„Pugnose“ zu befinden pflegte. Phosphoreszierende Flecken trieben nach oben, Lichtstreifen, nicht hell genug, um ihre Farbe klar festzustellen, trieben minutenlang vor einem Fenster, als waren sie die Positionslichter von etwas, das neugierig hereinzulugen versuchte. Ich war versucht —, nicht sehr stark, aber immerhin versucht — meine Lichter ein oder zweimal einzuschalten, um zu sehen, was das fur Erscheinungen waren.

Das Wrack sank unter Drehungen ab. Man hatte mir versichert, da? dies nicht der Fall sein wurde — man hatte ausreichend Ballast eingeplant, so da? der Bug standig nach unten zeigen und der Tank oben bleiben wurde, wenn ich auf dem Meeresgrund auftraf — doch war niemand da, bei dem ich mich hatte beklagen konnen. Es sah auch ganz so aus, als konnte ich dagegen nichts unternehmen.

Ich fragte mich schon, was ich erreichen wurde, wenn der Tank im Grundschlamm landete oder gar auf hartem Felsboden und das Wrack uber sich hatte. Das Ding war alles in allem nicht sehr manovrierfahig. Wenn ich zuviel zusatzliches Gewicht mitbrachte, wurde der Wegwerfballast vielleicht nicht ausreichen, mir zuruck zur Oberflache zu verhelfen.

Mit Gewichtsverlagerung allein konnte ich das Trudeln nicht abstellen. Der Innendurchmesser des Tanks betrug nur an die sechs Fu?, und den Gro?teil dieses Volumens nahmen die eingebauten Apparaturen ein.

Manche meiner Freunde hatten die Neigung gezeigt, ihre Probleme durch Nichtstun und Warten bis zum letztmoglichen Augenblick zu losen. Ich habe die meisten uberlebt. Kaum hatte ich das Trudeln bemerkt, brauchte ich nur funf Sekunden und hatte im Geist alle moglichen Aktionen uberflogen.

Ich konnte mich jetzt gleich vom Wrack losmachen und die fast vollkommen runde Form des Tanks jedem, mit einem guten Sonar ausgerusteten, Beobachter vor Augen fuhren, obgleich ich bis jetzt niemanden bemerkt hatte. Ich konnte Licht einschalten, damit ich den Boden vor dem Aufprall begutachten konnte, und mich hoffentlich noch rechtzeitig losmachen, wenn notig. Auch das hatte sich mit dem Tarn-Plan nicht vertragen. Ich konnte aber auch dasitzen und hoffen, da? ich trotz des Trudelns in der richtigen Stellung landete — das hei?t also, die Hande in den Scho? legen. Das bedeutete, da? ich mit den Naturgesetzen um mein Leben kampfen mu?te, und die sind schwerer zu bezwingen als die me isten menschlichen Gegner.

Die ersten zwei Moglichkeiten bedeuten — nun ja, vielleicht waren Bert und Joey und Marie noch am Leben. Ich streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus.

Doch ich beruhrte ihn nicht, denn ganz plotzlich konnte ich den Grund sehen.

Zumindest sah es nach Grund aus. Es lag rechts von mir — ich konnte oben und unten immer noch unterscheiden — und sah flach aus. Und sichtbar war es auch.

II

Naturlich glaubte ich es nicht. Ich bin ein sehr konservativer Mensch, der es gern mag, wenn auch die Dichtungen realistisch sind, und das da war ein dicker Brocken. Als Junge mu?te ich mit der Lekture von „Die Maracot-Tiefe“ Schlu? machen, weil darin ein leuchtender Meeresboden beschrieben wurde. Ich wu?te, da? Conan Doyle niemals unten gewesen war und das Licht nur der Handlung wegen brauchte und ohnehin keiner gro?en Folgerichtigkeit huldigte, und doch wollte ich mich damit nicht abfinden. Ich wu?te, er hatte unrecht wie jeder andere — denn der Meeresboden ist nicht hell.

Nur war er es jetzt.

Das trudelnde Wrack schwang sich aufwarts, weg vom Licht, und ich hatte nun Zeit zu entscheiden, ob ich meinen Augen trauen sollte oder nicht. Ich konnte noch immer Instrumente ablesen. Der Druckmesser gab eine direkte Tiefe von 4880 Fu? an. Eine hastige, im Geiste vorgenommene Korrektur vom Band des Thermographen ergab zweihundert mehr. Ja, ich hatte in Bodennahe sein sollen, irgendwo auf den Nordhangen des Gebirges, dessen Gipfel Rapanui darstellen.

Ich vollfuhrte eine Drehung und sah nun wieder hinunter. Ob ich nun meinen Augen trauen wollte oder nicht, sie zeigten mir beharrlich, da? es in dieser Richtung Licht gab. Es war ein sanftes gelbgrunes Leuchten — genau das Licht, das man verwendet, wenn man Unterwasserszenen filmen will.

Erst wirkte es einheitlich und ebenma?ig. Dann aber, ein paar Umdrehungen weiter und zweihundert Fu? tiefer, zeigte es ein bestimmtes Schema.

