allmahlich begann es ihn jedoch zu storen, da? Dondragmer keinerlei Befehle erteilte. Irgend etwas, so dachte er, mu?te endlich getan werden; sie konnten sich doch unmoglich einfach immer weiter nach Osten abtreiben lassen. Er sah auf den Kompa?; ja, nach Osten, das war endgultig. In dieser Richtung gab es Bodenerhebungen, wie die letzte Luftaufklarung festgestellt hatte, und ihrer Farbe nach bestanden sie aus massivem Gestein, nicht aus Eis. Wenn die Kwembly lediglich auf geschmolzenem Wassereis schwamm, mu?te sie bald auflaufen. Beetchermarlf hegte von der Stabilitat der Hulle eine nicht minder positive Meinung als der Captain, aber auf Dhrawn gegen ein Riff zu prallen, schien ihm keineswegs angenehmer, als es ihm auf Mesklin gewesen ware.

Immerhin, schon wegen der atmospharischen Dichte dieses Gebiets, durfte der Wind sie nicht allzu weit abtreiben, und au?erdem bildeten die Walzen unterhalb des Flussigkeitsspiegels einen Hemmfaktor. Nach Auskunft der Luftaufklarung war das Schneefeld ebenma?ig gewesen, so da? auch die Flussigkeit sich gleichma?ig verteilen mu?te. Traf dies zu, wurde eine Kontrolle der atmospharischen Druckverhaltnisse es beweisen konnen… Die Eingebung blieb haften; der Steuermann blickte zum Captain hinauf, zogerte und sprach den Gedanken schlie?lich doch aus.

„Captain, ware es nicht ratsam, den Au?endruck zu kontrollieren? Wenn das Plateau einen Abflu? besitzt, treiben wir abwarts, und damit andert sich der Druck, so da?…“ Dondragmer unterbrach ihn.

„Aber die Oberflache war eben — nein, du hast recht. Wir sollten uns uberzeugen.“ Er streckte sich zu der Reihe von Sprechrohren hinauf und rief das Laboratorium. „Born, wie steht es mit dem Druck?

Ich setze voraus, da? ihr euch darum kummert.“

„Naturlich. Die Sicherheitsblasen an Bug und Heck sind, seit wir zu schwimmen begonnen haben, standig expandiert. Inzwischen liegen wir um sechs Korperlangen tiefer. Ich bereite gerade die Freisetzung von mehr Argon vor.“

Dondragmer bestatigte und wandte sich wieder an den Steuermann.

„Ich hatte daran denken sollen. Die Luftaufklarung mu? einen Hang ubersehen haben, uber den das Wasser nun abwarts flie?t.“

„Das Fahrzeug ist auf schwierige Verhaltnisse eingerichtet, Captain. Ich wu?te nicht, was wir sonst tun konnten.“

„Etwas auf jeden Fall“, sagte Dondragmer grimmig. Er erhob sich erneut zu den Sprechrohren und stie? jenen heulenden Pfiff aus, der allgemeine Aufmerksamkeit forderte. Dann bog er den Kopf zuruck, so da? er sich in gleicher Entfernung von allen Rohren befand, und sprach so laut, da? man ihn auf allen Stationen verstehen mu?te.

„Alle kleiden sich so schnell wie moglich in die Schutzanzuge. Die Stationen konnen zu diesem Zweck verlassen werden, sind jedoch umgehend wieder zu besetzen.“ Er lie? sich zuruck auf seine Kommandoplattform sinken. „Hole unsere beiden Anzuge auf die Brucke“, sagte er zu Beetchermarlf.

„Schnell!“

Nach neunzig Sekunden war der Steuermann mit den Schutzanzugen zur Stelle. Er schickte sich an, dem Captain beim Ankleiden zu helfen, aber Dondragmer winkte ab. Zwei Minuten spater waren sie umhullt, die Kopfe ausgeno mmen, und befanden sich wieder auf ihren Stationen.

Die Eile erwies sich als uberflussig. Weitere bange Minuten vergingen, wahrend Beetchermarlf mit dem nutzlosen Steuer spielte und Dondragmer sich fragte, wann endlich neue Informationen von den menschlichen Wissenschaftlern kommen wurden. Er hoffte, da? sich uber die Me?satelliten feststellen lie?, mit welcher Geschwindigkeit die Kwembly sich bewegte; aber er wu?te, da? solche Daten nicht nach Belieben erhaltlich waren. Zwar befanden sich mehr als drei?ig Me?satelliten im Orbit, doch sie alle kreisten weniger als dreitausend Meilen uber der Oberflache, und man hatte sich nicht die Muhe gemacht, ihre Umlaufbahnen exakt aufeinander abzustimmen, so da? weder die Kameras noch die Mikrowellentaster die planetare Oberflache vollstandig zu erfassen vermochten; die Kommunikation war keineswegs ihr Hauptzweck.