Es waren Vierecke, deren Ecken ein wenig heller waren als alles ubrige. Es bedeckte nicht den ga nzen Grund. Der Rand lag fast genau unter mir, und es erstreckte sich in die Richtung, die ich fur Norden hielt. Mein Kompa? reagierte namlich auf das Trudeln nicht allzu gunstig. In der anderen Richtung lag die normale, trostliche und furchteinflo?ende Finsternis — das war Wirklichkeit genug.

Nun passierten zwei Dinge fast gleichzeitig. Mir wurde klar, da? ich ganz nahe am Rand des beleuchteten Bereiches niedergehen wurde, und ebenso klar wurde mir, um was es sich bei diesem beleuchteten Gebiet handelte. Und die zweite Erkenntnis, die uberwaltigte mich. Sekundenlang war ich so wutend und angewidert, da? ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Und als Folge davon hatte ich diese Geschichte fast nicht erzahlt.

Das Licht war kunstlich. Ob sie es glauben oder nicht.

Mir ist klar, da? ein normaler Mensch sich das nur schwer vorstellen kann. Kostbare Watt zur Beleuchtung der Au?enwelt sind eine schlimme Sache, manchmal aber traurige Notwendigkeit. Aber Energievergeudung zur Beleuc htung des Meeresbodens — nun, wie gesagt, sekundenlang war ich zu wutend, um einen klaren Gedanken fassen zu konnen. Mein Job hatte mich mit Menschen zusammengebracht, die mit Energie unachtsam umgi ngen, die Energie stahlen, und sogar mit Menschen, die sie mi?brauchten. Das hier aber war eine brandneue Dimension! Inzwischen war ich noch tiefer gesunken und konnte eine weite Lichtflache sehen, die sich nach Norden, Osten und Westen erstreckte, bis sie in der Ferne verschwamm. Eine Riesenflache, beleuchtet von Dingen, die ein paar Yards uber dem ebenen Boden hingen, von Dingen, die nur als schwarze Flecken in der Mitte eines etwas helleren Feldes sichtbar waren. Wer hinter dieser Sache steckte, hatte immerhin einen gewissen Sinn fur Sparsamkeit. Er benutzte Reflektoren.

Dann hatte ich meine Wut bezwungen, oder aber meine Angst hatte dies fur mich besorgt. Mir wurde schlagartig klar, da? ich mich nur mehr in geringem Abstand uber den Lichtern befand. Ich wurde nicht inmitten der Lichter niedergehen, sondern ein Stuck weiter sudlich davon. Und ich konnte nicht sagen, sicher niedergehen, denn meine Kombination von „Pugnose“-Bug und Sicherheitstank drehte sich so langsam, da? ich voraussehen konnte, in welcher Stellung sie auf dem Boden auftreffen wurde. Es sah ganz danach aus, als wurde das offene Heck-Ende nach unten zu liegen kommen.

Ganz abgesehen von der Tatsache, da? ich unter dem Wrack hervor nichts sehen konnte, bestand daneben die Wahrscheinlichkeit, da? ich auch nichts wurde tun konnen — beispielsweise zuruck an die Oberflache gelangen. Da fa?te ich nach den Schalthebeln.

Da der ganze Plan auf Tarnung beruhte, wurde der Abtrennvorgang mittels Federdruck und nicht durch ein Wegsprengen eingeleitet. Ich wartete, bis die Drehung den Schiffsrumpf zwischen mich und das Licht manovriert hatte, und druckte den Knopf.

Der Schubs war ganz sanft, und ich fragte mich blitzartig, ob ich nicht in ein noch gro?eres Schlamassel geraten wurde als vermutet. Und dann kam Licht durch Fenster herein, die durch den Schiffsrumpf verdeckt waren, und meine Sorgen hatten ein Ende. Die Federn hatten den Tank von dem beleuchteten Gebiet weggesto?en. Ich sah, wie sich der Bug der „Pugnose“ dunkel vor dem helleren Hintergrund abzeichnete. Der Trennvorgang hatte unser Sinken ganz leicht verlangsamt, das Wrack sank dabei etwas schneller als ich. Na, jetzt war wenigstens etwas wie geplant abgelaufen. Das Wrack wurde als erstes auf dem Boden aufschlagen, und es bestand keine Gefahr mehr, da? ich darunter wie in einer Falle gefangen wurde.

Naturlich hatte ich nicht erwartet zu sehen, da? es richtig aufprallte. Was ich aber zu sehen bekam, als es auf dem Boden auftraf, das hatte ich schon gar nicht erwartet.

Flache Stucke des Meeresbodens sind meist eher weich und schlammig. Man mag es Radiolarschlamm oder Strahlentierchenschlick nennen, es ist jedenfalls Schlamm. In seichtem Gewasser trifft man auf Korallenbanke und Sand und anderes festes Zeug, an Abhangen gar auf soliden Fels.

Dort aber, wo es eben ist, erwartet man eine Mischung zwischen gewohnlichem Schlamm und den oberen Schichten eines stehenden Tumpels. Wenn darauf nun etwas Hartes und Schweres auftrifft, sanft auftrifft, steht

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