Die Kommunikatoren des bemannten Satelliten arbeiteten relaisunabhangig, da der Satellit in einem synchronen Orbit sechs Millionen Meilen uber dem Meridian schwebte, in dessen Bereich die Basis lag. Au?erdem hielt Dondragmer die Umlaufgeschwindigkeit der Me?satelliten, die neunzig Meilen je Sekunde betrug, fur eine unausschaltbare Fehlerquelle. Seine Hoffnung, auf diesem Wege Angaben uber die Geschwindigkeit der Kwembly zu erhalten, war daher nicht besonders gro?. Aber das spielte keine Rolle, da er sie ohnehin nie bekam.

Einmal, etwa eine halbe Stunde nachdem sie abzutreiben begonnen hatten, durchlief ein kurzer Sto? die Kwembly. Gleichmutig gab der Captain eine Meldung an den Satelliten, da? sie wahrscheinlich Boden beruhrt hatten. Die gesamte Mannschaft teilte seine Meinung, und die Spannung unter den Meskliniten wuchs.

Das Ende kundigte sich kaum merklich an. Auf einen Pfiff aus der Sprechrohre, die die Brucke mit dem Laboratorium verband, folgte die Meldung, da? der Druck noch schneller steige und eine zusatzliche Anreicherung der Atmosphare des Fahrzeuginnern mit Argon notwendig geworden sei, um die Sicherheitsblasen vor dem Platzen zu bewahren. Man spurte nichts davon, da? die Geschwindigkeit zunahm, aber die Implikation dieser Meldung war deutlich genug. Der Rumpf sank immer tiefer in den Wasserspiegel. Wie schnell bewegten sie sich in horizontaler Richtung?

Der Captain und der Steuermann sahen einander an, und obwohl sie die Frage nicht laut stellten, war es klar, da? sie sie beide beschaftigte. Noch mehr Minuten verstrichen. Die Spannung stieg.

Dann gab es ein donnerndes Krachen, und der Rumpf der Kwembly neigte sich ruckartig seitwarts; ein zweites Krachen, und das Fahrzeug kippte heftig nach steuerbord. Mehrere Sekunden lang schwankte es wild, und jene Mannschaftsmitglieder, die sich in den Bereichen von Bug und Heck aufhielten, spurten au?erdem, da? es eine andere Richtung nahm, doch der Nebel versperrte noch immer jede Sicht auf die Ursache dieser Vorgange.

Schlie?lich erfolgte ein weiteres, noch lauteres Krachen, und die Kwembly rollte ungefahr sechzig Grad steuerbordwarts; diesmal stabilisierte sie sich nicht. Kratzende, scharrende Gerausche lie?en darauf schlie?en, da? sie sich noch leicht bewegte, aber an der Schraglage des Rumpfs anderte sich nichts. Erstmals konnte man drau?en das Wasser horen.

Dondragmer und der Steuermann blieben unversehrt. Fur Geschopfe, die eine zweihundertfache Erdgravitation als normal und eine sechshundertfache lediglich als geringfugige Unbequemlichkeit betrachteten, bedeuteten solche Erschutterungen nichts. Sie befanden sich noch auf ihren Stationen und hatten nicht einmal ihren Griff um die Klammereisen gelockert. Der Captain glaubte nicht an Verletzungen unter der Mannschaft. Seine nachsten Worte bewiesen, da? er wesentlich vorausblickender dachte.

„Sofortige Meldung von allen Stationen!“ rief er in die Sprechrohren. „Pruft die gesamte Hulle und meldet alle Risse oder Bruche. Das Laborpersonal auf die Notstationen. Achtet auf eventuell eindringenden Sauerstoff. Versorgungskontrolle, stoppt die Zirkulation, bis die Sauerstofftests abgeschlossen sind. Vorwarts!“

Anscheinend waren immerhin die Sprechrohren noch intakt, denn sofort kamen bestatigende Pfiffe.

Wahrend die Meldungen eingingen, begann Beetchermarlf sich zu entspannen. Er hatte nicht wirklich erwartet, da? die Hulle, die ihn von Dhrawns giftiger Atmosphare trennte, eine derartige Erschutterung uberstehen wurde. Sein Respekt vor der fremden Technik stieg um mehrere Grade. Als endlich alle Meldungen vorlagen, stellte sich sogar heraus, da? die Rump fstruktur keine ernsten Schaden, nicht einmal sichtbare Risse erlitten hatte. Ob die Dichtungen an jenen Stellen der Hulle, wo sich normale Durchlasse wie fur Instrumente und Trossen befanden, beeintrachtigt worden waren, wurde sich erst nach einer Weile feststellen lassen. Druckkontrolle und Sauerstofftests mu?ten ohnehin schon routinema?ig fortgefuhrt werden.

Die Energieversorgung funktionierte ebenfalls noch einwandfrei. Die funfundzwanzig voneinander unabhangigen Wasserstoffkonverter waren solide, absolut sto?sichere Einheiten, deren bewegliche Teile kaum gro?er waren als die Molekule des gasformigen Mediums, das sie verarbeiteten. Man hatte sie bedenkenlos einer Dampf ramme aussetzen konnen.

Die meisten Au?enscheinwerfer waren jedoch zerstort oder zumindest erloschen; sie konnten jedoch ersetzt werden. Einige funktionierten noch, und vom uberfluteten Teil der Brucke konnte man nach drau?en schauen.

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